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Tod im East End

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
280 Seiten
Deutsch
Dryas Verlagerschienen am04.04.20221. Auflage
London, 1865. Jack Calder, Lehrer an der Greenland's Ragged School im East End, wird erschlagen aufgefunden. Schnell entdecken Inspektor Stockworth und Sergeant Bennett bei den Ermittlungen, dass Calder Verbindungen in die Londoner Unterwelt hatte. Hatte er sich mit den falschen Leuten angelegt? Zeugen sind schwer zu finden. Doch die Ermittler bekommen tatkräftige Unterstützung von Stockworths Ehefrau Charlotte, die einer gefährlichen Spur nachgeht.

Jessica Müller wurde 1976 in München geboren. Den Bachelor of Arts in den Fächern Germanistik und Geschichte erwarb sie 2016 an der Universität zu Köln. Sie ist die Autorin der Krimi-Reihe um Hauptkommissar Hirschberg und schickt nunmehr auch Charlotte von Winterberg und Inspektor Basil Stockworth im viktorianischen London auf Mörderjagd. Jessica Müller lebt in Bonn, wo sie auf Spaziergängen am Rhein immer wieder auf neue Ideen kommt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,50
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR7,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextLondon, 1865. Jack Calder, Lehrer an der Greenland's Ragged School im East End, wird erschlagen aufgefunden. Schnell entdecken Inspektor Stockworth und Sergeant Bennett bei den Ermittlungen, dass Calder Verbindungen in die Londoner Unterwelt hatte. Hatte er sich mit den falschen Leuten angelegt? Zeugen sind schwer zu finden. Doch die Ermittler bekommen tatkräftige Unterstützung von Stockworths Ehefrau Charlotte, die einer gefährlichen Spur nachgeht.

Jessica Müller wurde 1976 in München geboren. Den Bachelor of Arts in den Fächern Germanistik und Geschichte erwarb sie 2016 an der Universität zu Köln. Sie ist die Autorin der Krimi-Reihe um Hauptkommissar Hirschberg und schickt nunmehr auch Charlotte von Winterberg und Inspektor Basil Stockworth im viktorianischen London auf Mörderjagd. Jessica Müller lebt in Bonn, wo sie auf Spaziergängen am Rhein immer wieder auf neue Ideen kommt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783948483814
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum04.04.2022
Auflage1. Auflage
Seiten280 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3380 Kbytes
Artikel-Nr.9164309
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1. Kapitel

Charlotte Stockworth blickte sich um, und ein nie gekanntes Glücksgefühl durchströmte sie. Die junge Frau konnte es noch immer nicht glauben, dass ihr Mann und sie nun endlich in ihren eigenen vier Wänden lebten. Die Renovierungsarbeiten an ihrem Domizil in Mayfair hatten mehr Zeit in Anspruch genommen, als Charlotte gedacht hätte, doch dafür war ihr Heim nun umso gemütlicher. Während das Esszimmer ihrer Schwiegereltern Lord und Lady Stockworth klassisch in Rot gehalten war, hatte Charlotte helleren Farben den Vorzug gegeben. Die jadegrüne Tapete mit Goldmuster und die dazu passenden Vorhänge ließen den Raum erstrahlen, fand sie, und auch ihr Mann Basil war angetan. Stockworth, der als Inspektor bei Scotland Yard tagtäglich mit der dunklen Seite der menschlichen Seele konfrontiert wurde, sollte in ihrem Zuhause zur Ruhe kommen können. Da der Farbe Blau beruhigende Eigenschaften nachgesagt wurden, hatte die Hausherrin darauf bestanden, das gemeinsame Schlafzimmer in genau diesem Farbton zu gestalten. Auf der königsblauen Tapete prangten silberne Blümchen, die abends im Kerzenschein sanft leuchteten. Doch auch der Salon mit der weißen Tapete, auf der sich rote Rosen und Vorhänge im selben kräftigen Farbton befanden, war Charlottes ganzer Stolz. Ihr Start ins Leben mochte holprig gewesen sein, doch nun war ihre Seele nach Hause gekommen, dachte sie dankbar bei sich und nahm einen Schluck Tee.

»Wirst du heute deine Mutter treffen?« Stockworth riss sie aus ihren Gedanken.

»Es sieht ganz danach aus.« Charlotte presste ihre Lippen aufeinander, und sie fühlte sogleich den inneren Widerstand. Von den Entwicklungen der letzten Zeit war sie regelrecht überrumpelt worden.

Noch nicht einmal ein Monat war ins Land gegangen, seit die Wahrheit über ihre Herkunft ans Licht gekommen war: Carl von Winterberg war nicht Charlottes leiblicher Vater. Als ihre Tante, Anna von Krenze, bei ihren Schwiegereltern auf Lord Clarence Hazelton getroffen war, hatte sie das lang gehütete Geheimnis um Charlottes Existenz gelüftet: Obwohl bereits mit Carl von Winterberg verlobt, hatte sich ihre Mutter Hals über Kopf in den englischen Adligen verliebt, der zu Besuch in Berlin gewesen war. Aller Widrigkeiten zum Trotz waren die beiden sich nähergekommen, und Charlotte war das Ergebnis ihrer verbotenen Romanze. Im Gegensatz zu ihr aber hatte Amalie nicht den Mut aufgebracht, alles hinter sich zu lassen und mit dem Mann, den sie liebte, zu fliehen. So waren Amalie und ihre Tochter gezwungen gewesen, ein nahezu unerträgliches Leben an der Seite Carl von Winterbergs zu führen. Bisher hatte Charlotte es nicht über sich bringen können, ihrer Mutter deren verhängnisvolles Handeln zu verzeihen.

Lord Hazelton hatte seine große Liebe nun nach London geholt, und er erhoffte sich einen Neuanfang mit den zwei wichtigsten Frauen in seinem Leben, wie er es formulierte. Außerdem stand die Sicherheit ihrer Mutter auf dem Spiel. Charlottes ehemaliger Verlobter, Heinrich von Burgfeld, den sie mit ihrer Flucht in der vergangenen Silvesternacht gedemütigt hatte, war noch immer auf Vergeltung aus. Und dass ihrer Mutter etwas zustieß, würde Charlotte trotz allem niemals wollen.

»Vielleicht tut es euch beiden gut, gemeinsam mit Anna die Einrichtung von Beauford House zu planen«, sagte Stockworth mit einem verständnisvollen Lächeln. Wie immer wusste er genau, was in seiner Frau vorging. »So könnt ihr euch zunächst auf neutralem Terrain begegnen.«

»Du glaubst, dass wir auf diese Weise unseren Problemen vorerst ausweichen können. Dass wir uns bei der Auswahl der Tapeten und Möbel nicht in die Haare kriegen«, deutete Charlotte seine Worte.

»Früher oder später werdet ihr euch aussprechen müssen«, brachte Stockworth das Unausweichliche zur Sprache. »Aber das muss nicht sofort sein. Wenn man Probleme mit einem Menschen hat, kann es hilfreich sein, eine unbelastete Ebene zu schaffen, auf die man sich zurückziehen kann, sobald es schwierig wird.«

»Seit wann ist mein Mann so weise?« Sie lächelte ihn über den Rand ihrer Teetasse hinweg an.

»Das war er schon immer«, grinste er, bevor er wieder ernst wurde. »Ich weiß, dass es dir schwerfällt, ihr zu begegnen. Und du hast jedes Recht, wütend zu sein«, gestand er ihr zu. »Aber schon Clarence zuliebe solltest du einen Weg finden, euren alten Ballast über Bord zu werfen.«

»Du hast ja recht«, gab Charlotte zu. »Und vielleicht wird das heute ein guter Anfang. Außerdem bin ich wirklich gespannt, welche Pläne Tante Anna für Beauford House hat.« Nachdem das Medium Blanche Beauford vor einigen Wochen ermordet worden war, hatte Charlottes Tante beschlossen, deren Haus zu kaufen und bis auf Weiteres ebenfalls in London zu bleiben. Das in Hampstead gelegene weitläufige Anwesen war beeindruckend. Anna von Krenze plante, es von Grund auf neu einzurichten und zu gestalten. Sie wolle die bösen Geister, die Madame Blanche zu Lebzeiten heraufbeschworen hatte, endgültig vertreiben und den Räumen ihre ganz persönliche Note verleihen.

»Wenn sie einen nur halb so guten Geschmack wie meine Frau hat, dann wird es wunderschön«, prophezeite Stockworth und griff nach Charlottes Hand.

»Es gelingt dir wirklich immer, mich aufzuheitern.« Sie beugte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Und ich werde es schon schaffen, mich mit Mutter auszusprechen«, versicherte sie mehr sich selbst als ihm. »Ich kann ihr schließlich nicht für immer und ewig aus dem Weg gehen.« Bisher war es ihr auf Empfängen und Bällen jedes Mal gelungen, Amalie von Winterberg auszuweichen. Dass es so nicht weitergehen konnte, war Charlotte bewusst.

»Nein, das kannst du nicht«, stimmte Stockworth ihr zu. »Aber es wird alles gut. Du bist die stärkste Frau, die ich kenne, und â¦« Er hielt inne, als das Wiehern von Pferden vor ihrem Haus ins Esszimmer drang.

»Erwartest du jemanden?«, wollte Charlotte wissen. Da sie den ganzen Tag getrennt waren, war ihnen ihr gemeinsames Frühstück heilig. Jedoch wusste die junge Frau auch, dass Verbrecher sich nicht um ihre Gepflogenheiten scherten.

»Nicht, dass ich wüsste.« Ihr Mann zuckte die Schultern und rief, als es einen Moment später klopfte: »Herein!«.

»Verzeihen Sie, Sir. Aber der Sergeant meinte, es sei sehr dringend. Deshalb hielt ich es für das Beste, ihn gleich hereinzuführen.« Barnes, ihr neuer Butler, betrat gefolgt von Sergeant Bennett den Raum. Ein entschuldigender Ausdruck erschien in Barnes braunen Augen. Es war die erste Stelle für den jungen Mann, und noch immer war er ein wenig nervös. Leo Barnes hatte sich auf Empfehlung ihrer Freunde Roisin O Mahoney und Ian Boyle bei ihnen beworben, und die Stockworths schenkten ihm schon aus diesem Grund uneingeschränktes Vertrauen. Neben seinen Pflichten als Butler würde Barnes alles tun, um jegliche Gefahr von ihnen fernzuhalten.

»Ich habe ihm keine Wahl gelassen, Inspektor.« Bennett schenkte dem jungen Mann ein Lächeln. »Wir haben einen neuen Fall.«

»Sie haben völlig richtig gehandelt, Barnes.« Stockworth erhob sich. »Wenn Sergeant Bennett oder ein anderer Polizist uns einen unangemeldeten Besuch abstattet, dann ist es in aller Regel wichtig. Ich danke Ihnen.«

»Soll ich ein weiteres Gedeck bringen lassen, Sir?«, wollte Barnes wissen.

»Ich fürchte, dafür haben wir keine Zeit.« Die Miene des Sergeants verfinsterte sich. »Wir müssen unverzüglich ins East End. In der Greenland s Ragged School ist eine Leiche gefunden worden.«

»Eine Leiche in einer Armenschule?« Charlotte ließ Bennett nicht aus den Augen. »Bitte sagen Sie mir nicht, Sergeant, dass irgendjemand einem Kind etwas angetan hat.« Allein die Vorstellung entsetzte die junge Frau.

»Nein, Mrs Stockworth. Laut Constable Milner, der an den Tatort gerufen wurde, handelt es sich um einen der Lehrer. Sein Name ist Jack Calder, und allem Anschein nach ist er von hinten erschlagen worden. Ich habe Constable White bereits in die Schule geschickt, Inspektor. Ich dachte mir, es ist Ihnen lieber, wenn ein Beamter, dem Sie vertrauen, vor Ort die Stellung hält, bis wir dort eintreffen.«

»Eine exzellente Entscheidung, Sergeant«, lobte Stockworth. »Wir machen uns dann besser sofort auf den Weg. Und wir sollten â¦«

»Dr. Honeywell eine Nachricht zukommen lassen«, vollendete Bennett den Satz. »Auch das ist bereits geschehen, Inspektor.«

»Sehr gut, Sergeant. Sie werden es weit bringen.« Stockworth klopfte ihm anerkennend auf die Schulter, und Charlotte konnte sehen, wie ein Schatten Bennetts Augen einen Moment lang verdüsterte. Er öffnete den Mund, als ob er etwas hätte sagen wollen, entschied sich dann aber dagegen. Irgendetwas schien ihn zu belasten.

»Stimmt etwas nicht?« Auch Stockworth war Bennetts plötzliches Unbehagen offenbar nicht entgangen.

»Es ist alles in Ordnung. Die Kutsche wartet, Inspektor.« Er räusperte sich und wandte sich zum Gehen.

»Ich bin sofort bei Ihnen, Sergeant«, versprach Stockworth und beugte sich zu Charlotte, um ihr einen Kuss zu geben. »Ich versuche, pünktlich zum Dinner hier zu sein, aber â¦«

»Du kannst es nicht versprechen.« Sie strich ihm über die Wange. »Ich weiß. Aber solange du nur gesund und munter zu mir zurückkommst, kümmert es mich nicht, wie spät es wird.«

»Das werde ich. Hab einen schönen Tag. Und grüß deine Tante und deine Mutter von mir.«

Charlotte blickte ihrem Mann nachdenklich hinterher. Wer mochte es wohl auf den Lehrer einer Armenschule abgesehen haben?

*

Stockworth und Sergeant Bennett stiegen vor der Greenland s Ragged School...

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Autor

Jessica Müller wurde 1976 in München geboren. Den Bachelor of Arts in den Fächern Germanistik und Geschichte erwarb sie 2016 an der Universität zu Köln. Sie ist die Autorin der Krimi-Reihe um Hauptkommissar Hirschberg und schickt nunmehr auch Charlotte von Winterberg und Inspektor Basil Stockworth im viktorianischen London auf Mörderjagd. Jessica Müller lebt in Bonn, wo sie auf Spaziergängen am Rhein immer wieder auf neue Ideen kommt.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt