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Der blaue Pomander

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
280 Seiten
Deutsch
Dryas Verlagerschienen am01.03.20201. Auflage
London 1896: Eine berüchtigte Mörderin soll hingerichtet werden. Kurz vor ihrem Tod erzählt sie den Gentlemen vom Sebastian Club von einem antiken Duftbehälter, dem legendäre Heilkräfte nachgesagt werden. Gibt es ihn wirklich? Oder ist der blaue Pomander nur das Hirngespinst einer Geisteskranken? Um der Sache auf den Grund zu gehen, reisen die Ermittler nach Salzburg, ins Kaiserreich Österreich-Ungarn. Sie stellen rasch fest, dass sie auf der Suche nach der Kostbarkeit nicht allein sind, sondern von einem Konkurrenten verfolgt werden, der auch vor Mord nicht zurückschreckt. Als ihnen der geheimnisvolle Unbekannte immer näher kommt, wird die Lage brenzlig.

Geboren und aufgewachsen in Bayern, verließ Sophie Oliver nach dem Abitur ihre Heimat, um zu studieren und die Welt zu erkunden. Sie lebte in Italien und England und durfte in verschiedenen Berufen Erfahrungen sammeln. Mittlerweile ist sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und wohnt mit Familie und Hund auf dem Land. Sophie liebt die bunte Vielfalt, Schräges genauso wie Schönes und vor allem 'all things British'.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,50
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextLondon 1896: Eine berüchtigte Mörderin soll hingerichtet werden. Kurz vor ihrem Tod erzählt sie den Gentlemen vom Sebastian Club von einem antiken Duftbehälter, dem legendäre Heilkräfte nachgesagt werden. Gibt es ihn wirklich? Oder ist der blaue Pomander nur das Hirngespinst einer Geisteskranken? Um der Sache auf den Grund zu gehen, reisen die Ermittler nach Salzburg, ins Kaiserreich Österreich-Ungarn. Sie stellen rasch fest, dass sie auf der Suche nach der Kostbarkeit nicht allein sind, sondern von einem Konkurrenten verfolgt werden, der auch vor Mord nicht zurückschreckt. Als ihnen der geheimnisvolle Unbekannte immer näher kommt, wird die Lage brenzlig.

Geboren und aufgewachsen in Bayern, verließ Sophie Oliver nach dem Abitur ihre Heimat, um zu studieren und die Welt zu erkunden. Sie lebte in Italien und England und durfte in verschiedenen Berufen Erfahrungen sammeln. Mittlerweile ist sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und wohnt mit Familie und Hund auf dem Land. Sophie liebt die bunte Vielfalt, Schräges genauso wie Schönes und vor allem 'all things British'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783948483043
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.03.2020
Auflage1. Auflage
Seiten280 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1924 Kbytes
Artikel-Nr.5104744
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
PROLOG

Kalter Novemberregen prasselte auf das Dach des Hansom Cabs, während sein pitschnasser Kutscher eine Lücke im Verkehr auf der Old Bailey Street nutzte und geschickt an einem überfüllten Wagen der London Central Omnibus Company vorbeimanövrierte.

Der Tag war derart düster, dass die Öllampe des Cabs brannte, obwohl es noch nicht einmal drei Uhr war. Chief Inspector Alwin Woodard hielt sich links und rechts am Sitz fest, wurde aber nichtsdestotrotz ordentlich durchgerüttelt, als sein Fahrer auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster einer entgegenkommenden Kutsche auswich.

Vor ihm schälte sich Stück für Stück die roh behauene Steinfassade des Newgate-Gefängnisses aus dem Nachmittagsgrau. Normalerweise ragte dahinter die Kuppel der St. Paul´s Cathedral in den Himmel, was den Anblick etwas erträglicher machte, heute war sie jedoch wegen des Wetters nicht zu sehen. Die wuchtige und durchweg unansehnliche Optik des Zuchthauses sollte der Abschreckung dienen. Woodard war allerdings davon überzeugt, dass sich kein einziger Verbrecher jemals von einer Untat hatte abhalten lassen, bloß weil das Gebäude, in dem er deswegen eingesperrt wurde, unschön war. Wahrscheinlich hatte Justitia aus ebendiesem Grund zugelassen, dass sich Newgate zu einem Ort entwickelt hatte, der an Elend und Grauen nur von wenigen Einrichtungen im Königreich übertroffen wurde. Bedlam mochte noch schlimmer sein, Newgate lag dicht dahinter.

Ein Wächter begrüßte den Inspektor höflich und ließ ihn durch die schwer gesicherte Tür ins Innere der Haftanstalt. Sie durchquerten die sogenannte Galerie, einen lang gezogenen, dreistöckigen Trakt voller Tristesse, der aus Treppen und Stahl bestand. Licht fiel durch ein spitz zulaufendes Glasdach ein, dessen scheibentragende Metallstreben ein Spiegelbild der umlaufenden Geländer waren. Unzählige Türen lagen auf den einzelnen Etagen nebeneinander, sie führten zu den Zellen der Gefangenen. Seit der Gebäuderenovierung vor etwa vierzig Jahren war man dazu übergegangen, die Insassen in Einzelzellen unterzubringen, um Krankheiten und Ungeziefer besser kontrollieren zu können. Und natürlich, um die Haftbedingungen zu verbessern. Aber Woodard kannte die Arrestzellen, sie waren nach wie vor armselig. Er zog die Nase kraus. Es stank. Ein vornehmeres Wort für die Mischung aus ungewaschenen Menschen, schlechtem Essen und Verzweiflung fiel ihm nicht ein. Wenigstens ist es hier drin trocken, dachte er. Allerdings änderte sich das gleich darauf wieder, nämlich als der Wächter eine weitere Tür mit Metallbeschlägen aufschloss und ihm bedeutete, auf den Frauen-Gefängnishof hinauszutreten, ein ödes gepflastertes Rechteck, das mittels einer hohen Mauer vom Hof der Männer abgetrennt wurde. Messerscharfe Eisenspitzen saßen in dichtem Abstand obenauf wie Bajonette einer Armee.

Schwere Tropfen prasselten auf Woodard hernieder, drangen durch Hut und Mantel und ließen ihn erschaudern. Sein Ziel war die Visiting Box, ein kleines Kabuff, in dem die weiblichen Gefangenen Besucher empfangen konnten.

»Box« war der korrekte Ausdruck für den Verschlag, eine an die Hauswand gesetzte Metallstangenzelle mit Dach. Durch die offenen Wände trieb der Wind schonungslos Regen herein, der Kommissar fröstelte noch mehr und versicherte sich, dass sein Tweedmantel auch wirklich bis obenhin geschlossen war.

Nachdem der Wärter die Tür zum Hof verriegelt hatte, wurde der zweite Zugang an der Granitwand geöffnet, und heraus trat ein weiterer Gefängnismitarbeiter, zusammen mit einer grauhaarigen Frau in Handschellen. Ihre verkniffenen, zu Strichen ausgedünnten Lippen waren umrahmt von Falten, die senkrecht zu einer dominanten Nase liefen. Tief liegende Augen mit Tränensäcken darunter vervollständigten den verbitterten Eindruck. Chief Inspector Woodard hatte in seiner langen Karriere abscheuliche Verbrechen gesehen und war Tätern begegnet, deren Grausamkeit manchem Polizisten Albträume beschert hätte. Das alles steckte er gut weg, wohl auch wegen der häuslichen Fürsorge von Mrs Woodard. Amelia Dyer hingegen, die kleine Frau um die sechzig, die mehr wie ein verhärmtes Mütterchen als eine Massenmörderin wirkte, erweckte in ihm nie gekanntes Grauen. Nur widerstrebend war er der Anordnung seines Vorgesetzten gefolgt, Mrs Dyer in Newgate aufzusuchen, denn anscheinend wollte die Alte noch etwas loswerden, bevor man sie am Galgen aufknüpfte.

»Sie ist überführt und zum Tode verurteilt. Weshalb ihr überhaupt weiteres Gehör schenken?«, hatte sich Woodard bei den Kollegen beschwert. Er kannte die Antwort. Dyer war eine Kindsmörderin, hatte Baby Farming in großem Stil betrieben, unzählige Pflegekinder aufgenommen, sie auf grausamste Weise getötet und entsorgt wie Abfall. Die Metropolitan Police wollte konkret wissen, wie viele. Nachweisen konnte man ihr nur wenige Morde, doch das reichte für den Galgen. In Woodards Augen war Dyer Abschaum, und je rascher man sie hängte, desto besser. Wem sollte es nützen, ein paar weitere Opfernamen aus ihr herauszukitzeln? Frauen hatten ihre ungewollten Babys bei ihr abgegeben, anstatt ihnen Mütter zu sein. Sie hatten das Recht verwirkt, sich über deren Schicksal zu entrüsten. Angemessener wäre es, der Mörderin keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken, sondern sie schnellstmöglich zu exekutieren. Wobei der Galgen für sie noch zu milde war.

Woodard musste sich zur Räson rufen. Er wollte einen souveränen Eindruck vermitteln. Langsam zählte er im Geiste bis zehn, räusperte sich und nickte der Gefangenen knapp zu, um sie zum Sprechen aufzufordern.

Sie musterte ihn mit gerunzelter Stirn, die dunklen Augen stechend, dann spuckte sie vor Woodard aus, drehte sich zu ihrem Wärter um und herrschte ihn an: »Das ist nicht der Richtige! Warum schicken Sie mir einen Copper? Danach habe ich nicht verlangt, mit dem rede ich nicht.«

»Mein Name ist Chief Inspector Woodard. Meine Anwesenheit wird wohl für einen alten Galgenvogel wie dich reichen«, polterte er.

Ein meckerndes Lachen war die Antwort. »Geh nach Hause, du Schreibtischhengst, das hier is ´ne Nummer zu groß für dich.«

Sie stammte aus Bristol und redete mit starkem Akzent. Bisher hatte er jene Sprechweise mit den rollenden »r«s, runden »o«s und verschluckten Endungen gemocht, erinnerte sie ihn stets an angenehme Aufenthalte im West Country mit Mrs Woodard, doch von nun an würde sie für ihn einen schalen Beigeschmack haben.

»Soll mir recht sein.« Er gab dem Wärter einen Wink. »Sperren Sie sie wieder weg.« Den Kragen hochschlagend wandte er sich zum Gehen. Auch ohne hinzusehen verriet ihm das Rasseln der Handschellenkette, dass Dyer abgeführt wurde.

»Es waren ganz schön viele«, hörte er ihre für eine Frau reichlich tiefe Stimme hinter sich.

Langsam drehte er sich um und begegnete erneut dem mitleidslosen Blick, der sich jahrelang am Leid Unschuldiger ergötzt hatte. »Es waren ganz schön viele armselige Bälger, die ich in Engel verwandelt habe und die es nun besser haben als bei ihren Hurenmüttern, die sie nicht behalten wollten. Deshalb bist du doch hier, oder? Weil du rausfinden musst, wie viele genau? Aber ich werde dir Anzahl und Namen nicht sagen, Bursche.«

»Möchtest du nicht dein Gewissen erleichtern, bevor du vor deinen Schöpfer trittst?« Er spulte die abgedroschene Phrase ab, von der er wusste, dass sie bei ihr auf taube Ohren stoßen würde. Weil er nicht mit ihr diskutieren wollte, sondern fort aus ihrer bedrückenden Gegenwart. Tatsächlich würdigte sie die Banalität keines Kommentars.

»Ich will Brown.«

»Wie bitte?«

»Professor Aristotle Brown vom Sebastian Club. Ihm werde ich erzählen, wie viele Kinder ich getötet habe und wie sie hießen. Ihm und niemandem sonst. Unser Gespräch ist beendet.«

Auf ein Nicken von Woodard hin wurde die Tür zum Gebäude geöffnet und Amelia Dyer abgeführt. Erst als von innen hörbar verriegelt worden war, durfte er die Visiting Box verlassen und ebenso Newgate auf schnellstem Wege, einen bitteren Geschmack auf der Zunge, als hätte er Gestank mit offenem Mund eingeatmet.

Er musste nicht mit seinen Oberen Rücksprache halten, die Anweisung war eindeutig gewesen. Finden Sie heraus, wie viele arme Seelchen auf das Konto der Kindsmörderin gehen, die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, es zu erfahren. Das sind wir den Bürgern unseres Landes schuldig. Nun ja, wenn es dafür des Sebastian Club bedurfte und er selbst dieser widerlichen Irren nie wieder unter die Augen treten musste, sollte das für ihn in Ordnung sein.

Durch den strömenden Regen ging es zurück ins Zentrum von London, an den Berkeley Square. Als die Kutsche vor dem vornehmen Stadthaus mit der schwarz lackierten Tür und dem dezenten Messingschild hielt, fiel Woodard ein, dass er zwar schon oft am Sebastian Club vorbeigegangen war, jedoch...
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Geboren und aufgewachsen in Bayern, verließ Sophie Oliver nach dem Abitur ihre Heimat, um zu studieren und die Welt zu erkunden. Sie lebte in Italien und England und durfte in verschiedenen Berufen Erfahrungen sammeln. Mittlerweile ist sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und wohnt mit Familie und Hund auf dem Land. Sophie liebt die bunte Vielfalt, Schräges genauso wie Schönes und vor allem "all things British".