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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am30.11.20221. Auflage
Marilynne Robinson ist eine der großen Stimmen Amerikas. Die mit dem Pulitzer Prize ausgezeichnete Autorin stellt in ihrem neuen Roman »Jack« unnachahmlich die schwierige Balance von Liebe und Vergebung, den Auswirkungen von Rassismus und Verrat vor - ein hochaktuelles Thema in einem leuchtenden Zeitkristall. Jack ist der verlorene Sohn einer weißen Familie. Sein Vater ist Priester, aber er ein obdachloser Herumtreiber und charmanter Vortänzer in schäbigen Dancehalls. Ihn bindet eine zärtlich tragische Beziehung an Della, einer Schwarzen Lehrerin - ein Tabubruch in den USA der fünfziger Jahre, der ihr Leben aus den Angeln hebt. Roman für Roman folgt Marilynne Robinson in ihrer Tetralogie den verzweigten Lebensläufen der Menschen in Gilead, einer kleinen Stadt im Mittleren Westen. Wie in einem Brennglas erfasst sie auf subtile und stille Art die Geschichte Amerikas.  »Alles, was Du verlierst, schreibt Robinson, gibt dir die Sehnsucht wieder, und auf diese eigensinnige, stille Weise gestaltet sie eine schöne und geheimnisvolle Welt.« Judith Hermann, Literaturspiegel, über »Lila« »Die Welt könnte mehr solcher Bücher gebrauchen.« Kathryn Schwille, The Atlanta Journal

Marilynne Robinson ist eine der großen Stimmen Amerikas. Für ihre Romane hat sie fast jeden Literaturpreis der USA gewonnen für »Gilead«, den Auftakt ihrer berühmten Trilogie, sogar gleichzeitig den Pulitzer Prize und den National Book Critics Circle Award. Es folgten »Zuhause« und »Lila«. Seit Präsident Obama im Wahlkampf durch Iowa kam und ihre Bücher las, stehen sie ständig in Kontakt, und Obama interviewte sie für die »New York Review of Books«. 2016 wurde ihr für ihr Lebenswerk der »Library of Congress Prize for American Fiction« zugesprochen. Robinson ist 1943 geboren und lebt heute in Iowa.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR26,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR22,99

Produkt

KlappentextMarilynne Robinson ist eine der großen Stimmen Amerikas. Die mit dem Pulitzer Prize ausgezeichnete Autorin stellt in ihrem neuen Roman »Jack« unnachahmlich die schwierige Balance von Liebe und Vergebung, den Auswirkungen von Rassismus und Verrat vor - ein hochaktuelles Thema in einem leuchtenden Zeitkristall. Jack ist der verlorene Sohn einer weißen Familie. Sein Vater ist Priester, aber er ein obdachloser Herumtreiber und charmanter Vortänzer in schäbigen Dancehalls. Ihn bindet eine zärtlich tragische Beziehung an Della, einer Schwarzen Lehrerin - ein Tabubruch in den USA der fünfziger Jahre, der ihr Leben aus den Angeln hebt. Roman für Roman folgt Marilynne Robinson in ihrer Tetralogie den verzweigten Lebensläufen der Menschen in Gilead, einer kleinen Stadt im Mittleren Westen. Wie in einem Brennglas erfasst sie auf subtile und stille Art die Geschichte Amerikas.  »Alles, was Du verlierst, schreibt Robinson, gibt dir die Sehnsucht wieder, und auf diese eigensinnige, stille Weise gestaltet sie eine schöne und geheimnisvolle Welt.« Judith Hermann, Literaturspiegel, über »Lila« »Die Welt könnte mehr solcher Bücher gebrauchen.« Kathryn Schwille, The Atlanta Journal

Marilynne Robinson ist eine der großen Stimmen Amerikas. Für ihre Romane hat sie fast jeden Literaturpreis der USA gewonnen für »Gilead«, den Auftakt ihrer berühmten Trilogie, sogar gleichzeitig den Pulitzer Prize und den National Book Critics Circle Award. Es folgten »Zuhause« und »Lila«. Seit Präsident Obama im Wahlkampf durch Iowa kam und ihre Bücher las, stehen sie ständig in Kontakt, und Obama interviewte sie für die »New York Review of Books«. 2016 wurde ihr für ihr Lebenswerk der »Library of Congress Prize for American Fiction« zugesprochen. Robinson ist 1943 geboren und lebt heute in Iowa.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104914664
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum30.11.2022
Auflage1. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3446 Kbytes
Artikel-Nr.9165717
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Er ging fast neben oder vielmehr schräg hinter ihr her. Sie sah sich nicht um. Sie sagte: »Mit Ihnen rede ich nicht.«

»Das verstehe ich nur zu gut.«

»Wenn das so wäre, würden Sie mir nicht nachgehen.«

Er sagte: »Wenn einer eine Frau zum Essen ausführt, hat er sie auch nach Hause zu bringen.«

»Nein, hat er nicht. Nicht, wenn sie ihn auffordert, zu verschwinden und sie in Ruhe zu lassen.«

»Für die Umgangsformen, die man mir beigebracht hat, kann ich nichts«, sagte er. Doch er wechselte die Straßenseite und ging drüben auf ihrer Höhe weiter. An der letzten Straßenecke kehrte er auf ihre Seite zurück. Er sagte: »Ich muss mich entschuldigen.«

»Interessiert mich nicht. Und Ihre Erklärungen können Sie sich sparen.«

»Vielen Dank. Ich würde es nämlich nur ungern erklären müssen. Wenn es recht ist.«

»Nichts ist recht. Von recht kann gar nicht die Rede sein.« Und doch war ihr Ton milde.

»Das verstehe ich natürlich. Aber ich kann mich nicht ganz damit abfinden.«

Sie sagte: »Noch nie hat mich jemand in eine derart peinliche Lage gebracht. In meinem ganzen Leben nicht.«

Er sagte: »Nun, Sie kennen mich ja auch noch nicht lange.«

Sie blieb stehen. »Ach, Sie finden das witzig. Sie finden das zum Lachen.«

Er sagte: »Ja, in der Hinsicht bin ich etwas anfällig. Mich reizt oft das Falsche zum Lachen. Ich glaube, das habe ich schon mal erwähnt.«

»Und wo kommen Sie eigentlich so plötzlich her? Ich gehe hier arglos entlang, und da sind Sie wieder.«

»Ja. Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe.«

»Haben Sie nicht. Ich wusste, dass Sie das sind. Nicht einmal Diebe schleichen so. Sie haben wohl hinter einem Baum gelauert? Sie mit Ihren albernen Spielchen.«

»Nun«, sagte er. »Jedenfalls habe ich Sie sicher heimgeleitet.« Er holte seine Geldbörse hervor und entnahm ihr einen Fünfdollarschein.

»Was soll das jetzt wieder! Sie stecken mir hier vor meiner Haustür Geld zu? Was sollen die Leute denken? Sie wollen mich zugrunde richten!«

Er steckte Geld und Börse schnell wieder weg. »Wie dumm von mir. Ich wollte Ihnen nur zeigen, dass ich nicht vorhatte, die Zeche zu prellen. Denn das glauben Sie doch sicher von mir. Aber ich hatte das Geld, verstehen Sie. Darum ging es mir.«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich musste sämtliche Münzen aus meiner Handtasche zusammenkratzen, um die Koteletts bezahlen zu können - die wir nicht einmal gegessen haben. Und bin dem Mann trotzdem zwanzig Cent schuldig.«

»Ich werde Ihnen das Geld zukommen lassen. Diskret. In einem Buch vielleicht. Ich habe ja noch Ihre Bücher.« Er sagte: »Ich finde, es war ein sehr schöner Abend, mal abgesehen vom Ausgang. Von drei Stunden nur eine unerfreulich. Dazu ein bescheidener Privatkredit, zeitnah abbezahlt. Morgen vielleicht schon.«

Sie sagte: »Sie erwarten wohl, dass ich mir das mit Ihnen weiter gefallen lasse!«

»Nicht unbedingt. Das tun die wenigsten. Ich werde es Ihnen nicht verübeln. Ich weiß ja, wie es ist.« Er sagte: »Ihre Stimme bleibt selbst im Zorn milde. Das ist ungewöhnlich.«

»Vermutlich, weil zu den Umgangsformen, die man mir beigebracht hat, nicht gehört, mich auf offener Straße zu streiten.«

»Ich meinte anders milde .« Er sagte: »Ich habe noch Zeit. Wenn Sie das weniger öffentlich erörtern wollen.«

»Haben Sie sich etwa gerade selbst eingeladen? Es gibt nichts zu erörtern. Gehen Sie heim oder wohin Sie auch gehen. Ich habe genug, was immer das hier ist. Sie bringen nur Ärger.«

Er nickte. »Das habe ich nie bestritten. Oder nur selten.«

»Das stimmt.«

Sie standen eine volle Minute einfach da.

Er sagte: »Ich hatte mich auf diesen Abend sehr gefreut. Ich sehe ihn ungern enden.«

»Obwohl ich auf Sie so wütend bin.«

Er nickte. »Gerade deshalb kann ich mich nicht ganz losreißen. Ich werde Sie nicht wiedersehen. Aber noch sind Sie da -«

Sie sagte: »Ich hätte nie gedacht, dass Sie mich in eine derart peinliche Lage bringen könnten. Undenkbar.«

»Glauben Sie mir, es schien mir in dem Moment das Beste.«

»Ich hielt Sie für einen Gentleman. Weitgehend jedenfalls.«

»Das bin ich auch oft. Meistens. Durch und durch sogar meist.«

»Nun, wir sind da. Sie können jetzt gehen.«

»Das stimmt. Das werde ich. Es fällt mir nur ein bisschen schwer. Gönnen Sie mir noch ein paar Minuten. Wenn Sie reingehen, werde ich wahrscheinlich verschwinden.«

»Sobald hier Weiße auftauchen, sind Sie doch wieder weg wie der Blitz.«

Er wich einen Schritt zurück. »Bitte? Sie glauben, es lag daran?«

»Ich habe sie doch gesehen, Jack. Die Männer. Ich bin nicht blind. Und ich bin nicht blöd.«

Er sagte: »Ich weiß nicht, warum Sie überhaupt mit mir reden.«

»Das wüsste ich selbst gern.«

»Die beiden wollten Schulden eintreiben. Und sie gehen dabei nicht eben zimperlich vor. Ich kann solche Händel nicht riskieren, wissen Sie. Das letzte Mal haben sie mir um ein Haar dreißig Tage aufgebrummt. Das wäre Ihnen womöglich noch peinlicher gewesen.«

»Sie sind wirklich unglaublich!«

»Mag sein«, sagte er, »aber ich bin kein ... ich bin sehr froh, dass Sie mir das gesagt haben. Sonst hätte ich den Eindruck hinterlassen ... ich würde keineswegs wollen, dass Sie -«

»Was tatsächlich los war, ist ja auch nicht besser, wissen Sie. Ehrlich gesagt -«

»Doch, ist es. Natürlich ist es das.«

»Und jetzt soll ich Ihnen wohl vergeben, weil das, was Sie getan haben, nicht das denkbar Schlimmste war, zu dem Sie fähig sind.«

»So könnte man es doch sehen, oder? Mir ist jedenfalls wohler, wo wir das geklärt haben. Stellen Sie sich vor, was gewesen wäre, wenn ich vor zehn Minuten abgezogen wäre. Dann hätte ich Sie tatsächlich nie wiedergesehen.«

»Wer sagt denn, dass Sie das werden?«

Er nickte. »Ich für meinen Teil glaube, dass die Chancen jetzt besser stehen.«

»Sofern ich bereit wäre, Ihnen zu glauben, vielleicht. Vielleicht nicht.«

»Sie sollten mir unbedingt glauben«, sagte er. »Was ist schon dabei? Sie können sich ja weiterhin verleugnen lassen, wenn ich mich melde. Meine Briefe zurückschicken. Es würde sich nichts ändern. Abgesehen davon, dass Sie nicht gar so schlecht von ein paar wenigen der vielen in den letzten Wochen zugebrachten Stunden denken müssten. Dem herrlichen Abend, den wir miteinander verbringen wollten. Den wenigstens könnten Sie mir vergeben.«

»Mir selbst vergeben«, sagte sie. »Dass ich so dumm war.«

»So könnten Sie es natürlich auch betrachten.«

Sie wandte sich ihm ganz zu. »Lachen Sie nicht, über nichts von alledem, jemals«, sagte sie. »Denn das wollen Sie, scheint mir. Und glauben Sie ja nicht, Sie könnten etwas schönreden, daraus wird nichts.«

»Wird nie was. Ich weiß es nur zu gut. Immer kommt es zu einer spontanen chemischen Reaktion. Beim Kontakt von Jack Boughton mit ... der Luft. Wie Phosphor, verstehen Sie. Ohne Stichflamme allerdings. Eher wie leuchtendes Holz. Ein Hof rosig erhitzter Beschämung um ganz gewöhnliche Dinge. Unübersehbar. Entropie müsste eigentlich einen Nimbus haben -«

»Ach, seien Sie doch still«, sagte sie.

»Das sind die Nerven.«

»Das weiß ich.«

»Einfach nicht weiter beachten.«

»Sie brechen mir das Herz.«

Er lachte. »Ich will doch nur, dass Sie bleiben und mir noch ein Weilchen zuhören. Ich will Ihnen ganz bestimmt nicht das Herz brechen.«

»Ich glaube, Sie sehen sich wirklich so. Ein Jammer. Mir ist noch nie ein Weißer untergekommen, der so wenig davon hatte, weiß zu sein.«

»Es ist aber doch gelegentlich hilfreich, selbst für mich. Man nimmt an, ich wüsste, wie viele Blasen in einem Stück Seife stecken. Ich kann mich brüsten, aus sehr windigen Burschen Würdenträger gemacht zu haben. Ich -«

»Schluss«, sagte sie. »Schluss damit. Ich muss am Montag über die Unabhängigkeitserklärung sprechen. Daran ist nichts zum Lachen.«

»Stimmt. Nicht das Geringste.« Er sagte: »Ich werde jetzt tatsächlich etwas sagen, was der Wahrheit entspricht, Miss Della. Hören Sie also gut zu. Das gibt es nicht alle Tage.« Dann sagte er: »Es wäre lachhaft, wenn sich die Tochter eines Geistlichen, eine Highschool-Lehrerin, eine junge Frau auf dem besten Wege in eine glänzende Zukunft mit einem chronischen und unverbesserlichen Herumtreiber abgeben wollte, einem Penner. Ich werde Ihnen daher nicht länger zur Last fallen. Sie werden mich nicht wiedersehen.« Er wandte sich zum Gehen.

Sie musterte ihn. »Sie sagen Lebwohl? Ach, Sie dürfen das! Ich schicke Sie fort, und Sie halten mich hier trotzdem mit Ihrem Unsinn so lange fest, dass ich das fast schon wieder vergessen habe.«

»Tut mir leid«, sagte er. »Sie haben ja recht. Aber ich wollte Gentleman sein. Sofern überhaupt ein Gentleman in meiner Lage vorstellbar ist. Ich kann Sie leicht zugrunde richten, Ihnen aber niemals guttun. Das versteht sich. Ich sage Lebwohl, damit Sie den Ernst der Lage begreifen. Ich gebe Ihnen ein Versprechen, und ich werde es halten. Sie werden staunen.«

Sie sagte: »Die Bücher, die Sie geliehen haben.«

»Sie werden morgen auf Ihrer Veranda liegen. Oder jedenfalls bald. Zusammen mit dem Geld, das ich Ihnen schulde.«

»Ich will sie nicht wiederhaben. Oder nein, vielleicht doch. Vermutlich haben Sie hineingekritzelt.«

»Nur mit Bleistift. Ich radiere alles aus.«

»Nein, lassen Sie nur. Ich mach das schon.«

»Ja, das hat bestimmt einen gewissen Reiz.«

»Nun«, sagte sie. »Ich habe Lebwohl gesagt. Sie haben Lebwohl gesagt. Gehen...
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Marilynne Robinson ist eine der großen Stimmen Amerikas. Für ihre Romane hat sie fast jeden Literaturpreis der USA gewonnen für »Gilead«, den Auftakt ihrer berühmten Trilogie, sogar gleichzeitig den Pulitzer Prize und den National Book Critics Circle Award. Es folgten »Zuhause« und »Lila«. Seit Präsident Obama im Wahlkampf durch Iowa kam und ihre Bücher las, stehen sie ständig in Kontakt, und Obama interviewte sie für die »New York Review of Books«. 2016 wurde ihr für ihr Lebenswerk der »Library of Congress Prize for American Fiction« zugesprochen. Robinson ist 1943 geboren und lebt heute in Iowa.Uda Strätling lebt in Hamburg und hat u. a. Emily Dickinson, Henry David Thoreau, Sam Shepard, John Edgar Wideman, Aldous Huxley und Marilynne Robinson übersetzt.