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Das Schlaflabor

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
381 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am28.10.20221. Aufl. 2022
Tom Sonnborn hat alles versucht, um seine Schlafstörungen loszuwerden - ohne Erfolg. Als er von einem Schlaflabor in den Schweizer Alpen hört, das auf eine neuartige Therapieform setzt, schöpft er neue Hoffnung. Und tatsächlich: Bereits kurz nach seiner Ankunft in der Klinik schläft Tom so gut wie lange nicht mehr. Auch zuhause wird er zum regelrechten Langschläfer. Er ist überglücklich - bis er eines Morgens blutverschmiert aufwacht und die Polizei ihn verdächtigt, einen Mord begangen zu haben. Tom kann sich nicht erinnern und zweifelt plötzlich: Schläft er nachts wirklich? Schlafwandelt er etwa? Noch ahnt er nicht, dass die Wahrheit düsterer ist als jeder Albtraum.


Marc Meller ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors von Film- und Fernsehdrehbüchern, Kriminalromanen und Thrillern. Eigentlich ist Marc ein guter Schläfer - wenn er nicht gerade an seinem nächsten Buch arbeitet und die Nacht zum Tag werden lässt. Er lebt, schreibt und schläft in Köln.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextTom Sonnborn hat alles versucht, um seine Schlafstörungen loszuwerden - ohne Erfolg. Als er von einem Schlaflabor in den Schweizer Alpen hört, das auf eine neuartige Therapieform setzt, schöpft er neue Hoffnung. Und tatsächlich: Bereits kurz nach seiner Ankunft in der Klinik schläft Tom so gut wie lange nicht mehr. Auch zuhause wird er zum regelrechten Langschläfer. Er ist überglücklich - bis er eines Morgens blutverschmiert aufwacht und die Polizei ihn verdächtigt, einen Mord begangen zu haben. Tom kann sich nicht erinnern und zweifelt plötzlich: Schläft er nachts wirklich? Schlafwandelt er etwa? Noch ahnt er nicht, dass die Wahrheit düsterer ist als jeder Albtraum.


Marc Meller ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors von Film- und Fernsehdrehbüchern, Kriminalromanen und Thrillern. Eigentlich ist Marc ein guter Schläfer - wenn er nicht gerade an seinem nächsten Buch arbeitet und die Nacht zum Tag werden lässt. Er lebt, schreibt und schläft in Köln.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751721035
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum28.10.2022
Auflage1. Aufl. 2022
Seiten381 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5056 Kbytes
Artikel-Nr.9167610
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


MYRIAM * 13.9.1992
Früh am Tag oder mitten in der Nacht, alles eine Frage der Perspektive - so wie ein Glas Wasser halbvoll oder halbleer sein konnte. Für Myriam war es mitten in der Nacht. Ihr Blick ging hinauf zu den Sternen, die ausgedünnt vom Licht der Großstadt wenig zahlreich am Firmament erschienen. Am Strand von Kreta, wo sie vor einem Jahr noch im Urlaub war, wurde die Unendlichkeit des Weltalls sichtbar. Dort hinterließen einige Sternschnuppen ihre Spur am Nachthimmel. Mehr, als Myriam Wünsche gehabt hätte. Jetzt hatte sie nur einen Wunsch, aber da war keine einzige Sternschnuppe.

Gelangweilt trottete sie in Richtung der Kranhäuser. Die Architekten hatten sich von alten Verladekränen inspirieren lassen, wie es sie früher am Rheinauhafen zuhauf gegeben hatte. Daher rührte der Name dieses modernen Gebäudekomplexes. Hier zu wohnen war kostspielig, das wusste Myriam, weil sie einmal in einem der oberen Stockwerke eine Nacht verbracht hatte. Ihr Blick wanderte an der Fassade hinauf bis zur fünfzehnten Etage. Hinter den Fenstern war es dunkel, ein Stockwerk darüber brannte noch Licht. Es gab also noch mehr Leute, die nicht schliefen. Vielleicht nicht schlafen konnten, so wie sie.

Früher, als Studentin, hatte Myriam gerne die Nacht zum Tag gemacht. Freiwillig. Heute war es was anderes, sie litt an Insomnie. Schlaflosigkeit. Es wollte einfach nicht klappen. Wenn sie todmüde war, fielen ihr kurz die Augen zu, aber das wohlige Gefühl, wenn man die Grenze des Bewusstseins überschritt und in den Schlaf hinüberdämmerte, dieses schöne Gefühl hielt nur kurz an und dann: war sie wieder hellwach. Angefangen hatte es kurz vor ihrem zweiten Staatsexamen. Die Erklärung dafür, logisch: der Stress. Dann war die Prüfung bestanden, ein Examen mit Prädikat, aber die Insomnie hielt an. Zwei, drei Stunden Schlaf pro Nacht, mehr war nicht drin. Myriam hatte sofort nach dem Studium ein gutes Angebot von einer renommierten Kanzlei angenommen. Und gleich danach hatten die Ärzte wieder simple Diagnosen für die Insomnie: der neue Job. Der Stress. Versagensängste. Erklärungen von Seiten der Experten gab es schon immer genug. Lösungen? Fehlanzeige. Aber mit dem Stress war es schnell vorbei gewesen. Nach nur drei Monaten hatte man ihr gekündigt, weil sie stets verschlafen und unkonzentriert wirkte, antriebslos. Sie konnte es ihrem Chef nicht mal verübeln, er hatte schließlich Verantwortung für seine Kanzlei und die anderen Mitarbeiter.

Der Rheinboulevard war um diese Uhrzeit wie leergefegt, kaum jemand unterwegs. Von Zeit zu Zeit kamen Myriam ein paar Nachtschwärmer entgegen oder Leute, die mit ihren Hunden Gassi gingen. Vielleicht sollte sie sich auch einen zulegen, dachte sie. Dann wäre sie wenigstens nicht allein unterwegs. Aber sie wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Womöglich würde sie in eine kleinere Wohnung umziehen müssen. Vielleicht war es falsch gewesen, sich auf den ersten Job und das sichere Einkommen zu verlassen. Hinterher war man immer schlauer.

Ihre letzten Ersparnisse hatte sie in den Besuch einer Privatklinik investiert. Ein Schlaflabor in der Schweiz. Dort konnte sie schlafen wie ein Murmeltier. Kaum war sie zurück in Köln, verkürzten sich die Stunden der Erholung, das Einschlafen dauerte immer länger, die Schlafphase wurde immer kürzer. Mittlerweile war Myriam wieder bei drei Stunden pro Nacht angekommen. Man hatte ihr gesagt, dass die Therapie nicht bei jedem Patienten sofort anschlüge. Für einen zweiten Versuch fehlte ihr das Geld - und der Glaube, dass es irgendwann besser werden könnte. Gedanken an die Zukunft konnte Myriam sich nicht leisten, jedes Mal schossen ihr Tränen in die Augen. In einer Woche war ihr dreißigster Geburtstag. So wie im Moment konnte es nicht weitergehen. Unmöglich.

Mit jedem Schritt, den sie über den Rheinboulevard flanierte, verging ein wenig Zeit. Sie musste spontan gähnen, ein gutes Zeichen. Vielleicht würde es diesmal klappen. Myriam sah auf die Uhr, halb drei. Sie sollte noch mindestens eine halbe Stunde aushalten, das hatte die Erfahrung gezeigt. Vielleicht wären dann mal mehr als drei Stunden Schlaf drin. Dreieinhalb, vier oder sogar fünf. Zu Beginn hatten die Ärzte ihr Hoffnungen gemacht. Nach der zweiten Schlaftherapie klang alles schon etwas verhaltener. Myriam hatte Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe aufgenommen. Das Gefühl, nicht allein zu sein mit ihrem Problem, half nicht dabei, in den Schlaf zu finden, aber sie hatte wenigstens ein paar Leidensgenossen, mit denen sie telefonieren konnte.

Vor ihr, noch etwa fünfzig Meter entfernt, sah sie einen Mann, der über den Rheinboulevard schlenderte. In der rechten Hand hielt er eine Hundeleine. Myriam taxierte ihn, als er unter einer Laterne entlangschritt und Licht auf sein Gesicht fiel. Er trug eine Brille und hatte einen dunklen Vollbart. Dann tauchte sein Gesicht wieder ins Halbdunkel der Nacht ab. Myriam blickte sich um, wo war sein Hund? Als ob der Mann sich dieselbe Frage stellte, wanderte sein Blick umher. Dann blieb der Mann stehen, wodurch sich der Abstand mit jedem von Myriams Schritten verringerte. Ihre Hand glitt instinktiv in die Manteltasche, sie ertastete das Pfefferspray. Auch wenn der Mann nicht den Eindruck machte, dass von ihm eine Gefahr ausging, die Sprühflasche gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Der Boulevard war breit genug, um mit Abstand an ihm vorbeizugehen. Er schien immer noch Ausschau nach seinem Hund zu halten, pfiff einmal laut.

»Lucius«, rief er in Richtung der Häuserschlucht.

Was für ein blöder Name für einen Hund, dachte Myriam, als sie an dem Mann vorbeischritt und aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Im selben Moment traf sie ein harter Gegenstand an der Stirn, über dem linken Auge. Myriam riss instinktiv ihre linke Hand hoch, um sie schützend vor das Auge zu halten, ihre rechte Hand mit dem Pfefferspray fuhr aus der Tasche. Aber Myriam konnte vor Schmerz und Tränen nicht richtig sehen. Sie spürte die Feuchtigkeit in ihrem Gesicht, schmeckte das Blut, das ihr auch ins Auge rann. Mit dem Pfefferspray zielte sie in die Richtung, wo sie den Angreifer vermutete, und verteilte das Aerosol. Da spürte sie seine Hand, die zupackte, ihr den Arm verdrehte, ihren Zeigefinger auf die Düse drückte und den Strahl des Pfeffersprays gegen sie selbst richtete. Ihr ganzes Gesicht fing an zu brennen, die Augen, die Haut. Sie ließ ihre einzige Waffe fallen. Der Schmerz im Handgelenk zwang Myriam, in die Richtung zu gehen, in die der Mann sie nun manövrierte: weg vom Ufer, von den Laternen, in die Dunkelheit. Myriam wollte losschreien, doch da traf sie ein Faustschlag in die Seite. Ihr blieb die Luft weg, sie sackte auf die Knie. Das Kopfsteinpflaster war hart, und der Schmerz schoss ihr durch die Beine. Sie schnappte nach Luft. Der Mann schien genau zu wissen, was er tat, machte so etwas nicht zum ersten Mal. Er riss ihr den Mantel über die Schultern, sodass sie kaum ihre Arme bewegen konnte, dann durchsuchte er ihre Taschen nach dem Handy, nahm es. Myriam spürte etwas an ihrem Hals, das ihr die Kehle abschnürte, hörte ein klickendes Geräusch neben dem Ohr, das Einrasten eines Karabinerhakens. Ihre Hand fuhr hoch, und sie bekam das Halsband zu fassen, es war mit Nieten besetzt. Der Mann hatte sie an die Leine genommen. Anstatt eines Hundes, den es nicht gab. Vor ihrem inneren Auge lief der Film ab, wie sie am Boden kniete, mit Lederhalsband und Hundeleine. Als Nächstes würde er sich an ihrer Jeans zu schaffen machen, sie runterziehen, dann den Slip und - oh Gott. Wie würde er sie vergewaltigen? Von hinten. Brutal. Wie sollte sie sich verhalten? Flehen oder stark sein? Laut oder leise? Um Hilfe schreien. Auf den richtigen Moment warten. Was war der richtige Moment?

Während ihr all diese Gedanken durch den Kopf schossen, passierte allerdings nichts dergleichen. Keine der Befürchtungen nahm Gestalt an. Stattdessen kehrte Ruhe ein. Sie nahm den Schmerz wahr, in den Knien, an den Rippen. Myriam merkte, wie die Angst in ihr hochkroch, sie keuchte. Was hatte er vor mit ihr? Worauf wartete er? Waren Passanten in der Nähe? Hoffnung blitzte auf. Das Lederhalsband drückte Myriam die Kehle zu, aber sie hatte das Gefühl, wieder etwas besser Luft zu bekommen, auch der Schmerz im Rippenbogen ließ ein wenig nach.

Wieso legte er eine Pause ein?

Das war vielleicht ihre Chance. »Bitte«, wimmerte sie. »Bitte tun Sie mir nichts, ich werde auch nicht die Polizei rufen.«

Er gab keine Antwort, keinen Mucks von sich. Aus der Ferne drang das monotone Dröhnen eines Schiffsdiesels an ihr Ohr. Nichts geschah. Der Schiffsmotor wurde leiser. Myriam kniete in einer dunklen Ecke, wo es nach Urin stank. Als sie nach unten schielte, sah sie, was der Mann machte. Neben ihren Knien stand ein Betonklotz mit einer Metallöse dran. Ein Gewicht, wie man es zum Beschweren von großen Zelten oder Sonnenschirmen benutzte. Der Mann führte die Hundeleine durch die Öse und hakte einen weiteren Karabiner ein. Dann hob er den Klotz hoch, mit der anderen Hand riss er an Myriams Haaren.

Er hatte nicht vor, sie zu vergewaltigen, schoss es ihr in den Sinn. Was dann? Myriam fehlte es an Kraft, dagegenzuhalten, Widerstand zu leisten. Sie folgte seinem Druck, um dem Schmerz zu entgehen, kam wieder auf die Beine. Es fühlte sich an, als wären die Kniescheiben gebrochen, so stark waren die Schmerzen. Er schob Myriam vor sich her, sie stolperte, er hielt sie an den Haaren fest. Weiter vorwärts. Immer weiter. Wo wollte er hin? Da stieß sie mit ihren Hüften gegen das Geländer. Myriam konnte wieder etwas besser sehen, starrte vor sich in die Tiefe, wo das dunkle Wasser des Rheins unter ihr vorbeiströmte. Wellen und Strudel bildeten sich. Ihre Hände krallten...

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Autor

Marc Meller ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors von Film- und Fernsehdrehbüchern, Kriminalromanen und Thrillern. Eigentlich ist Marc ein guter Schläfer - wenn er nicht gerade an seinem nächsten Buch arbeitet und die Nacht zum Tag werden lässt. Er lebt, schreibt und schläft in Köln.
Das Schlaflabor

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt