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Dämmerung. Falsch.

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
DuMont Buchverlag GmbHerschienen am01.08.20221. Auflage
Bei einer Razzia in Stockholm wird zwischen Waffen und Drogen ein wertvolles Gemälde gefunden. Stammt es tatsächlich von dem russischen Künstler Ivan Botkin? Kunstdozentin Nea Hallgren wird von der Polizei gebeten, das Gemälde auf seine Echtheit zu überprüfen. Doch sie hat ganz andere Probleme: Ihr Mann Johan hat hohe Spielschulden, und seine Geldgeber schrecken nicht davor zurück, Gewalt anzuwenden, um einzutreiben, was ihnen zusteht. Nea will ihre Familie unter allen Umständen beschützen - und dafür braucht sie Geld. Ihre talentierteste Studentin Nadezhda, die wie Nea gut mit dem Werk Botkins vertraut ist, zeigt ihr einen Weg aus der scheinbar ausweglosen Lage. Doch dafür müsste sie so ziemlich alle moralischen Grundsätze über Bord werfen ... >Dämmerung. Falsch.Dämmerung. Falsch.< (2022). Die beiden Autoren leben in Gustavsberg in der Nähe von Stockholm.mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextBei einer Razzia in Stockholm wird zwischen Waffen und Drogen ein wertvolles Gemälde gefunden. Stammt es tatsächlich von dem russischen Künstler Ivan Botkin? Kunstdozentin Nea Hallgren wird von der Polizei gebeten, das Gemälde auf seine Echtheit zu überprüfen. Doch sie hat ganz andere Probleme: Ihr Mann Johan hat hohe Spielschulden, und seine Geldgeber schrecken nicht davor zurück, Gewalt anzuwenden, um einzutreiben, was ihnen zusteht. Nea will ihre Familie unter allen Umständen beschützen - und dafür braucht sie Geld. Ihre talentierteste Studentin Nadezhda, die wie Nea gut mit dem Werk Botkins vertraut ist, zeigt ihr einen Weg aus der scheinbar ausweglosen Lage. Doch dafür müsste sie so ziemlich alle moralischen Grundsätze über Bord werfen ... >Dämmerung. Falsch.Dämmerung. Falsch.< (2022). Die beiden Autoren leben in Gustavsberg in der Nähe von Stockholm.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783832182731
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.08.2022
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4147 Kbytes
Artikel-Nr.9220658
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. März

Nea justiert die Schreibtischlampe und beugt sich tiefer über das Buch, das aufgeschlagen vor ihr liegt. Es tut gut, sich nach einer weiteren Fakultätssitzung mit etwas Konkretem zu beschäftigen. Im Laufe der Jahre hat sie eine immer geringere Toleranz gegenüber den Abläufen dort entwickelt. Früher hat sie noch geglaubt, diese Wichtigtuerei sei ein Zeichen von Unsicherheit, diese Selbstbeweihräucherung und dieses Eigenlob würden mit der Zeit schon nachlassen. Doch mittlerweile sind sie zu einem festen, wenn auch nicht offiziell festgeschriebenen Tagesordnungspunkt geworden. Auch beim Umgang mit dem leidigen Thema der maroden finanziellen Situation der Akademie könnte sie kotzen. Bei den Besprechungen geht es nie um die wirklich wesentlichen Dinge: die Kunst und die Studierenden.

Sie vergleicht das im Buch abgebildete Gemälde mit dem Foto, das Roger Forsén ihr geschickt hat und das auf dem Bildschirm zu ihrer Linken aufleuchtet. Es zeigt ein ähnliches Motiv, ein einsamer Mann in einem Café. Er beobachtet eine Szene zwischen einer jungen Frau und einem Mann, die sich zu streiten scheinen. Beide Bilder prägt die gleiche Trostlosigkeit und Einsamkeit, der Cafébesucher erinnert an den Taxifahrer, der inmitten anderer Menschen sitzt und dennoch unbeteiligt wirkt. Anhand des ihr zur Verfügung stehenden Materials kann Nea keine zuverlässige Einschätzung bezüglich der Echtheit des Gemäldes treffen, aber motivisch liegt es auf der Linie dieser Schaffensphase. Sie beugt sich vor, betrachtet jeweils die Häuser im Hintergrund beider Bilder genauer und versucht zu erkennen, ob es in der Architektur irgendwelche Abweichungen voneinander gibt. Sobald sie in den letzten Tagen auch nur einen Moment Zeit fand, hat sie das Foto vom Gemälde aufgerufen, sich auf ein neues Detail konzentriert, in der Hoffnung, etwas zu entdecken, das ihrem Blick bisher entgangen war, etwas, das ihr - und der Polizei - eine Antwort liefern könnte. Bisher hat sie noch nichts gefunden.

Das Telefon klingelt. Sie steht auf und holt es aus der Tasche ihres Mantels, der an der Tür hängt. Sie erwartet eine Nachricht von Roger Forsén, stattdessen leuchtet eine Nummer mit der Vorwahl von Kristianstad auf ihrem Display auf.

»Hej, Andrea. Mariett vom Demenzzentrum Charlottenborg hier. Störe ich gerade?«

Nea schließt die Augen. Sieht das gelbe Klinkergebäude aus den Siebzigern vor sich.

»Ist etwas passiert?«, fragt sie.

»Nur ein kleiner Vorfall mit Ingegerd. Nichts Ernstes, aber ich wollte Sie dennoch informieren.«

»Okay. Hatte sie wieder einen ihrer Ausfälle?«

»Ja, heute nach dem Frühstück, als eine unserer Pflegerinnen den Speisesaal geputzt hat. Ingegerd hat an einem der Tische gesessen und in einer Wochenzeitung geblättert. Als Anja, die Pflegerin, mit dem Wischmopp an ihr vorbeigekommen ist, hat sie sich plötzlich sehr aufgeregt. Hat ihr vorgeworfen, ihr den Job geklaut zu haben. Sie hat Anja angeschrien, es sei ihre Schuld, dass sie selbst jetzt arbeitslos sei.«

Nea seufzt.

»Verstehe.«

»Anja ist sehr professionell und hat versucht, zu deeskalieren, aber Ingegerd war so in Rage, dass sie irgendwann versucht hat, den Mopp mit Gewalt an sich zu reißen. Zwei andere Mitarbeiterinnen mussten eingreifen, um sie zu beruhigen.«

»Das tut mir wirklich sehr leid!«

»Nein, nein. Ihre Mutter ist dement, solche Situationen gehören leider zum Krankheitsbild. Ich wollte nur, dass Sie Bescheid wissen.«

»Wie geht es ihr jetzt? Und wie geht es Anja?«

»Ihre Mutter liegt in ihrem Zimmer und ruht sich aus, es geht ihr gut. Und auch die Pflegerin ist wohlauf.«

»Sie wissen, dass meine Mutter früher als Zimmermädchen gearbeitet hat?«

»Ja, das weiß ich.«

»Es kommt mir so vor, als würde es ihr mit jedem Tag schlechter gehen.«

»Sie hat gute und weniger gute Tage. Aber leider ist es bei Demenz nun mal so, dass sich der Zustand mit der Zeit nur verschlechtern kann.«

»Ja«, sagt Nea und fragt sich unwillkürlich, ob ein kurzer Prozess nicht besser wäre als ein derart langwieriger, wenn es sowieso auf dasselbe Ende hinausläuft. »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mich anzurufen.«

Sie legt das Handy auf den Schreibtisch und starrt das Foto von Roger Forséns Botkin auf ihrem Computerbildschirm an. Dann kneift sie die Augen zusammen und massiert ihren Nasenrücken.

Das Handy auf dem Schreibtisch gibt ein leichtes Brummen von sich, und auf dem Display erscheint eine Nachricht. Sie ist von Roger Forsén. Bin jetzt da. Er hat auf einem Treffen bestanden, obwohl sie ihm noch nicht viel zu bieten hat. Aber er scheint sehr gespannt darauf zu sein, ihre Einschätzung zu hören, so unvollendet sie auch sein mag.

Sie nimmt ihr Handy und geht hinaus, um ihn in der Eingangshalle der Akademie zu empfangen. Als sie die Treppe hinunterkommt, steht er schon dort und knöpft sich seinen kamelfarbenen Mantel auf. Er lässt seinen Blick durch das Foyer schweifen. Es ist offensichtlich, dass er zum ersten Mal hier am Institut ist. Sie grüßt einige der Studierenden, die auf dem Weg zu den verschiedenen Werkstätten durch die Korridore strömen. Einige tragen blaue Arbeitsoveralls und Schnürstiefel und könnten auch als ein Haufen Bauarbeiter mit extravaganten Frisuren durchgehen.

»Darf ich Sie einmal durch das Haus führen, bevor wir in mein Büro gehen? Vielleicht wollen Sie mal einen Blick in die Ateliers werfen?«, fragt Nea und schüttelt seine ausgestreckte Hand. Sie ist kalt, aber der Händedruck ist genauso fest wie bei ihrer ersten Begegnung.

»Gern ein andermal«, erwidert er. »Ich habe leider direkt im Anschluss eine weitere Verabredung.«

Nea lächelt.

»Mein Büro ist dort oben«, sagt sie und deutet mit einem Kopfnicken die Treppen hinauf.

Während sie durch den Korridor zu ihrem Büro gehen, fällt Nea auf, wie Roger die Umgebung scannt. Vermutlich eine Art Berufskrankheit, wie auch der durchdringende Blick, mit dem er sie mustert, wenn sie sich unterhalten. Er scheint genauso an der Art und Weise, wie sie etwas erzählt, interessiert zu sein, wie an dem Inhalt dessen, was sie sagt. Es ist ungewöhnlich, aber überhaupt nicht unangenehm. Nea kann sich vorstellen, dass er einen ziemlich starken Eindruck auf Frauen macht. Er ist ein Zuhörer, eine ungewöhnliche Eigenschaft bei Männern seines Alters.

»Hereinspaziert, setzen Sie sich doch«, sagt sie und hält ihm die Tür zu ihrem Büro auf. Mit einer schwungvollen Geste zeigt sie auf den Sessel, auf dem normalerweise die Studierenden in Tränen ausbrechen, wenn sie ihre Prüfungen nicht bestanden haben. Roger sieht sich um und setzt sich dann.

»Tut mir leid, dass wir hier keinen echten Moccamaster haben, aber ich kann Ihnen einen normalen Filterkaffee anbieten, wenn Sie mögen?«

Er winkt ab.

»Passt schon, danke. Ich habe heute schon zu viel Kaffee getrunken.«

Nea setzt sich auf die andere Seite des Schreibtischs und lächelt.

»Ja, okay. Nun denn. Ich habe ein bisschen recherchiert und Ihren Fund mit Botkins Gemälden aus den Fünfzigerjahren verglichen ... Allerdings muss ich sagen, dass es mir schwerfällt, ein Urteil über die Echtheit dieses Bildes zu fällen.«

Roger nickt aufmunternd.

»Man muss so unglaublich viele Aspekte berücksichtigen, um ein Werk wirklich beurteilen zu können«, fährt Nea fort, »von der Maltechnik über Pinselführung und Konturen bis zu Licht und Schatten, Farbwahl, Motiv ... ja alles.«

»Ich verstehe, dass es dauert, ein sicheres Urteil zu fällen. Mich interessiert vor allem, was Ihre Intuition sagt«, erwidert Roger.

Nea dreht sich leicht auf ihrem Bürostuhl hin und her.

»Ich denke, es könnte sehr gut ein echter Botkin sein. Es gibt keine offensichtlichen Anomalien an dem Gemälde, keine Unstimmigkeiten. Es scheint zwar nicht katalogisiert zu sein, aber es existiert ja auch gar kein vollständiges Werkverzeichnis von Botkins Arbeiten.«

Roger scheint diese Antwort zufriedenzustellen, obwohl Nea nicht den Eindruck hat, etwas besonders Erhellendes gesagt zu haben.

»Aber Sie können auch nicht ausschließen, dass es eine Fälschung ist?«

»Also ... Es gibt keine Angaben zur Provenienz, anhand derer die Echtheit bestätigt werden kann ... Und sollte es sich doch um eine Fälschung handeln, dann wurde hier ganze Arbeit geleistet. Erstklassige Malerei.«

Roger nickt.

»Es wäre großartig, der Person gegenüberzusitzen, die hier den Pinsel gehalten hat«, sagt er.

»Sie gehen also davon aus, dass es nicht Botkin selbst war?«

»Ich habe alle Ausstellungskataloge durchsucht«, sagt Roger. »Es existiert kein Gemälde, das diesem hier gleicht. Es wurde nicht gestohlen gemeldet. Warum nicht? Vielleicht weil es nicht echt ist.«

Nachdenklich starrt Nea ins Leere.

»Wenn das Gemälde gefälscht ist, haben wir es mit einem sehr talentierten Fälscher zu tun«, fährt er fort. »Vielleicht lebt er sogar hier in Stockholm. Was glauben Sie: Wie viele Menschen gibt es mit einem derartigen Talent?«

Er erhebt sich aus dem Sessel.

»Jedenfalls, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Das hat mir wirklich geholfen ...«

Er wird von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.

»Ich habe jetzt eigentlich Sprechstunde«, sagt Nea mit einem entschuldigenden Lächeln. Sie steht auf und öffnet die Tür. »Komm rein, Nadezhda. Wir sind hier gerade fertig.«

Nadezhda betritt den Raum und wirft Roger Forsén einen flüchtigen Blick zu.

»Das ist Nadezhda Volkova, eine der begabtesten Studentinnen, die ich je unterrichten durfte«, sagt Nea und...
mehr

Autor

TIINA NEVALA und HENRIK KARLSSON arbeiten beide in der schwedischen Verlagsbranche. Bei DuMont erschien bereit s der erste Band der Trilogie um die Kunstfälscherinnen Nea Hallgren und Nadezhda Volkova >Dämmerung. Falsch.