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Der Märchenkönig

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am10.08.2022
Hauptkommissar Tom Perlinger und seine Freundin Christl nehmen an der Verleihung der Goldenen Bürgermedaille im Kaisersaal der Münchner Residenz teil, als Tom zu einem Einsatz gerufen wird. Im Köglmühlbach mäandert ein lebloser Körper vor der Staatskanzlei. Wenige Meter weiter, vor dem Japanischen Teehaus im Englischen Garten, wird eine zweite Leiche gefunden. Bei den beiden Toten handelt es sich um den exzentrischen Louis von Schönfeld, der auch der »Märchenkönig« genannt wurde, und seinen Psychiater Siegmund Berg. Ihr Tod stellt Tom vor ganz neue Rätsel, denn es gibt keinerlei Spuren von Gewalt ...

In Frankfurt geboren, wuchs Sabine Vöhringer bei Karlsruhe auf, lebte in Südfrankreich und studierte in Pforzheim. Als Diplom-Designerin zog es sie in ihre Traumstadt München, wo sie heute mit ihrer Familie lebt. Ausschlaggebend für ihre Krimi-Reihe rund um Hauptkommissar Tom Perlinger sind ihr Faible für die bayerische Lebensart und ihr Blick für das universell Menschliche. Ihre Krimis mit historischem Bezug spielen zentral in der Münchner Altstadt und begeistern Leser und Presse nachhaltig. »Karl Valentin ist tot« stand auf der Longlist des Lovelybooks-Leserpreises 2020. »Das Ludwig Thoma Komplott« war Hörbuch des Jahres 2018. Alle Krimis wurden bei Rockantenne gesendet. Mehr Informationen zur Autorin unter: www.sabine-voehringer.com
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
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TonträgerKassette (Tonband)
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Produkt

KlappentextHauptkommissar Tom Perlinger und seine Freundin Christl nehmen an der Verleihung der Goldenen Bürgermedaille im Kaisersaal der Münchner Residenz teil, als Tom zu einem Einsatz gerufen wird. Im Köglmühlbach mäandert ein lebloser Körper vor der Staatskanzlei. Wenige Meter weiter, vor dem Japanischen Teehaus im Englischen Garten, wird eine zweite Leiche gefunden. Bei den beiden Toten handelt es sich um den exzentrischen Louis von Schönfeld, der auch der »Märchenkönig« genannt wurde, und seinen Psychiater Siegmund Berg. Ihr Tod stellt Tom vor ganz neue Rätsel, denn es gibt keinerlei Spuren von Gewalt ...

In Frankfurt geboren, wuchs Sabine Vöhringer bei Karlsruhe auf, lebte in Südfrankreich und studierte in Pforzheim. Als Diplom-Designerin zog es sie in ihre Traumstadt München, wo sie heute mit ihrer Familie lebt. Ausschlaggebend für ihre Krimi-Reihe rund um Hauptkommissar Tom Perlinger sind ihr Faible für die bayerische Lebensart und ihr Blick für das universell Menschliche. Ihre Krimis mit historischem Bezug spielen zentral in der Münchner Altstadt und begeistern Leser und Presse nachhaltig. »Karl Valentin ist tot« stand auf der Longlist des Lovelybooks-Leserpreises 2020. »Das Ludwig Thoma Komplott« war Hörbuch des Jahres 2018. Alle Krimis wurden bei Rockantenne gesendet. Mehr Informationen zur Autorin unter: www.sabine-voehringer.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839272800
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum10.08.2022
Reihen-Nr.4
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2507 Kbytes
Artikel-Nr.9224291
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog

Dienstag, 18.10.2022, 19.30 Uhr. München,
Pfistermühle

Im Gewölbekeller der Pfistermühle am Platzl mitten in der Münchner Altstadt war es mucksmäuschenstill, obwohl über 100 Personen an den Tischen saßen. Der erste Gang des Menüs, dessen Duft noch in der Luft lag, wurde gerade abgetragen. Geräucherte Kürbiscremesuppe mit gebeizter Makrele, Orange und Kürbiskernöl.

Hauptkommissar Tom Perlinger saß am vordersten Tisch und wartete gespannt auf die ersten Worte seines Freundes Hubertus Lindner, der gleich aus seinem neuesten Kriminalroman Der Märchenkönig vorlesen würde. Wie gern hätte Tom in diesem Moment die Hand seiner Verlobten, Christl Weixner, in seiner gespürt. Doch der Stuhl neben ihm war leer. In den letzten Monaten hatte sich sein Leben in München grundlegend verändert und das war erst der Anfang, denn bald würde nichts mehr so sein wie zuvor.

Doch bevor Tom weiter darüber nachdenken konnte, traf ihn ein Hilfe suchender Blick aus Hubertus´ bernsteinfarbenen Augen, aus dem pures Lampenfieber sprach. Tom lächelte dem bald 70-jährigen Historiker zuversichtlich zu und hielt aufmunternd sein Bierglas hoch. Dabei war er genauso nervös wie Hubertus, obwohl der Freund sicher brillant sein würde.

Hubertus würde seine Zuhörer vom gemütlichen Ambiente der Wirtsstube in eine andere Zeit entführen. Über ein Jahrhundert zurück, zu dem Moment, als Ludwig II. im Starnberger See ertrank. Ein Tod, der bis heute und wohl für alle Zeit ein Mysterium bleiben würde.

Im Gegensatz zu Toms bisher skurrilstem Kriminalfall. Er hatte überraschende Parallelen zum Tod des Märchenkönigs aufgewiesen und Tom und sein Team zu Höchstleistungen angespornt.

Jetzt wurde das Licht gedimmt, und man hörte das Papier rascheln, als Hubertus unter der Leselampe am Pult die Titelseite umblätterte und mit sonorer Stimme begann, den ersten Satz aus dem Prolog vorzutragen.

*

13. Juni, 1886, 18.40 Uhr

König Ludwig II. lief mit weit ausholenden Schritten voran. Bernhardt von Gudden, sein Psychiater, stolperte dem großen, übergewichtigen Monarchen mit wachsendem Abstand hinterher. Ludwigs langer Wollmantel, viel zu warm für die Jahreszeit, flatterte um ihn herum wie ein bodenlanges dunkles Zelt.

Von Guddens Beine waren wesentlich kürzer, immer wieder musste er dicken Wurzeln ausweichen, die den Pfad wie schwulstige Adern durchzogen.

Der Weg führte durch den schattigen Buchenwald hinab zur Ostseite des Starnberger Sees, der als moorgrüne, unergründliche Fläche vor ihnen lag, und von dem jetzt nach einem Spätfrühlingstag abendlicher Nebel aufstieg. Der scharfe Geruch verblühender Maiglöckchen nach Zwiebeln und Knoblauch durchzog die kühler werdende Luft in weitem Umkreis. Die beiden Männer schienen mutterseelenallein in dem zum See hin abfallenden Park.

Kein Besucher, kein Berater, kein patrouillierender Wachmann waren zu sehen. Ludwigs noch verbleibende Entourage harrte geduckt in den dunklen Räumen des Schlosses auf dem Hügel aus. Im sicheren Bewusstsein, dass sich etwas zusammenbraute. Bemüht, nicht aufzufallen, in einem Moment, in dem sich die Spannung entlud.

Durch eine kurze Unaufmerksamkeit verhedderte sich von Guddens Schuhspitze in einer Wurzel und blieb hängen. Er stolperte. Im letzten Moment gelang es ihm, sich mit beiden Händen abzufangen. Schwer atmend richtete er sich wieder auf und rieb die aufgeschürften Handflächen an seinem Gehrock sauber. Spuren von Blut und Erde hinterließen Schlieren auf dem dunklen Stoff.

Er durfte Ludwig nicht aus den Augen verlieren.

Auch wenn der König sich in den vergangenen Stunden weit weniger wahnsinnig verhalten hatte wie von ihm als seinem Psychiater noch vor wenigen Wochen attestiert. Wer wusste schon, wozu Ludwig II. - in die Enge getrieben wie sein geisteskranker Bruder Otto - wirklich imstande war und was er ihm jetzt vorspielte.

Trotzdem trieb sein schlechtes Gewissen den Arzt an, schneller zu laufen, als es ihm mit seinem schweren Körper und seinen 60 Jahren guttat, wie seine Frau jetzt sagen würde.

Der sonst schwerfällige Ludwig, durch Medikamente zusätzlich geschwächt, war schon unten am See.

Er baute sich breitbeinig am Strand auf. Gefährlich nah am Wasser, das mit jeder Woge seine Schuhe und Waden umspielte, während die Nebelschwaden die mächtige Gestalt zu verschlucken drohten. Es war nicht das Wasser, das von Gudden Sorge bereitete. Etwas war hier im Gange. Etwas, das außer Kontrolle geriet.

Wollte Ludwig fliehen? Hatte er in den letzten Stunden den Unbedarften gespielt, während er im Hintergrund seine Flucht vorbereitet hatte? Was wollte er unten am See? Lediglich ein bisschen frische Luft schnappen? Oder versuchte er, seinem Schicksal zu entgehen und ihn, von Gudden, als Trottel dastehen zu lassen?

Der Psychiater suchte den See nach einem Bötchen ab.

Doch die Nebelschwaden zogen inzwischen so dicht über die glänzend braungrüne Fläche, dass man keine 20 Meter weit sehen konnte. Es war nicht abzuschätzen, ob jemand mit einem Boot bereitstand, um den König in Empfang zu nehmen.

Hatte er Ludwig von Anfang an unterschätzt?

Hatte der König schon längst durchblickt, in welche Sackgasse er gelaufen war? Auf welches Ziel alles zutrieb? Verhielt er sich wie ein wildes Tier, das alles dafür tat, einem Leben in Mauern zu entgehen? Hatte er aus dem Schicksal seines Bruders gelernt und entschieden, dass das kein Weg für ihn war?

Mit einer weit ausholenden Geste warf Ludwig jetzt entschlossen den Mantel beiseite, streifte die Stiefel ab und taumelte geradewegs in den See hinein, wie einem klaren Ziel entgegen.

Von Gudden war nie hier geschwommen.

Er fragte sich, wie steil der See abfiel, wie viel Zeit ihm blieb, den König einzuholen. Was sollte er tun, wenn Ludwig auf den See hinauskraulte? Im Gegensatz zu dem Monarchen war von Gudden kein guter Schwimmer.

Konnte der König es bis ans andere Ufer schaffen? In seinem Zustand und dem noch kalten Wasser, das bekanntlich von unberechenbaren Strömungen durchzogen war?

Oder würde doch gleich ein Boot im Nebel auftauchen, Ludwig aufnehmen und so schnell wieder verschwinden, wie es gekommen war? Ohne dass er, von Gudden, eine Chance hatte, es aufzuhalten?

Was würde das für ihn und seine Karriere bedeuten? Er hatte noch viel vor, die Kinder waren noch klein. Wie sollte er seiner Familie und der Regierung erklären, dass er seinen unter Arrest stehenden Patienten hatte entfliehen lassen?

Von Gudden wischte sich im Laufen mit dem Hemdsärmel über die Stirn. Es fiel ihm schwer einzuschätzen, was der König wirklich wusste. Allerdings vermutete er, dass Ludwig das Gespräch zuvor belauscht und deshalb zum Spaziergang gedrängt hatte.

Das geheime Treffen und sein Verlauf waren auch dem Psychiater zunehmend unangenehm geworden. Er hatte versucht, sich herauszuwinden, doch das Komitee hatte ihm kein Gehör geschenkt, seine Argumente mit einer Handbewegung verworfen.

Von Gudden sah sich um.

Er spürte es ganz deutlich. Sie waren nicht allein. Sie wurden beobachtet. War ihnen doch einer der Wärter gefolgt?

Wo waren die drei Gendarmen, die gestern Abend urplötzlich aufgetaucht waren und von ihrem Aufseher - einem in von Guddens Augen höchst unangenehmen Zeitgenossen - angewiesen worden waren, Schloss und Grundstück zu sichern wie ein lebender Zaun? Spürte der König ihre Anwesenheit auch?

Worauf hatte von Gudden sich da nur eingelassen?

Seine Ehre als Arzt eines Fachgebietes, das noch als umstritten galt, was war sie ihm wert? Wer, wenn nicht er, konnte den König jetzt schützen? Doch wovor? Vor sich selbst?

Oder vor der Falle, die der Psychiater in der Nacht im Traum gesehen hatte und deren Stricke sich in Arme mit riesigen Händen verwandelt hatten, die nach ihm griffen.

Er hatte sich befreien wollen, war aber jäh mit einem Erstickungsanfall aufgeschreckt, nachdem ihm das nicht gelungen war. Das Treffen mit dem Komitee hatte seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

»Warten Sie, Majestät!«, rief er und ruderte wild mit den Armen, um Ludwigs Aufmerksamkeit zu erregen.

Als der König unbeirrt weiterwatete, knöpfte von Gudden auf den letzten Metern vor dem Ufer seinen Gehrock auf und ließ ihn auf den Nagelfluh gleiten.

Ludwig stapfte unaufhörlich tiefer in den See und ruderte mit seinen langen aufgeschwemmten Armen, an denen das weiße Hemd feucht klebte. Inzwischen reichte ihm das Wasser bis zu seinem mächtigen Bauchansatz. Über zwei Zentner brachte der hünenhafte Monarch auf die Waage.

»Es gibt einen Weg, königliche Hoheit! Vertrauen Sie mir!« Von Gudden war jetzt am Ufer, riss sich eilig Schuhe und Socken von den Füßen.

Zu mehr war keine Zeit.

Das mulmige Gefühl in seinem Magen sagte ihm, dass das Leben des Märchenkönigs an einem seidenen Faden hing. Und nicht nur das. Sie wussten es beide. Sie waren nur Rädchen in einem Getriebe, das unbeirrt lief. Die Erkenntnis durchzuckte von Gudden wie ein Blitz.

Da! Ein Donnern? Oder der Hall eines Schusses?

Zog ein Gewitter auf?

Von Gudden war so verwirrt, dass er das Geräusch nicht zuordnen konnte. Auch der König musste es gehört haben.

Ludwig verharrte in der Bewegung, drehte sich um.

Sein Blick suchte den Strand ab. Er sah über von Gudden hinweg, wandte sich dann wieder dem See zu. Seine Arme pflügten durchs Wasser, obwohl seine Bewegungen...

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In Frankfurt geboren, wuchs Sabine Vöhringer bei Karlsruhe auf, lebte in Südfrankreich und studierte in Pforzheim. Als Diplom-Designerin zog es sie in ihre Traumstadt München, wo sie heute mit ihrer Familie lebt. Ausschlaggebend für ihre Krimi-Reihe rund um Hauptkommissar Tom Perlinger sind ihr Faible für die bayerische Lebensart und ihr Blick für das universell Menschliche. Ihre Krimis mit historischem Bezug spielen zentral in der Münchner Altstadt und begeistern Leser und Presse nachhaltig. »Karl Valentin ist tot« stand auf der Longlist des Lovelybooks-Leserpreises 2020. »Das Ludwig Thoma Komplott« war Hörbuch des Jahres 2018. Alle Krimis wurden bei Rockantenne gesendet.
Mehr Informationen zur Autorin unter: www.sabine-voehringer.com