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Jagd im Wiener Netz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
344 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am10.08.2022
Wien 2028. Ein Staranwalt wird tot im Wald aufgefunden. In seiner Hand befindet sich ein Zettel mit seinem Todestag und einem großen X. Feinde hatte der Mann viele, denn er vertrat sämtliche Lobbyisten im Land und kannte all ihre dunklen Geheimnisse, von Korruption bis zu Betrug. Über einen schlecht abgesicherten Computer landen die Dossiers in den Fingern der kritischen Investigativ-Journalistin Stefanie Laudon, die im Netz weiter ermittelt. Plötzlich gerät auch sie ins Visier der Täter ...

Barbara Wimmer ist preisgekrönte Netzjournalistin, Buchautorin und Vortragende. Sie wurde in Linz geboren und zog danach zum Studieren nach Wien. Nach dem Studium der Kommunikationswissenschaften begann sie als Journalistin bei einer großen Tageszeitung zu arbeiten. Sie schreibt als Redakteurin seit rund 15 Jahren über Technik-Themen wie IT-Sicherheit, Netzpolitik, Datenschutz und Privatsphäre. Wimmer entwickelte im Laufe der Zeit zahlreiche Ideen, wie sich Zukunftsthemen auch literarisch spannend verarbeiten lassen. 2018 gewann sie den Journalistenpreis 'WINFRA', 2019 wurde sie mit dem Dr. Karl Renner Publizistikpreis und dem Prälat Leopold Ungar Anerkennungspreis ausgezeichnet. Mehr Informationen zur Autorin unter: barbara-wimmer.net
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,50
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextWien 2028. Ein Staranwalt wird tot im Wald aufgefunden. In seiner Hand befindet sich ein Zettel mit seinem Todestag und einem großen X. Feinde hatte der Mann viele, denn er vertrat sämtliche Lobbyisten im Land und kannte all ihre dunklen Geheimnisse, von Korruption bis zu Betrug. Über einen schlecht abgesicherten Computer landen die Dossiers in den Fingern der kritischen Investigativ-Journalistin Stefanie Laudon, die im Netz weiter ermittelt. Plötzlich gerät auch sie ins Visier der Täter ...

Barbara Wimmer ist preisgekrönte Netzjournalistin, Buchautorin und Vortragende. Sie wurde in Linz geboren und zog danach zum Studieren nach Wien. Nach dem Studium der Kommunikationswissenschaften begann sie als Journalistin bei einer großen Tageszeitung zu arbeiten. Sie schreibt als Redakteurin seit rund 15 Jahren über Technik-Themen wie IT-Sicherheit, Netzpolitik, Datenschutz und Privatsphäre. Wimmer entwickelte im Laufe der Zeit zahlreiche Ideen, wie sich Zukunftsthemen auch literarisch spannend verarbeiten lassen. 2018 gewann sie den Journalistenpreis 'WINFRA', 2019 wurde sie mit dem Dr. Karl Renner Publizistikpreis und dem Prälat Leopold Ungar Anerkennungspreis ausgezeichnet. Mehr Informationen zur Autorin unter: barbara-wimmer.net
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839272824
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum10.08.2022
Seiten344 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9224292
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

November 2028

Stefan Huss blickte auf seine teure Apple Watch, die er am Arm trug. 12.52 Uhr. Es war Wochenende, und er hatte gerade mit seiner Frau zu Mittag gegessen. Das Aktivitätsprofil seiner Apple Watch verriet ihm, dass er heute erst 205 Kilokalorien verbraucht hatte und noch nicht trainiert hatte. Ein Zustand, den er schleunigst ändern wollte.

»Hast du deinen Reishi schon genommen?«, fragte die Stimme seiner Frau aus der Küche.

»Nein, noch nicht!«, rief Stefan. Er war in letzter Zeit immer so müde, und seine Frau war deshalb auf die Idee gekommen, ihn mit dem Pilz des ewigen Lebens ein wenig auf Vordermann zu bringen. Der Heilpilz zählte zu den ältesten Arzneimitteln der Welt und sollte ein wirksames Stärkungsmittel sein, um das Immunsystem zu unterstützen und auch die Müdigkeit zu beseitigen. Er sollte sich dadurch wieder fitter fühlen. Heute war sein erster Pilz fällig. Er hatte seiner Frau murrend zugestimmt, als sie vor ein paar Tagen mit dieser Idee dahergekommen war. Vital Therapia, eine österreichische Firma, steckte hinter dem Vertrieb, und er dachte sich insgeheim: Selbst wenn es nichts nutzen sollte, schaden kann es auf keinen Fall.

Stefan Huss versuchte auch bereits seit einigen Wochen, seine Müdigkeit mit Laufen zu bekämpfen. Dreimal die Woche ging er im angrenzenden Dehnepark im 14. Wiener Gemeindebezirk joggen, um den Stress aus dem Büro loszuwerden. Der Park im Westen Wiens war ein Teil des Wienerwalds und bestand aus einem einzigartigen wildromantischen Baumbestand mit einhundert Jahre alten Platanen, zwei Seen, die mit Wasserschildkröten, Enten und Reihern besiedelt waren, herrlichen ruhigen Waldlichtungen zum Waldbaden und einer perfekten Laufstrecke für Stefan Huss. Längst war seine Tätigkeit als Rechtsanwalt nicht mehr so glamourös wie in jener Zeit, als er noch die großen Fälle des Landes bearbeitet hatte. Stattdessen war immer mehr Bürokram zu erledigen, der daraus bestand, die Arbeit von Maschinen zu kontrollieren und ob diese die Formulare auch wirklich richtig ausgefüllt hatten. Statt in Gerichtssälen und vor TV-Kameras verbrachte der ehemalige Star-Anwalt immer mehr Zeit damit, in der Kanzlei den Verwaltungskram vom Tisch zu bekommen. Mehr als eine Sekretärin konnte sich Stefan Huss nämlich nicht leisten, nachdem er sich mit riskanten Aktiengeschäften verspekuliert hatte. Früher hatte er vor Gericht geglänzt, er hatte vor allem große Wirtschaftsbosse und sämtliche Lobbyisten des Landes verteidigt, die seiner Partei, der Konservativen Familien Partei (KFP) nahestanden. Parteimitglied war er seit 1980, er war noch während seines Studiums dem Konservativen Studentenverband (KV) beigetreten, um dort zu zeigen, auf welcher Seite er stand. Er hatte zahlreiche Prominente in dem Land vertreten, unter anderem den ehemaligen Finanzminister Wolfgang Steinrigl, der leider bei einer Fahrt in seinem selbstfahrenden Auto verstorben war. Aber er hatte auch Wolfgang Sputnik vertreten, einen ehemaligen Telekom-Boss eines teilstaatlichen Konzerns, dem nachgesagt worden war, in seine eigene Tasche zu wirtschaften, sowie Günther Fritzer, einen Lobbyisten der Internet Society Austria (ISA). Dieser verstand es, Gelder zu lukrieren, um damit die Anliegen der großen Wirtschaftsbosse im Sektor der Informationstechnologie bei der KFP zu pushen. Doch auch dieses halblegale Vorgehen landete vor den österreichischen Gerichtshöfen. Stefan Huss gewann die Verfahren für all seine Klienten. Keiner musste ins Gefängnis, alles ging gut aus. Das war er seinen Verbandsfreunden freilich schuldig. Das Geld, das er damit verdient hatte, steckte er allerdings nicht in den Ausbau seiner Kanzlei, sondern vielmehr in Aktiengeschäfte. Diese liefen leider nicht so rosig wie erhofft. Er hatte mehr als die Hälfte seines Vermögens verloren und war zugleich auch noch in einen großen Bankenskandal verwickelt gewesen. Einer seiner KV-Freunde hatte krumme Geschäfte mit einem neuen FinTech gemacht, einer jungen Start-up-Bank, und schwups, hatten sich plötzlich alle seine anderen KV-Freunde von ihm zurückgezogen. Er war plötzlich zur »Persona non grata« abgestiegen, und kein einziger Auftrag aus dem KV hatte ihn mehr ereilt. Bei den KV-Treffen mieden ihn diejenigen, die er vor kurzem noch zu seinen Freunden gezählt hatte. Zu persönlichen Treffen wurden er und seine Frau plötzlich auch nicht mehr eingeladen. Man habe vergessen, ihn darüber zu informieren, hieß es salopp, wenn er nachfragte. Oder auch: »Was, du warst nicht da? Ist mir gar nicht aufgefallen!« Seiner Kanzlei ging es dadurch immer schlechter, und die Abwärtsspirale setzte sich fort. Stefan Huss musste sich ganz neue Klienten suchen, und die waren weit weniger wohlhabend als seine Lobbyisten und Wirtschaftsbosse. Er hatte schlagartig nur noch mit »kleinen Fischen« zu tun. Manager aus der mittleren Ebene, die Firmengelder veruntreut hatten; Männer, die ihre Frauen verklagten, weil diese ihnen Geld aus der Tasche gezogen hatten, obwohl sie fremdgegangen und aus der Sicht der Männer damit die »Ehe zerstört« hatten; und viele andere kleinere Straftaten, die in konservativen Kreisen eben so vorkamen. Einer seiner prominentesten Fälle in seiner Zeit nach dem Bankenskandal und dem Aktienverlust war der eines großen US-Pharmariesen, der gegen eine kleine Pharmafirma aus Oberösterreich kämpfte. Es ging selbstverständlich um nichts Geringeres als Patente für einen Impfstoff, in dessen Entwicklung Forscher beider Länder involviert gewesen waren und der US-Riese für sich beansprucht hatte, die Patente zuerst eingereicht zu haben. Die kleine Pharmafirma aus Oberösterreich hatte kaum eine Chance vor Gericht, obwohl sie tatsächlich schlagkräftige Beweise vorgelegt hatte. Stefan Huss erinnerte sich noch zu gut an den Fall, der nur wenige Jahre zurücklag. Es ging um einen der Impfstoffe gegen das Coronavirus, das die ganze Welt in Mitleidenschaft gezogen hatte. Merkwürdig, dass er ausgerechnet jetzt wieder an seinen Gegner denken musste, diesen Josef Schild, Geschäftsführer der Pharma Shield GmbH. Er hatte eigentlich ganz sympathisch gewirkt - etwas narzisstisch vielleicht -, aber am Ende hatte er ihm fast leidgetan. Doch die Patentschlacht ging an den US-Konzern Markta Cenica, der neben ihm auch noch vier weitere Anwälte engagiert hatte. Er hatte den Auftrag damals nur angenommen, weil er das Geld dringend gebraucht hatte. In der Corona-Zeit hatte er sogar einen seiner besten Anwälte ziehen lassen müssen, weil es zu wenige Aufträge in der Kanzlei gegeben hatte. Und er hatte wieder angefangen, sich selbst um Verwaltungskram zu kümmern. Ach, wie sehr wünschte er sich die alten Zeiten zurück, in denen er vom KV noch unterstützt worden war! Er vermisste die TV-Interviews, in denen er immer mit einer anderen bunten Krawatte aufgetreten war, um seinen eigenen Stil zu demonstrieren. Und die Schulterklopfer, die ihm jeder positiv abgeschlossene Fall eingebracht hatte, sei er auch noch so dreckig und korrupt gewesen.

»Da, nimm!« Stefan Huss Frau war zu ihm ins Schlafzimmer gekommen, um ihm den Reishi-Pilz mit einem Glas Wasser zu bringen. Sie riss ihn damit aus seinen Gedanken über die gute alte Zeit und erinnerte ihn daran, was er eigentlich gerade vorgehabt hatte: Laufen gehen. Auf seine Gesundheit achten. Wieder fit werden. Denn nichts konnte ihn mehr stressen als dieser ewige Verwaltungskram. Dagegen waren die zahlreichen TV-Interviews, die er absolviert hatte, oder das nächtelange Brüten über brisanten Unterlagen positiver Stress gewesen, den er geliebt und damit auch viel leichter verkraftet hatte.

»Du musst heute wirklich damit beginnen, weil sonst wird das nie etwas damit, dass du wieder fit wirst!«, sagte seine Frau. Er wusste, dass sie recht hatte. Dennoch störte ihn, von ihr noch immer wie ein kleines Kind bevormundet zu werden. Er war ein gestandenes Mannsbild, allerdings wurde er in Gudruns Händen oft streichelweich und handzahm. Ihr zuliebe schluckte er also seine Gefühle, die ihre Bevormundung hervorriefen, und seine Skepsis, ob ein Pilz ihm wirklich helfen konnte, runter und griff nach der Kapsel. Der ehemalige Star-Anwalt bemerkte nun auch, dass er nur mit der Unterhose bekleidet vor Gudrun stand, denn zum Laufen zog er sich immer um und ein spezielles Trainingsgewand an. Die Thermo-Unterwäsche, die im Winter notwendig war, lag schon ausgebreitet am Bett, als Gudrun zu ihrem Mann sagte: »Mmmmm â¦ ich könnte gleich überprüfen, ob das Lebenselixier bei dir schon wirkt!« Sie strich über Stefans Arm, als er die braune Kapsel mit dem Reishi, die nach nichts Besonderem schmeckte, runterschluckte. Stefan ließ sich diesen dezenten Hinweis darauf, dass seine Frau jetzt sofort mit ihm schlafen wollte, und zwar ohne dass er darauf drängte, nicht entgehen. Er gab ihr einen Kuss und zog Gudrun unmittelbar aufs Bett. Sein bestes Stück versagte mit seinen 52 Jahren nämlich noch nicht - und für Sex war er nie zu müde.

15 Minuten später verließ Stefan Huss in seinem Laufgewand die Wohnung. Zum nächsten Waldstück waren es nur fünf Minuten. Das war auch der Grund gewesen, warum sich Gudrun und er dieses Plätzchen am Stadtrand von Wien zum Wohnen ausgesucht hatten. Sie wollten nahe der Natur sein, aber doch irgendwie in der Stadt. In die Kanzlei am Wiener Opernring brauchte er mit dem Auto nur 25 Fahrminuten, und auch sonst gab es in der Nähe alles, was man so zum Leben brauchte. Früher, als sie noch einen Hund gehabt hatten, war er mit Bruno regelmäßig im Wald...

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Autor

Barbara Wimmer ist preisgekrönte Netzjournalistin, Buchautorin und Vortragende. Sie wurde in Linz geboren und zog danach zum Studieren nach Wien. Nach dem Studium der Kommunikationswissenschaften begann sie als Journalistin bei einer großen Tageszeitung zu arbeiten. Sie schreibt als Redakteurin seit rund 15 Jahren über Technik-Themen wie IT-Sicherheit, Netzpolitik, Datenschutz und Privatsphäre. Wimmer entwickelte im Laufe der Zeit zahlreiche Ideen, wie sich Zukunftsthemen auch literarisch spannend verarbeiten lassen. 2018 gewann sie den Journalistenpreis "WINFRA", 2019 wurde sie mit dem Dr. Karl Renner Publizistikpreis und dem Prälat Leopold Ungar Anerkennungspreis ausgezeichnet.
Mehr Informationen zur Autorin unter: barbara-wimmer.net