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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
249 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.07.2022
Zwölf schaurige Geschichten von zwölf Autoren über zwölf reale Orte am Niederrhein, angelehnt an Legenden und Ereignisse von der Römerzeit bis in die Gegenwart: Warum ein paar ausgefuchste Unternehmer in Xanten einen ausgefallenen Tod fanden. Auf welche Weise ein Kirchturm einen Jungen das Gruseln lehrte. Als der Fund eines Tagebuches eine Frau in die dunkelste Zeit zurückführte und wie eine Fremdenführerin auf den höchsten Punkt stieg und dort in größte Gefahr geriet.

Lutz Kreutzer wurde 1959 in Stolberg im Rheinland geboren. Er schreibt Thriller, Kriminalromane sowie Sachbücher und ist Herausgeber von Kurzgeschichtenbänden. Er coacht Autoren auf Buchmessen und Kongressen und richtet den Self-Publishing-Day aus. Der promovierte Naturwissenschaftler gründete am Forschungsministerium in Wien ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit und arbeitete lange als Manager in der Hightech-Industrie. Seine Reisen und alpinen Abenteuer nimmt er zum Anlass, komplexe Sachverhalte in spannende Literatur zu verwandeln. Den Niederrhein kennt er gut, weil er als Geologe dort oft unterwegs war. Sein erster Roman schaffte es auf Platz 1 im Kindle-Shop. Seine Arbeit wurde mit mehreren Stipendien gefördert. Mehr unter: lutzkreutzer.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
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Produkt

KlappentextZwölf schaurige Geschichten von zwölf Autoren über zwölf reale Orte am Niederrhein, angelehnt an Legenden und Ereignisse von der Römerzeit bis in die Gegenwart: Warum ein paar ausgefuchste Unternehmer in Xanten einen ausgefallenen Tod fanden. Auf welche Weise ein Kirchturm einen Jungen das Gruseln lehrte. Als der Fund eines Tagebuches eine Frau in die dunkelste Zeit zurückführte und wie eine Fremdenführerin auf den höchsten Punkt stieg und dort in größte Gefahr geriet.

Lutz Kreutzer wurde 1959 in Stolberg im Rheinland geboren. Er schreibt Thriller, Kriminalromane sowie Sachbücher und ist Herausgeber von Kurzgeschichtenbänden. Er coacht Autoren auf Buchmessen und Kongressen und richtet den Self-Publishing-Day aus. Der promovierte Naturwissenschaftler gründete am Forschungsministerium in Wien ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit und arbeitete lange als Manager in der Hightech-Industrie. Seine Reisen und alpinen Abenteuer nimmt er zum Anlass, komplexe Sachverhalte in spannende Literatur zu verwandeln. Den Niederrhein kennt er gut, weil er als Geologe dort oft unterwegs war. Sein erster Roman schaffte es auf Platz 1 im Kindle-Shop. Seine Arbeit wurde mit mehreren Stipendien gefördert. Mehr unter: lutzkreutzer.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839272985
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum13.07.2022
Reihen-Nr.3
Seiten249 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2161 Kbytes
Artikel-Nr.9224300
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Der beste Kaiser
von Lutz Kreutzer

Ich, der Imperator

Was habe ich, Imperator Caesar Nerva Traianus Augustus, mir damals nur dabei gedacht, als ich aus dem Castra Vetera in Untergermanien eine große Stadt machte? In den Niederungen des Rhenus, eine völlig ebene und trostlose Gegend! Es war der Ort weit im Norden, wo die großen Aufmärsche erfolgten, wenn es den Germanen im Osten an den Kragen gehen sollte, also eine stolze Befestigung meiner Legionen. Aber es war auch ein von Mücken durchseuchtes Heerlager.

Ich habe dieses Heerlager in Colonia Ulpia Traiana umgetauft und es zu einer Stadt geformt, die, unserem schillernden Rom ähnlich, Größe und Pracht ausstrahlen sollte. So, wie sie heute den Kalender lesen, muss das ungefähr 100 Jahre, nachdem dieser seltsam friedliebende Jesus von Nazareth in die Welt kam, gewesen sein.

Der beste Kaiser, so nennen die Menschen mich. Ich, Imperator Caesar Nerva Traianus Augustus, schenkte meinen Untertanen eine überaus glückliche Zeit, sagt man von mir. Sie, liebe Leser, können mich Trajan nennen, das reicht völlig aus. Dort oben aber, in diesen Sümpfen des Rheins, dort wollte ich mir ein Denkmal errichten, das muss man sich einmal vorstellen! Größer als die Hauptstadt der südlicher gelegenen Provinz Obergermanien, Mogontiacum, heute Mainz, mein Mainz, denn dort habe ich zwei Jahre als Statthalter residiert, bevor ich Kaiser wurde.

Heute heißt diese Kolonie dort in den Rheinniederungen Xanten, weil man es lange nach seiner Gründung Xantum nannte. Das hat irgendwas mit diesen christlichen Heiligen zu tun. Aber davon verstehe ich nichts, denn zu meiner Zeit wurden die Christen noch verfolgt und bestraft, wenn sie mich, den Kaiser, nicht ehrten. Dieses Xanten aber wurde zum zweitgrößten Handelszentrum von Untergermanien, nach Colonia Agrippina, dem heutigen Köln.

Wie es auch gewesen sei, eines steht fest: Ich habe dieses Xanten erschaffen, nach dem Vorbild Roms. Erschaffen mit allem, was eine römische Stadt brauchte, mit Häusern, Kolonnaden, Amphitheater, Tempel, Forum, Thermen und Bordellen. Die Bürger von Xanten erhielten sogar das römische Bürgerrecht. Ich bin eben großzügig! Ich, Trajan, Optimus Princeps, der beste »Erste unter Gleichen« - diesen Ehrentitel haben mir damals der Senat und das Volk von Rom verliehen, Senatus Populusque Romanus.

Doch irgendwann, nur ungefähr 170 Jahre später, ist meine Stadt vernichtet worden. Von einer Horde marodierender Barbaren. Stadt mit X, war wohl nix! Und dann, aus Schutt und Asche neu erstanden, Hunderte Jahre später, kam angeblich dieser Siegfried und stahl mir meinen ehrenvollen Platz.

Aufruhr

»Fremdenverkehrsinitiative spaltet Xantens Bürger«, so prangte die Überschrift in der Online-Ausgabe des »Niederrhein Blatt«. »In der Stadt Xanten gibt es eine neue Bewegung. Führende Hoteliers, Wirtschafts- und Tourismusfachleute starten ein Projekt, das einen neuen Siegfried aus der Taufe heben will. Wir möchten, dass unser Siegfried eine Art Hüter wird, der als ewiger Held über Xanten wachen soll. Der Hype um den verstaubten Trajan und um seine Römer hier bei uns ist out. Es lebe der neue Siegfried! «, wurde der Sprecher der Gruppe zitiert. Dazu ein Bild von fünf Initiatoren, die siegesgewiss ihre Daumen in die Höhe reckten. Darunter die Bildunterschrift mit den Namen. Doch, so die Zeitung, es habe sich bereits starker Widerstand gegen die Gruppe formiert. »Das, was die Wortführer dieser Initiative vorhaben, würde das Geschichtsbild unserer einzigartigen Stadt derart verzerren«, wurde die Stadtkämmerin Hermine Elsen zitiert, »dass man hier nicht mehr von Geschichtsklitterung, sondern von arglistiger Geschichtsfälschung sprechen muss.« Laut Umfragen des »Niederrhein Blatt« gab es in Xanten große Sympathie für das Vorhaben, denn die Initiatoren versprachen hohe Einnahmen für den Tourismus und die Wirtschaft der Stadt. Von einem Umstand, der die Stadtbevölkerung spalten würde, war die Rede. »Eine ganze Stadt in Aufruhr! Bleibt abzuwarten«, so schloss der Verfasser den Bericht ab, »ob sich die Geschichte der Stadt Xanten tatsächlich neu interpretieren lässt.«

Die Quelle

Siggi Hendricks fröstelte, als er gegen 18.30 Uhr sein Büro verließ. Nebel hing über dem Niederrhein, die Blätter fielen von den Bäumen. Als er in seinen Maserati steigen wollte, fiel ihm ein Zettel unter dem Scheibenwischer auf. Der Zettel war bedruckt, billiger Tintenstrahldrucker, die Tinte von der Feuchtigkeit ein wenig zerlaufen. »Lieber Siggi, komm zur Drususquelle, du weißt schon, beim Röschenparkplatz, gleich jetzt und nur kurz. Ich bin in Schwierigkeiten, und du vielleicht auch. Bitte hilf mir, Karin. Ich warte auf dich.«

Nanu, seine geschiedene Frau? Sie hatte schon mehr als zehn Jahre nichts von sich hören lassen. Merkwürdig. Nicht einmal eine aktuelle Telefonnummer hatte er von ihr. Und nun ein Zettel. Er spürte, wie sich ein sanfter und zugleich brutaler Stoß in seiner Magengrube breitmachte.

Karin in Schwierigkeiten? Diese abgezockte Frau, die ihm das Leben in den letzten beiden Ehejahren so schwer gemacht hatte? Und warum an der Drususquelle? Sie war nie gern in der Natur unterwegs gewesen.

Bis zur Sitzung hatte er noch eine Stunde, also fuhr er zum südlichen Stadtrand bis zum Parkplatz Röschen, unmittelbar neben einem weit über die Grenzen Xantens bekannten Etablissement. Hoffentlich würde niemandem sein Auto hier auffallen. Langsam wanderte er den Weg entlang, der am Südostrand des Mischwaldes in ein paar Minuten Fußmarsch zur Drususquelle führte. Ihm war ein wenig mulmig zumute. Wie würde Karin aussehen? Wie gefasst würde er ihr gegenübertreten? Er atmete tief und regelmäßig ein, und mit jedem Schritt wurde er allmählich ruhiger.

Nach etwa 300 Metern Fußweg sah er den aus Naturstein gemauerten Quelltrog und hörte, wie das Wasser hineinplätscherte. Die Uhr des entfernten Xantener Doms schlug sieben. Ein paar Vögel flatterten auf.

Hendricks ging zum Trog, sah sich um. Hier war niemand. Keine Karin, sonst auch nichts. Er wartete. Etwa drei Minuten. Er spürte, wie das Warten ihn nervöser werden ließ. Er schwitzte. Fahrig zog er seinen Mantel aus und warf ihn neben den Trog auf den mit Moos überzogenen Fels. Dann schöpfte er frisches Wasser mit den Händen und kühlte sein Gesicht. Einmal, zweimal, und als er zum dritten Mal ansetzen wollte, hörte er hinter sich raschelnde, schnelle Schritte. Kurz schreckte er auf, doch bevor er sich umdrehen konnte, war es bereits zu spät. Er spürte etwas zwischen seinen Schulterblättern, dass sich durch sein Hemd bohrte, heiß und drängend. Wie von einem Hammer getroffen fiel er leicht zur Seite auf sein Gesicht. Blut lief aus seinem Mund. Sein wässriger Blick verlor sich im herbstlich bunten Laub, und er röchelte seinen letzten Halbsatz: »Wie â¦ wie einst â¦« Weiter kam er nicht.

Siegfried 2.0

»Hermine Elsen«, feixte Günter van Straten, wobei er ihren Namen fast ausspie, »die kriegen wir schon klein, keine Sorge«, fügte er hinzu und rieb sich die Hände. »Unser neuer Siegfried wird uns so viel Geld in die Taschen spülen, wie Xanten noch nie gesehen hat. Und wir fünf, wir werden es abschöpfen. Der Stadtrat ist selbst schuld.«

Rüdiger Scholten nickte. »Tja, hätten sie mal auf dich gehört, Günter«, sagte er zustimmend.

»Ich glaube, sie wollten dich loswerden«, warf Gisbert Giesen, größter Hotelier vor Ort, mit einem süffisanten Unterton ein.

Van Straten brummte. »Ja, das hat auch die blöde Elsen eingefädelt.«

»Die dicke Minni«, rief Scholten lachend. »Hermine Elsen, das roteste Tuch aller roten Tücher.«

»Also ich möchte sie nicht als Feindin haben«, bemerkte Gudrun Tervooren und schlug ihre schlanken Beine übereinander. »Bist selbst schuld, Günter«, mahnte sie an van Straten gerichtet, »du hättest ja nicht in ihre Kasse langen müssen.«

Van Straten bäumte sich auf. »Ich habe nicht in ihre Kasse gelangt, sondern mir 2.000 Euro ausgeliehen. Auf die Schnelle. Das ist was anderes«, bellte er.

»Aus der Sicht einer Stadtkämmerin ist das wohl dasselbe«, entgegnete Giesen unbeeindruckt. »Sie hat dich ganz einfach beim Klauen erwischt.«

Van Straten warf ihm einen wütenden Blick zu.

»Du hättest dir das Geld auch bei Siggi leihen können. Er hat doch immer Möglichkeiten bei seiner Bank. Dann wäre auch nie rausgekommen, dass du es zum Auslösen deiner Schulden für deinen letzten Puffbesuch in Nijmegen gebraucht hast.« Gisbert Giesen grinste über das ganze Gesicht.

»Tja, Holland ist teuer«, fügte Gudrun Tervooren spöttisch hinzu.

»Langsam, langsam, das spielt doch jetzt keine Rolle«, ging Rüdiger Scholten dazwischen. »So was machen Männer eben. Wie hat Podolski einst gesagt? 80 Prozent von euch und ich kraulen sich auch mal an den Eiern. Also, vergessen wir nicht, warum wir hier sind. Wir wollen einen Siegfried. Einen strahlenden Helden neu erschaffen. Unsere Hotels mit Gästen füllen und die Menschen davon überzeugen, dass unsere Idee gut ist für Xanten.«

Gudrun Tervooren nickte verhalten. »Hast ja recht, Rüdiger. Ich sag s auch nicht wieder«, grinste sie und setzte ihr charmantestes Lächeln auf. »Nichts für ungut, Günter«, setzte sie hinzu und warf ihm einen flüchtigen Handkuss zu.

»Geschenkt!«, antwortete Günter van Straten und hob lässig den Arm. Er sah auf die Uhr. »Apropos Siggi. Wo bleibt er denn?«, fragte er mürrisch.

»Wird schon noch kommen«, sagte Scholten...

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