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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
282 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am10.04.20242024
Zwölf schaurige Geschichten von zwölf Autorinnen und Autoren über zwölf reale Orte in Bayern, angelehnt an Legenden und Ereignisse von der Römerzeit bis in die Gegenwart: Von Kelten, Römern und einer geheimnisvollen Toten am Bodenlosen See. Wie eine bettelarme Bauernmagd mit dem Herrgott von Tann haderte und bittere Rache übte. Als ein junger Mann im Angesicht des Todes das wahre Gesicht des grausamen Königs Watzmann zu sehen glaubte. Warum sich zwei Schwestern im Schatten der Königlichen Villa in Regensburg zu Rivalen bis aufs Blut entwickelten.

Lutz Kreutzer wurde 1959 in Stolberg geboren. Er schreibt Thriller, Kriminalromane, Sachbücher und gibt Kurzgeschichten-Bände heraus. Auf den großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig sowie auf Kongressen coacht er Autoren. Am Forschungsministerium in Wien hat der promovierte Naturwissenschaftler ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit gegründet. Er war lange als Manager in der IT- und Hightech-Industrie in München tätig. Über seine Arbeit wurden im Hörfunk und TV zahlreiche Beiträge gesendet. Seine beruflichen Reisen und alpinen Abenteuer nimmt er zum Anlass, komplexe Sachverhalte in spannende Literatur zu verwandeln. Seine Arbeit wurde mit mehreren Stipendien gefördert. Heute lebt er in Freilassing mit Blick auf den Watzmann. Mehr unter: www.lutzkreutzer.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
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Produkt

KlappentextZwölf schaurige Geschichten von zwölf Autorinnen und Autoren über zwölf reale Orte in Bayern, angelehnt an Legenden und Ereignisse von der Römerzeit bis in die Gegenwart: Von Kelten, Römern und einer geheimnisvollen Toten am Bodenlosen See. Wie eine bettelarme Bauernmagd mit dem Herrgott von Tann haderte und bittere Rache übte. Als ein junger Mann im Angesicht des Todes das wahre Gesicht des grausamen Königs Watzmann zu sehen glaubte. Warum sich zwei Schwestern im Schatten der Königlichen Villa in Regensburg zu Rivalen bis aufs Blut entwickelten.

Lutz Kreutzer wurde 1959 in Stolberg geboren. Er schreibt Thriller, Kriminalromane, Sachbücher und gibt Kurzgeschichten-Bände heraus. Auf den großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig sowie auf Kongressen coacht er Autoren. Am Forschungsministerium in Wien hat der promovierte Naturwissenschaftler ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit gegründet. Er war lange als Manager in der IT- und Hightech-Industrie in München tätig. Über seine Arbeit wurden im Hörfunk und TV zahlreiche Beiträge gesendet. Seine beruflichen Reisen und alpinen Abenteuer nimmt er zum Anlass, komplexe Sachverhalte in spannende Literatur zu verwandeln. Seine Arbeit wurde mit mehreren Stipendien gefördert. Heute lebt er in Freilassing mit Blick auf den Watzmann. Mehr unter: www.lutzkreutzer.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839278543
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum10.04.2024
Auflage2024
Reihen-Nr.6
Seiten282 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1986 Kbytes
Artikel-Nr.12608350
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Keltenmord
von Nicola Förg

Fata viam invenient - Das Schicksal findet seinen Weg

Der Auerberg liegt auf der Grenze zwischen Oberbayern und dem Allgäu und ragt weithin sichtbar aus dem Bauernland. Ursprünglich galten die bis zu drei Meter hohen und drei Kilometer langen Wallanlagen auf dem 1.055 Meter hohen Auerberg als keltisch. Alle Ausgrabungen ließen aber nur auf eine römische Besiedlung schließen, die allerdings Rätsel aufgibt. Wer lebte hier in dieser ältesten dörflichen Siedlung der Römer in Bayern? Mit welchem Ziel? Das römische Gastspiel dauerte nur von etwa 13/14 nach Christus bis 40 nach Christus, der Siedlungsplatz war für römische Verhältnisse extrem hoch gelegen und witterungsmäßig exponiert. Warum wurde architektonisch so aufwendig gebaut? Die Römer hatten sogar Bronze zum Bau von Katapulten geschmolzen, und das bei der ungewöhnlich kurzen Siedlungsdauer. Was wollten sie auf einem Berg, der auch später nur so vor Sagen strotzte? Wo man lange am alten Götterglauben festhielt, während der Westen des Allgäus längst christianisiert worden war. Kein Wunder, dass der Auerberg bis heute ein schwer fassbarer, magischer Platz ist.

Laura Bontempi zögerte. Und haderte. Sie hatte sich erst kürzlich ins Ostallgäu nach Füssen versetzen lassen - der Liebe wegen. Die Halbitalienerin stammte aus Rosenheim, ihr Papa hatte wüst gezetert, dass seine Bellissima so weit wegzog. Und Laura hatte schon öfter gezweifelt; das war schon ein merkwürdiger Menschenschlag, mit dem sie es hier zu tun hatte. Aber sie fasste sich ein Herz und wandte sich an den Kollegen Bruno Lax.

»Da hat soeben eine Frau Fiona Arwen angerufen.« Laura zögerte. »Sie befinde sich in Todesangst, ein kopfloser Reiter sei schon dreimal vorbeigeritten und würde mit einer, na ja, Lanze an ihr Fenster klopfen.«

Lax stöhnte. »Na, it scho wieder! Die Amrei!«

»Nein, Arwen.«

»Mädle, der Klarname isch Amrei Brutscher, Fiona und Arwen sind zwei keltische Vornamen. Die Alte veranstaltet Wanderungen auf Spuren der Kelten am Auerberg. Die isch ...« Er tippte sich ans Hirn. »Beim letzten Mal hat sie gemeldet, dass Makárese Schimmel ihr Läuse ins Haus gehext hätte.«

»Wer?«

»Ach, auch eine alte Sage, von so einem Grauhaarigen, der Ungeziefer kommen und verschwinden lassen konnte. Der Berg wimmelt bloß so von Sagen. Und die Amrei verwechselt die Realität mit ihren wirren Gedankenwelten. Und wenn sie Läus hot, soll sie ihr Schampu wechseln, hob i ihr g´sagt. Aber komm, mir fahren hi.«

Laura musste in sich hineingrinsen. Ihr neuer Kollege war ein Zweisprachler, der ohne Vorwarnung von Hochdeutsch auf Allgäuerisch umschwenken konnte und netterweise mit ihr nur teilweise in diesem unverständlichen Kauderwelsch sprach. Und Laura war nun doch gespannt, sie fuhren nordwärts und in Stötten einen Berg hinauf, der urplötzlich ziemlich steil wurde. Lax enterte einen Feldweg, der an einem kleinen, Efeu umrankten Haus in Alleinlage endete. Im Märchen würde man »verwunschen« dazu sagen.

»Unser Pech isch, dass sie grad no zu eis g´hert. A paar Kilometer weiter wären die Oberbayern zuständig«, bedauerte Lax.

Warum Lax so wenig Lust auf die Dame hatte, wurde Laura schnell klar. Im Garten stand ein großes keltisches Kreuz. Aus dem Haus tönte merkwürdige Musik, und ein starker Geruch, der an Weihrauch erinnerte, entwich dem Gebäude. Sie gingen durch die offen stehende Haustür durch einen Gang weiter in eine Küche. Eine Frau werkelte an einem Holztisch. Sie trug ein breites Stirnband, in das eine Art - wie Laura gesagt hätte - Küchentuch gestopft war, das aber wohl einen Schleier darstellen sollte. Das Stirnband war bestickt mit keltischen Knoten. Sie hatte ein langes Gewand mit tiefem Ausschnitt an, und um den Hals lag eine Kette, die auf ihrem knochigen und faltigen Dekolleté in einer Triskele endete. Sie hackte auf einem Küchenbrett Kräuter, Laura erkannte zumindest Brennnessel, Bärlauch und Knoblauch, es lag auch ein markanter Knoblauchgeruch in der Luft, der sich ungut mit dem weihrauchartigen mischte.

»Hilft au gegen Vampire«, sagte Lax.

»Ich bin die Druidin, das weißt du doch.«

»Amrei ...«

»Fiona«, unterbrach sie ihn.

»Amrei, es geit bei eis kuine kopflosen Reiter. Entweder du hosch z´viel von am vergorenen Trank derwuschen oder do verarscht di wer.«

»Es war ein kopfloser Reiter, und das Pferd, es war verflucht. Das Ross, es hatte Pocken. Es war schwarz befleckt, und der Reiter will mich holen. Sie wollen mich vertreiben von diesem Ort.«

»Versteh i, du schiache Hex«, murmelte Lax leise.

»Bitte?«

»Mir kümmern eis, pfiat di, Amrei«, sagte Lax nur, und Laura folgte verdutzt.

Sie stiegen ins Auto, rumpelten zur Teerstraße zurück, fuhren bergwärts und bogen wenig später zu einem großen Bauernhof ab. Lax hupte, und sofort trat ein Mann in einer Arbeitshose aus dem Stall.

Statt einer Begrüßung rief Lax: »Schorsch, des warsch du!«

»Was?«

»Du bisch mit deim Gaul ohne Kopf bei der Amrei vorbeigeritten. Lass den Scheiß!«

»Quatsch!«

»Du hosch an Noriker, der hot schwarze Punkte. Du hosch a Georgs-Kostüm, jetzt lass den Scheiß.«

Weil Laura sie beide allzu ungläubig anstarrte, verlegte Lax sich aufs Hochdeutsche.

»Laura, schau. Es gibt hier im April, am Georgstag, einen Georgiritt. Zur Kapelle auf dem Auerberg, die dem heiligen Georg geweiht ist. Einst soll es hier sehr liederlich zugegangen sein, so sehr, dass Gott ein gewaltiges Feuer schickte. Aber aus der Asche erhoben sich Gewürm und Gesindel, und die wenigen Gerechten flehten zu Gott. Der sandte auf einem glänzenden Schimmel einen Ritter, der Drachen tötete und Lindwürmer gleich dazu und lichtscheues Gesindel in die Flucht schlug. Zum Dank wollten die Bewohner eine Kirche errichten, aber die Pferde, die die Baumaterialien transportieren sollten, waren schon in Bernbeuren lahm. Wieder trat der Ritter auf den Plan, und die Pferde, die schon unten gewaltig ins Schwitzen gekommen waren, wurden oben, wo der Weg am steilsten war, wieder trocken und munter. Außerdem arbeitete der Ritter nachts, während die Leute schliefen, bald schon stand die Kirche, und der wackere Bauhelfer war verschwunden, und die Leute raunten, dass das der heilige Georg höchstselbst gewesen sein muss. Drum der Ritt am Sankt-Georgs-Tag.« Diese lange Rede hatte ihn angestrengt. »Und der Schorsch do, der reitet als Georg.« Und an den Bauern gewandt: »Lass den Scheiß!«

»I war des it. Obwohl sie a Loch in mein Mischthaufen graben hot. Sie hatte a Eingebung. Genau dort, wo mein Mischthaufen steht, führt a Gang in die Anderswelt. Dia hot doch gar keine Tassen mehr im Schrank.«

»Schorsch, das fällt unter den Begriff der Bedrohung, das kann eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren nach sich ziehen. Isch ja it des erschte Mol.« Lax baute sich vor ihm auf.

»I war des it«, beteuerte der Schorsch.

»Ich belass es bei einer Verwarnung«, sagte Lax gewichtig. Er nickte Laura zu, und sie fuhren vom Hof.

»Könnte es sein, dass er es wirklich nicht war?«, fragte Laura nach einer Weile und klammerte sich fest, so wie der Kollege über diese kurvigen Bergstraßen heizte. Grad als wäre der kopflose Reiter hinter ihm her.

»Laura, Amrei Brutscher nervt den Schorsch und ein halbes Dutzend weiterer Bauern, weil sie mit ihren Keltenjüngern Wiesen platt trampelt. Aber sie kapiert das nicht, dass das Heu werden soll. Natürlich wäre man froh hier, wenn die weg wäre. Sie wollte auch schon mal wegziehen und ist dann doch geblieben. Wegen ihrer Mission. Andere hätten sie gerne los, all die, die im Team Römer sind.«

»Was? Sorry, Lax, too much information, ich kann dir nicht folgen.«

»Laura, das ist auch extrem kompliziert. Es gibt hier eine Gruppierung, das sind die Keltenanhänger, die glauben, dass 15 Jahre vor Christi Geburt die Römer über den Auerberg hergefallen sind und die Stadt Damasia dem Erdboden gleichgemacht haben. Da seien weit mehr als 20.000 Menschen getötet worden, auch Frauen, Kinder und Alte, die angeblich innerhalb der Auerbergwälle Schutz gesucht hätten.«

»Aber gibt´s dafür Beweise?«, fragte Laura staunend.

»Nein, eben nicht, aber die Verschwörungstheoretiker haben grad wieder Hochkonjunktur. Hauptmann a. D. Hugo Arnold wollte schon 1880 das lange gesuchte Damasia entdeckt haben, das vom römischen Geschichtsschreiber Strabo als Hauptort und Fliehburg eines keltischen Stammes beschrieben worden war. Er fand aber nichts. 1901 begann dann der bedeutende Heimatforscher Christian Frank mit Grabungen. Er stieß auch nur auf Römisches. Dann haben wir noch Heinz Engl, der als Lehrer an die Grund- und Teilhauptschule nach Bernbeuren kam, als Zuagroaster aus München und ein vom Auerberg Infizierter. Auch er fand nur Römerkram. Und große, intensive Ausgrabungskampagnen von Professor Günter Ulbert 1966 bis 1979 und nochmals 2001 erbrachten wieder nur - rate! - römische Fundstücke. Wobei sich eben die Ansicht hartnäckig hält, dass der Berg ein keltisches Heiligtum gewesen sein muss.«

»Ist es nicht so, dass frühe Kirchen oft auf kultischen Kraftorten gebaut worden sind, nicht zuletzt, um das Heidnische auszumerzen?«, fragte Laura.

»Ja, das leugnet auch keiner, aber sehr wohl, dass da bis zu 20.000 Menschen gelebt haben! Aber Keltenromantiker, schrullige Künstler, New-Age-Jünger und die Amrei wollen Kelten! Alle ernst zu nehmenden Leute aus der Wissenschaft haben nur eine römische Bebauung nachgewiesen. Aber grad gibt es...

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Lutz Kreutzer wurde 1959 in Stolberg geboren. Er schreibt Thriller, Kriminalromane, Sachbücher und gibt Kurzgeschichten-Bände heraus. Auf den großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig sowie auf Kongressen coacht er Autoren. Am Forschungsministerium in Wien hat der promovierte Naturwissenschaftler ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit gegründet. Er war lange als Manager in der IT- und Hightech-Industrie in München tätig. Über seine Arbeit wurden im Hörfunk und TV zahlreiche Beiträge gesendet. Seine beruflichen Reisen und alpinen Abenteuer nimmt er zum Anlass, komplexe Sachverhalte in spannende Literatur zu verwandeln. Seine Arbeit wurde mit mehreren Stipendien gefördert. Heute lebt er in Freilassing mit Blick auf den Watzmann.Mehr unter: www.lutzkreutzer.de