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Oldenburger Kohlkönig

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
313 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am14.09.20222023
Eine Mordserie vor Langeoog, in Leer und Oldenburg erregt Aufsehen: Vier Männer sterben oder verschwinden spurlos. Alle besuchten vor Jahren dasselbe Oldenburger Gymnasium und begingen Monate zuvor mit anderen Absolventen ihres Jahrgangs eine feucht-fröhliche Kohlfahrt. Ist dort das Motiv für die Verbrechen zu finden? Die vier Freunde waren oft zusammen mit einem fünften unterwegs. Ist er das nächste Opfer - oder der erste Verdächtige? Hauptkommissar Stahnke braucht eine Weile, um zu erkennen, wie nah die Lösung liegt ...

Peter Gerdes, 1955 geboren, lebt in Leer (Ostfriesland). Er studierte Germanistik und Anglistik, arbeitete als Journalist und Lehrer. Seit 1995 schreibt er Krimis und betätigt sich als Herausgeber. Im Jahr 1999 übernahm Peter Gerdes die Leitung der »Ostfriesischen Krimitage«. Seine Kriminalromane 'Der Etappenmörder', 'Fürchte die Dunkelheit' und 'Der siebte Schlüssel' wurden für den Literaturpreis 'Das neue Buch' nominiert. Für das SYNDIKAT organisiert er das jährliche Krimifest CRIMINALE.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEine Mordserie vor Langeoog, in Leer und Oldenburg erregt Aufsehen: Vier Männer sterben oder verschwinden spurlos. Alle besuchten vor Jahren dasselbe Oldenburger Gymnasium und begingen Monate zuvor mit anderen Absolventen ihres Jahrgangs eine feucht-fröhliche Kohlfahrt. Ist dort das Motiv für die Verbrechen zu finden? Die vier Freunde waren oft zusammen mit einem fünften unterwegs. Ist er das nächste Opfer - oder der erste Verdächtige? Hauptkommissar Stahnke braucht eine Weile, um zu erkennen, wie nah die Lösung liegt ...

Peter Gerdes, 1955 geboren, lebt in Leer (Ostfriesland). Er studierte Germanistik und Anglistik, arbeitete als Journalist und Lehrer. Seit 1995 schreibt er Krimis und betätigt sich als Herausgeber. Im Jahr 1999 übernahm Peter Gerdes die Leitung der »Ostfriesischen Krimitage«. Seine Kriminalromane 'Der Etappenmörder', 'Fürchte die Dunkelheit' und 'Der siebte Schlüssel' wurden für den Literaturpreis 'Das neue Buch' nominiert. Für das SYNDIKAT organisiert er das jährliche Krimifest CRIMINALE.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839273487
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.09.2022
Auflage2023
Reihen-Nr.18
Seiten313 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9224324
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


3.

Leer, Abfahrt Ost. Vorbei. Dann das Autobahndreieck, wo es nach Emden und Norden ging. Geradeaus weiter, Richtung Abfahrt Nord. Ah, da war er ja, der alte Bölkpahl! Vielmehr der Fernmeldeturm Nüttermoor. Immer noch 160 Meter hoch und kerzengerade wie eine riesenhafte Kompassnadel, die unbeirrt nach Norden wies. Als sei noch nie ein Sportflugzeug im dichten Nebel dagegen gekracht - was tatsächlich einmal der Fall gewesen war. Für das Flugzeug fatal, dem Turm war s egal. Stahnke verspürte heimatliche Gefühle.

Die Abfahrt hätte er darüber beinahe verpasst, blinkte erst im letzten Moment. Wo war denn dieser andere hohe und schlanke Turm geblieben, die ehemals weithin sichtbare Werbung für den Emspark? Weg, verschwunden, ersetzt durch eine kleineren mit einem schnöden dreieckigen Werbeklotz drum herum. Wie stillos! Kaum war er ein paar Monate fort, schon fingen die Leeraner an, ihre Stadt zu verändern. Ohne ihn zu fragen. Also wirklich!

Er fuhr ab, blinkte rechts, steuerte stadteinwärts, passierte den großen Supermarkt, der zwischenzeitlich den Betreiber gewechselt hatte, und bog an der nächsten Kreuzung wieder rechts ab. Dann am Kreisel links. Hier musste es sein. Dort, wo die beiden Graubärte herumlungerten. Graubärte in Uniform. Rieken und van Dieken. Stahnke parkte so schwungvoll auf dem unbefestigten Seitenstreifen, dass die beiden erschrocken zur Seite sprangen. Als sie ihn erkannten, ließen sie vor Staunen synchron die Unterkiefer hängen. Stahnke dachte überhaupt nicht daran, sein überraschendes Auftauchen zu erklären, und beließ es bei einem knappen »Moin«.

Das Gebäude war ebenso weitläufig wie unansehnlich. Große Fensterscheiben in Metallrahmen, von innen mit Sichtschutzfolie verklebt. Die Leuchtwerbung über dem Eingang war lückenhaft und ausgeschaltet. Wie, ein Biomarkt in dieser Lage, ernsthaft? Schmale Klebebanner, die in neonfarbenen Buchstaben Neueröffnung demnächst!!! versprachen, machten den Gesamteindruck nicht besser. Hier also, dachte Stahnke. Passt irgendwie.

Hinter der Tür wartete Nidal Ekinci auf ihn. Seine Leichenbittermiene hellte sich nur unwesentlich auf, als er Stahnke sah. »Schau dir das bloß mal an«, forderte er seinen ehemaligen Vorgesetzten auf.

Stahnke sah sich um. Aha, ein Fitnessstudio sollte das also mal werden. In der weitläufigen Halle waren bereits allerhand Geräte aufgebaut, andere warteten in Originalverpackung auf ihre Montage. An den Wänden hohe Spiegel, im Hintergrund eine imposante Theke. Hier hatte jemand ordentlich investiert, das sah man sofort. Drinnen eher als draußen. Mit der richtigen Beleuchtung hätte das bestimmt einen sehr guten Eindruck gemacht.

Ohne die Blutspuren auf dem Teppich jedenfalls.

Die Flecken waren alle markiert und mit Spurentäfelchen versehen worden. Teils handelte es sich um kleine Tupfer, teils um rudimentäre Schuhsohlenabdrücke. Zusammen ergaben sie eine Fährte, die vom Haupteingang zu einer schmäleren Tür im Hintergrund führte. Vielmehr anders herum, korrigierte sich Stahnke, wenn man die Laufrichtung der Abdrücke, die alle unvollständig waren, in Betracht zog. Der Tatort musste also dort hinten sein und dies hier war der Fluchtweg des Täters.

Er folgte Ekinci nach hinten, trippelte auf Zehenspitzen durch die Tür. Trotzdem warfen ihm die Kriminaltechniker unter ihren weißen, eng geschnürten Kapuzen böse Blicke zu, bis auch er wenigstens seine breiten Hände mit den kurzen, dicken Fingern in Latexhandschuhe gezwängt hatte. Im Gegensatz zum Großraumstudio war hier alles grell ausgeleuchtet. Stahnke musste blinzeln, bis sich seine Augen umgestellt hatten. Dies schien ein Büro zu sein, halb eingerichtet mit Möbeln, die nicht zusammenpassten. Überall lagen wirr verknäulte Kabel und Mehrfachsteckdosen herum. Die PC-Monitore stammten aus mindestens drei Generationen, einige davon waren mit Tüchern abgedeckt. Aha, anscheinend wurde hier gerade renoviert. Die rückwärtige Wand war zu zwei Dritteln tapeziert. Jetzt erst bemerkte der Hauptkommissar den auf der Seite liegenden Tapetentisch und die umgestürzte Leiter, die Scherben und die große, dunkle Lache. Und die Leiche.

»Alan Kaya, 39 Jahre, Mieter dieses Gebäudes und Betreiber einer regionalen Kette von Fitnessstudios«, erläuterte Nidal Ekinci. »Genauer gesagt von bisher zwei Studios. Dieses hier sollte Nummer drei werden.«

»Ziemlich kurze Kette«, kommentierte Stahnke. Der Körper des Toten war mit einem Tuch abgedeckt, unter dem sich breite Schultern und eine muskulöse Brust abzeichneten. Beine und Füße schauten unten heraus. Lange Sporthose aus schimmernder Ballonseide und bunte Sneakers, stellte der Hauptkommissar fest. Aus der Mode und ziemlich abgetragen. »Was wissen wir über die Todesursache?«, fragte er.

Ekinci wies mit einem Kopfnicken in Richtung eines der aufgestellten Scheinwerfer. Stahnke blinzelte in das gleißende Licht, das seltsam zu wabern begann, als hätte sich eine Schleierwolke vor die Sonne geschoben. Spielten ihm seine tränennassen Augen einen Streich oder löste sich dort ein Schemen aus dem Lichtkegel heraus und trieb auf ihn zu, ebenso weiß und transparent, aber nicht ganz so immateriell? Narrte ihn ein Spuk oder war das tatsächlich â¦? »Doktor Mergner«, presste er hervor. »Wie schön, Sie hier zu sehen.«

»Wo sonst als im Angesicht des Todes«, hauchte der Gerichtsmediziner. Seine Stimme schien von weither zu kommen, von jenseits der Sonne, obwohl er dem Hauptkommissar direkt gegenüberstand. Sein weiter weißer Kittel umbauschte seine marathondürre Gestalt, immer noch gebläht von der raschen Bewegung und offenbar unschlüssig, ob er der Erdanziehung so ohne Weiteres nachgeben sollte. Mergners ausgemergeltes Gesicht hatte die Farbe und Struktur von Dörrfleisch, und sein breit lächelnder Mund schien lippenlos zu sein. Doktor Mergner, wie er leibt und lebt, dachte Stahnke. Der Gedanke war ihm vertraut und kam ihm dennoch völlig absurd vor. So wie immer eben.

Aber etwas war anders. War es der Duft, den der Pathologe verströmte? Diese gewagte erdig-modrige Mischung mit dominanter minziger Kopfnote? Stahnke schaute genauer hin: Unter der Nase des Gerichtsmediziners glitzerte es. War das Heilpflanzenöl? Seit wann war dieser hartgesottene Mann der Wissenschaft denn so empfindlich?

»Moin, Herr Doktor«, sagte Stahnke. »Lassen Sie mich raten. Bei der Bestimmung des Todeszeitpunkts geht es nicht um Stunden, sondern um Tage, richtig?«

»Feines Näschen, der Mann!« Der Arzt nickte anerkennend und wischte sich über den Mund. »Und ein gutes Auge! Dabei haben Sie unser Kunstwerk noch nicht einmal enthüllt bewundern dürfen. Das wollen wir doch gleich mal nachholen. Voilà!« Er bückte sich und zog mit einem Ruck das Laken weg, das den Toten verhüllte.

Stahnke schnappte nach Luft, und das aus verschiedenen Gründen. Der imposante Leichnam schien in Flammen zu stehen. Sie loderten rot und gelb von den Händen über die muskulösen Arme, aus dem zerrissenen Shirt über den Hals bis unters Kinn und über den Stiernacken bis zum rasierten Hinterkopf. Durch den fadenscheinigen Stoff des Hemdes, das sich vom vielen Waschen halb aufgelöst hatte, war zu erahnen, dass der gesamte Oberkörper in diesem Stil tätowiert war. Aber nicht nur der Anblick des Toten raubte dem Hauptkommissar den Atem, sondern auch sein Geruch. »Teufel, wie lange liegt denn der hier schon?«, stieß er hervor. »Vier Tage? Oder fünf?«

»Teufel, Teufel, Sie sagen es!« Mergner grinste diabolisch. »Ob diese monothematische Körperverzierung wohl eine Vorausdeutung auf das kommende Schicksal der Seele des Verblichenen sein soll? Statt Himmel auf Erden einfach mal die Hölle? Stellen Sie fest, ob dieser Mann einmal gläubig war, dann wissen Sie, ob diese Tattoos als Geständnis einst begangener Untaten zu werten sind. Wäre doch praktisch! Sie müssten nur noch herausbekommen, für welche.«

Der Hauptkommissar antwortete nicht, sondern starrte den Mediziner nur an, bis der ergänzte: »Etwa vier Tage sind auch meine Schätzung. Genaueres zum Todeszeitpunkt nach der Obduktion.«

Stahnke nickte. Seine Aufmerksamkeit richtete sich ganz auf den Hals des Toten, wo die flackernd geschwungenen, aufwärtsstrebenden Linien der tätowierten Flammen durch eine quer verlaufende, klaffende Wunde unterbrochen wurden. Ein breiter, tiefer Schnitt hatte Kehle und Schlagader zugleich durchtrennt. Alan Kaya musste in kürzester Zeit ausgeblutet sein. Die Frage nach der Todesursache schien sich zu erübrigen, aber der Hauptkommissar war erfahren genug, diese Vermutung nicht auszusprechen. Als Arbeitshypothese war das okay, selbstverständlich, aber sicher war es erst, wenn alle anderen Möglichkeiten wissenschaftlich ausgeschlossen worden waren.

»Kampfspuren?«, fragte er.

Mergner und Ekinci nickten synchron. »Abwehrverletzungen an beiden Armen, leichte Rötungen im Gesicht, Abschürfungen an den Händen«, referierte der Gerichtsmediziner. »Kaya wurde getroffen und hat selbst geschlagen. Muss eine zünftige Schlägerei gewesen sein.«

»Der andere muss einiges draufgehabt haben«, sagte Ekinci. »Alan Kaya war bekannt in der Szene. Vor dem hatten sie alle Respekt.«

»Was für eine Szene?« Stahnke hob die Augenbrauen. »Boxer? Martial Arts? Oder hatte der Mann noch nebenbei etwas laufen, ein paar Pferdchen zum Beispiel?«

»Die Türsteherszene!« Nidal Ekinci rollte mit den Augen. »Da gibt es eine enge Verbindung zum Bodybuilding. Ist ja auch klar. Muckis aufpumpen ist nicht nur zeitraubend, sondern auch kostspielig, und als Türsteher kann man wenigstens Geld damit verdienen. Alan Kaya war für diese Typen ein echtes...

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Autor

Peter Gerdes, 1955 geboren, lebt in Leer (Ostfriesland). Er studierte Germanistik und Anglistik, arbeitete als Journalist und Lehrer. Seit 1995 schreibt er Krimis und betätigt sich als Herausgeber. Im Jahr 1999 übernahm Peter Gerdes die Leitung der »Ostfriesischen Krimitage«. Seine Kriminalromane "Der Etappenmörder", "Fürchte die Dunkelheit" und "Der siebte Schlüssel" wurden für den Literaturpreis "Das neue Buch" nominiert. Für das SYNDIKAT organisiert er das jährliche Krimifest CRIMINALE.