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Freundin bleibst du immer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Hanser Berlinerschienen am25.07.20221. Auflage
Drei Frauen. Drei Jahrzehnte. Die Freundschaft ihres Lebens.
Als Funmis Tochter in Lagos heiratet, kommen die drei unzertrennlichen Freundinnen Funmi, Enitan und Zainab wieder zusammen. Nach der Universität führten ihre Wege in unterschiedliche Richtungen: Enitan, die sich immer Sicherheit wünschte, ist nun Mutter einer erwachsenen Tochter und frisch getrennt, die künstlerisch begabte Zainab pflegt ihren Mann, der nach einem Schlaganfall gelähmt ist. Funmi lebt als Frau eines zwielichtigen Geschäftsmannes ein Luxusleben im goldenen Käfig. Gemeinsam denken Zainab, Funmi und Enitan darüber nach, was sie geliebt und verloren haben. Aber auch die Gegenwart birgt Überraschungen, denn ihre Töchter sind genauso rebellisch und offenherzig, wie sie es einst waren.
Tomi Obaro erzählt die Geschichte dreier Frauen, von ihrem Verrat und ihren Triumphen und vor allem von ihrer unvergesslichen, unverrückbaren Freundschaft.

Tomi Obaro arbeitet als Kulturredakteurin bei BuzzFeed News. Essays und Artikel von ihr sind bei BuzzFeed News, The Morning News, und The Toast erschienen. Freundin bleibst du immer ist ihr Debütroman. Sie lebt in Brooklyn.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextDrei Frauen. Drei Jahrzehnte. Die Freundschaft ihres Lebens.
Als Funmis Tochter in Lagos heiratet, kommen die drei unzertrennlichen Freundinnen Funmi, Enitan und Zainab wieder zusammen. Nach der Universität führten ihre Wege in unterschiedliche Richtungen: Enitan, die sich immer Sicherheit wünschte, ist nun Mutter einer erwachsenen Tochter und frisch getrennt, die künstlerisch begabte Zainab pflegt ihren Mann, der nach einem Schlaganfall gelähmt ist. Funmi lebt als Frau eines zwielichtigen Geschäftsmannes ein Luxusleben im goldenen Käfig. Gemeinsam denken Zainab, Funmi und Enitan darüber nach, was sie geliebt und verloren haben. Aber auch die Gegenwart birgt Überraschungen, denn ihre Töchter sind genauso rebellisch und offenherzig, wie sie es einst waren.
Tomi Obaro erzählt die Geschichte dreier Frauen, von ihrem Verrat und ihren Triumphen und vor allem von ihrer unvergesslichen, unverrückbaren Freundschaft.

Tomi Obaro arbeitet als Kulturredakteurin bei BuzzFeed News. Essays und Artikel von ihr sind bei BuzzFeed News, The Morning News, und The Toast erschienen. Freundin bleibst du immer ist ihr Debütroman. Sie lebt in Brooklyn.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783446275430
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum25.07.2022
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9241614
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe





1
Enitan


Die haben unsere Koffer verschlampt«, sagte Enitan zu Remi. Beide sahen zu, wie das letzte verbliebene Teil auf dem Gepäckband - eine ramponierte, notdürftig verklebte Ghana must go-Tasche - eine weitere einsame Runde drehte. »Tja â¦«, sagte Remi, sah ihre Mutter an, und die beiden brachen in Lachen aus, ein überdrehtes, übermüdetes Lachen. Die Reise von New York nach Lagos war chaotisch verlaufen. Remi hatte eigentlich bei ihrer Mutter im Jamaica-Viertel von Queens übernachten sollen, wo Enitan seit ihrem Auszug aus der kleinen Familienwohnung in Park Slope wohnte. Aber Remi hatte es vorgezogen, erst am Morgen mit dem Zug nach Queens zu fahren, weshalb sie viel Zeit verloren hatten.

Am Ende bekamen sie zwar ein Taxi, standen aber am Flughafen JFK über eine Stunde an der Security, weil offenbar ganz New York vierzehn Tage vor Weihnachten dringend in die Sonne musste. In Heathrow angekommen warteten sie wieder drei Stunden, weil der Flug nach Lagos Verspätung hatte. Jetzt endlich waren sie da, müde, hungrig und anscheinend kofferlos.

Wenigstens konnten sie zusammen lachen. Dass Remi überhaupt mitkommen wollte, war eine Überraschung. Seit feststand, dass Enitan und Charles sich trennen würden, hatte sich ihre neunzehnjährige Tochter in einen verstörten Teenager zurückverwandelt. Mit dicken Tränen hatte sie auf die Nachricht reagiert. Charles und Enitan hätten nicht gedacht, dass sie es so schwer nehmen würde, schließlich hatte sich die Trennung schon eine Weile abgezeichnet. Nachdem Remi zum Studium ausgezogen war, wurde Enitan klar, dass der Mann, für den sie Nigeria einst plötzlich und überstürzt verlassen hatte und mit dem sie (schon wegen der gemeinsamen Tochter) durchaus noch eine familiäre Liebe verband, nicht mehr der Mensch war, an dessen Seite sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte - jedenfalls nicht in einer Ehe. Für sie grenzte es an ein Wunder, dass sie überhaupt all die Jahre zusammengeblieben waren. Manchmal fragte sich Enitan, ob die Beziehung so lange gehalten hätte, wäre sie nicht in den ersten Jahren in den USA komplett von ihm abhängig gewesen, und hätten sie sich einander nicht so verpflichtet gefühlt: Er, weil er sie aus ihrem vertrauten Leben herausgerissen hatte, und sie, weil sie es zwar ohne Klage, doch auch ohne echte Vorfreude mitgemacht hatte.

Aber in den Augen von Remi, die Enitan für ihre neunzehn Jahre manchmal kindlich und naiv vorkam, war die Sache klar: Ihre Mutter hatte Verrat begangen. Sie hatte die Familie zerstört. Ihre schöne, heile Familie, die den Nachbarn immer ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hatte, denn offenbar glaubten sie, Enitans Anwesenheit allein könnte über die zunehmend aggressive weiße Dominanz in ihrem Viertel hinwegtäuschen.

An diesem Morgen, als Enitan in der Fahrten-App immer wieder auf »Refresh« geklickt hatte, als könnte sie so ein Taxi herbeihexen, hatte Remi theatralisch die Augen verdreht und geseufzt, vielleicht sollten sie doch besser den Bus nehmen, dann könnte Enitan Geld für die Scheidung sparen. Hör auf damit, hatte Enitan gesagt, und als Remi erneut mit den Augen rollte, verpasste sie ihr im Reflex eine Ohrfeige. Im nächsten Moment starrten sie einander erschrocken an, und Remi kullerten Tränen übers Gesicht. Enitan entschuldigte sich, dann kam das Taxi.

Dass sie nun zusammen lachen konnten, tat also besonders gut, und es bedeutete, dass Remi ihr verziehen hatte - zumindest vorläufig. Nachtragend war ihre Tochter zwar noch nie gewesen, trotzdem fiel Enitan ein Stein vom Herzen. Sie war Remi dankbar, weil die einen Skiurlaub mit ihrem Freund und dessen Familie hatte sausen lassen, um in diesen Winterferien die Hochzeit einer jungen Frau zu besuchen, die sie erst zweimal im Leben gesehen hatte. Beim ersten Mal war Remi noch ein Baby gewesen und Destiny eine wohlerzogene Fünfjährige, die im Washington Square Park gewissenhaft den Griff von Remis Kinderwagen umklammerte; das zweite Mal begegneten sie sich als grummelige Teenies. Es war Funmi und Destinys zweiter Besuch in New York, und sie hatten alle zusammen im Waldorf Astoria gefrühstückt. Charles hatte darauf bestanden, die ganze Rechnung zu bezahlen, und Enitan schämte sich so sehr, dass sie in der U-Bahn nach Hause kein Wort mit ihm sprach.

Enitan hoffte, dass Remi die Reise genießen würde. Charles wollte die Weihnachtstage mit seinen Schwestern und deren Kindern in der riesigen Villa in Newport verbringen - dem letzten Rest des Familienvermögens -, also brauchte Remi wenigstens kein schlechtes Gewissen zu haben. Bevor Enitans Reisepläne feststanden, hatte Charles, ganz der Gentleman, sie sogar eingeladen, Weihnachten gemeinsam in Newport zu feiern. Sie verstanden sich zwar noch gut, aber die Aussicht, in dem zugigen und wahrscheinlich von Sklaven erbauten Haus wohnen und dabei die verstohlenen, vielsagenden Blicke seiner Schwestern ertragen zu müssen, die Enitan noch nie gemocht hatten, dazu noch deren verzogene Sprösslinge - laut und selbstsicher auf diese unnachahmlich weiße amerikanische Art -, all das ließ Enitan die Einladung ausschlagen. Lieber wäre sie allein in ihrer Wohnung geblieben. Als sie dort nach dem Umzug ihre erste Nacht seit zwei Jahrzehnten allein verbrachte, verkroch sie sich in dem kleinen Schlafzimmer in ihr Bett und weinte, so heftig wie schon lange nicht mehr, nicht seit der Beerdigung ihrer Mutter vor fünf Jahren. Das war ihr letzter Besuch in Nigeria gewesen.

»Also, was machen wir jetzt?«, fragte Remi. Enitan strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Remi zuckte zusammen, und eine Schrecksekunde lang starrten sie sich an, die Erinnerung an die Ohrfeige noch frisch.

Remi wich einen Schritt zurück und sagte dann: »Ich hab Durst.«

»Hier kann man bestimmt was kaufen, ich muss sowieso die Scheine anbrechen«, sagte Enitan. »Aber erst kümmern wir uns um die Koffer.« Es war heiß und drückend; die Deckenventilatoren schienen nicht viel auszurichten, und die grellen Neonlampen heizten die Halle zusätzlich auf. Mitpassagiere aus dem Ausland legten in der Schwüle eine Schicht Kleidung nach der anderen ab, während drahtige Gepäckjungen vollbeladene Trolleys durch die Gegend manövrierten. Müde Kleinkinder knatschten auf den Armen ihrer Mütter, und hinter der Absperrung warteten Taxifahrer mit Abholschildern auf die nach und nach eintrudelnden Oyinbo-Geschäftsmänner, die Cargo-Shorts und Stiefel trugen, als wollten sie auf Safari. »Falsche Seite des Kontinents«, hätte Enitan ihnen gerne zugeraunt.

Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr - die noch auf New-York-Zeit gestellt war. 15:04 Uhr bedeutete 20:04 Uhr in Lagos. Funmi hatte gesagt, ihr Fahrer Sunday würde sie abholen kommen. »Lass uns die Koffer als vermisst melden und dann mit Sunday zum Haus fahren«, schlug Enitan vor. In der Menge hielt sie Ausschau nach Menschen in Uniform und erspähte einen mit Walkie-Talkie am Gürtel, er wirkte nicht allzu beschäftigt.

»Entschuldigung!«

Er schien sie nicht zu hören. Sie drückte die Schultern zurück und versuchte etwas von der Aggressivität aufzubringen, die es zum Reisen in Nigeria gefühlt immer brauchte. Schon kurz nach der Landung, als das Flugzeug noch zum Terminal rollte, war das Klicken der Gurte losgegangen, trotz der eindringlichen Mahnungen der Flugbegleiterin, bitte noch angeschnallt sitzen zu bleiben. Ihre Appelle verhallten im Nichts, die Männer, es waren immer die Männer, sprangen unbeeindruckt von ihren Plätzen auf. Enitan und Remi tauschten einen entnervten Blick, als vor ihnen ein Typ wie von der Tarantel gestochen von seinem Sitz hochschoss und seine abgewetzte Tasche aus dem Gepäckfach zerrte. Das ewige Gerangel, der kurzsichtige Egoismus, die Ellbogenmentalität bestimmten jede Interaktion mit Fremden in Lagos. Darum hatte Enitan es als Kind gehasst, die Stadt zu besuchen. Sie fühlte sich ihr nicht gewachsen, unvorbereitet auf das, was sie einem abverlangte. Abeokuta war eine Oase der Ruhe dagegen.

Wann immer bei ihren...


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