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Mann und Vater sein

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Herder Verlag GmbHerschienen am11.04.2022
Für Männer ist es eine riesige Chance, Vater zu sein und Verantwortung für ein Kind zu tragen. Doch wie sie ihre Vaterrolle ausfüllen wollen, müssen sie erst herausfinden. Jesper Juul zeigt, welche vielfältigen Erfahrungen und Emotionen junge Väter durchleben und wie die Bindung zu ihrem Kind sie verändert. Er erklärt, warum Männer in der Beziehung zum Kind andere Kompetenzen haben als Frauen und warum es so wichtig ist, dass sie diese aktiv einbringen. Davon profitieren zuallererst die Kinder, die sich besser entwickeln können, wenn sie eine enge Bindung zum Vater haben. Daneben profitieren auch die Mütter, die sich in der Mehrheit die Verantwortung für die Familie teilen wollen. Nicht zuletzt gewinnen die Väter selbst, welche unbekannte Stärken an sich entdecken und eine neue Lebendigkeit erleben. Juuls Buch ist ein Klassiker zum Thema Vaterrolle, der männliche und weibliche Leser inspiriert und spannende Einblicke in die Familienbeziehungen eröffnet.

Ingeborg Szöllösi, Dr., geboren 1968, freie Journalistin und Buchautorin, Studium der Philosphie-, Theater- und Literaturwissenschaften in München. Jesper Juul (1948 in Dänemark), Lehrer, Gruppen- und Familientherapeut, leitete seit 1979 The Kempler Institut of Scandinavia und war ab 1987 Herausgeber der Zeitschrift »Familien«. Er leitete das familylab, das mit Elternkursen und Schulungen auch in Deutschland und Österreich aktiv ist. Der Autor war als Gastprofessor für Psychologie an der Universität Zagreb tätig sowie als Ausbilder für Familientherapie in Kroatien und Bosnien; dort leistete er auch therapeutische Familienarbeit in Flüchtlingslagern. Der Autor verstarb im Juli 2019.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextFür Männer ist es eine riesige Chance, Vater zu sein und Verantwortung für ein Kind zu tragen. Doch wie sie ihre Vaterrolle ausfüllen wollen, müssen sie erst herausfinden. Jesper Juul zeigt, welche vielfältigen Erfahrungen und Emotionen junge Väter durchleben und wie die Bindung zu ihrem Kind sie verändert. Er erklärt, warum Männer in der Beziehung zum Kind andere Kompetenzen haben als Frauen und warum es so wichtig ist, dass sie diese aktiv einbringen. Davon profitieren zuallererst die Kinder, die sich besser entwickeln können, wenn sie eine enge Bindung zum Vater haben. Daneben profitieren auch die Mütter, die sich in der Mehrheit die Verantwortung für die Familie teilen wollen. Nicht zuletzt gewinnen die Väter selbst, welche unbekannte Stärken an sich entdecken und eine neue Lebendigkeit erleben. Juuls Buch ist ein Klassiker zum Thema Vaterrolle, der männliche und weibliche Leser inspiriert und spannende Einblicke in die Familienbeziehungen eröffnet.

Ingeborg Szöllösi, Dr., geboren 1968, freie Journalistin und Buchautorin, Studium der Philosphie-, Theater- und Literaturwissenschaften in München. Jesper Juul (1948 in Dänemark), Lehrer, Gruppen- und Familientherapeut, leitete seit 1979 The Kempler Institut of Scandinavia und war ab 1987 Herausgeber der Zeitschrift »Familien«. Er leitete das familylab, das mit Elternkursen und Schulungen auch in Deutschland und Österreich aktiv ist. Der Autor war als Gastprofessor für Psychologie an der Universität Zagreb tätig sowie als Ausbilder für Familientherapie in Kroatien und Bosnien; dort leistete er auch therapeutische Familienarbeit in Flüchtlingslagern. Der Autor verstarb im Juli 2019.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783451827488
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum11.04.2022
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2102 Kbytes
Artikel-Nr.9329007
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Du und dein eigener Vater

Einer der interviewten Väter äußerte: »Mein Vater ist schon sehr lange gestorben. Er kennt keines seiner Enkelkinder. Manchmal erschrecke ich, wenn ich fürchte, dass ich genauso wie er meinen Kindern gegenüber reagieren könnte. Manche Dinge, z.B. seinen ewigen Rückzug, sein Ausweichen vor jeder Auseinandersetzung mit uns, kann ich inzwischen besser verstehen und entschuldigen.« Ein anderer: »An vielen Begebenheiten erkenne ich heute, warum mein Vater ist, wie er ist, ja wieso ich von ihm das eine oder andere übernommen habe. Heute kann ich besser verstehen, was für mich früher unbegreiflich und ein zerreißender Konflikt war. Mit Vateraugen sieht die Welt ein wenig anders aus. Ich habe in den letzten Jahren meinem Vater verzeihen können. Vieles, was mir in meiner eigenen Vater-Kind-Beziehung zuwider gelaufen ist, wurde mir auf einmal klar und erklärbar. Danach hat sich das Verhältnis zu meinem Vater auf einer neuen Beziehungsebene eingependelt. Was ich seitdem noch nicht geschafft habe, ist, mit meinem Vater über diese Themen zu reden. Für diese Dinge Worte zu finden und sie ins Gespräch einfließen zu lassen, ist sehr schwer. Mein Vater ist nun 75 Jahre, er will sein Leben und sich selbst nicht mehr ändern. Ich glaube es ist einfach gut und wichtig für mich persönlich, Versöhnung gefunden zu haben, meinem Vater Frieden schenken zu können.«

Oder ein anderer: »Dadurch dass ich nun selbst Vater bin, habe ich damit angefangen, über meine eigene Kindheit zu reflektieren, um mir noch mal zu verdeutlichen, wie meine Kindheit und die Beziehung zu meinem Vater war: Will ich auch so ein Vater werden? Ich habe recht schnell festgestellt, dass dies nicht der Weg ist, den ich einschlagen möchte. Ich möchte für meinen Sohn ein guter Freund sein, der natürlich auch hin und wieder Entscheidungen treffen muss, die meinem Sohn nicht gefallen werden, dies gehört dazu. Aber ich möchte doch versuchen, viele Entscheidungen durch Absprache mit meinem Sohn gemeinsam zu treffen. Für mich ist klar, dass ich nicht den autoritären Erziehungsstil meines Vaters haben möchte. Und ich hoffe, dass mir dies auch gelingen wird.

Manchmal, wenn mein Vater mit seinem Enkel zusammen ist, erkenne ich in Äußerungen, die er zu meinem Sohn sagt, meine eigene Kindheit wieder. Was ich früher so hingenommen habe, versuche ich nun heute von meinem Sohn abzuwenden und reagiere durchaus kritisch auf die Belehrungen meines Vaters.

Wenn wir drei Generationen Männer zusammen sind, spüre ich auch einen ungemeinen Stolz auf meinem Sohn, wenn er meinen Vater zum Lachen bringt oder die beiden miteinander spielen. Es ist ein wunderbares und erhebendes Gefühl. Unterm Strich hat sich in der Beziehung zu meinem Vater aber nichts geändert, seit ich nun auch Vater bin.«

Oder: »Ich sehe im Umgang mit meinen Kindern immer wieder Situationen, in denen ich genau weiß, wie mein Vater reagieren würde (er tut es als Großvater immer noch) und ich sehe dann meine Reaktion im Vergleich dazu. Ich denke, ich habe ein ganz anderes Verständnis von Erziehung als meine Eltern.«

Der amerikanische Wissenschaftler Daniel Stern, der die frühe Beziehung zwischen Mutter und Kind eingehend erforscht hat, spricht von »Mutterschaftskonstellation« und meint damit das Mutterbild, das Frauen in sich tragen und das später ihre eigene Rolle als Mutter beeinflusst. Das Gleiche gilt für die Vaterschaftskonstellation, auch wenn diese noch bei Weitem nicht so erforscht und detailliert beschrieben ist wie die Mutterschaftskonstellation.

Die Väter, die wir hatten, waren genauso, wie wir sind - sie haben ihr »Bestes« getan, sprich: Sie haben bewusst oder unbewusst das wiederholt, was sie kannten. Die meisten Väter haben sich der Vaterschaft in einer konformen Weise angenommen, sie haben sich angepasst - entweder weil sie keine andere Wahl hatten oder weil diese Wahl nicht wichtig für sie war. Unsere Väter haben uns gute und schlechte Erfahrungen mit auf unseren eigenen Lebensweg gegeben. Ihre Art und Weise, Vater zu sein, ist für uns, im positiven wie im negativen Sinne, eine Inspirationsquelle - auf vielen verschiedenen existenziellen Ebenen.

Wenn du deinen eigenen Vater als eine sehr distanzierte, vielleicht sogar brutale Person vor Augen hast, wird dich das möglicherweise beeinflussen, indem du sein Verhalten übernimmst oder im Gegenteil: es verabscheust und einen ganz anderen Weg einschlägst. Wenn dein Vater ein sehr schüchterner Mann war und die Tendenz hatte, Konflikte zu vermeiden, dann wird dich diese Tatsache ebenfalls beeinflussen.

Die Angst, du könntest deinen Vater wiederholen, vor allem das, was du als destruktives Verhalten bei ihm wahrgenommen hast, ist eine ganz reale und berechtigte Angst. Aber keine Sorge, die Qualität eines Vaters wird nicht allein on seinem Verhalten bestimmt, es besteht auch in seiner Bereitschaft und Fähigkeit, Verantwortung für sein eigenes Verhalten zu übernehmen, statt dauernd seine Kinder zu beschuldigen und zu tadeln.

Möglicherweise erleben beide Elternteile, wenn sie erst mal Eltern geworden sind, etwas Vergleichbares, nämlich, dass an die Oberfläche gespült wird, was wir das »innere Kind« nennen. Das heißt, sowohl gute wie schlechte Erfahrungen, durch die du als Kind hindurchgegangen bist, Erfahrungen, die du vielleicht verdrängt oder vergessen hast, werden reaktiviert. Demnach wirst du eine neue Perspektive entwickeln müssen, um die Art zu verstehen, wie dein eigener Vater es geschafft hat, ein Vater zu sein.

Niemand wächst in einer Familie auf, ohne verletzt zu werden und dabei destruktive wie selbstdestruktive Verhaltensweisen zu entwickeln. Für dieses destruktive bzw. selbstdestruktive Verhalten sind unsere Eltern verantwortlich, solange wir mit ihnen leben, aber wenn wir das Erwachsenenalter erreicht haben, müssen wir selbst die Verantwortung übernehmen. Die Verantwortung für unser Verhalten zu übernehmen, macht das Erwachsenwerden eines jeden Einzelnen aus - emotional und existenziell. Und wenn du selber Vater wirst, ist das eine gute Gelegenheit, sich daran zu erinnern: Übernimm Verantwortung und beobachte, was passiert! Das ist eine konfrontative Idee und wichtige Anregung.

Als Vater hast du die Möglichkeit, dich selbst aus der Perspektive des Kindes anzuschauen. Und wenn du Glück hast, und dein eigener Vater ist noch am Leben, dann hast du sogar die Möglichkeit, ihn aufzusuchen und mit ihm über all das zu sprechen, was dich momentan als junger Vater beschäftigt - was waren seinerzeit seine Gedanken bei deiner Geburt, was seine Motive, warum hat er dies oder jenes getan, warum einiges unterlassen, warum ist er dem oder jenem aus dem Weg gegangen? Mit anderen Worten - alle Informationen, die du früher nicht bekamst, als dein Vater dich mit dem Satz: »Ich habe mein Bestes getan!« abservierte, kannst du vielleicht zu diesem, etwas späteren Zeitpunkt von ihm erhalten.

Ich selbst war ein ausgesprochen schlechter Vater in den ersten zwei-drei Lebensjahren meines Sohnes. Ich habe immer wieder meine Nerven verloren, herumgebrüllt und getobt. Wie ich mit meiner Frustration fertigwerden und wie ich mit meinem Ärger in einer etwas konstruktiveren Weise umgehen könnte, war mir schleierhaft. Zweifellos hatte mein Verhalten mit dem meines eigenen Vaters zu tun: Er tendierte dazu, Konflikten aus dem Weg zu gehen und immer mit Schweigen zu reagieren. Dass ich schließlich zu seinem Gegenteil wurde, war keine bewusste Wahl, das hat sich einfach in dieser Weise vollzogen. Hatte das Verhalten meines Vaters Schuldgefühle in seinem Sohn hervorgerufen, rief nun mein Verhalten Angst hervor.

Meine Frau versuchte es immer wieder, mich darauf aufmerksam zu machen, aber ich konnte das, was sie mir sagen wollte, nicht verstehen, geschweige denn annehmen. Ich war lediglich in der Lage, mich erneut schuldig zu fühlen. Erst als mein Sohn selber beschlossen hatte, mich mit meinem Verhalten zu konfrontieren - er erhob eines Tages als Dreijähriger seine Stimme so laut, wie er konnte, und sagte mir: »Hör auf!« -, erst dann war es mir plötzlich möglich, aufzuhören und zuzuhören. Langsam und allmählich veränderte sich mein Verhalten - langsamer allerdings, als ich es gewollt hätte, doch habe ich meinen Sohn seither nie mehr für mein Verhalten getadelt oder ihm die Schuld zugeschoben. Auf diese Weise hat mir mein Sohn geholfen, erwachsen zu werden - niemand sonst hätte das vermocht.

Vater sein bedeutet nicht nur eine Intimität zwischen dir und deinen Kindern zu erzeugen oder mit ihnen ab und zu etwas Zeit zu verbringen, es ist auch eine Frage der Führung. In meinem Leben gab es drei bis vier Männer, die für mich Führungspersönlichkeiten darstellten. Von jedem einzelnen habe ich viel gelernt - aber mit Abstand mehr von den Situationen, in denen sie ohnmächtig, hilf- oder ratlos waren, als von denen, in denen sie alles im Griff hatten. Ich konnte also mehr von ihnen lernen, wenn sie sogenannte negative Vorbilder als ausschließlich positive Vorbilder waren.

Unterschätze den Einfluss nicht, den dein Vater auf dein eigenes Vatersein hatte, auch wenn du denkst, dass er die meisten Dinge falsch gemacht hat und du sie anders machen willst. Wenn du das große Los gezogen hast und einen Vater hattest, der in deinen Augen ein phantastisches Vorbild war und vielleicht noch ist, dann schätze dich glücklich, aber vergiss nicht, dass dein Kind anders ist, als du einst warst. Also kann es sein, dass dein Kind vielleicht einen anderen Vater braucht als der, mit dem du so sehr zufrieden warst, auch wenn er dir noch so ideal erscheinen mag.

Es gibt Männer, die meinen, sie hatten den perfekten Vater. Selbstverständlich wollen sie...
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Autor

Ingeborg Szöllösi, Dr., geboren 1968, freie Journalistin und Buchautorin, Studium der Philosphie-, Theater- und Literaturwissenschaften in München.Jesper Juul (1948 in Dänemark), Lehrer, Gruppen- und Familientherapeut, leitete seit 1979 The Kempler Institut of Scandinavia und war ab 1987 Herausgeber der Zeitschrift »Familien«. Er leitete das familylab, das mit Elternkursen und Schulungen auch in Deutschland und Österreich aktiv ist. Der Autor war als Gastprofessor für Psychologie an der Universität Zagreb tätig sowie als Ausbilder für Familientherapie in Kroatien und Bosnien; dort leistete er auch therapeutische Familienarbeit in Flüchtlingslagern. Der Autor verstarb im Juli 2019.