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Flow - Der Weg zum Glück

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Herder Verlag GmbHerschienen am09.09.20241. Auflage
Im Flow sein - ein mentaler Zustand völliger Vertiefung, der uns Raum und Zeit vergessen lässt. Mit sich so im Einklang entsteht eine tiefe Verbundenheit zum Leben. In der Kindheit haben wir diesen Zustand oft im Spiel erlebt, dann im kreativen Schaffen oder auch in der Arbeit. Aber wie lässt er sich aktiv generieren, was braucht es dazu? Im Gespräch mit Ingeborg Szöllösi erklärt der weltbekannte Autor anschaulich, wie Flow entsteht und wie wir Bedingungen dafür im Alltag schaffen können.

Mihály Csíkszentmihályi (* 29. September 1934 in Fiume; ? 20. Oktober 2021 in Claremont) war ein ungarischer Psychologe und viele Jahre Professor für Psychologie an der University of Chicago. Er gilt als Begründer des Flow-Prinzips.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextIm Flow sein - ein mentaler Zustand völliger Vertiefung, der uns Raum und Zeit vergessen lässt. Mit sich so im Einklang entsteht eine tiefe Verbundenheit zum Leben. In der Kindheit haben wir diesen Zustand oft im Spiel erlebt, dann im kreativen Schaffen oder auch in der Arbeit. Aber wie lässt er sich aktiv generieren, was braucht es dazu? Im Gespräch mit Ingeborg Szöllösi erklärt der weltbekannte Autor anschaulich, wie Flow entsteht und wie wir Bedingungen dafür im Alltag schaffen können.

Mihály Csíkszentmihályi (* 29. September 1934 in Fiume; ? 20. Oktober 2021 in Claremont) war ein ungarischer Psychologe und viele Jahre Professor für Psychologie an der University of Chicago. Er gilt als Begründer des Flow-Prinzips.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783451834608
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum09.09.2024
Auflage1. Auflage
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse231 Kbytes
Artikel-Nr.14495745
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Das Leben in Bewegung

»Das Leben ist eine Frau, welche tanzt« schreibt Valéry in »Die Seele und der Tanz«; Nietzsche formuliert im »Zarathustra«: »Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde.« Der Tanz als Metapher für ein ekstatisches Leben - könnten Sie Ihr Leben auch so betrachten?

Ich habe eine sehr einfache und elementare Art, mich den Dingen des Lebens anzunähern. Ein ekstatisches Leben zu führen, heißt für mich also nicht, ständig etwas Außergewöhnliches zu erleben, sondern es heißt schlichtweg, sein individuelles Leben gestalten, und das wiederum heißt, stets zu entscheiden, worauf ich meine Aufmerksamkeit richten, worauf ich mich in meinem Tun fokussieren möchte. Für mich ist Ekstase kein übernatürliches mystisches oder metaphysisches Erlebnis - Ekstase hat für mich etwas mit meinem ganz persönlichen Alltag zu tun, mit all den vielen Aktivitäten, die ich im Lauf eines Tages verrichte, die sich spontan einstellen und die ich genauso spontan zulasse - diese Aktivitäten beï¬nden sich also außerhalb eines abgesteckten Rahmens meiner Lebensroutine, sie sind nicht berechenbar.

Viele Menschen meinen, sie würden so etwas wie ein festes Ticket besitzen, das ihnen niemand entziehen kann und das ihnen immer Einlass in »die« Realität gewährt - mit diesem Ticket fühlen sie sich sicher und wissen in jedem Augenblick, was es zu tun gilt: Jetzt ist es Zeit, in die Arbeit zu gehen oder das Mittagessen einzunehmen oder die Steuern zu zahlen - für viele ist dies die einzige Realität, die sie haben und zulassen können, es gibt nichts Unvorhergesehenes, nichts außerhalb dieses geregelten Ablaufs. Tagein, tagaus läuft dasselbe Uhrwerk ab und niemand traut sich daran zu rütteln, denn es ist schließlich nützlich - es »bringt« ihnen etwas, nämlich ein sicheres und bequemes Leben. Und trotzdem gibt es genauso viele Menschen, die ohne dieses Ticket durchs Leben ziehen und mit großer Leidenschaft unnützen Aktivitäten nachgehen - »unnütz«, weil sie für die anderen, jene mit dem Ticket, keinen Sinn haben. Sie sammeln uralte seltene Marken, gehen ï¬schen und stehen stundenlang im eiskalten Wasser eines Gebirgsï¬usses, oftmals ohne einen einzigen Fisch nach Hause zu bringen, und tun es trotzdem immer wieder ...

Scheinbar bringen einem diese Tätigkeiten nichts Nützliches ein - selbstverständlich nicht, wenn man die Realität als geregeltes Uhrwerk betrachtet. Aber auf subjektiver Ebene tut sich, während du mit diesen angeblich »unnützen Dingen« beschäftigt bist, sehr viel: Diese ganz einfachen Aktivitäten können dich in denselben ekstatischen Zustand versetzen, den die Yogis und Zen-Buddhisten während ihrer Meditation erfahren. Ob die Aktivitäten nun nützlich oder nutzlos, alltäglich oder abgehoben sind - spielt keine Rolle: Wenn es dir gelingt, dich zu fokussieren, kann sich deine routinierte Alltagsrealität, die jeder für unausweichlich und gegeben ansieht, wann immer in eine ganz andere verwandeln - in eine ekstatische.

Vielleicht in eine tänzerisch-leichte Realität, sodass wir ausrufen könnten, das Leben sei ein »Tanz um eine Mitte« (R. M. Rilke)?

Ich bin mir nicht sicher, ob es einen Mittelpunkt im Leben eines Menschen geben muss, damit das Leben sich in einen Tanz um dieses eine Zentrum verwandelt. Ich meine, der Mittelpunkt ist nicht wesentlich, wesentlich ist der Tanz - wie ich mich im Leben bewege, wie ich Dinge anpacke, wie und worauf ich meine Aufmerksamkeit lenke. Wollte ich nun doch einen Mittelpunkt in meinem Leben ausmachen, dann wäre der sehr weit gefasst - er wäre für mich der Gedanke, dass ich und wir alle in einem Universum leben, das uns Zeichen gibt, die wir zwar verstehen, aber an denen wir auch genauso vorbeileben können. Für mich ist es schön zu glauben, dass es ein System gibt, das uns alle trägt und verbindet: dass ich im Bewusstsein dessen handle, dass das, was ich jetzt tue, Folgen und Konsequenzen haben kann, dass ich, wenn ich etwas Gutes tue, auch etwas Gutes damit bewirke oder beitrage, dass sich eine schlimme Situation verbessert, dass durch mein Tun nicht noch mehr Spannungen und Konï¬ikte in der Welt entstehen ... Natürlich werde ich nie alles verstehen können, was in der Welt passiert - es gibt in ihr so viele Mysterien. Aber ich versuche, an diesem System, von dem ich mich getragen fühle, teilzuhaben und es weiterzubringen. Und ich hoffe, dass wir Generation für Generation immer besser verstehen, wie unser Universum zusammengefügt ist, damit wir endlich mit ihm und nicht immer gegen es arbeiten. Das ist herausfordernd, interessant, freudvoll!

Das könnten auch die Worte eines Mystikers bei der Betrachtung des Weltgeschehens sein: sich als Teil eines größeren Ganzen fühlen. Sie aber sind Wissenschaftler und halten sich, soweit ich weiß, für nicht religiös?!

Nein, ich bin nicht religiös. Ich sehe in den Religionen den ersten Versuch, unsere merkwürdige Realität, die seltsamen Beziehungen zwischen den Menschen untereinander und ihren Bezug zur Welt verstehen und regeln zu wollen. Mit dem Mysterium des Kosmos umzugehen - darin haben die Religionen viel Großes geleistet: Die ethischen Konzepte der meisten Religionen sind sehr fortgeschritten und ihre Betrachtungen über das Leben sind so beschaffen, dass sie auch der einfache Mann verstehen kann - sie sind so elementar, dass sie jedem einleuchten und eine Hilfe im alltäglichen Verhalten sein können. Für viele Menschen waren die Religionen lange Zeit so etwas wie eine Richtlinie - der Einzelne wusste, wie er sich seinem Nächsten und der Natur gegenüber zu verhalten hat.

Als einen ersten Versuch, unsere Welt zu verstehen und den Menschen anhand eines konkreten Leitfadens ein besseres Leben zu bescheren, nehme ich Religionen also sehr ernst - sie haben einen wichtigen Beitrag zur Kultur geleistet, der tatsächlich mehr als 2000 Jahre wirksam war. Doch meine ich, dass die Religionen unter dem Institutionalisierungszwang aufgehört haben, sich weiterzuentwicklen und zu wachsen. Und damit haben sie ihre ursprüngliche Offenheit eingebüßt.

Vielleicht könnten Kunst und Dichtung an ihrer statt einspringen ...

Auch Kunst und Dichtung bieten einem viel Hilfreiches fürs konkrete alltägliche Leben an - selbstverständlich! Aber ich meine, dass auch sie meines Erachtens die Wirklichkeit oft zu mystiï¬zierend und zu einseitig deuten. Da wird zum Beispiel plötzlich etwas von einem Kunsthistoriker als besonders »tief« und »als noch nie dagewesen« beschrieben, was für mich aber zu keinem wirklich »tiefen« Erlebnis führt. - Ich selbst fühle mich deshalb bei der Wissenschaft sehr viel besser aufgehoben, was nicht heißen soll, dass die Wissenschaftler keine Probleme haben und imstande sind, alle Fragen zu beantworten. Im Gegenteil - gerade das ist mir in diesem Bereich sympathisch, dass Wissenschaftler immer sehr viele Fragen haben, die sie vorerst nicht beantworten können und offen lassen müssen. Darin zeigt sich für mich ihre Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen und vor allem - aufgeschlossen zu bleiben.

Für mich als Wissenschaftler ist daher nicht der feste, eingefrorene Mittelpunkt, sondern der »Tanz« selber im Leben wichtig - damit meine ich, dass der Wissenschaftler beweglich bleiben muss. Durch die Fixierung auf einen Mittelpunkt büßt man nämlich immer die Offenheit für die sich stets verändernde Welt ein - das sieht man ja am Beispiel der institutionalisierten Religionen. In der Wissenschaft ist der »Tanz«, das heißt die Aktivität selbst, der Motor und impulsgebende Faktor für alles andere - wir wollen neu verstehen lernen, immer aus jeweils anderen Perspektiven Dinge betrachten, unfruchtbare Theorien verwerfen und uns auf die Suche nach anderen begeben, die wir dann später vielleicht auch verwerfen ... Es ist ein nie enden wollender Prozess - das ist das Schöne daran!

Und es klingt so, als wäre es auch ein nie enden wollendes Spiel?! Doch sind wir gewöhnt, viel eher vom »Ernst des Lebens« zu sprechen als vom »Spiel des Lebens«, obwohl aus dem Spiel Freiheit und Offenheit erwachsen ...

Das rührt wohl daher, dass wir im Spiel immer nur etwas Frivoles und Leichtfertiges sehen. Doch ist das ein Irrtum, denn ein Spiel ist kein Zustand, der uns über Anarchie und Chaos ein Gefühl der Freiheit beschert, sondern im Gegenteil - und das kennen alle Kulturen und Zivilisationen: Das Gefühl der spielerischen Freiheit stellt sich erst ein, wenn man ein bestimmtes Set an Regeln einhält. Wenn du Fußball spielst und den Ball gewaltsam an dich reißt und wegläufst, hast du vom Charakter dieses Spieles nichts verstanden und du wirst es nie wirklich genießen. Wenn du hingegen die Regeln beachtest - z. B. die Regel, den Ball nicht mit den Händen zu berühren, dann wirst du erstaunliche Fähigkeiten in dir entdecken und entwickeln, wie du im Umgang mit dem Ball nur deine Beine und Füße einsetzen kannst. Du folgst also freiwillig einer Regel und wirst dabei in den Genuss einer dich voll und ganz erfüllenden Erfahrung kommen - du staunst über deine Fähigkeiten, mit immer neuen Schwierigkeiten umgehen zu können und sie zu überwinden. Und das erfüllt dich mit Glück.

Also hat das Spiel etwas durch und durch Ernsthaftes an sich? Wie gelingt es uns dann aber, den Widerspruch zwischen Spiel und Ernst aufzuheben?

Ein Spiel ist die symbolische Darstellung einer Realität, in der immer Regeln existieren, die es zu befolgen gilt und die man ernst zu nehmen hat - allerdings lässt man...

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Autor

Mihály Csíkszentmihályi (* 29. September 1934 in Fiume; + 20. Oktober 2021 in Claremont) war ein ungarischer Psychologe und viele Jahre Professor für Psychologie an der University of Chicago. Er gilt als Begründer des Flow-Prinzips.Ingeborg Szöllösi, Dr., geboren 1968, Studium der Philosphie, Theater- und Vergleichenden Literaturwissenschaft in München, Publizistin.