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LiveRillen No. 4

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
158 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am09.05.20222. Auflage
Seit dem Frühjahr 2018 gestaltet der in Halle (Saale) lebende Literaturwissenschaftler, Autor und Liedermacher Paul Bartsch die monatliche Rundfunksendung "LiveRillen" auf Radio Corax, in der er ausgewählte Ausschnitte aus Konzert-LPs und Live-Alben direkt vom Plattenteller serviert und kommentiert. Die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeiteten Sendemanuskripte bilden die Grundlage für diese originelle Publikationsreihe, deren vierter Band hiermit erscheint. Ein unterhaltsames Lesevergnügen für alle, die Freude an guter Musik haben und mehr über deren Hintergründe und Protagonisten erfahren wollen. Themen dieses Bandes sind unter anderem: * Rockmuziek uit Nederland * Live from Canada - So steppt der Grizzly * Krautrock * Abschied von The Band * Male Guitars And Female Voices * Glam Rock * Joe Bonamassa * Markante Riffs der Rockmusik

Geboren 1954 in Wernigerode. Nach dem Abitur abgebrochenes Bauing.-Studium in Weimar, Hilfsarbeiter, Armeedienst. 1976 Studium Germanistik/Kunstwissenschaften in Halle, 1980 Diplom. 1988 Promotion als Literaturwissenschaftler, Arbeit als Medienpädagoge, 2009 Professur für Erziehungswissenschaften an der Hochschule Merseburg. Daneben als Liedermacher und Autor tätig; zahlreiche Tonträger- und Buchveröffentlichungen. Als Musikjournalist seit 2018 Sendereihe "LiveRillen", zu denen diese Buchreihe erscheint. Paul Bartsch ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Halle (Saale).
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR9,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR4,49

Produkt

KlappentextSeit dem Frühjahr 2018 gestaltet der in Halle (Saale) lebende Literaturwissenschaftler, Autor und Liedermacher Paul Bartsch die monatliche Rundfunksendung "LiveRillen" auf Radio Corax, in der er ausgewählte Ausschnitte aus Konzert-LPs und Live-Alben direkt vom Plattenteller serviert und kommentiert. Die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeiteten Sendemanuskripte bilden die Grundlage für diese originelle Publikationsreihe, deren vierter Band hiermit erscheint. Ein unterhaltsames Lesevergnügen für alle, die Freude an guter Musik haben und mehr über deren Hintergründe und Protagonisten erfahren wollen. Themen dieses Bandes sind unter anderem: * Rockmuziek uit Nederland * Live from Canada - So steppt der Grizzly * Krautrock * Abschied von The Band * Male Guitars And Female Voices * Glam Rock * Joe Bonamassa * Markante Riffs der Rockmusik

Geboren 1954 in Wernigerode. Nach dem Abitur abgebrochenes Bauing.-Studium in Weimar, Hilfsarbeiter, Armeedienst. 1976 Studium Germanistik/Kunstwissenschaften in Halle, 1980 Diplom. 1988 Promotion als Literaturwissenschaftler, Arbeit als Medienpädagoge, 2009 Professur für Erziehungswissenschaften an der Hochschule Merseburg. Daneben als Liedermacher und Autor tätig; zahlreiche Tonträger- und Buchveröffentlichungen. Als Musikjournalist seit 2018 Sendereihe "LiveRillen", zu denen diese Buchreihe erscheint. Paul Bartsch ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Halle (Saale).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756249329
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum09.05.2022
Auflage2. Auflage
Reihen-Nr.4
Seiten158 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9329164
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

No. 39: Belcanto Italiano - Politiska sånger från
Sverige

Juni 2021

Der Sommer steht vor der Tür, Urlaubsreisen dürfen auch wieder geplant werden, und so sollen heute zwei bei uns Deutschen äußerst beliebte Urlaubsregionen in den musikalischen Blick, besser gesagt in den Ohrenschein genommen werden.

Das Motto der reichlichen ersten Stunde lautet: Belcanto Italiano!

Italien und Musik, das sind ja fast Synonyme, auch wenn man traditionell vielleicht zunächst an die große italienische Oper denken mag: An Verdi oder Puccini, an Paganinis Virtuosität, oder auch an Palestrinas Renaissancemusik und an Vivaldis Vier Jahreszeiten . All das war ja zur jeweiligen Zeit auch das, was wir heute als populäre Musik bezeichnen, und so kann ich guten Gewissens überleiten zu dem, was das Mittelmeerland diesbezüglich in unserer Zeit zu bieten hat. Da liegen gewisse Assoziationen nahe, aber wer nun Adriano Celentanos Azurro erwartet und Albino & Romeo Power oder wie sie hießen, den muss ich leider enttäuschen.

Dafür gibt es zunächst diese großartige Rockröhre - eine gewaltige Stimme, die aus einer schmalen, kleinen Frau kommt, zu der es im Anschluss noch einiges zu sagen gibt.

Gianna Nannini: Primadonna

Unschwer zu erkennen: Gianna Nannini mit einem ihrer großen Hits: Primadonna - eines ihrer vielen, zumeist gallig-ironisches Liebeslieder.

So heißt es etwa in Fotoromanza , einem anderen Song, der sich drei Monate lang an der Spitze der italienischen Charts hielt: Diese Liebe ist wie ein brennendes Gebäude in der Stadt / eine dünne Klinge / es ist eine Zeitlupenszene / Diese Liebe ist eine Bombe im Hotel / eine Finte im Ring / Sie ist eine Flamme, die am Himmel explodiert / diese Liebe ist vergiftete Eiscreme - das lässt schon ein wenig von der eigenwilligen Poesie der in Siena geborenen Künstlerin ahnen - in wenigen Tagen, am 14. Juni (2021), wird sie 67 Jahre alt.

Schon als Jugendliche hat sie sich konsequent den traditionellen Geschlechterrollen des italienischen Machismo entzogen, hat selbstbewusst provoziert, aber zugleich auch intellektuell und künstlerisch überzeugt. Nach dem Abitur studierte sie in Mailand zunächst Klavier und Komposition, später noch Literaturwissenschaft und Philosophie; ihre Promotionsarbeit zum Thema Körper und Stimme erhielt 1994 an der Universität ihrer Geburtsstadt Siena ein Summa Cum Laude .

Mit Anfang Zwanzig debütierte sie als Sängerin eigener anspruchsvoller Texte am Piano, doch die Pianistenlaufbahn fand ein jähes Ende, als sie bei einem Ferienjob an einer Konditoreimaschine drei Fingerkuppen einbüßte. Während eines Amerika-Aufenthalts infizierte sie sich Ende der 1970er Jahre unheilbar an der Musik der dortigen Singer/Songwriter-Szene - und ist fortan in diesem stilistischen Segment erfolgreich unterwegs. Im Laufe der Jahre sind gut zwanzig zumeist rockige Alben von ihr erschienen, die nach wie vor Spitzenplätze auf dem Stiefel erzielen - 2019 kam mit La Differenza ihre bislang letzte Platte heraus.

Mir ist ganz besonders ihr 1991 erschienenes Livealbum Gianissima wichtig, das die stilistische Bandbreite zwischen straighten Rocknummern und emotionsgeladenen Balladen facettenreich auslotet und zudem noch mit einem tollen Sound überzeugt. Aufgenommen wurde die Platte während ihrer Scandalo Europian Tour 1990 unter anderem in Köln; das Bass/Schlagzeug-Fundament ihrer kraftvollen Live-Band lieferten mit Hans Bäär (eigtl. Hans Maahn, der Bruder von Wolf Maahn) und Rüdiger Braune übrigens zwei ehemalige Mitglieder der New-Wave-Band Kowalski aus dem Ruhrpott.

Immer mal wieder sorgten ihre freizügigen Texte und ihr öffentliches Bekenntnis zu ihrer Bisexualität für kleine Skandale, die sie dann wiederum zu Songs verarbeitete - wie gleich zu hören sein wird, das Stück heißt auch genauso: Scandalo . Davor noch der Aufreger-Titel des Jahres 1979: America zum Thema Selbstbefriedigung, aber warum soll nur ein Mick Jagger von Satisfaction singen dürfen? - Hier ist Gianna Nanniniâ¦

Gianna Nannini: America / Scandalo

Heute lebt die engagierte Feministin mit ihrer Partnerin und ihrer Tochter in London, nachdem sie vor einigen Jahren wegen Steuerhinterziehung in großem Stil ins Visier der italienischen Finanzbehörden geraten war - es soll um Millionen gegangen sein - Geld verdirbt halt den Charakter.

Musikalische Experimente hat sie in Richtung Chanson und auch Rockoper unternommen, stets aber zurückgefunden zur frechen, provokanten Rockattitüde, die das treue Fan-Publikum ja auch von ihr erwartet. Dass sich die sangliche Melodik ihrer Kompositionen häufig mit der scharfen Satire ihrer Texte beißt, ist durchaus absichtsvolles Konzept, und die Fans lieben sie dafür.

Gut nachzuvollziehen bei den beiden folgenden, auch kommerziell äußerst erfolgreichen Stücken: Sorridi und Bello E Impossibilé - Schön und unmöglich - vor allem dieser Song hat ganz sicher die Sprachgrenze des Italienischen überwunden und ist auch hierzulande durchaus populär.

Gianna Nannini: Sorridi / Bello E Impossibilé

Das expressive Organ von Gianna Nannini wurde schon oft mit Janis Joplin verglichen, was ihr selbst wohl auch nicht ungelegen kommt. So findet sich auf dem Livealbum Gianissima auch ihre Fassung des Kris-Kristoffersen-Titels Me And Bobby McGhee , den Janis Joplin wenige Tage vor ihrem frühen Drogentod am 4. Oktober 1970 mit ihrer Full Tilt Boogie Band aufgenommen hatte - er wurde postum auf der LP Pearl veröffentlicht und zu einem der größten Erfolge der Sängerin, die nur 27 Jahre alt wurde. Hier ist die durchaus hörenswerte Fassung von Gianna Nannini.

Gianna Nannini: Me And Bobby McGhee

Zwei weitere Künstler aus dem Land, wo die Zitronen blühen, wie uns Goethe im Wilhelm Meister wissen lässt, will ich heute noch vorstellen.

Zunächst Fabrizio De André, ein 1940 in Genua geborener Cantautore - also ein Liedermacher, Songpoet und Dichtersänger. Genannt wurde er übrigens von seinen Freunden FABER - nicht etwa in Anlehnung an den Roman von Max Frisch, sondern aufgrund seiner Vorliebe für Stifte der Firma Faber-Castell, mit denen er seine Texte und Ideen notierte!

Er gehörte während seiner vierzigjährigen Karriere zu den anspruchsvollsten und zugleich beliebtesten Sängern Italiens, ehe 1999 der ein Jahr zuvor diagnostizierte Lungenkrebs den starken Raucher aus dem Leben riss. Ich würde aufgrund seiner Bedeutung für die linke, anarchistische Kulturszene Italiens sogar von einer gesellschaftlichen Institution sprechen. Verehrt wird er jedenfalls bis heute, und sein Grab auf dem Cimitero monumentale in Genua schmücken stets frische Blumen.

In dem Familiengrab steht auch eine seiner Gitarren, zudem als Beigabe eine volle Zigarettenschachtel, eine rote Clownsnase sowie Muscheln und Kieselsteine vom Strand.

Der Vater war Philologe, leitete mehrere Bildungseinrichtungen und musste dennoch miterleben, wie das früh entdeckte musische Talent seines Sohnes letztlich über das Jura-Studium triumphierte, das Fabrizio kurz vor dem Abschluss hinschmiss. 1961 erschien seine erste Single, es folgten Fernsehauftritte und Chansonkonzerte, die ihn im linksintellektuellen Milieu rasch bekannt machten.

Seine Lieder aber widmeten sich eher den Randfiguren der Gesellschaft, den Ausgestoßenen und Abgehängten, und auch er selbst blieb trotz des zunehmenden Erfolgs stets bodenständig und dem einfachen Leben verbunden, was auch zur Scheidung von seiner ersten, diesbezüglich wohl anspruchsvolleren Frau führte.

Eines seiner bekanntesten Lieder der frühen Phase besingt die Via Del Campo , eine Straße im Herzen der Genueser Altstadt, die insbesondere für ihre Prostitution bekannt ist und in der Angehörige aller sozialen Schichten und vieler Nationen aufeinander treffen. Fabrizio De André beobachtet dort die Mädchen und Frauen und besingt ihre Schönheit und ihre Würde. Mit diesem kleinen Lied - so lese ich auf der Website mein-italien.info - habe er nicht nur diese Straße, sondern auch ein Lebensgefühl unsterblich gemacht: jenes einer Stadt der Huren, der Seemänner, des rattenverseuchten Labyrinths mit Blick auf das Meer .1 Was es heute mit der Via Del Campo auf sich hat - dazu mehr nach dem Song, aufgenommen bei Konzerten Anfang 1979 und im Folgejahr bei DISCHI Records...
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