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Der Islam

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
128 Seiten
Deutsch
Edition Chrismonerschienen am01.06.20181. Auflage
Willi Weitzel interviewt Mouhanad Khorchide Mit Illustrationen von Oliver Weiss Der Islam ist derzeit in Medien und gesellschaftlichen Debatten präsent wie kaum eine andere Religion - und doch wissen viele Menschen wenig darüber. Was glauben Muslime? Warum tragen viele muslimische Frauen Schleier? Was passiert in einer Moschee? Darf ich als Nicht-Muslim dort hinein? Was hat der IS mit dem Islam zu tun? Wenn eine Klassenkameradin Muslima ist - muss ich etwas beachten, wenn sie mich besuchen kommt? Der renommierte Kindermedien-Macher Willi Weitzel, bekannt durch die Sendung 'Willi wills wissen', geht u. a. mit dem bekannten Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide diesen Fragen auf den Grund. Eine leicht verständliche Einführung zum Islam für alle, die's wissen wollen - nicht nur für Jugendliche.

Willi Weitzel, eigentlich Helmar Rudolf Willi Weitzel, wurde 1972 in Marburg geboren. Der Lehrer für Religion, Deutsch, Erdkunde und Sport sammelte bereits während des Studiums erste journalistische Erfahrungen. Von 2001 bis 2009 war er als Reporter für die mehrfach preisgekrönte Sendereihe 'Willi wills wissen' unterwegs, von der insgesamt 180 Folgen im KiKA und in der ARD ausgestrahlt wurden. Sie avancierte bald zur bekanntesten Wissensendung für Kinder und zeichnete sich dadurch aus, dass sie am konkreten Lebensalltag ansetzte.
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Verfügbare Formate
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
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Produkt

KlappentextWilli Weitzel interviewt Mouhanad Khorchide Mit Illustrationen von Oliver Weiss Der Islam ist derzeit in Medien und gesellschaftlichen Debatten präsent wie kaum eine andere Religion - und doch wissen viele Menschen wenig darüber. Was glauben Muslime? Warum tragen viele muslimische Frauen Schleier? Was passiert in einer Moschee? Darf ich als Nicht-Muslim dort hinein? Was hat der IS mit dem Islam zu tun? Wenn eine Klassenkameradin Muslima ist - muss ich etwas beachten, wenn sie mich besuchen kommt? Der renommierte Kindermedien-Macher Willi Weitzel, bekannt durch die Sendung 'Willi wills wissen', geht u. a. mit dem bekannten Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide diesen Fragen auf den Grund. Eine leicht verständliche Einführung zum Islam für alle, die's wissen wollen - nicht nur für Jugendliche.

Willi Weitzel, eigentlich Helmar Rudolf Willi Weitzel, wurde 1972 in Marburg geboren. Der Lehrer für Religion, Deutsch, Erdkunde und Sport sammelte bereits während des Studiums erste journalistische Erfahrungen. Von 2001 bis 2009 war er als Reporter für die mehrfach preisgekrönte Sendereihe 'Willi wills wissen' unterwegs, von der insgesamt 180 Folgen im KiKA und in der ARD ausgestrahlt wurden. Sie avancierte bald zur bekanntesten Wissensendung für Kinder und zeichnete sich dadurch aus, dass sie am konkreten Lebensalltag ansetzte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960381372
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum01.06.2018
Auflage1. Auflage
Seiten128 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2366 Kbytes
Artikel-Nr.9605466
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Was tun Muslime?

Glaubenspraxis

 
Wie man Muslim wird

Du bist im September 1971 geboren, ich im Dezember 1972. Ich weiß nicht so genau, was bei dir los war, aber aus den Erzählungen meiner Mutter weiß ich, dass ich bereits am 19. Dezember, also an meinem siebten Lebenstag, einen Ausflug in die Kirche gemacht habe. Weihnachten stand vor der Tür. Meine Oma war megakatholisch, und sie beharrte darauf, dass ich noch vor Weihnachten und vor dem Jahreswechsel getauft werden sollte. So kam es also, dass ich bereits am siebten Tag meines Lebens mit Weihwasser übergossen wurde und das Sakrament der Taufe empfangen habe. Ich Kind Gottes wurde somit Teil der christlichen Gemeinschaft, ein richtig offizielles Mitglied. Gibt es bei euch Muslimen ein ähnliches Ritual wie die Taufe?

Bei uns gibt es kein Ritual, das die Zugehörigkeit zum Islam begründet. Also man ist via Geburt bereits Muslim. Der Islam ist eine viel individuellere Religion als das Christentum. Es ist möglich, innerhalb der eigenen vier Wände dem Islam beizutreten und genauso auch austreten. Das heißt, die Familie geht mit dem Neugeborenen nicht in die Moschee und bittet um einen Segen oder Ähnliches.

Gibt es Weihwasser?

Nein. Es gibt aber in religiösen Familien den Brauch, dass sie leise den Gebetsruf in das rechte Ohr des oder der Neugeborenen singen.

Wie geht dieser Gebetsruf?

Er lautet: Gott ist groß. Ich bezeuge, dass es nur den einen Gott gibt, dass Mohammed sein Prophet ist. Und dann der Ruf: Kommt zum Gebet! Und dann wiederholt man noch einmal das Glaubenszeugnis: Ich bezeuge, dass es nur den einen Gott gibt, Gott ist groß. Also das ist in etwa die Übersetzung.

Und das sagt man dem Säugling ins Ohr?

Man singt es. So wie auch der Gebetsruf, der vom Muezzin vom Minarett gesungen wird. Und man singt es sofort, also gleich direkt nach der Geburt, leise ins rechte Ohr.

Hast du das deinem Sohn auch ins Ohr gesungen?

Natürlich! So als würde man den Segen Gottes rufen in diesem so bewegenden Moment, wenn man das Baby das erste Mal hält.

Da gibt es also nicht so eine Regelung wie im Judentum, dass die Mutter Jüdin sein muss, damit das Kind auch jüdisch wird. Wie ist das im Islam?

Das ist eine gute Frage. In der Theologie geht man davon aus, dass man von Geburt an auf Gott hin ausgerichtet ist, egal was die Eltern sind. Wir alle haben irgendwo in uns so eine Sehnsucht nach Gott, wie zum Beispiel auch manche Atheisten bei einem Flugzeugabsturz plötzlich anfangen, nach Gott zu rufen. Also irgendwo, irgendwas gibt es in uns. Davon geht man im Islam aus, und deshalb ist jeder Mensch in seinem Inneren ein Gläubiger. Via Geburt schon, und deshalb sagt man, dass via Geburt jeder ein Muslim ist. Nicht im Sinne der Zugehörigkeit zu einer Religion, sondern im Sinne dieser Sehnsucht nach Gott. Das Wort Islam bedeutet ja auch Hingabe an Gott . Dass man Gott zugewandt ist. Man sagt, man bleibt Muslim, bis man bewusst durch Eltern oder durch irgendwelche anderen Umstände sich für etwas anderes entscheidet.

Zurück in die frühe Kindheit. Der nächste Schritt, nachdem dir der Segen ins Ohr gesungen worden ist, ist dann nicht so angenehm: die Beschneidung, oder? Bei den Jungs wird die Vorhaut abgeschnitten. Was passiert bei den Mädchen?

Zuerst will ich mit einer Sache aufräumen: Beschneidungen bei Mädchen sind streng verboten. Das ist Körperverletzung. Die große Mehrheit der Gelehrten lehnt das daher strikt ab. Nur unter einigen Salafisten und Fundamentalisten, vor allem in Afrika, findet man die Meinung, dass Mädchen beschnitten werden sollten. Aber bei den Jungs ist es so, dass die beschnitten werden sollten. Sie müssen eigentlich nicht beschnitten werden. Aber im Volksglauben hat sich das verbreitet, dass Beschneidung eine Voraussetzung ist, um Muslim zu werden. Die Beschneidung sollte am siebten Tagnach der Geburt stattfinden. Es hat keine religiöse Bedeutung wie beim Judentum. Das Kind soll eher aus hygienischen Gründen beschnitten werden. Es gibt aber andere Traditionen, vor allem in der Türkei, wo die Jungen mit einem fortgeschrittenen Alter von ungefähr acht Jahren bei einer feierlichen Zeremonie beschnitten werden. Das ist Brauchtum, eine Tradition.

Also wie findet man jemanden in Deutschland, der die Beschneidung vollzieht und die offizielle Erlaubnis dafür hat?

Man sollte zum Arzt oder in ein Krankenhaus gehen und da fragen.

Es gibt ja auch Erwachsene, die sich entscheiden, Muslim zu werden. Was ist mit denen?

Auch wenn die Beschneidung kein religiöses Muss ist, spielt sie eine Rolle bei den Konvertiten, also Erwachsenen, die beschließen, Muslim zu werden. Ich kenne einige, die gern zum Islam übertreten würden, sich aber von der Beschneidung abschrecken lassen. Viele wissen aber nicht, dass sie ohne Weiteres zum Islam konvertieren können, auch ohne sich beschneiden zu lassen.

Woher kommt das mit der Beschneidung? Steht das im Koran?

Nein. Überhaupt nicht. Es gibt einen Spruch des Propheten Mohammed, der das aus hygienischen Gründen empfiehlt. Aber nicht als Pflicht oder Befehl. Es ist nur eine Empfehlung. Im Volksglauben hat sich das anders entwickelt, und deswegen sieht man die Beschneidung heute als Notwendigkeit, um Muslim zu werden bzw. zu sein.

Wird durch eine Beschneidung die Würde des Menschen, die im Grundgesetz als unantastbar verankert steht, verletzt? Machen sich die Eltern strafbar, verstößt der Arzt gegen das Gesetz?

In meinen Augen wie in den Augen vieler Muslime und Juden auch: Nein, also Beschneidung ist kein Verstoß gegen die Menschenwürde. Ich kenne andere, die es anders sehen, also die grundsätzlich gegen die Beschneidung sind oder sagen, jeder soll das später für sich entscheiden. Üblich ist heute, Jungen in den ersten Lebenstagen zu beschneiden, von Ärzten durchgeführt. Muslime sind überzeugt, dass das der Hygiene des Jungen dient, und ein typischer muslimischer Gelehrter würde sagen, es verstößt sogar gegen die Menschenwürde des Jungen, es nicht zu tun, weil man ihn dadurch der Gefahr von Krankheiten aussetzt. Ich bin der Meinung, dass hier Ärzte das letzte Wort haben sollten.

Wie wachsen die Kinder bei euch Muslimen in den Islam, in ihre Religion hinein?

Es hängt natürlich davon ab, wie stark die Eltern ihren Glauben und ihre Religion praktizieren. Wenn man beispielsweise eine gläubige Familie hat, erleben die Kinder ihre Eltern, wenn sie beten. Gerade die ganz Kleinen, die ein Jahr oder ein wenig älter sind und gerade gehen können, stellen sich automatisch neben ihre Eltern an den Gebetsteppich und machen die Bewegungen der Eltern nach. Also bei meinem Sohn war es genauso. Und wenn die Väter tagsüber nicht zu Hause sind, beobachten sie ihre Mütter, wie die für das Gebet das Kopftuch aufsetzen und dann beten. Und während die Mutter betet, steht plötzlich eines ihrer Kinder neben ihr, hat sich in Handtücher oder irgendwelche Lappen eingeschlagen und ahmt die Bewegungen der betenden Mutter nach. So etwas ist natürlich sehr lustig. Dann wird Kindern auch beigebracht, vor und nach dem Essen ein Gebet zu sprechen. Vor dem Essen: Im Namen Gottes des Allbarmherzigen. Und nach dem Essen: Gott, wir danken dir.

Oh, jetzt habe ich den Eindruck, in einer muslimischen Familie aufgewachsen zu sein! Obwohl sie sich Katholiken genannt haben. Aber bei uns war es ganz ähnlich: Wir haben zu Hause immer vor dem Essen gebetet. Bei meinen Großeltern hat man vor und nach dem Essen gebetet. Vor dem Essen: Komm, Herr Jesus, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast. Und nach dem Essen: Für Speis und Trank dem Geber sei Dank, er möge uns geben nach diesem Leben das ewige Leben. Amen.

Das ist sehr schön! Aber jetzt mit deinen eigenen Kindern? Wie machst du das heute?

Wir beten abends am Tisch. Zurzeit will meine mittlere Tochter immer beten: Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt, oh Gott, von dir, wir danken dir dafür. Amen. Aber wir beten oft etwas Freies und bringen die Themen ein, die uns beschäftigen.

Das ist schön. So etwas vermisse ich bei uns Muslimen. Bei uns sind die Gebete meist eher auswendig gelernte Sätze.

Ab wann sind Kinder und Jugendliche an die religiösen Pflichten gebunden, wie zum Beispiel das Freitagsgebet oder das Fasten im Ramadan?

Die Pubertät gilt als Grenze. Vorher sagt man: Du darfst beten! , ab der Pubertät musst du beten. Vorher darfst du fasten, wenn du willst, du musst nicht, aber ab der Pubertät musst du dann fasten. Natürlich nur, wer auch wirklich in der Verfassung dazu ist, denn es darf beim Fasten niemand zu Schaden kommen. Also die religiösen Verpflichtungen tauchen ab der Pubertät auf. Wobei dieser Zeitpunkt ja auch sehr dehnbar ist.

Und es ist die Theorie. Wie sieht denn die Praxis aus? Gehen Jugendliche auch tatsächlich zum Freitagsgebet?

Wenn sie in die Schule gehen, können sie nicht zum Freitagsgebet. Man kann davon ausgehen, dass über drei Viertel der Jugendlichen gar nicht in die Moschee gehen. Weder am Freitag, noch am Samstag. Also wenn überhaupt, dann nur sporadisch oder überhaupt nicht. Zu dieser Frage gibt es übrigens Studien über türkischstämmige Muslime in Deutschland. Also...
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Willi Weitzel, eigentlich Helmar Rudolf Willi Weitzel, wurde 1972 in Marburg geboren. Der Lehrer für Religion, Deutsch, Erdkunde und Sport sammelte bereits während des Studiums erste journalistische Erfahrungen. Von 2001 bis 2009 war er als Reporter für die mehrfach preisgekrönte Sendereihe "Willi wills wissen" unterwegs, von der insgesamt 180 Folgen im KiKA und in der ARD ausgestrahlt wurden. Sie avancierte bald zur bekanntesten Wissensendung für Kinder und zeichnete sich dadurch aus, dass sie am konkreten Lebensalltag ansetzte.