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Die Rabenprinzessin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
336 Seiten
Deutsch
Das Erbe der Rabenkrone Cordelias Magie ist wild, wild wie der Wald, der die einsame Burg umgibt, in der sie schon immer lebt. Nur wenn sie sich in einen Vogel verwandelt und die hohen Steinmauern hinter sich lässt, fühlt sie sich wirklich frei. Als ihre Mutter und ihr älterer Bruder in Gefangenschaft geraten, erfahren Cordelia und ihre Drillingsgeschwister den Grund für ihr abgeschiedenes Leben: Einer von ihnen hat Anspruch auf den Rabenthron. Doch seit dem Zerbrechen der Rabenkrone ist das Land gespalten und die Menschen leiden. Nun liegt es an den Dreien, die zerbrochene Rabenkrone zu finden und ihre Familie zu befreien.mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR14,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextDas Erbe der Rabenkrone Cordelias Magie ist wild, wild wie der Wald, der die einsame Burg umgibt, in der sie schon immer lebt. Nur wenn sie sich in einen Vogel verwandelt und die hohen Steinmauern hinter sich lässt, fühlt sie sich wirklich frei. Als ihre Mutter und ihr älterer Bruder in Gefangenschaft geraten, erfahren Cordelia und ihre Drillingsgeschwister den Grund für ihr abgeschiedenes Leben: Einer von ihnen hat Anspruch auf den Rabenthron. Doch seit dem Zerbrechen der Rabenkrone ist das Land gespalten und die Menschen leiden. Nun liegt es an den Dreien, die zerbrochene Rabenkrone zu finden und ihre Familie zu befreien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961293131
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum06.08.2022
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9697608
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Jenseits des Burggrabens durchwebten feine Fäden aus Sonnenlicht den tiefen, dunklen Wald und zeichneten goldene Pfade auf den Boden, an deren Ende Abenteuer um Abenteuer zu locken schien. Rotkehlchen sangen verborgen zwischen den Zweigen, und Schwalben schossen über das glitzernde Wasser. Der erste Vorgeschmack auf den Sommer weckte eine wilde Freude in ihnen - wild wie das dunkelhaarige Mädchen, das mit baumelnden Beinen auf dem Fenstersims seines Turmzimmers saß und die Vögel beim Fliegen beobachtete.

Drinnen im Schloss werkelten Cordelias älterer Bruder Connall und ihre Mutter wie so oft im Herbarium herum, wo sie ihre stinkenden Zauber wirkten, die ihr Heim vor dem Rest der Welt schützen sollten. Cordelias Drillingsschwester Rosalind hieb im vorderen Innenhof mit einem langen Stock, den sie wie ein Schwert nutzte, lautstark auf verschiedene Gegenstände, die sie zu ihren Feinden erklärt hatte, ein. Oben in seinem Turmzimmer klimperte ihr Drillingsbruder Gideon hingebungsvoll auf seiner Laute herum. Die Fenster standen offen, sodass sein nicht enden wollendes Klagelied ungehindert hinaus in die warme Sommerluft schwebte.

Doch wirklich frei waren nur die Vögel draußen vor der Burg. Und frei konnte auch Cordelia sein, wenn sie nur â¦

Nein! Im letzten Moment hielt sie sich vom Absprung ab und zwang sich innezuhalten, ehe die Flügel aus ihrem Rücken dringen konnten.

Sie durfte sich nicht in einen Vogel verwandeln und in den Sonnenschein hinausfliegen. Jedenfalls nicht heute. Denn sie hatte Mutter gerade erst versprochen, es niemals wieder zu tun, nicht ohne Connalls Aufsicht. Eine absolut lächerliche Regelung, weil sie bedeutete, dass Cordelia sich nur ein- oder zweimal die Woche in den Himmel emporschwingen konnte, wo sie es doch am liebsten täglich getan hätte! Sie alle lebten zusammen inmitten eines verwunschenen Waldes. Was bitte sollte ihr hier, umgeben von nichts als Bäumen, schon geschehen? Und wer sollte überhaupt die Absicht haben, ihr etwas anzutun? Aber das waren Fragen, auf die Mutter ihr niemals antwortete, ebenso wenig wie auf all das, was sie über die Vergangenheit ihrer Familie wissen wollte.

Das letzte Mal, als Cordelia der Verlockung nachgegeben hatte und einen herrlichen gestohlenen Nachmittag lang heimlich durch die Wälder geflogen war, hatte ihre Mutter zur Strafe eine ganze Woche lang eine dunkle Rauchwolke vor ihr Fenster gezaubert. Also begnügte Cordelia sich heute mit einem Seufzen und legte den Kopf in den Nacken, um die wohltuende Wärme des Sonnenlichts auf ihrem Gesicht zu spüren und dem vertrauten Murmeln des Waldes zu lauschen â¦

⦠bis in der Ferne plötzlich harsche Stimmen erklangen.

Cordelia fuhr ruckartig hoch und riss die Augen auf. Solche Geräusche machte kein Tier dieses Waldes! Die Stimmen ähnelten noch am ehesten der ihres 16-jährigen Bruders Connall - aber selbst seine war nicht annähernd so tief.

»Mutter?«, flüsterte sie.

Hätte ihre Mutter gerade auf sie geachtet, hätte sie Cordelias leises Wispern durch die magischen Bande vernommen, die sie all ihren Kindern auferlegt hatte. Aber im Augenblick schienen die Zauber, die sie gerade wirkte, ihre volle Aufmerksamkeit zu erfordern. Denn Cordelia saß immer noch verunsichert und ohne eine Antwort auf ihrem Fensterbrett, als wenige Momente später die ersten erwachsenen Männer, die sie je gesehen hatte, durch das Dickicht auf die schmale Lichtung jenseits des Burggrabens brachen. Ihre Rüstungen schepperten und blitzten im Sonnenlicht.

»Da!« Der Erste, ein Mann, so groß und breit wie der wütende Bär auf seinem Schild, schritt voran. Unter seinem Eisenhelm ragte ein dichter schwarzer Bart hervor. »Das Schloss der Zauberin - und siehe da, kein Drache weit und breit, der das Tor bewacht.«

»Jedenfalls keiner, den wir sehen können.« Der Mann, der nun sprach, war schlank und selbstsicher wie der zähnefletschende Wolf auf seinem Schild. Und ähnlich angriffslustig wirkte der Mann auch. Er drehte den Kopf und ließ seinen Raubtierblick über die Lichtung gleiten. »Mit unserer List mögen wir die äußeren Schutzschilde ihres Waldes durchdrungen haben, aber das heißt noch lange nicht, dass wir uns von nun an in Sicherheit wiegen dürfen.«

Cordelia saß vollkommen reglos da und hielt die Luft an, während mehr und mehr Männer und Frauen zwischen den Bäumen hervorströmten. Sie alle trugen in der einen Hand Schilde, auf denen entweder Bär oder Wolf abgebildet waren, und lange, scharf aussehende Schwerter in der anderen. Sie bezogen hinter ihren beiden Anführern Stellung.

Jetzt war es zu spät, um sich in einen Vogel zu verwandeln und in Sicherheit zu fliegen! Cordelia hätte schon beim fernen Klang der Stimmen unauffällig ins Innere der Burg gleiten sollen, doch das hatte ihre unstillbare Neugierde nicht zugelassen. Aber zum Glück waren ihre Beine und Arme fast so weiß wie der Stein. Und ihr bequemes altes Leinengewand war von einem ähnlichen Dunkelgrün wie der Efeu an den Burgmauern. Sie hatte es an den Seiten aufgerissen, damit es ihr bei ihren Abenteuern nicht hinderlich wurde. Mit etwas Glück würde man sie gar nicht bemerken.

»Kein Drache«, sagte er Anführer der Wolfsritter. »Aber eine kleine Spionin, die uns mit großen Augen für ihre Herrin auskundschaftet. Du da, Mädchen!«, rief er. »Richte der Herzoginwitwe aus, dass sie Besuch hat!«

Der Herzoginwitwe? Cordelia starrte ihn verständnislos an.

Hier auf der Burg gab es keine Herzogin. Bei ihrer Familie lebte niemand bis auf Mutters Freundin Alys, die nach den Ziegen sah, regelmäßig mit Mutter herumstritt, was in den Küchengarten gepflanzt werden sollte, und fast immer bis zu den knochigen Ellenbogen im Dreck steckte.

Wenn sie an den langen Winterabenden im großen Saal beisammensaßen und Gideon seine neusten Balladen vorgetragen hatte, holte Mutter oft einen duftenden Stapel winziger seidengebundener Bücher hervor, aus denen sie ihnen vorlas. Dort hatte Cordelia von eleganten Herzoginnen und Königinnen, von mächtigen Gräfinnen und atemberaubend schönen Rittern gehört. Doch nichts von alledem hatte auch nur entfernt nach Alys geklungen.

»Das Mädchen scheint etwas schwer von Begriff zu sein«, sagte der Anführer der Bärensoldaten. »Ich glaube kaum, dass sie uns helfen kann.« Kopfschüttelnd legte er seine großen Hände an den Mund und brüllte: »Zeige dich, Zauberin! Oder wir greifen an!«

Cordelia verzog das Gesicht. Drohungen schmeckten Mutter überhaupt nicht!

Für einen langen Moment legte sich vollkommene Stille über die Lichtung. Selbst die Vögel im Wald hatten ihren Gesang eingestellt. Sie waren klug genug, sich in Zeiten wie diesen zu verstecken.

Dann spürte Cordelia Mutter durch die Burg wirbeln, während sie über ihre magischen Bande nach allen Familienmitgliedern gleichzeitig griff - nicht mit dem üblichen sanften Stupser gegen ihre Gedanken, sondern ungestüm und heftig.

CORDELIA!

Mir geht es gut!, antwortete sie Mutter hastig in Gedanken. Aber da sind Männer vor dem Tor. Sie â¦

Das große, silberne Fallgatter öffnete sich ratternd wie von selbst, und Mutter schoss förmlich nach draußen. Sie trug noch ihre fleckige Arbeitsschürze aus dem Herbarium, und ein Großteil ihres langen, dunklen Haars hatte sich aus dem straffen Flechtzopf gelöst. Aber Mutter hatte es noch nie nötig gehabt, ordentlich hergerichtet zu sein, um beeindruckend zu wirken.

Lange Algenstängel erhoben sich vom Grund des Burggrabens und verflochten sich zu einer lebendigen Zugbrücke, über die Cordelias Mutter wutentbrannt marschierte.

Als sie vorüberkam, schossen einige Schemen empor, die zuvor ruhig unter grünem Moos und Seerosen vor sich hin gedümpelt hatten. Es waren lange, sich windende Giftschlangen, die nun auf die Angreifer zuhielten. Sie schwammen so schnell wie Schatten, und die Soldaten, die direkt am Burggraben standen, sprangen bei ihrem Anblick unter erschrockenen Rufen zurück.

Hätte ich mich doch nur in eine von ihnen verwandelt, dachte Cordelia reumütig. Aber nun war es zu spät, um sich zwischen den Wasserschlangen zu verstecken. Während Mutter weiter auf die Soldaten zumarschierte, hallte ihre Stimme durch Cordelias Kopf:

Runter von dem Fensterbrett. Sofort! Niemand darf dich sehen.

Ja doch! Cordelia kroch in ihr Zimmer und kauerte sich gehorsam auf den Boden unter dem Fenster. Dort wartete sie ab, aber nur für einen Moment. Dann richtete sie sich vorsichtig wieder auf, gerade eben so weit, dass sie nach draußen spähen konnte.

Jetzt, wo Mutter hier war, drohte ihr doch ohnehin keine Gefahr mehr. Wenn sich einfach jemand die Zeit nehmen würde zu erklären â¦

»Platz da!« Sie wurde unsanft beiseitegerempelt, und Rosalind nahm ihren Platz ein. »Ich will auch was sehen.«

»Guck von woanders aus zu!« Cordelia schubste ihre Schwester genauso unsanft zurück. »Du hast dein eigenes Zimmer!«

»Weg da, ihr Wichte!« Hinter ihnen kam keuchend Gideon angeschlittert und drängte sich zwischen sie. »Vom Turm aus kann man kein Wort verstehen.«

»Könnte daran liegen, dass du ständig einen solchen Krach machst«, murmelte Rosalind.

Cordelia brummte zustimmend.

»Pssst!« Nun betrat auch Connall den Raum. »Ruhe!«

Er sprach das Wort nicht als Befehl, sondern als Zauber. Nun waren die Lippen der Drillinge versiegelt, ohne dass sie etwas dagegen ausrichten konnten. Cordelia biss die Zähne zusammen, Gideon schnaubte durch die Nase, und...
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