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Weltenschlange

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
490 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am20.07.20221. Auflage
Ein Sklave der Khmer bricht alle heiligen Regeln der Vorsehung und niemand darf es wissen. Jeden Tag betrügt er die Götter, aber wer die Unsterblichen verhöhnt, muss ihre Rache fürchten: Arun opfert einem wahnsinnigen Herrscher seinen Stolz und zahlt den Preis für das Geheimnis seiner Liebe. Er will aufgeben, wenn da nicht Chantrea wäre, sein kleiner Sohn. Der dritte historische Abenteuerroman über das legendäre Weltwunder und die Fortsetzung einer unsterblichen Geschichte in neuer Ausgabe.

Jan Erhard wurde 1969 in Bochum geboren, wuchs in Rüsselsheim auf und studierte Philosophie und Geschichte in Berlin. Das Interesse für südostasiatische Kulturen bot den Anlass für umfangreiche Recherchen, die zu dem vorliegenden Roman führten. Heute unterrichtet er an einem Berliner Gymnasium und lebt in Teltow bei Berlin. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Angkor-Romane erscheinen seit März 2017 in einer überarbeiteten Neuauflage. Jan Erhard zu »Weltenschlange«: Vor einigen Jahren malte ich mir Kambodschas Zeit der Wunder aus, die Geschichte eines ehrgeizigen jungen Königs, der die Welt verändert und dennoch Bescheidenheit lernt. Der Stoff erschien mir rund und in sich abgeschlossen, bis ich in einer historischen Darstellung auf eine ausgesprochen irritierende Fußnote stieß: Die Herkunft des Thronräubers Suryavarman II. liege im Dunklen, seine Familie stamme wahrscheinlich aus dem Norden Kambujas. Eine Lücke! Ich brauchte also einen Vater für meinen Protagonisten und fand ihn in einem Namenlosen, der sein Leben tauschte. Aus dieser Idee entstanden »Milchozean« und »Weltenschlange«. Der dritte Band, »Sonnenscherbe«, erzählt die Geschichte, mit der alles begann und die ein wenig gewachsen ist.
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BuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
BuchGebunden
EUR22,99
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Produkt

KlappentextEin Sklave der Khmer bricht alle heiligen Regeln der Vorsehung und niemand darf es wissen. Jeden Tag betrügt er die Götter, aber wer die Unsterblichen verhöhnt, muss ihre Rache fürchten: Arun opfert einem wahnsinnigen Herrscher seinen Stolz und zahlt den Preis für das Geheimnis seiner Liebe. Er will aufgeben, wenn da nicht Chantrea wäre, sein kleiner Sohn. Der dritte historische Abenteuerroman über das legendäre Weltwunder und die Fortsetzung einer unsterblichen Geschichte in neuer Ausgabe.

Jan Erhard wurde 1969 in Bochum geboren, wuchs in Rüsselsheim auf und studierte Philosophie und Geschichte in Berlin. Das Interesse für südostasiatische Kulturen bot den Anlass für umfangreiche Recherchen, die zu dem vorliegenden Roman führten. Heute unterrichtet er an einem Berliner Gymnasium und lebt in Teltow bei Berlin. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Angkor-Romane erscheinen seit März 2017 in einer überarbeiteten Neuauflage. Jan Erhard zu »Weltenschlange«: Vor einigen Jahren malte ich mir Kambodschas Zeit der Wunder aus, die Geschichte eines ehrgeizigen jungen Königs, der die Welt verändert und dennoch Bescheidenheit lernt. Der Stoff erschien mir rund und in sich abgeschlossen, bis ich in einer historischen Darstellung auf eine ausgesprochen irritierende Fußnote stieß: Die Herkunft des Thronräubers Suryavarman II. liege im Dunklen, seine Familie stamme wahrscheinlich aus dem Norden Kambujas. Eine Lücke! Ich brauchte also einen Vater für meinen Protagonisten und fand ihn in einem Namenlosen, der sein Leben tauschte. Aus dieser Idee entstanden »Milchozean« und »Weltenschlange«. Der dritte Band, »Sonnenscherbe«, erzählt die Geschichte, mit der alles begann und die ein wenig gewachsen ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756244690
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum20.07.2022
Auflage1. Auflage
ReiheAngkor
Reihen-Nr.3
Seiten490 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9702906
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Geweihter Wahnsinn

»Die ganze Kriegskunst basiert auf List und Tücke. [...] Greife den Feind da an, wo er unvorbereitet ist. Schlage zu, wo er es nicht erwartet.« Sun Tsu




Am Ufer des Menam schnitten die Soldaten Bambusstangen für Flöße, dann ließen sie einige Wachen bei den Pferden zurück und setzten über. Noch vor dem Abend erreichten sie die andere Seite, wo ein verdingter Überläufer wartete, um die Truppen in die unwegsamen Berge des Westens zu führen. Da sie kein Feuer machen durften, marschierten die Männer blind bis zum nächsten Morgen.

Es wurde eine harte Nacht, in der sie stundenlang durch den ansteigenden Dschungel stolperten, bis der Verräter endlich die Hand hob.

Der Mon zeigte auf die schmale Senke, die sich im fahlen Schein der frühen Sonne vor ihnen auftat. »Da liegt Moks Dorf, Gebieter,« flüsterte er in stockendem Khmer.

Arun kniff die Augen zusammen. Da war eine Lichtung, und nach einer Weile entdeckte er einen Zaun aus Prügelholz, der etliche Häuser aus geschlagenem Bambus umgab.

»Da lebt Moks Familie? Du wirst sterben, wenn es nicht wahr ist.«

Der Mon nickte nur, man konnte seine Angst riechen.

Arun wandte sich an den Sanjak. »Gut, du weißt, was ihr tun müsst. Verteilt die Schützen, macht Feuer und brennt alles nieder. Jeder Mann wird getötet. Frauen und Kinder nehmen wir mit.«

»So soll es geschehen und so geschieht es, Herr.«

Blicklos starrte Arun auf die noch schlafende Siedlung und rang mit seinen Skrupeln. Ja, er führte Krieg, konsequent und erfolgreich. Dennoch brachte er diesen Menschen das gleiche mitleidlose Schicksal, das sein früheres Leben bestimmt hatte.

Seit fünf Jahren hieß er nun Viseth Nandamarveda, hatte siebenundzwanzig Sommer gesehen und war doch älter als die meisten Männer. Sein Dorf, die Eltern, ein Teil der Zunge, seine Schwester, ein Auge, der Ziehvater, seine Würde und schließlich die erste Liebe - alles vertilgt von einem unbarmherzigen Karma. Ein Sklave wird zu den Höchsten aufsteigen und einen Herrscher zeugen, einen König, der den Tod in Stein zu überwinden trachtet. Thom und der Vrah Guru sahen es, Chanlina las es in meinen Händen - und dennoch waren es nur leere Worte. Die dreifache gleichlautende Vorhersage hatte nicht ihm gegolten. Das wusste er seit dem Feldzug nach Annam, wo er Anchaly wiedergefunden hatte, die namenlose Freundin aus seiner Kindheit in Yasodharapura.

In Gedanken zog er seine Geliebte in die Arme und versank in diesen großen warmen Augen, die ihn stets alles vergessen ließen. Gierig drückte er ihre schlanke und feingliedrige Gestalt an sich.

Grober Kui! , flüsterte sie atemlos, du zerdrückst mich!

Er lachte leise. Nur bei ihr und Narith konnte er ganz er selbst sein, musste sich nicht verstellen.

Warum liebst du mich? , hatte er sie gefragt, denn darüber wunderte er sich immer noch.

Früher wegen deiner Augen, sogar Shiva kann keine helleren Augen haben.

Und heute?

Sie wich seinem Blick aus, wirkte plötzlich unsicher. Du bist ein mutiger Mann, du stellst dich gegen die gesamte Welt und dein Schicksal.

Ich betrüge doch bloß die Khmer.

Diesen Mut meine ich nicht. Nein, du nimmst eine furchtbare Wiedergeburt in kauf. Du brichst die Dhamastras jeden Tag und ich kann nur dafür beten, dass dir die Unsterblichen Gnade erweisen. Ich besitze diese Kraft nicht, das weißt du.

Immerhin liebst du einen schmutzigen Khond ...

... ja, nur darf ich nicht die Mutter seiner Söhne sein. So feige bin ich ...

Er küsste ihre Tränen, nahm sie in die Arme und spürte noch ihre Lippen, als die Erinnerung verflog.

Ja, Diavakaras Enkelin war zu seiner lebenden Göttin erblüht, nur trug sie weiterhin die Strafe für die Verfehlungen ihrer Mutter. Sie durfte ihm kein Kind schenken, darauf bestand ihr Großvater. Notgedrungen hatten sie sich gefügt und er bedauerte es zutiefst. Aber Anchaly blieb Anfang und Ende seines Daseins, mehr sollte ein Kui, der die Unsterblichen täuschte, nicht erwarten. Er würde also keinen König zeugen und deshalb erschienen ihm die Wunden, die sein grausames Schicksal geschlagen hatte, in der Rückschau umso bitterer. Die Verluste waren jedoch nicht sinnlos gewesen, hatten vielmehr sein Selbst entblößt und dessen Kern mit flüssigem Eisen ausgegossen. Allein aufgrund dieser Härte konnte er die Lüge leben, jeden Tag eine Maske tragen und als Sklave einen Herrn spielen. Auch jetzt biss er die Zähne zusammen, bis seine Kiefer knackten, und sah den Brandpfeilen hinterher, die den Tod in den grauen Morgen trugen. Die dünnen Rauchfahnen zeichneten seine Schuld in den Himmel, aber solche Gedanken quälten sein Gewissen schon lange nicht mehr. Das redete er sich zumindest ein. Der Kui ist gestorben und Mitleid mit den Schwachen wird mich verraten. Diesen Satz wiederholte er an vielen Tagen wie ein Mantra, bis sich der Druck auf seiner Brust löste und er Luft bekam. Heute schien er jedoch gegen Messer zu atmen, also musste er sich ablenken. Immerhin, er hatte seine Befehle gegeben und durfte sich einen Blick zurück gönnen.

Aber in der Vergangenheit warteten bloß Wehmut und Trauer, als er an seine Gefährtin in Sambor Prei Kuk dachte. Chanlina riss mich aus der Trostlosigkeit, lehrte mich wieder hoffen. Sie schenkte mir den Sommer auf dem Turm der Sterne ... Dennoch waren sie Werkzeuge der Khmer geblieben, wertlos und ersetzbar. Und als Feinde Yasodharapura erobert und Harshavarman als Marionette auf dem Thron belassen hatten, war die Chinesin den Schlächtern zum Opfer gefallen. Oh Vishnu, warum? Auch nach so langer Zeit verging kaum ein Tag, an dem er nicht ihre geschändete Leiche vor sich sah und ein Würgen unterdrücken musste. Ihn selbst hatten die Sieger mit vielen anderen in Ketten gelegt und nach Misön gebracht, in Champas überfüllte und fieberverseuchte Stadt der Sklaven. Dort war eine zweite Frau in sein Leben getreten, Suostej, und nur sie hatte ihn den Hunger überleben lassen. Ich gab ihr mein Wort - und ließ sie trotzdem zurück.

Das schlechte Gewissen wühlte noch immer in seinen Eingeweiden, doch er kämpfte es nieder - wie schon so oft.

Ja, ihr Reis rettete mich, aber sie war unzuverlässig. Sie verkaufte ihren Körper. Ich war ein Kui und sie wusste es. Ich wäre auf ewig in ihrer Hand geblieben.

Zweihundert brennende Pfeile schlugen in Dächer und Wände der Hütten und verwandelten die schlafende Siedlung in wenigen Atemzügen in ein glühendes Inferno. Arun sah ein anderes Dorf, das vor sechzehn Jahren in Flammen aufgegangen war, und eine Träne löste sich aus seinem Auge. Wütend wischte er sie weg. Du bist Viseth!

Das war eine Lüge und doch sein Leben. Viseths Vater Sri Nandamarveda, der übergangene Bastard des alten Herrschers, hatte gegen seine reinblütigen Brüder ein halbes Menschenalter lang Intrigen gesponnen. Sein Ehrgeiz hatte zur Rebellion geführt, seine spätere Herrschaft in Harshavarmans Namen das Reich in den Abgrund gerissen. Aber erst, als die Cham Kambuja erobert und den König als ihren Statthalter auf dem Thron belassen hatten, war die Macht des Fürsten gebrochen worden: Der Kamrateng hatte den verräterischen Halbbruder enteignet und ihn und seinen Sohn als Geiseln nach Champa geschickt. Dort waren die beiden auf einen Mann getroffen, der nur noch von bitterem Hass lebte - Arun. Seine ganze Welt war Nandamarvedas Ränken zum Opfer gefallen und der Hunger hatte ihn schließlich alle heiligen Regeln brechen lassen. Ja, er hatte den Bastard des alten Herrschers getötet und die Sommer der Verzweiflung waren zu Ende gegangen. Und als er Viseth, dem Erben, der ihm so verblüffend ähnelte, Namen, Siegelring und Leben gestohlen hatte, war sein Durst nach Rache erloschen. Sri Nandamarvedas vermeintlicher Sohn war der Gefangenschaft in Champa entkommen und auf wundersame Weise nach Kambuja zurückgelangt. Ein Sklave war zum Fürsten aufgestiegen, der sein Geheimnis tief in sich verbarg, und die Götter hatten den Frevel nicht bestraft, im Gegenteil: Inzwischen galt der neue Viseth, der sich von seinem niederträchtigen Vater losgesagt hatte, als bester Bogenschütze seit Suryavarman, als harter Kämpfer und begnadeter Anführer.

Spitze Schreie zerschnitten Aruns Gedanken. Die Mon rannten aus ihren Hütten und versuchten das Feuer zu löschen. Aber es waren zu viele Brandherde, und als sie das Menschenwerk erkannten, griffen sie nach ihren Kindern und flohen in den Urwald. Doch auch dort warteten bereits Soldaten auf sie.

Damals war es ähnlich ... Vor seinem verbliebenen Auge brannten die Pfahlbauten der Kui und die Erinnerungsfetzen ließen ihn schaudern. Der fette Mann beugte sich über eine missbrauchte Frau und durchtrennte ihr grinsend die Kehle. Mutter ... Er schüttelte den Kopf, zwang sein Bewusstsein zurück in sein neues Leben.

Das Klagen begann. Jungen und Mädchen weinten um ihre Großväter, als die Alten des Dorfes einer nach dem anderen unter den Messern seiner Krieger starben. Unwillkürlich spürte Arun wieder die bebende Nuon an der Brust, die bei ihrem Bruder Trost suchte. Aber was hätte ich sagen können? Alle wurden zu Tode geschändet - was soll da ein Kind sagen? Er seufzte und wandte sich ab. Denk an gestern!

 

Die Soldaten verbeugten sich vor ihm, als er seine Gemächer verließ, den Hof überquerte und auf den höchsten Wachturm von Mahidharapura stieg. Im Vergleich zu den Herrschersitzen in Yasodharapura und Sambor Prei Kuk enttäuschte Narin Soks Residenz, die aus nicht viel mehr als einem ständigen...
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