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Schattenelfen - Das Eherne Wort

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am23.11.2022
Verzweifelt sucht Fürstin Alathaia nach einem Weg, ihr Reich Langollion zu retten. Ihre Intrigen scheinen zu fruchten: Durch Mord und Verrat steigt ihre Gesandte Adelayne zur Kaiserin auf. Plötzlich sind alle Machtverhältnisse umgekehrt und alle Bündnisse infrage gestellt. Doch Adelayne herrscht nicht allein und muss schon bald einen mörderischen Preis für ihren Thron zahlen. Und auf einmal wird jemand gänzlich Unscheinbares zur letzten Hoffnung der Elfen von Langollion.

Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Mit seiner »Elfen«-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextVerzweifelt sucht Fürstin Alathaia nach einem Weg, ihr Reich Langollion zu retten. Ihre Intrigen scheinen zu fruchten: Durch Mord und Verrat steigt ihre Gesandte Adelayne zur Kaiserin auf. Plötzlich sind alle Machtverhältnisse umgekehrt und alle Bündnisse infrage gestellt. Doch Adelayne herrscht nicht allein und muss schon bald einen mörderischen Preis für ihren Thron zahlen. Und auf einmal wird jemand gänzlich Unscheinbares zur letzten Hoffnung der Elfen von Langollion.

Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Mit seiner »Elfen«-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641293925
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum23.11.2022
Reihen-Nr.3
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4742 Kbytes
Artikel-Nr.9723077
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



DIE STIMME DER SCHWESTER

Makiko betrachtete den sanft geschwungenen Dolch, der vor ihr in einem Kästchen mit rotem Seidenfutter lag. Nur eine einzige Öllampe brannte in ihrem Zelt. Das unstete Licht ließ es aussehen, als ob sich die bläulichen Wellen an der Oberfläche des hundertfach gefalteten Stahls bewegten.

Ein Vertrauter ihres Vaters hatte ihr bei Einbruch der Dämmerung das schwarz lackierte Kästchen gebracht. Die Klinge war eine eindeutige Aufforderung.

Makiko lauschte dem Lärm im Feldlager. Das Heer feierte den Sieg. Morgen würde ihr Vater, der Kaiser von Haiwanan, auf die eroberte Insel im Mündungsdelta des Gelben Flusses übersetzen. Die Hufeiseninsel, die erste der sieben Inseln Caistellas, war eingenommen, und das ausgerechnet dank der Elfe, deren Tod Makiko gefordert hatte.

Es war das erste Mal gewesen, dass sie vor dem Hofstaat ungefragt das Wort ergriffen hatte. Sie war nur eine Prinzessin. Sie sollte gut aussehen, gut Bambusflöte spielen und gut schweigen. Dazu war sie erzogen worden. Sie lebte, um eines Tages ein Bündnis mit einem anderen Reich durch das Eherne Wort zu festigen. Und sie lebte, weil sie vergleichsweise schöne Ohren hatte, jedenfalls für eine Damien.

Traurig dachte sie daran, wie oft ihr Vater in den letzten beiden Wochen hinter die Gräfin von Rosan getreten war, um deren spitze Elfenohren zu liebkosen. Morgen, wenn er aus Caistella zurückkehrte, würde er dieser spitzohrigen Adelayne das Eherne Wort geben. Zu dem Fest würde sie nicht eingeladen sein, das wusste Makiko. Mit dem Dolch sollte sie ihrem Leben vorher ein Ende setzen, schweigend und ehrenhaft, wie die Etikette am Hof es verlangte.

Sie strich über den Griff der Waffe, der mit Wasserbüffelleder umwickelt war. Sie war immer noch in das rote Gewand gehüllt, das sie während der Seeschlacht auf dem Hügel am Meer getragen hatte. Es hatte sich gut angefühlt, vor den Höflingen die Stimme zu erheben.

Makiko lächelte bitter, denn es war ihr Todesurteil gewesen. Sie hatte die Gunst ihres Vaters verloren, und sie wusste, sie würde sie niemals zurückgewinnen. Wenn sie sein Geschenk nicht nutzte, um mit eigener Hand seinen Willen an sich zu vollziehen, dann würde im Morgengrauen die Leibwache des Kaisers ihr Zelt umringen, und was dann käme, wäre unendlich viel grausamer als ein schneller Schnitt. Er hatte ihr am Morgen vor der Schlacht Shiho gezeigt, die auf dem Bambushügel in der Nähe eines Ameisenvolks gefesselt auf dem Erdboden lag. Das Wimmern der stolzen Dienerin klang Makiko noch in den Ohren. So würde sie nicht enden.

Du musst gar nicht enden!

Die Prinzessin lächelte. Sie hatte sich schon gefragt, wann sich die Stimme in ihr erheben würde. Ihr anderes, ihr rebellisches Ich.

Sie erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem die Stimme erwacht war. Die beiden Töchter der Fürstin Alathaia hatten mit prächtigem Gefolge den Kaiserhof besucht. Makiko hatte Sanassa und Morwenna verstohlen beobachtet. Die beiden waren so völlig anders als sie, stolz und selbstbewusst. Sie hatten die Gesandtschaft angeführt, und alle Männer ihres Gefolges hatten sich ihrem Willen gefügt. Vielleicht, weil die beiden Elfen waren ...

Unsinn! Nicht die Ohren unterscheiden euch, sondern der Wille der beiden, nicht im Schatten zu stehen. Auch dein Wille kann der Keimling sein, aus dem ein selbstbestimmtes Leben erwächst.

Makiko strich über das Wasserbüffelleder. Es war in schmalen Streifen um den Griff des Dolches gewickelt. Es fühlte sich angenehm an, schmeichelte der Hand, die es berührte. Heute hatte sie versucht stark und selbstbestimmt zu sein. Es würde sie in dieser Nacht das Leben kosten ...

Noch atmest du! Und es liegt bei dir, wie du handelst. Du hast noch Zeit bis zum Morgengrauen.

Unruhig stand Makiko auf. Sie ging durch ihr Zelt. Der hölzerne Boden knarrte unter ihren Schritten. In der Ferne ertönte begeistertes Johlen. Seit sie vor etlichen Monden das Feldlager aufgeschlagen hatten, hatte Makiko die Krieger noch nicht so aufgewühlt erlebt.

Unruhig ging sie zurück zu dem Tisch, auf dem das Lackkästchen mit dem Dolch wartete. Tief in Gedanken betrachtete sie das bläuliche Wellenmuster im Stahl. Ein Schnitt, und alle ihre Sorgen würden für immer im Vergessen versinken. Wie viele Stunden blieben ihr wohl noch bis zum Morgengrauen?

Sie nahm die Öllampe und ging hinüber in das zweite Zelt, das mit ihrem Quartier verbunden war. Schwerer Blütenduft hing hier in der Luft. Das goldene Licht der kleinen Flamme ließ allerlei Grüntöne im Dunkeln schimmern. In Töpfen und Schalen standen Dutzende Bäumchen und winzige Büsche, die kunstvoll zurechtgestutzt waren. Ihre Stämme wanden sich, elegant gekrümmt. Jedes einzelne Stück erfreute mit seiner Schönheit das Auge. Hierher kam Makiko zum Verweilen, wenn sie am Leben verzweifelte oder nur für sich auf ihrer Flöte spielen wollte.

Mitten im Zelt lag ein großes rotes Kissen. Darauf ruhte ihre Flöte. Sie ging hinüber und strich wehmütig über die verschlissene Seide. Seit ihrer Kindheit begleitete sie dieses Kissen auf jeder Reise des kaiserlichen Hofs. Es war ein Geschenk ihrer Mutter, an die sie sich kaum noch erinnern konnte. Sie war noch sehr klein gewesen, als ihre Mutter verschwand. Hatte auch sie ein Kästchen mit einem Dolch geschickt bekommen? Ihre Mutter hatte ihr immer erzählt, sie habe Zwillingsmädchen zur Welt gebracht und der Kaiser habe durch ein Los entschieden, wer von ihnen leben durfte.

Niemand hatte Makiko diese Geschichte bestätigen wollen. Geheimnisse wurden am Kaiserhof sehr tief begraben. Nur ihr Halbbruder, Prinz Jagon, hatte ihr gegenüber unter vier Augen einst Ähnliches bezüglich ihrer anderen Halbgeschwister angedeutet, die allesamt nie hatten heranwachsen dürfen.

Makikos Blick wanderte über die winzigen Bäume und Büsche. Es war eine Kunst, sie so zu hegen, dass sie immer klein blieben.

Eine Kunst, die dein Vater auch an dir ausübt.

Die Stimme in ihrem Kopf war immer kämpferisch. Makiko stellte sich vor, dass ihre Zwillingsschwester zu ihr sprach, dass über den Tod hinaus eine Verbindung zwischen ihnen bestand, und der Besuch der Töchter Alathaias hatte diese Stimme erweckt, denn die beiden waren, was sie hätte sein können, wäre sie nicht als Tochter des Gläsernen Kaisers geboren worden.

Es ist deine Entscheidung, was du bist.

Makiko lächelte. Das sagte sich so leicht. »Wer nur eine Stimme ist, liebe Schwester, der hat wahrlich nichts zu verlieren. Du musst ...« Sie verstummte. In diesen Zelten war sie sich nie ganz sicher, ob sie belauscht wurde.

Ihr Blick fiel auf das Kistchen, das unter dem Tisch mit den blühenden Lilien stand. Es war ihr erst am Morgen gebracht worden. Der Schmied, der als Einziger gewusst hatte, was sich darin befand, trieb wahrscheinlich bereits als Leiche im Gelben Fluss. Die von ihr diesbezüglich gegebenen Befehle waren eindeutig gewesen.

Die Klinge deines Vaters oder deine eigenen Klingen, wofür wirst du dich entscheiden?

»Er würde mich nicht zu sich vorlassen, so sehr, wie ich ihn erzürnt habe«, murmelte sie halblaut.

Mitten in der Nacht werden die Herzen alter Männer weich. Er wird das Urteil über dich nicht aufheben. Er bleibt sich immer treu. Aber wenn du kommst, um dich zu verabschieden und ihm noch einmal sein Lieblingslied auf der Flöte zu spielen, wird er dich empfangen. Und er wird dich unterschätzen, wie immer.

Versonnen betrachtete sie das Kistchen.

Du bist so oder so zum Tode verdammt. Macht dich das nicht unglaublich frei? Was kannst du noch verlieren?

Makiko fühlte sich gefangen zwischen ihrer Erziehung und ihren widerstrebenden Träumen. Sie hatte ihrem Vater immer gefallen wollen. Und sie war so stolz gewesen, dass sie sein Spitzel sein durfte. Dass sie mit ihrer Musik von ihren Entdeckungen erzählte und nur er sie verstand.

Und deshalb wird er dich heute Nacht nicht fortschicken, wenn du ein letztes Mal für ihn spielen willst. Auch er ist ein Gefangener. Er kann nicht anders, als deinen Tod zu befehlen, wenn du ihm nicht gehorchst.

Makiko beugte sich zu einem kleinen Zitronenbäumchen und schnupperte an den Blüten. Dann betrachtete sie die Orchideen in ihrer wunderbaren Farbenpracht. Sie wusste, dass ihr Vater für manche dieser Pflanzen ein Goldstück bezahlt hatte, einen wahrhaft kaiserlichen Preis.

Sie beugte sich über die betörend duftenden weißen Rosen aus Alvemer. Die Blüten waren erstaunlich klein. Vielleicht, weil diese Rosen so weit im Norden gediehen. Am Ende des Tisches stand die Rubinrose. Sanassa und Morwenna hatten sie als eines von vielen Geschenken bei ihrem Besuch mitgebracht. Da ihr Vater nur wenig Sinn für Blumen hatte, auch wenn er ihren Anblick schätzte, war der kleine Rosenbusch an Makiko weitergereicht worden. Sie hatte ihn gestutzt und ihm mit Seidenbändern eine edlere Form gegeben.

Doch der Busch war ein Biest. So oft hatte sie sich an seinen Dornen gestochen! Sie hatte herausgefunden, dass der Ton der Blüten noch intensiver wurde, wenn sie sich den Dornen hingab. Zugleich fühlte sie sich dann berauscht. Alle Fesseln fielen von ihr ab. Alles schien möglich.

Makiko zog den Ärmel ihres roten Kleids zurück und schob ihre Hand durch den Kreis, zu dem sie die verschiedenen Rosentriebe verwoben hatte. Blutrot leuchteten die Dornen auf hellem Grün. Die Stimme ihrer Schwester wurde jedes Mal stärker in ihr, wenn sie sich selbst kasteite. So war es auch jetzt. Und sie kündete ihr von der Freiheit, die in...

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Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Mit seiner »Elfen«-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.