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Finsterböses Bayern

E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
202 Seiten
Deutsch
Allitera Verlagerschienen am10.04.2014
25 renommierte Krimi-Autoren, in Bayern geboren oder dort lebend, haben sich den dunklen Seiten ihrer Heimat gewidmet und zeigen in hochspannenden, skurrilen, amüsanten und bewegenden Kurzkrimis: Das Verbrechen lauert immer und überall, im Freistaat und darüber hinaus. Mit Kriminalgeschichten von: Friedrich Ani, Volker Backert, Jan Beinßen, Angela Eßer, Nicola Förg, Werner Gerl, Katharina Gerwens, Michael Gerwien, Lisa Graf-Riemann, Harry Kämmerer, Thomas Kastura, Lotte Kinskofer, Roland Krause, Iris Leister, Christian Limmer, Harry Luck, Felicitas Mayall, Stefanie Mohr, Oliver Pötzsch, Billie Rubin, Frank Schmitter, Michael Soyka, Ingeborg Struckmeyer, Georg Unterholzner, Dieter Weißbachmehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,90
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Produkt

Klappentext25 renommierte Krimi-Autoren, in Bayern geboren oder dort lebend, haben sich den dunklen Seiten ihrer Heimat gewidmet und zeigen in hochspannenden, skurrilen, amüsanten und bewegenden Kurzkrimis: Das Verbrechen lauert immer und überall, im Freistaat und darüber hinaus. Mit Kriminalgeschichten von: Friedrich Ani, Volker Backert, Jan Beinßen, Angela Eßer, Nicola Förg, Werner Gerl, Katharina Gerwens, Michael Gerwien, Lisa Graf-Riemann, Harry Kämmerer, Thomas Kastura, Lotte Kinskofer, Roland Krause, Iris Leister, Christian Limmer, Harry Luck, Felicitas Mayall, Stefanie Mohr, Oliver Pötzsch, Billie Rubin, Frank Schmitter, Michael Soyka, Ingeborg Struckmeyer, Georg Unterholzner, Dieter Weißbach
Details
Weitere ISBN/GTIN9783869066431
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum10.04.2014
Seiten202 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1821 Kbytes
Artikel-Nr.9841550
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Erich Rösch

Literarische Auftragsmorde -
Morden für den guten Zweck?

Haben wir mit der vorliegenden Anthologie etwa eine neue Literaturgattung geschaffen? Das war einer meiner ersten Gedanken, als ich das fertige Manuskript zu diesem Buch endlich in Händen halten durfte. Oder gibt es den literarischen Auftragsmord schon?

Wie auch immer, noch nie sind in Bayern so viele Menschen auf einmal »für den guten Zweck gestorben« wie in diesem Buch, eine Premiere ist es allemal und gelungen obendrein!

Von der Idee bis zur Umsetzung war es ein langer Weg. Nicht, weil die Autorensuche so mühsam war, nein, es gelang recht schnell, hochkarätige Autoren aus Bayern von unserer Idee zu überzeugen. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt!

Nicht, weil es schwierig war, einen Verlag für dieses Buch zu finden, nein, die erste Anfrage beim ersten Verlag war schon erfolgreich. Dem Allitera Verlag, insbesondere Verleger Alexander Strathern und vor allem Heidi Keller, die »unser Kind« von der ersten Minute an begleitet hat, sei Dank!

Nicht, weil es schwierig war, eine Herausgeberin für diese Anthologie zu finden, nein, einmal von der Idee begeistert, war es für Frau Keller nicht schwer, Angela Eßer anzustecken. Ihnen beiden sei gedankt!

Nicht, weil es schwierig war, den Druck dieses Buches mitzufinanzieren, nein, die Bayerische Stiftung Hospiz kennt uns und unsere Anliegen und unterstützt uns jedes Mal aufs Neue bei unseren Projekten - und seien sie noch so ungewöhnlich. Dem Stiftungsrat der Bayerischen Stiftung Hospiz unter Vorsitz von Dr. Thomas Binsack sei gedankt!

Viele Mosaiksteine haben sich also wunderbar zusammengefügt, sodass am Ende entstehen konnte, was der Leser nun in Händen hält: die wohl erste Sammlung regionaler Krimis - dazu drei Geschichten, die in den USA, in England und Italien spielen - zugunsten der Hospizbewegung überhaupt!

Was war dann der lange Weg, werden Sie nun fragen.

Die Idee zu diesem Buch entstand spontan auf einer langen Autofahrt. Als Verantwortlicher auf Landes- und Bundesebene verbringe ich mehr Zeit auf Bayerns und Deutschlands Straßen beziehungsweise in Hotels, als mir manchmal lieb ist. Aber ich habe einen Weg gefunden, mir das sozusagen »schönzulesen«.

Auf dem Weg nach Berlin einem Hörbuch einer bayerischen Krimiautorin (Sie finden sie auch in diesem Buch vertreten), gelesen von einer bayerischen Schauspielerin, zu lauschen, lindert das Heimweh und hilft dem Bayern, Sprachbarrieren zu genießen.

Im Hotel fern der Heimat vor dem Einschlafen noch schnell einen Mord lösen beziehungsweise lösen lassen, der eigentlich gar keiner ist (auch so etwas ist hier vertreten) - und es kann auf einmal Spaß machen, für Themen bundesweit unterwegs zu sein, die für die meisten Menschen immer noch ein Tabu darstellen: Sterben, Tod und Trauer.

Ein Krimi macht dieses Thema nicht kleiner und ein Mord ist und bleibt auch in Zukunft nicht die Lösung für die Fragen, mit denen sich die Hospizbewegung konfrontiert sieht. Aber ein richtig guter Krimi - und in diesem Buch finden Sie 25 davon - ist manchmal eben die Belohnung für so manches, was einem in meinem »Beruf« begegnet und anstrengt.

Der lange Weg? Nun - die Idee auszusprechen, erforderte schon Mut: Darf man das zusammenbringen? Die tägliche Sorge für schwerstkranke und sterbende Menschen und deren Angehörige und die Spannung eines Krimis, in dem auch jemand stirbt, sozusagen zur Unterhaltung?

Ist das ein möglicher Weg, auf die Anliegen der Hospizbewegung aufmerksam zu machen? Das individuelle Sterben eines geliebten Menschen und das Sterben einer Romanfigur »just for fun«, nur, »weil in beiden Fällen am Ende einer tot ist«?

Unlösbar? Nein, nicht wirklich. Wir Hospizler sind geübt, Unaussprechliches anzusprechen und scheinbar Unmögliches zumindest in Erwägung zu ziehen. Und so war es ein Gespräch mit Monika Dobler, der Inhaberin der Münchner Krimibuchhandlung Glatteis, das mich bestärkt hat, den Faden weiterzuspinnen. Ihr sei an dieser Stelle herzlich gedankt! Ich durfte ihr zwischen all ihren Büchern von meiner Idee erzählen, sie hatte einfach Zeit für mich, ein bisschen Ermutigung, gab mir die Zusage, jederzeit wieder vorbeikommen zu dürfen, und einen Zettel mit einer Adresse und einer Telefonnummer. So hat alles begonnen. Da war jemand, der Zeit hatte, und auf einmal war es einfacher. Genau das, was gerade das ehrenamtliche Engagement in der Hospizbewegung so wertvoll macht, hat auch hier geholfen: Zeit haben, Mut machen, dranbleiben - aber nicht die »Arbeit« abnehmen. Seinen Tod stirbt jeder selbst, und dieses Buchprojekt hätte weit weniger Energie freigesetzt, wenn es als Vorschlag von außen gekommen wäre.

Es gab im weiteren Nachdenken über diese Idee noch eine Erweiterung:

Die bayerische Hospizbewegung ist in den mehr als 25 Jahren ihrer Entwicklungsgeschichte mittlerweile in jeder Region, jeder Stadt, jedem Dorf des Freistaats angekommen, und »die Hospizler«, die sich ehrenamtlich engagieren oder in der Hospizbewegung in Bayern eine berufliche Zukunft gefunden haben, sind so vielfältig wie die Regionen, aus denen sie kommen.

So sind auch die hier vorzufindenden Krimis - geprägt von ihrer Region, geprägt von Bayern. Autoren aller bayerischen Regionen anzusprechen und um einen schriftlichen Beitrag zu bitten, lag also nahe. Die Bereitschaft des ein oder anderen, sein Werk auch persönlich - vielleicht sogar in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Hospizverein - vorzutragen, das hat die kühnsten Erwartungen während einer langen Autofahrt übertroffen!

Bayern ist groß und noch lange nicht jede Region mit einem Beitrag in diesem Werk vertreten. Und schon entsteht die Hoffnung auf eine Fortsetzung, die es aber nur geben kann, wenn Menschen wie Sie dieses Buch kaufen - weil Sie gute Krimis zu schätzen wissen und dieses Angenehme darüber hinaus mit dem Nützlichen eines finanziellen Beitrags zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements bei der Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen und deren Angehöriger verbinden.

Allen Unterstützern dieses Projekts unser herzlicher Dank und Ihnen viel Freude beim Lesen!

Dr. Erich Rösch ist Geschäftsführer des Bayerischen Hospiz- und Palliativverbandes.

Friedrich Ani

Im Paradies

Sah schon hart aus, wie er so dalag, blutbesudelt über und über, beinah hätt ich mich übergeben, was ziemlich seltsam ausgesehen hätte, ziemlich seltsam. Ich hockte bloß da und ließ die Männer von der Polizei und vom Unfalldienst ihre Arbeit machen. Eine junge Frau in einem netten Kleid, sommerlich, ziemlich sommerlich, redete mit mir, wollte mich anscheinend beruhigen. Ich war ruhig, sehr ruhig. Nicht so ruhig wie Ludwig natürlich, der war jetzt ruhig für die Ewigkeit, aber man könnte sagen, ich war gefasst. Auch wenn das eine eigenartige Bezeichnung für einen wie mich ist.

Mein Name ist übrigens Ralph.

Ich kannte Ludwig seit dreieinhalb Jahren, als er an jenem sonnigen Spätfrühjahrstag jäh zu Tode kam.

Oder sagen wir: zu Tode kommen musste.

Wovon die Polizisten natürlich nicht die geringste Ahnung hatten, als sie ihn da unten, am Fuß des Abhangs, aus seinem gottverdammten roten Chrysler Cabrio schälten. Sie dachten, es war ein Unfall. Ludwig war hundertachtzig auf der Landstraße gefahren, ich hatte im Wagen gesessen, hinten, er brüllte gegen den Fahrtwind an, der Angeber. Unaufhörlich schrie er ihren Namen, mir taten schon die Ohren weh: SARAH! SARAH!

Immer wieder hatte sie davon gesprochen, ihn umzubringen. Am Ende hatte sie ihn nur noch gehasst, sie hasste ihn wie ein Geschwür. Als wäre er ein bösartiges Karzinom auf ihrer Haut, und mit Karzinomen kenn ich mich aus, ich hatte mal eins, das wurde wegoperiert.

So lernten wir uns kennen, Ludwig und ich, im Treppenhaus. Er kam rein, ich kam grad aus der Praxistür, er rutschte auf einem Hochglanzprospekt aus und fiel mir direkt vor die Füße. Lachen hätt ich können, wenn mir nach Lachen zumute gewesen wär. Auch wenn das reichlich eigenartig ausgesehen hätte bei einem wie mir, reichlich eigenartig. Unsereiner lacht nicht.

Er setzte sich auf die Treppe, rieb sich Arme und Knie und fing an zu reden. Über die Computerfirma, in der er arbeitete, über die Probleme mit den neuen Mikrochips, über einen Kerl, den er für einen Versager hielt und der trotzdem immer die besser bezahlten Aufträge bekam, lauter solchen Mist, der mich nicht im Geringsten interessierte. Endlich hörte er auf und lachte los. Lachte, als hätte er einen sensationellen Witz gehört. Ich schwör's, ich hab keinen erzählt. Er lachte also bloß so, vielleicht hatte er einen Schock oder war dabei auszurasten. Computerleute rasten gern aus. Er lachte und lachte, und ich hatte Schmerzen am Rücken von der Operation und wollt raus an die frische Luft. Ich machte mich davon, und er kam hinter mir her.

Angeblich wollte er in dem Haus eine Freundin besuchen. »Das ist ein Zeichen, dass ich hingefallen bin«, sagte er auf der Straße. Fabelhaftes Wetter, saftige Wiesen, Frauen in kurzen Röcken, schon sommerlich, massiv sommerlich, obwohl es erst April war.

»Die Frau ist von Anfang an ein Reinfall gewesen«, sagte er, »sie ist scharf auf mein Auto und sucht einen Job, so ist die. Ich hab das erst nicht gemerkt, aber jetzt ist alles ganz klar. Von mir kriegt die nichts. Das Blöde ist, ich steh auf sie, wenn ich mit ihr im Bett bin, rast ich aus.«

Ich wusste, dass Computerleute leicht ausrasten.

Wir standen auf dem Bürgersteig, und er redete weiter und ich...
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