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Es ging immer nur um Liebe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
149 Seiten
Deutsch
mairisch Verlagerschienen am12.09.2022
Was macht es mit dir, in eine fremde Stadt zu kommen? Wie fängst du das Leben dort an? Und wie schaffst du es, deine Vergangenheit, deine Gegenwart und deine Zukunft in Einklang zu bringen? Der britisch-ugandische Autor Musa Okwonga erzählt in seinem autofiktionalen Roman davon, wie es ist, in Berlin anzukommen und sich dort als Person of Colour zurechtzufinden, wie es ist, Freund*innen zu finden, Fußball zu spielen, sich zu verlieben und wieder zu trennen, die Magie des Voodoos zu erfahren, Kuchen zu essen und als Autor zu arbeiten. Es ging immer nur um Liebe ist ein berührender, persönlicher und poetischer Text über Dating, Liebe und Sexualität, über Rassismus und Entfremdung, über Verlust und Selbstakzeptanz. Und über die Suche nach einer Heimat, nach einem Ort, an dem man sich wohl und geborgen fühlt und an dem Hautfarbe keine Rolle spielt, irgendwo zwischen Uganda, London und Berlin. »Er macht das, was die besten Autoren tun: Er schreibt mit dem Herzen. Ich bin Fan.« Ed Sheeran »Musa ist präzise und allumfassend zugleich. Seine Poesie ist intim und klug, leidenschaftlich und schön.« Kae Tempest »Faszinierend und tief bewegend. Klug, großzügig und erschütternd präzise.« Elif Shafak

Musa Okwonga, geboren 1979 in London, ist ein britisch-ugandischer Schriftsteller, Journalist und Musiker. Okwanga verfasste zahlreiche Essays und Artikel über Kultur, Rassismus, Gender, Musik, Sport, Politik und Technik. Seine Texte erschienen unter anderem in The Economist, The Guardian, The Independent, The New Statesman und The New York Times, aber auch in der Zeit und der taz. Über Fußball hat er zwei Bücher veröffentlicht, außerdem einen Lyrikband. Seit 2014 lebt er in Berlin-Friedrichshain.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWas macht es mit dir, in eine fremde Stadt zu kommen? Wie fängst du das Leben dort an? Und wie schaffst du es, deine Vergangenheit, deine Gegenwart und deine Zukunft in Einklang zu bringen? Der britisch-ugandische Autor Musa Okwonga erzählt in seinem autofiktionalen Roman davon, wie es ist, in Berlin anzukommen und sich dort als Person of Colour zurechtzufinden, wie es ist, Freund*innen zu finden, Fußball zu spielen, sich zu verlieben und wieder zu trennen, die Magie des Voodoos zu erfahren, Kuchen zu essen und als Autor zu arbeiten. Es ging immer nur um Liebe ist ein berührender, persönlicher und poetischer Text über Dating, Liebe und Sexualität, über Rassismus und Entfremdung, über Verlust und Selbstakzeptanz. Und über die Suche nach einer Heimat, nach einem Ort, an dem man sich wohl und geborgen fühlt und an dem Hautfarbe keine Rolle spielt, irgendwo zwischen Uganda, London und Berlin. »Er macht das, was die besten Autoren tun: Er schreibt mit dem Herzen. Ich bin Fan.« Ed Sheeran »Musa ist präzise und allumfassend zugleich. Seine Poesie ist intim und klug, leidenschaftlich und schön.« Kae Tempest »Faszinierend und tief bewegend. Klug, großzügig und erschütternd präzise.« Elif Shafak

Musa Okwonga, geboren 1979 in London, ist ein britisch-ugandischer Schriftsteller, Journalist und Musiker. Okwanga verfasste zahlreiche Essays und Artikel über Kultur, Rassismus, Gender, Musik, Sport, Politik und Technik. Seine Texte erschienen unter anderem in The Economist, The Guardian, The Independent, The New Statesman und The New York Times, aber auch in der Zeit und der taz. Über Fußball hat er zwei Bücher veröffentlicht, außerdem einen Lyrikband. Seit 2014 lebt er in Berlin-Friedrichshain.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783948722203
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum12.09.2022
Seiten149 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse672 Kbytes
Artikel-Nr.9872891
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
DIES IST EINE REISE IN DREI TEILEN.
Im ersten Teil besuchst du Berlin; im zweiten Teil besuchst du Dr. Oppong; und im dritten Teil besuchst du das Land deiner Herkunft.

TEIL EINS: Rechtschaffene Migrant*innen
TEIL ZWEI: Schwarze Schwerkraft
TEIL DREI: Dein Reisepass
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Leseprobe

Berlin ist nicht Deutschland.

Früher oder später wird Berlin dir einen Schlag in die Magengrube versetzen. Wenn das passiert, versuch bitte, es nicht persönlich zu nehmen - versuch stattdessen, es als einen Stempel in deinem Reisepass anzusehen, als Zeichen deiner Ankunft. Tust du das nicht, kommst du hier nicht weit. Wenn du lange genug hierbleibst, wird dir Berlin einen Kuss auf die Stirn drücken und sich dir von seiner weniger rüden Seite zeigen.

Du wirst nicht wissen, wann der Hieb kommt, oder aus welcher Richtung der Hieb kommt, aber wenn es länger als ein Jahr dauert, bevor er dich trifft, solltest du enorm argwöhnisch werden. Je länger du wartest, umso wahrscheinlicher ist es, dass er verheerend sein wird: Es ist gut möglich, dass er sich, wie ein*e untüchtige*r, aber rachsüchtige*r Steuereintreiber*in, einfach nur darauf vorbereitet, eine epische Schuld einzutreiben.

Berlin ist nicht Deutschland, werden die Leute zu dir sagen. Was sie freilich meinen, ist, dass Berlin nicht wie das übrige Deutschland ist. Aber Berlin ist zutiefst deutsch. Wenn jede Stadt dieses Landes Mitglied derselben Familie ist, dann ist Berlin lediglich das spitzbübische Geschwister, das von zu Hause weggelaufen ist. Während es München und Frankfurt jeweils geschafft haben, eine Hypothek zu bekommen, hat Berlin eine*n ältere*n Partner*in aufgerissen und ein paar Barjobs angenommen.

Berlin ist keine Stadt für Erwachsene. Sie werden das sagen und denken, dass es stimmt, aber sie irren sich. Berlin ist oft schrecklich erwachsen. Unschuld verweilt hier nicht. Um hier zu überleben, musst du wenigstens halb Wolf sein. Was sie meinen, ist: Berlin ist so unberechenbar wie ein wütender Jugendlicher. Andere Städte können es mit seinen emotionalen Extremzuständen nicht aufnehmen. Um in Berlin zu leben, musst du wirklich etwas Elternhaftes haben - du musst die Stadt aushalten, während sie durch ihre diversen Stimmungsschwankungen rauscht.

Ah, Stimmungsschwankungen. Obwohl Berlin ein Ort extremer Jahreszeiten ist, beschränken sich die unterschiedlichen Umschwünge der Stadt nicht auf das Wetter. Ihre Einwohner schockieren dich durch ihr rüdes wie ihr liebenswürdiges Tun, oft an ein und demselben Tag. Aus diesem Grund wirst du vielleicht süchtig nach Berlin. Falls ja, dann liegt das daran, dass es sowohl zu viel als auch nicht annähernd genug ist. Du kannst dich in dieser Stadt vollkommen sättigen und dich dennoch nach mehr sehnen.

Die Leute werden oft fragen, was dich nach Berlin verschlagen hat - und sie werden für diese Frage oft genau diese Worte wählen, als ob du hierhergerufen worden wärst. Vielleicht wurdest du das, in gewissem Sinne. In Berlin zu leben ist, wenn auch keine Berufung, so doch bezwingend. Man muss zu einer besonderen Art Mensch gehören, um hierherzukommen, und zu einer wieder ganz anderen Sorte, um hierzubleiben. Schon bald wird diese Stadt dich wissen lassen, zu welchem Schlag du zählst.

 

***

 

Was hat dich nach Berlin verschlagen?

Alle fragen dich das. Du reagierst lässig - du seist hierhergekommen, um vier Dinge zu tun: tagsüber zu schreiben, abends deine Freund*innen zu treffen, dich zu verlieben und verliebt zu bleiben.

Aber das ist nicht der eigentliche Grund. Du bist hierhergekommen, um zu verschwinden. Während der ersten paar Monate in Berlin bist du weitgehend unsichtbar oder wenigstens so unsichtbar, wie es ein Schwarzer Mann mit dunkler Haut in einer überwiegend weißen Stadt sein kann. Die Farben deiner Kleidung imitieren jene der Stadt: Beton, Asphalt, Gips. Du möchtest so bemerkenswert wirken wie das Kopfsteinpflaster.

Der Beginn deines Lebens hier ist verdächtig reibungslos ausgefallen. Vielleicht ahnt Berlin, dass es dich zunächst schonen sollte, dass du noch nicht kampfbereit bist. Wie durch ein Wunder mietest du die allererste Wohnung, die du besichtigst. Sie liegt im ersten Stock, in einer ruhigen Straße im zentrumsnahen Osten der Stadt; warme Holzböden und Buttermilchwände und all so was - dein eigenes Stückchen Honigwabe. Deine Vermieterin, eine freundliche, zurückhaltende Strickdesignerin, weiß, wie schwierig es für Afrikaner*innen ist, hier eine Mietwohnung zu finden. Sie erzählt dir die Geschichte von ihren drei marokkanischen Freund*innen, alle in gut bezahlten Jobs, die einen Monat lang in Berlin zu Besuch waren und in dieser Zeit kaum die Gelegenheit erhielten, eine Wohnung zu besichtigen. Ich glaube, sagt sie lächelnd, dass meine Wohnung bei Ihnen gut aufgehoben sein wird.

Du fühlst dich hier sicher. Es ist nicht weit vom Stadtzentrum entfernt, und doch haben nur wenige, die außerhalb deines Kiezes wohnen, vom dir nächstgelegenen Bahnhof gehört. Du bist erst seit ein paar Monaten hier, und zu deiner Freude beginnst du bereits zu verschwinden.

 

***

 

Berlin läuft immer noch zu gut.

Es ist Winter. Der Himmel ist verschlossen, verriegelt bis zum Frühling. Der Wind ist ein echter Berliner; wann immer er dich auf der Straße trifft, stürmt er grob an dir vorbei, überzeugt davon, dass sein Ziel wichtiger sei als deines. Er peitscht durch die Stadt, feindselig wie eine gespannte Pistole, drängelt sich durch Türen, die Kälte unter den Arm geklemmt.

Trotz der strengen Herzlichkeit des Wetters läuft Berlin immer noch zu gut. Du hast mehrere neue Freund*innen gefunden. Du triffst dich mit einer Frau, die du über die Literaturszene kennengelernt hast, und durch sie empfindest du ein Glück - ein Gefühl von Ruhe, Geborgenheit -, das du dir nicht einmal vorzustellen gewagt hattest. Sie glaubt an dich als Autor. Sie ist wundervoll. Man sagt dir ständig, dass du an Beziehungsdinge häufig zu kompliziert herangehen würdest, aber das hier fühlt sich leicht an, also erlaubst du dir, es zu genießen. Du weißt nicht genau, wie sich die Sache so gut entwickeln konnte - mit einer Person zusammen zu sein, die so lieb ist, so bedacht auf die Welt um sie herum, so zielsicher, was ihre Arbeit betrifft. Von Liebe umfangen schwebst du vorwärts.

 

***

 

Ein nie enden wollendes Silbengestöber.

Seit du in Deutschland angekommen bist, haben viele Lebensmittel dein Interesse geweckt, aber das faszinierendste von allen ist sicher das Schnitzel. Das Schnitzel beeindruckt dich, denn es ist weniger eine Mahlzeit als ein gehöriger Angriff auf die Idee von Hunger an sich. Die dünnliche, von Semmelbröseln ummantelte Scheibe Fleisch ist ein riesiges Ding und füllt typischerweise zwei Drittel deines Tellers. Das größte, das du gesehen hast, war unwesentlich kleiner als eine Gehwegplatte.

Das Schnitzel ist österreichisch, aber die Deutschen haben es sich mit dem gleichen Nachdruck angeeignet, mit dem die Engländer ihr Curry lieb gewonnen haben. Es zählt zu den etlichen Immigranten an den Esstischen Ostberlins - die jüngsten Neuankömmlinge sind italienisch, libanesisch, syrisch, kolumbianisch, portugiesisch und sudanesisch -, setzt sich allerdings in einem entscheidenden Punkt von ihnen ab: Man verzehrt es gewöhnlich ohne Soße. Das ist etwas, was du nicht verstehst - dieses Gericht ist kekstrocken, aber viele Deutsche essen es und befeuchten es mit nichts weiter als einem Spritzer Zitronensaft.

Die erschreckende Trockenheit des Schnitzels entspricht der offenbar robusten Einstellung der Deutschen gegenüber Unannehmlichkeiten. Als du zum ersten Mal in dieser Stadt einen Kater hast, gehst du Sonntagfrüh auf die Suche nach Schmerztabletten, nur um festzustellen, dass alle Apotheken in deiner Gegend bis morgen geschlossen haben. Es fühlt sich wie eine Strafe an dafür, dass du dich besoffen hast. Als du das nächste Mal einen Kater hast, hast du natürlich längst in Schmerzmittel investiert - aber dann stellst du fest, dass sie nicht so stark sind wie die, die es in Großbritannien zu kaufen gab, und du trotzdem erhebliche Schmerzen zurückbehältst, so als wolle man dich für deine Trunkenheit noch ein wenig leiden lassen.

Die deutsche Bürokratie lässt dich auch für sich schuften. Du hast gelernt, jede neue Verwaltungslawine als weitere Station in einem Hindernislauf zu betrachten, an dessen Ende du die Integration in die deutsche Gesellschaft erreichen wirst. Die Sprache erscheint manchmal wie ein nie enden wollendes Silbengestöber, sogar für die, die sie in der Schule gelernt haben. Aber langsam, behutsam bahnst du dir deinen Weg, kümmerst dich um die Künstlersozialkasse, erlangst deine Anmeldungsbestätigung. Jeden Monat bestehst du einen neuen Test; jeden Monat schwindet der Ort, von dem du geflüchtet bist, aus dem Blickfeld.

 

***

 

Ein Bad aus Sternen.

Es gibt eine Zeit und ein Datum, vor dem du dich so ziemlich dein ganzes erwachsenes Leben lang gefürchtet hast. Wenn dieser Moment vorüber ist, wirst du genau eine Sekunde älter sein, als dein Vater war, als er starb, und du wirst absolut keine Ahnung haben, was du als Nächstes tun sollst.

Als dein Vater starb, waren es nur noch achtzehn Tage bis zu seinem einundvierzigsten Geburtstag. Er saß in einem Helikopter, der kurz nach dem Start von Boden-Luft-Raketen vom Himmel geholt wurde, und einen Großteil deines Lebens lang hast du die Last seines Todes getragen. Er flüchtete vor dem Krieg, kehrte aber einige Jahre später in sein Land zurück, um für dessen Zukunft zu kämpfen. Er hatte eine junge Familie und setzte also wirklich alles aufs Spiel. Er verlor, und dich hat dieser Verlust seitdem verfolgt. Die längste Zeit bist du mit der tief...
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Autor

Musa Okwonga, geboren 1979 in London, ist ein britisch-ugandischer Schriftsteller, Journalist und Musiker. Okwanga verfasste zahlreiche Essays und Artikel über Kultur, Rassismus, Gender, Musik, Sport, Politik und Technik. Seine Texte erschienen unter anderem in The Economist, The Guardian, The Independent, The New Statesman und The New York Times, aber auch in der Zeit und der taz. Über Fußball hat er zwei Bücher veröffentlicht, außerdem einen Lyrikband. Seit 2014 lebt er in Berlin-Friedrichshain.