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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
Verlag Friedrich Pusteterschienen am27.09.20221. Auflage
Als die Oranier-Prinzessin 1646 den Kurfürsten von Brandenburg heiratet, blickt sie in eine düstere Zukunft: Aufgewachsen im 'goldenen Zeitalter' der Niederlande an einem der prächtigsten Höfe Europas, folgt sie ihrem Gemahl in ein armes Land, das unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges leidet. Die kluge, pragmatische Luise Henriette (1627-1667) lebt sich rasch ein und steht dem Kurfürsten mit Rat und Tat zur Seite. Doch über der glücklichen Ehe liegt ein dunkler Schatten: die Kinderlosigkeit des Paares. Erst nach Jahren kommt ein gesunder Thronfolger zur Welt, dem weitere Söhne folgen - darunter der spätere preußische König Friedrich I. Luise Henriette ist es nicht vergönnt, ihre Kinder aufwachsen zu sehen: Sie stirbt im Alter von nur 39 Jahren. Dieses Buch zeichnet ihren Weg, ihr Wesen und Handeln einfühlsam nach.

Karin Feuerstein-Praßer, M. A., geb. 1956, lebt als freie Historikerin und erfolgreiche Autorin insbesondere von Frauenbiografien in Köln. Sie schreibt u. a. für die Zeitschrift G/Geschichte.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextAls die Oranier-Prinzessin 1646 den Kurfürsten von Brandenburg heiratet, blickt sie in eine düstere Zukunft: Aufgewachsen im 'goldenen Zeitalter' der Niederlande an einem der prächtigsten Höfe Europas, folgt sie ihrem Gemahl in ein armes Land, das unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges leidet. Die kluge, pragmatische Luise Henriette (1627-1667) lebt sich rasch ein und steht dem Kurfürsten mit Rat und Tat zur Seite. Doch über der glücklichen Ehe liegt ein dunkler Schatten: die Kinderlosigkeit des Paares. Erst nach Jahren kommt ein gesunder Thronfolger zur Welt, dem weitere Söhne folgen - darunter der spätere preußische König Friedrich I. Luise Henriette ist es nicht vergönnt, ihre Kinder aufwachsen zu sehen: Sie stirbt im Alter von nur 39 Jahren. Dieses Buch zeichnet ihren Weg, ihr Wesen und Handeln einfühlsam nach.

Karin Feuerstein-Praßer, M. A., geb. 1956, lebt als freie Historikerin und erfolgreiche Autorin insbesondere von Frauenbiografien in Köln. Sie schreibt u. a. für die Zeitschrift G/Geschichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783791762241
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum27.09.2022
Auflage1. Auflage
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4365 Kbytes
Illustrationenca. 10 Abbildungen
Artikel-Nr.9909399
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Brandenburgs neue Kurfürstin
Hochzeit im Binnenhof

Eine glückliche Braut war Luise Henriette also auf keinen Fall, zumal sie ihrem Henri Charles de la Trémoille noch immer nachtrauerte. Wie mag sie sich gefühlt, was wird sie von ihrem künftigen Gemahl erwartet haben? Auf jeden Fall war sie fest entschlossen, klaglos ihre Pflicht zu erfüllen. Das wurde von jeder Prinzessin erwartet und da bildete auch Luise Henriette keine Ausnahme.

Überlagert wurden die Hochzeitsvorbereitungen von der Sorge um den Brautvater, Statthalter Friedrich Heinrich. Weil sich sein Gesundheitszustand zunehmend verschlechterte, hatte man den Termin der Trauung bereits auf den 23. November 1646 vorgezogen. Es sollte auch keine pompöse Feier geben.

Am Vortag der Hochzeit war Friedrich Wilhelm in Den Haag eingetroffen, wo er Luise Henriette nach acht Jahren wiedersah. Er dürfte angenehm überrascht gewesen sein, aber letztlich zählte für ihn vor allem das politische Bündnis mit den Oraniern, das durch diese Ehe gefestigt wurde. Schon am nächsten Tag fand die vergleichsweise bescheidene Hochzeit statt. In der Kapelle des Binnenhofs gaben sich Braut und Bräutigam das Jawort. An der Kleidung des Paares hatte man nicht gespart. Während Friedrich Wilhelm in weiße, reich verzierte Atlasseide gehüllt war, trug die junge Braut ein Kleid aus Silberbrokat mit langer Schleppe. Eine mit Perlen und Edelsteinen geschmückte Krone zierte ihre modisch gelockte Frisur. Im Anschluss an die Zeremonie gab es nur eine kleine Feier, denn die übliche Aneinanderreihung von Vergnügungen, Bällen und Konzerten hätte Luise Henriettes Vater keineswegs mitmachen können.

In der Kapelle des Binnenhofs von Den Haag heirateten Luise Henriette und Friedrich Wilhelm am 23. November 1646. Doch nur wenig später trennten sich ihre Wege. Während der Kurfürst seinen politischen Pflichten nachkommen musste, blieb Luise Henriette noch mehrere Monate bei ihrem todkranken Vater. - Detail aus einem Gemälde von Jan Mijtens, 1646 (Musée des Beaux-Arts de Rennes).

Es ist leider nicht bekannt, wo das frischgebackene Ehepaar seine »Flitterwochen« verbrachte, die ein erster »Härtetest« für die junge Beziehung gewesen sein dürften. Aber allem Anschein noch haben die beiden diese Bewährungsprobe bestanden, auch wenn abzuwarten blieb, ob sich im Laufe der Zeit tatsächlich so etwas wie Liebe entwickeln würde.

Viel Zeit, um sich näher kennenzulernen, blieb ohnehin nicht. Bereits Anfang 1647 trennten sich ihre Wege wieder, denn Friedrich Wilhelm konnte seine Aufgaben als Kurfürst nicht länger aufschieben. Luise Henriette hingegen wollte gerne bei ihrem todkranken Vater bleiben und Mutter Amalie in dieser schweren Zeit unterstützten. Dafür hatte der junge Kurfürst vollstes Verständnis. Allzu lange würde die Trennung ohnehin nicht dauern.

Mit Friedrich Heinrichs Tod im März 1647 endete eine Ära, die den Niederlanden Erfolg, Wohlstand und internationales Ansehen gebracht hatte. Sein Sohn Wilhelm, der ihm im Amt des Statthalters nachfolgte, trat also in große Fußstapfen. Trotzdem fühlte er sich auf seine neue Aufgabe gut vorbereitet - auch ohne die Ratschläge seiner Mutter. Am liebsten wäre ihm gewesen, wenn sich Amalie auf eines der weiter entfernten Schlösser zurückgezogen hätte. Stattdessen blieb sie aber in Den Haag, auch um weiter Einfluss nehmen zu können. Zudem hatte Friedrich Heinrich den Alten Hof (Palast Noordeinde) zum Witwensitz seiner Gemahlin bestimmt. So kam es, dass Amalie auch weiterhin im Mittelpunkt des höfischen Geschehens stand, sehr zum Verdruss Wilhelms und seiner erst 15-jährigen Gemahlin, der Stuart-Prinzessin Maria Henrietta (1631-1660).
Kleve - Die erste Etappe im Leben als Kurfürstin

Zu den Beisetzungsfeierlichkeiten, die am 10. Mai in der Nieuwe Kerk von Delft abgehalten wurden, der Grablege der Oranier, reiste auch Friedrich Wilhelm an, um seiner jungen Frau zur Seite zu stehen. Anschließend nahm Luise Henriette Abschied von Mutter und Geschwistern und folgte ihrem Gemahl zunächst nach Kleve, seit 1614 brandenburgischer Besitz am Niederrhein. Hier musste sich Kurfürst Friedrich Wilhelm mit den widerspenstigen Ständen auseinandersetzen, den Vertretern von Adel und Klerus. Sie hatten im Laufe der Zeit immer mehr politische Privilegien erhalten und waren keineswegs bereit, sich dem jungen Kurfürst bedingungslos unterzuordnen.

Eine maßgebliche Rolle in dem Konflikt spielte der jülisch-klevische Erbschaftsstreit, der bereits seit Jahrzehnten andauerte. Ursache war eine äußerst unglückliche testamentarische Regelung: Nach dem Tod Johann Wilhelms, des letzten Herzogs von Jülich-Kleve-Berg, im Jahr 1609 gab es zwei Erben. Der eine war Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg (1572-1620), Friedrich Wilhelms Großvater. Der hatte nämlich Anna geheiratet, die Enkelin des verstorbenen Herzogs von Jülich-Kleve-Berg. Der andere Erbe war Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1578-1653), dessen Mutter eine geborene Jülich-Kleve-Berg gewesen war.

Eigentlich sollten die beiden das Land gemeinsam regieren, doch das erwies sich als unmöglich. Nach einer militärischen Auseinandersetzung einigte man sich schließlich im Vertrag von Xanten 1614 darauf, die Verwaltung des Landes territorial zu trennen. Brandenburg sollte - von Kleve aus - Kleve, Mark und Ravensberg verwalten, während die Neuburger Regierung mit Sitz in Düsseldorf die Kontrolle über Jülich-Berg ausüben sollte. Mit dieser Verwaltungseinteilung wurde damals der Grundstein zur endgültigen territorialen Trennung zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg gelegt. Beendet war der Konflikt jedoch noch lange nicht.

Nachdem der Dreißigjährige Krieg die Streitigkeiten vorübergehend in den Hintergrund gerückt hatte, wollte sich Friedrich Wilhelm nun verstärkt um die westlichen Landesteile kümmern und seine Autorität durchsetzen. Das ging allerdings nur langsam voran, die Stände suchten das zu verhindern. Sie setzten nach wie vor auf die Einheit des alten Herzogtums Jülich-Kleve-Berg, die für sie mit erheblichen Privilegien verbunden gewesen war. Vor allem, wenn es um die Bewilligung finanzieller Mittel ging, leisteten sie starken Widerstand gegen die kurfürstliche Politik. Es war also dringend geboten, die Situation am Niederrhein durch persönliche Kontakte zu entspannen - schließlich war Kleve jetzt neben Berlin und Königsberg die dritte Residenz der Hohenzollern, und es musste Friedrich Wilhelm irgendwie gelingen, die verstreut liegenden Herrschaftsgebiete zu konsolidieren.

Dass er bei seiner Rückkehr im Mai 1647 mit Luise Henriette eine hübsche junge Frau an seiner Seite hatte, konnte durchaus hilfreich sein, zumal ihre niederländische Heimat auch in Kleve große Bewunderung genoss.
Luise Henriettes Mitgift

Luise Henriette kam mit »großem Gepäck« nach Kleve, denn sie hatte eine ansehnliche Mitgift dabei, die ganz dem Wohlstand der Oranier entsprach. Dazu gehörten zunächst einmal ganz profan sechs Paar Betttücher, zwölf Kissenbezüge, 24 Nachthemden, 36 Servietten sowie zwei Nachttöpfe, die man Luise Henriette für ihr neues Zuhause mitgegeben hatte.

Entscheidend jedoch waren die zahlreichen wertvollen Objekte, Besteck und Schüsseln aus reinem Silber, ein goldenes Kästchen für Zahnstocher, eine goldene Kompottschüssel und dergleichen mehr. Daneben gab es eine lange Liste von Schmuckstücken aus Gold und Juwelen: mit Diamanten und Rubinen besetzte Knöpfe, diamantene Ringe und Ohrgehänge, Schnallen, Perlenketten und Armbänder. So würde ein wenig vom Glanz der Oranier auch auf den Hohenzollernhof fallen.

Die Schmuckstücke, die der fürstlichen Repräsentation dienten, waren insofern von besonderer Bedeutung, als Luise Henriettes Kleidungsstil, wie er der niederländischen Mode entsprach, eher schlicht gehalten war. Es handelte sich nämlich um die Tracht einer wohlhabenden Bürgerfrau. Das war in der Regel ein einfaches schwarzes, tief dekolletiertes Kleid, wobei Hals und Busen von einem breiten Kragen aus feinstem Linnen oder Batist verhüllt wurden. Dass es sich um hochwertiges Material handelte, sah man erst auf den zweiten Blick. Wie in den niederländischen Bürgerhäusern war es auch hinsichtlich der Kleidung nicht üblich, seinen Reichtum offensiv zur Schau zu stellen. Doch für eine Fürstin galten natürlich andere Spielregeln. Da Farbe und Schnitt ihrer Kleidung wenig Abwechslung boten, verlieh der Schmuck dem »Outfit« eine individuelle Note und verriet die vornehme Herkunft.

Nachdem wir die Niederlande bereits als »Musterland« auf allen möglichen Gebieten kennengelernt haben, verwundert es nicht, dass sie im »Goldenen Zeitalter« auch als modischer Trendsetter galten. Das lag allerdings vor allem daran, dass es zwischen 1630 und 1660 keinen anderen europäischen Hof gab, der in Modedingen...
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