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Bruce Springsteen. 100 Seiten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
100 Seiten
Deutsch
Reclam Verlagerschienen am11.10.2022Originalausgabe
»Springsteen ist eine poetische und musikalische Einladung ins richtige Leben, mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Tränen und Lachfalten.« Bruce Springsteen ist der große Chronist und Erzähler der US-amerikanischen Gesellschaft. Mit einfachen, nachvollziehbaren Bildern zeigt er sich als Dolmetscher hungriger Herzen und Sprachrohr der Arbeiterklasse. Marcus S. Kleiner widmet sich den zentralen Themen Springsteens: dem amerikanischen Traum, der sozialen Ungerechtigkeit oder dem Trauma 9/11. Im Gespräch mit Wolfgang Niedecken und Thees Uhlmann findet er heraus, welche Rolle Springsteen für seine Musikerkollegen spielt. Und er zeigt die Vielseitigkeit eines Künstlers, der so viel mehr ist als ein Rockmusiker.

Marcus S. Kleiner, geb. 1973, ist Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der SRH Berlin University of Applied Sciences. Er hat zu zahlreichen popkulturellen Themen publiziert und tritt als Medienexperte regelmäßig in Fernsehen und Radio auf. 'BILD' bezeichnet ihn als »den vielleicht lässigsten Wissenschaftler des Landes«. Zuletzt erschienen ist 'Deutschland 151. Porträt eines bekannten Landes in 151 Momentaufnahmen' (2021).
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR2,99

Produkt

Klappentext»Springsteen ist eine poetische und musikalische Einladung ins richtige Leben, mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Tränen und Lachfalten.« Bruce Springsteen ist der große Chronist und Erzähler der US-amerikanischen Gesellschaft. Mit einfachen, nachvollziehbaren Bildern zeigt er sich als Dolmetscher hungriger Herzen und Sprachrohr der Arbeiterklasse. Marcus S. Kleiner widmet sich den zentralen Themen Springsteens: dem amerikanischen Traum, der sozialen Ungerechtigkeit oder dem Trauma 9/11. Im Gespräch mit Wolfgang Niedecken und Thees Uhlmann findet er heraus, welche Rolle Springsteen für seine Musikerkollegen spielt. Und er zeigt die Vielseitigkeit eines Künstlers, der so viel mehr ist als ein Rockmusiker.

Marcus S. Kleiner, geb. 1973, ist Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der SRH Berlin University of Applied Sciences. Er hat zu zahlreichen popkulturellen Themen publiziert und tritt als Medienexperte regelmäßig in Fernsehen und Radio auf. 'BILD' bezeichnet ihn als »den vielleicht lässigsten Wissenschaftler des Landes«. Zuletzt erschienen ist 'Deutschland 151. Porträt eines bekannten Landes in 151 Momentaufnahmen' (2021).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783159620688
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum11.10.2022
AuflageOriginalausgabe
Seiten100 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7197 Kbytes
Illustrationen31 Abbildungen und Infografiken
Artikel-Nr.9957538
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
»Spirit in the Night«. Wie ich in einer dieser Nächte zum Springsteen-Fan wurde
»Because the Night«. Die Magie der Nacht
»Is a dream a lie if it don't come true / Or is it something worse?« Der amerikanische Traumund die amerikanische Realität
»May the living let us in, / before the dead tear us apart«. Das amerikanische Trauma von 9/11 zwischen Vergeltung und Versöhnlichkeit
Geboren in der BRD. Springsteen und Deutschland. Im Gespräch mit Wolfgang Niedecken, Werner Pastula und Thees Uhlmann
»The hungry and the hunted / Explode into rock 'n' roll bands«. Das Vermächtnis

Im Anhang Lektüretipps
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Leseprobe

»Spirit in the Night«. Wie ich in einer dieser Nächte zum Springsteen-Fan wurde


»Oh, you don´t know what they can do to you

Spirits in the night«

(»Spirit in the Night«, 1973)


Es war eine dieser Nächte. Eine Nacht, die als Ereignis und Erlebnis das Leben verändert. Eine Nacht, von der man nicht mehr, aber auch nicht weniger verlangt als das eine: die Ewigkeit.

Die Ewigkeit ist bekanntlich kein Freund des Menschen. Die Endlichkeit der ständige Begleiter. Den Geist dieser auf immer verlorenen Nächte kann man nur noch nostalgisch in Erinnerung rufen oder, in Nächten wie diesen, wiederaufleben lassen. Ein hoffnungsvoll-hoffnungsloser Kampf gegen die Vergänglichkeit. Traurig schön, wie das von Bruce Springsteen gespielte Mundharmonikaintro zu »The Ghost of Tom Joad« aus dem Jahr 1995.

Vergänglichkeit, Melancholie und Nostalgie sind Themen, auf die Springsteen immer wieder zurückkommt, wie etwa in der Geschichte vom traurigen Cowboy mit seinen gescheiterten Hoffnungen und den erlittenen Demütigungen in »Western Stars« (2019). Auch die tragische Geschichte eines Mannes, die Springsteen in »Downbound Train« (1984) erzählt, ist ein bewegendes Beispiel. Dieser Mann hat zuerst seine Arbeit im Sägewerk und anschließend seine Frau verloren. Nachts träumt er, dass ihn seine Ex-Frau zurückhaben will, aber die wache Konfrontation mit der Realität macht ihn noch desillusionierter. Springsteen lässt seine Hörer:innen in diesem Song mit der Frage zurück: »Don´t you feel like you´re a rider / On a downbound train?«

Nostalgie spielt auch musikalisch eine Rolle bei Springsteen und ist der Ausgangspunkt, von dem er 1973 aufgebrochen ist, um die Welt des Rock ´n´ Roll zu erobern. Diese Nostalgie zeichnet sich durch die Begeisterung für den Rock ´n´ Roll der 1950er aus. Das Gleiche gilt für den Rhythm ´n´ Blues sowie die Folk- und Countrymusik. Diese Musiktraditionen übersetzt Springsteen mit seinen Bands von Album zu Album immer wieder in die jeweilige musikalische Gegenwart.

Nicht anders verhält es sich bei Springsteen als Geschichtenerzähler. Sein Weg vom jungen Reimlexikonnutzer auf seinen ersten beiden 1973er Alben hin zum ausdrucksstarken Storyteller seit dem Erscheinen von Born to Run (1975), das tief in amerikanischen Erzähltraditionen verwurzelt ist, veranschaulicht diese konsequente literarische Traditionsbezogenheit.

Aus den nostalgischen Dialogen mit der Vergangenheit entstehen der unverwechselbare Springsteen-Sound und seine eigensinnige Art, Geschichten zu erzählen.


Nostalgie ist für Springsteen eine Kommunikation mit der Vergangenheit.


In einer dieser Nächte, allerdings in einer beglückenden und nicht in einer todtraurigen, wie in den Geschichten dieser beiden zuvor genannten Songs, habe ich mich von einem ignoranten Springsteen-Spötter zum glühenden Springsteen-Fan gewandelt. Ein New-Jersey-Feeling in Rheinberg, einer Kleinstadt am Niederrhein in Nordrhein-Westfalen. Seit dieser magischen Nacht bin ich immer unmittelbar entflammbar, wenn es um Springsteen geht.

Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie Springsteen das erste Mal gehört haben und wie Sie überhaupt auf Springsteen aufmerksam geworden sind? Vielleicht auch noch an den Ort, an die Gelegenheit oder an die Person, die Ihnen von Springsteen erzählt bzw. seine Musik vorgespielt hat?

Musik ist vor allem eine Kunst, die Gefühle entstehen lässt. Eine eindringliche Sprache, die, abgesehen von Songtexten, ohne Worte auskommt. Sie erzeugt eine gestimmte Befindlichkeit und Atmosphäre. Welches Gefühl ist Ihnen präsent, wenn Sie zu Ihrer ersten Springsteen-Begegnung zurückreisen?

Das Zurückreisen an die biographischen Orte, die freudvolle oder schmerzvolle Erlebnisse bereithalten, ist ein Thema, dem sich Springsteen in vielen seiner Songs zuwendet, wie in »My Father´s House« (1982) oder »My Hometown« (1984).

Diese ersten Begegnungen sind immer von entscheidender Bedeutung, um mich auf die Musik einzulassen oder festzustellen, dass ich ihr nichts abgewinnen kann. Diese Momente besitzen eine Magie, egal wie pathetisch oder kitschig sich das anhört. Was wäre Musik ohne Pathos? Springsteen weiß, wovon ich rede.

Beim Hören gibt es keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Ich gehöre nicht zu denen, die sich auf Alben oder einen Song so lange einlassen, bis sie mir gefallen, wenn das erste Erlebnis keinen unmittelbaren Strudeleffekt auslöst oder zumindest mein Interesse weckt.

Von Springsteen kannte ich bis 1995 jedenfalls nur den Song »Born in the U.S.A.«. Eher als Radiosong und Musikvideo, ohne jemals richtig hingehört oder zugeschaut zu haben. Der Song lief auch nicht in den Clubs, in die ich gegangen bin. Auf den wenigen Bildern, die ich von Springsteen kannte, blieb mir nur dieser Eindruck in Erinnerung: ein patriotischer amerikanischer Zausel mit Bandana. Das hatte mir nicht gefallen. Ich hatte ihn als sterbenslangweilig eingeordnet. Ohne Interesse an einer Wiedervorlage.



Ein amerikanischer Zausel mit Bandana: Springsteen 1985



Und dann kam Frank ... Ein guter Freund aus der Studienzeit, mit dem ich immer viel Musik gehört und über diese gesprochen habe. Die zuvor beschriebene Haltung brach plötzlich in sich zusammen - zumindest mit Blick auf Springsteen. Von der magischen Springsteen-Nacht, die Frank mir geschenkt hat, möchte ich zum Einstieg erzählen. Denn jede Musikgeschichte ist immer auch eine persönliche Geschichte.

Meine führt zurück in eine heiße Sommernacht im Juli 1995. In das Jahr, in dem mit The Ghost of Tom Joad das elfte Studioalbum von Springsteen erschienen ist. Es ist das erste Album von ihm, das ich mir schließlich selbst gekauft habe.

Frank hatte für mich in der Zwischenzeit Springsteen-Mixtapes mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten zusammengestellt, die alle einen eigenen Titel trugen und eine individuelle Gestaltung hatten. Ein Best-of aus allen vorausgehenden Alben.

Nach unserer magischen Springsteen-Nacht gab mir Frank als Erstes ein Mixtape mit dem Titel: »Chasing Something in the Night«. Das war passend, denn in unserer Nacht jagten wir den Geist von Springsteen.

Wir sind Kassettenkinder - er ist Jahrgang 1966 und ich 1973. Ein Mixtape war die persönlichste und intimste Art, Musik zu teilen. Der Walkman war die schönste Form, von Musik begleitet zu werden und uns dabei aus der Welt, zumindest akustisch, zu verabschieden. Der Discman bekam keine Chance. Beim iPod war es wieder anders. Und die scheinbar unbegrenzten Streaming-Möglichkeiten der Smartphones und Co. haben mich verführt, unterwegs vor allem digital Musik zu hören.

Frank besitzt bis heute kein Smartphone. Die Musik, die ihn außerhalb seiner Wohnung begleitet, muss selbst kuratiert und zeitlich limitiert sein. Musik ist für Frank immer eine bewusste Entscheidung. Dass auch Spotify-Playlists kuratiert sind, interessiert ihn nicht. Der digitalen Kultur steht er kritisch gegenüber.



Springsteen hebt ab, kurz vor dem Beginn seiner Erfolgsgeschichte als Überflieger des Rock ´n´ Roll seit 1973.



Die Springsteen-Kassetten hörten wir gemeinsam, sobald ein neues Tape fertig war, und fuhren dabei immer in der Nacht bis zum Morgengrauen durch die flachen Landschaften des Niederrheins und durch das Ruhrgebiet. Wir nannten das Die Tour . Songs wie »Thunder Road« (1975), »Born to Run« (1975) oder »Drive All Night« (1980) liefen als Dauerbrenner auf unseren nächtlichen Fahrten.

Seit dem Erscheinen von Greetings from Asbury Park, N. J. (1973), vergingen 22 Jahre, bis ich mein erstes Springsteen-Album kaufte. Auf den zwischenzeitlich veröffentlichten elf Studioalben schenkte Springsteen seinen Fans 124 Songs, die zum Soundtrack ihres Lebens geworden sind. Genauso wie für Frank und mich.

Der Dokumentarfilm Springsteen & I aus dem Jahr 2013 zeigt eindringlich, was es bedeutet, wenn Springsteens Musik - mit und ohne E Street Band - zum Soundtrack eines Lebens wird. Regie führte der britische Filmemacher Baillie Walsh, Regisseur solch beeindruckender Musikvideos wie »Unfinished Sympathy« von Massive Attack oder des Oasis-Konzert-Tour-Tagebuch-Films Lord Don´t Slow Me Down.

Produziert wurde Springsteen & I im Übrigen von Ridley Scott, jenem renommierten britischen Filmregisseur und Filmproduzenten, zu dessen bekanntesten Filmen etwa Alien (1979), Blade Runner (1982), Die Akte Jane (1997), Gladiator (2000) oder Black Hawk Down (2001) gehören.

Springsteen & I ist eine Crowdsourcing-Fandokumentation, die vor allem aus privatem Film- und Bildmaterial von Fans besteht. Zudem werden Gespräche mit den Fans geführt.

Alle diese intimen, persönlichen Geschichten vermitteln Herztöne, die beim Zuschauen unmittelbar spürbar werden. Bei persönlichen Musikgeschichten ist es egal, ob sie verallgemeinert werden können. Diese Geschichten sind Gesprächsangebote - von Fan zu Fan.

Genau das möchte mein Buch sein. Es ist meine persönliche Perspektive auf Springsteen, die aber nicht beim Persönlichen stehenbleibt. Mit dieser Perspektive beanspruche ich nicht, eine Art Best-of der Springsteen-Fakten zusammenzutragen und aneinanderzureihen. Ich möchte kein...
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Autor

Marcus S. Kleiner, geb. 1973, ist Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der SRH Berlin University of Applied Sciences. Er hat zu zahlreichen popkulturellen Themen publiziert und tritt als Medienexperte regelmäßig in Fernsehen und Radio auf. "BILD" bezeichnet ihn als »den vielleicht lässigsten Wissenschaftler des Landes«. Zuletzt erschienen ist "Deutschland 151. Porträt eines bekannten Landes in 151 Momentaufnahmen" (2021).