Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Familienhotel am Park 2

tolino mediaerschienen am01.07.2022
Fast zwei Jahrzehnte haben drei Generationen der Familie Königsrot nach der verschwundenen kleinen Chris gesucht. Als sie endlich ihre Familie wiederfindet, ist die Freude bei allen groß. Doch Chris hadert mit dem Verhältnis zu ihren leiblichen Verwandten, die sie ohne ihren Freund Derek nie kennengelernt hätte. Als sie es schafft langsam Vertrauen zu ihrem Bruder Finn aufzubauen, gerät dieser unter einen bösen Verdacht. Chris Spürsinn ist wieder einmal herausgefordert, während sich die Welt um das zum Familiendomizil umgebaute alte Cityhotel am Park rasant verändert.

Susann Brennero, geboren am 12. März 1969 in Düsseldorf am Rhein, studierte nach ihrem Abitur in Düsseldorf an verschiedenen Universitäten NRWs Jura. Seit 2014 schreibt sie in ihrer Heimatstadt Düsseldorf Krimis. Zu Susann Brenneros Lieblingsplätzen in Düsseldorf gehört das Rheinufer. Der Rhein ist ihre Inspirationsquelle, denn dieser Fluss birgt für sie von seinem Ursprung in der Schweiz bis zur Mündung in die Nordsee zahllose Geschichten und menschliche Schicksale.
mehr

Produkt

KlappentextFast zwei Jahrzehnte haben drei Generationen der Familie Königsrot nach der verschwundenen kleinen Chris gesucht. Als sie endlich ihre Familie wiederfindet, ist die Freude bei allen groß. Doch Chris hadert mit dem Verhältnis zu ihren leiblichen Verwandten, die sie ohne ihren Freund Derek nie kennengelernt hätte. Als sie es schafft langsam Vertrauen zu ihrem Bruder Finn aufzubauen, gerät dieser unter einen bösen Verdacht. Chris Spürsinn ist wieder einmal herausgefordert, während sich die Welt um das zum Familiendomizil umgebaute alte Cityhotel am Park rasant verändert.

Susann Brennero, geboren am 12. März 1969 in Düsseldorf am Rhein, studierte nach ihrem Abitur in Düsseldorf an verschiedenen Universitäten NRWs Jura. Seit 2014 schreibt sie in ihrer Heimatstadt Düsseldorf Krimis. Zu Susann Brenneros Lieblingsplätzen in Düsseldorf gehört das Rheinufer. Der Rhein ist ihre Inspirationsquelle, denn dieser Fluss birgt für sie von seinem Ursprung in der Schweiz bis zur Mündung in die Nordsee zahllose Geschichten und menschliche Schicksale.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754676844
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten165 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse240
Artikel-Nr.9961396
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

2022 - Im Krankenhaus

Finn lag mit offenen Augen im Krankenhausbett. Sein Kopf schmerzte. Trotz der starken Schmerzmittel ließ das dumpfe Klopfen in seinen Ohren nicht nach. Ich bin ein kompletter Vollidiot! , flüsterte er vor sich hin. Das mit einem hygienischen Plastiküberwurf geschützte Krankenbett neben ihm war leer. Jeden Moment konnte die Türe des Krankenzimmers sich mit einem Neuzugang öffnen. Immer wieder blitzte vor seinen Augen das grelle Licht des Silvesterböllers auf. Wieder und wieder verfluchte er seine Dummheit. Innerhalb von wenigen Sekunden hatte er sich sein Leben zerstört.

Sie haben Glück gehabt, dass Sie so schnell ärztlich versorgt werden konnten , hatte ihm der Arzt in der Notaufnahme gesagt. Es ist auf jeden Fall ein Knalltrauma. Das rechte Ohr ist wesentlich mehr in Mitleidenschaft gezogen als das linke Ohr. Die Wunden an Ihrer rechten Schulter und an Ihrem rechten Arm werden verheilen. Sie sind noch jung. Die Narben verblassen mit etwas Glück.

Alle Geräusche klingen so dumpf! , hatte Finn gesagt. Zumindest hatte er das gedacht. Sein Gehör war dermaßen vom lauten Knall des explodierenden Silvesterböllers in Mitleidenschaft gezogen worden, dass er kein Gefühl mehr für leises und lautes Sprechen hatte.

Schließlich hatte der Arzt ihm ein Blatt Papier und einen Stift gegeben. Finn hatte sein Problem mit dem Gehör auf das Blatt geschrieben.

Wir können Ihnen erst in ein paar Wochen sagen, ob Ihr Gehör sich noch einmal erholt. Auf jeden Fall helfen die Infusionen, das Schlimmste zu verhindern.

Was ist das Schlimmste? , hatte Finn nicht zu fragen gewagt. Er kam sich nicht nur grenzenlos dumm vor. Er kam sich auch feige vor. Er hatte nicht den Mut über Taubheit nachzudenken. Er hoffte auf ein Wunder. Vielleicht würde sein Gehör sich noch einmal komplett erholen. Er mochte nicht über Hörgeräte nachdenken. Wie sollte er beim Triathlon mit diesen Dingern in den Ohren Kilometer um Kilometer schwimmen?

Finn kämpfte mit den Tränen. Der Vollmond vor dem Fenster schien hell ins Zimmer hinein. Finn hatte eine der Krankenschwestern gebeten, die Vorhänge aufzuziehen. Er fühlte sich eingeengt und eingesperrt. Der Blick aus dem Fenster über die Baumwipfel am Horizont wirkte auf ihn wie die große Freiheit.

Hätte ich doch nein gesagt , sagte er so laut, dass er sich selbst gut hören konnte. Vor seinem inneren geistigen Auge sah er seinen Freund Mark. Im Hobbykeller von Marks Vater hatten sie alte Silvesterböller gefunden.

Wie wäre es mit einem Experiment? , hatte Mark gefragt. Mit einem Messer hatte er in den alten Böllern herumgeschnitten. Das Schwarzpulver ließ er in eine Schüssel rieseln. Daraus machen wir den großen Knaller!

Und dann? , hatte Finn gefragt. Wen beeindrucken wir damit?

Der Knall wir so laut sein, dass die ganze Straße uns hören wird.

Finn hatte zugeschaut, wie sich die Schüssel mit immer mehr Pulver gefüllt hatte. Aus den Resten der alten Silvesterknaller hatte Mark ein seltsames Gebilde mit Zündschnur gebastelt. Finn kam das Ding vor wie ein alberner Blindgänger. Und damit sollen wir die ganze Straße aufwecken?

Naja , sagte Mark. Vielleicht sollten wir unser Experiment nicht gerade morgens um 05:00 Uhr krachen lassen.

Wann willst du das Ding testen?

Jetzt! , hatte Mark gesagt.

Nur fünf Minuten später hatte Mark die Zündschnur im Garten seiner Eltern angesteckt. Finn hatte zwei Meter von ihm entfernt gestanden. Innerhalb weniger Sekunden hatte sich das Leben der beiden Freunde für immer verändert.

In Finns Erinnerungen hatte ein grelles Licht aufgeblitzt. An den Knall hatte er keine Erinnerungen mehr. Dafür war der brennende Schmerz in seinen Ohren und an seinen Armen umso lebendiger in ihm wach. Er schaute auf die Verbände an seinem Körper. Die Krankenschwestern und Pfleger waren sehr vorsichtig beim Wechseln dieser Verbände. Trotzdem schmerzten große Bereiche seiner Schulter und ein Oberarm. Bei der Explosion waren größere Hautflächen verbrannt. Finn waren die bleibenden Narben egal. Unter einem langärmeligen Pullover oder Hemd konnte er diese roten Flecken gut verstecken. Nur sein schlechtes Gehör würde er nie verstecken können. Finn griff mit seiner linken Hand nach seinen kurzen Haaren. Er dachte an seinen Versuch vor vielen Jahren, sein Haar länger zu tragen als sein Bruder Nico. Damals waren ihm die langen Haare schon nach wenigen Tagen peinlich gewesen und er hatte den Weg zum Friseur innerhalb kurzer Zeit zweimal gefunden. Jetzt aber kam ihm die Idee gar nicht mehr peinlich vor. Viel peinlicher fand er den Gedanken an deutlich sichtbare Hörgeräte. Mehr als eine bloße, vage Hoffnung war ihm nicht geblieben.

Wir machen alles, was medizinisch möglich ist , hatte ihm seine Mutter versprochen. Über ihre Lippen war kein einziges Wort des Vorwurfs gekommen. Dafür würde er ihr ewig dankbar sein.

Nur sein Stiefvater Stefan, der eigentlich gar kein richtiger Stiefvater war, hatte die bisher größte Dummheit seines Lebens bitterböse kommentiert. Typisch Finn , hatte er gesagt. Immer eine Extrawurst, die ihm nicht bekommt. Wie können Zwillinge nur so verschieden sein? Deinem Bruder wäre das nicht passiert.

Am liebsten hätte Finn ihm gesagt, dass er sich aus seinem Leben raushalten soll. Aber solche Sätze prallten ohnehin an Stefan ab. Seine Mutter wusste genau, wie unwichtig der leibliche Vater seiner nur ein Jahr älteren als Kind auf tragische Weise verschwundenen Schwester Finn vorkam. Vermutlich gab es diese familiäre Konstellation auch nur einmal auf der ganzen Welt. Seine Mutter war nach dem Unfalltod seines Vaters Dirk und nach dem Verschwinden seiner Halbschwester Chris mit Finn und seinem eineiigen Zwillingsbruder Nico wieder zu ihrem Ex-Mann Stefan gezogen. Angeblich hatte sie das Leben ohne ihren geliebten Dirk in ihrem gemeinsamen Haus nicht verkraftet. Finn hatte diese Argumentation nie verstanden. Wahrscheinlich hatte Finn sich deshalb auch immer bei seinen Großeltern in Spanien am wohlsten gefühlt. In der Finca Königsrot gab es zwar ein Foto von Chris an einer fast unüberschaubaren Fotowand, aber bei seinen Großeltern hatte er nie den Schatten seiner Halbschwester gespürt. Am allerliebsten hätte er genau in diesem Moment seine Tasche gepackt und wäre nach Spanien gereist. Dummerweise war die einzige Hoffnung auf eine Erholung seines Gehörs die medizinische Behandlung in dem Krankenhaus, in dem er seit dem schrecklichen Unfall lag.

Dann fiel ihm plötzlich ein, dass es keinen Schatten mehr gab. Seine große Schwester Chris war wieder da. Auf seltsamen Wegen hatte ihr Großvater sie wiedergefunden. Finn hatte sie ein paar Mal seit ihrer Rückkehr wiedergesehen. Egal an was er gerade dachte, alles fühlte sich so unwirklich an. Zu allem Überfluss lag Mark noch auf der Intensivstation und kämpfte mit seinem Leben. Der Silvesterböller hatte bei seinem Freund eine schwere Kopfverletzung verursacht. Niemand wusste, in welcher Verfassung er nach dem Koma aufwachen würde.

Denk jetzt an dich. Nur an dich! , hatte sein Bruder Nico ihn gestern noch aufgefordert. Dann kommst du auch bald ins Trainingslager. Ich schicke dir jeden Tag alle Neuigkeiten. Dann bist du auf dem Laufenden, wenn du kommst.

Zum ersten Mal in ihrem Leben gingen die Zwillinge getrennte Wege. Und Finn selbst war alleine Schuld daran. Es war nicht mehr zu ändern. Er hätte Mark sofort von der albernen Idee mit dem Schießpulver abbringen sollen. Er hasste das Wort hätte genauso wie er bisher den Schatten von Chris gehasst hatte.

Am Horizont flackerten die Lichter eines Flugzeugs auf. Wie gerne wäre er einfach auf und davon geflogen. Es gab für ihn kein Entrinnen mehr. Er musste sich den Folgen seiner Dummheit stellen. Zu allem Überfluss hatte er auch nicht in dem schönen alten Hotel in Lampenburg mit seinen Geschwistern Silvester feiern können. Ein einziger Moment, der Bruchteil einer Sekunde hatte seine Welt für immer verändert. Ausgerechnet nur wenige Wochen nach der Rückkehr von Chris.

Seine Gedanken blieben bei seiner Halbschwester hängen. Chris war ganz anders, als er sie sich vorgestellt hatte. Sie erschien allen anders, als sie es sich vorgestellt hatten. Trotzdem wirkten alle so glücklich wie noch nie. Eine nach menschlichem Ermessen unerfüllbarer Wunsch war in Erfüllung gegangen. Seine Schwester, die bei einer Massenkarambolage in strömendem Regen vor fast zwei Jahrzehnten verschwunden war, war wieder aufgetaucht.

Chris hatte von dem Ehepaar erzählt, das sie damals entführt hatte. Die beiden hatten sie geliebt wie ein eigenes Kind. Sie waren extrem streng. Sie haben mich eingesperrt aus Angst, dass mich jemand erkennen könnte. Chris hatte von einem seltsamen Leben hinter hohen Hecken berichtet.

Mittlerweile war auch die Polizei, die vor so vielen Jahren die Suche nach ihr aufgegeben hatte, wieder in den Fall involviert. Schließlich waren die Eheleute Eder, bei denen Chris aufgewachsen war, bei einem Überfall in ihrem Haus ermordet worden. Es gab wilde Spekulation über einen möglichen Zusammenhang mit der Mafia, die Babys verkaufte. Selbst Chris leiblicher Vater Stefan stand für ein paar Tage unter Verdacht, die Eders engagiert zu haben. Aber eine arrangierte Entführung konnten die Kriminalbeamten Stefan nicht nachweisen. Nach derzeitigem Stand schien eine Sekte hinter der ganzen Geschichte, deren Einzelheiten noch fast komplett im Dunkeln lagen, zu stecken.

Finn lehnte sich im Krankenhausbett zurück. Er atmete tief durch. Chris Rückkehr im letzten Jahr mitten in der Corona-Pandemie war, wenn er die gesamte Situation betrachtete, ein gutes...

mehr