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Familienhotel am Park 1

tolino mediaerschienen am01.07.2022
'Wenn es ums Erben geht, kommen sie alle!' Dieser Ansicht ist der Patriarch der Familie Königsrot. Während Günter und Waltraud Königsrot sich bereits auf ihr Leben im eigenen Altersdomizil an der spanischen Küste freuen, kochen die Emotionen bei ihren Kindern Sven, Annette und Torsten wegen der Erbfolge hoch. Schließlich sind die Enkelkinder Pit, Lea, Kim, Chris, Finn und Nico die erklärten Lieblinge ihrer Großeltern. Dann verschwindet auch noch ein Enkelkind und alle schönen Lebenspläne scheinen aus den Fugen zu geraten.

Susann Brennero, Jahrgang 1969 aus Düsseldorf, ist Autorin zahlreicher kurzer Liebesgeschichten und einiger Krimis. Der Rhein ist ihre Inspirationsquelle, denn dieser Fluss birgt für sie von seinem Ursprung in der Schweiz bis zur Mündung in die Nordsee zahllose Geschichten und menschliche Schicksale.
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Klappentext'Wenn es ums Erben geht, kommen sie alle!' Dieser Ansicht ist der Patriarch der Familie Königsrot. Während Günter und Waltraud Königsrot sich bereits auf ihr Leben im eigenen Altersdomizil an der spanischen Küste freuen, kochen die Emotionen bei ihren Kindern Sven, Annette und Torsten wegen der Erbfolge hoch. Schließlich sind die Enkelkinder Pit, Lea, Kim, Chris, Finn und Nico die erklärten Lieblinge ihrer Großeltern. Dann verschwindet auch noch ein Enkelkind und alle schönen Lebenspläne scheinen aus den Fugen zu geraten.

Susann Brennero, Jahrgang 1969 aus Düsseldorf, ist Autorin zahlreicher kurzer Liebesgeschichten und einiger Krimis. Der Rhein ist ihre Inspirationsquelle, denn dieser Fluss birgt für sie von seinem Ursprung in der Schweiz bis zur Mündung in die Nordsee zahllose Geschichten und menschliche Schicksale.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754688434
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten210 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse268
Artikel-Nr.9961399
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

Die Einladung

Schrecklich! , urteilte Waltraud Königsrot über die Schlagzeilen auf der Titelseite der Tageszeitung.

Ihr Ehemann Günter nahm ihr die Zeitung aus der Hand und faltetet sie zusammen. Zerbrich dir nicht den Kopf über die Sorgen anderer Leute bei dem schönen Wetter!

Lässt dich dieser Artikel über dieses verschwundene Kind etwa kalt? , fragte Waltraud erstaunt.

Natürlich nicht , sagte Günter. Aber in unserer Familie passiert so etwas nun einmal nicht.

Ich könnte schon allein bei dem Gedanken irre werden , fuhr Waltraud fort.

Deshalb solltest du auch ganz schnell auf andere Gedanken kommen. Wir könnten zum Beispiel die Einladungen schreiben , schlug Günter vor.

Du bist dir sicher, dass sie alle kommen werden? 4 In Waltrauds Stimme schwang Zweifel.

Wenn es ums Erben geht, kommen sie alle , erklärte Günter. Da bin ich mir ganz sicher.

Gespannt bin ich schon, was unsere Kinder zu unserem Altersruhesitz sagen werden.

Unsere Kinder oder unsere Schwiegerkinder? , fragte Günter mit einem süffisanten Lächeln.

Du misstraust ihnen allen?

Günter zuckte mit den Schultern. Ich denke, dass beim Thema Erben die eine oder andere Maske fallen wird , sinnierte er. Dann zog er aus dem chaotisch auf dem Terrassentisch ausgebreiteten Haufen von Fotografien ein vergilbtes Schwarz-Weiß-Foto hervor. Sieh nur Walli!

Waltraud Königsrot lächelte wehmütig. Wie lange ist das her? Der Rosenstrauch war ein Geschenk von den Bormanns. Wenn ich mich richtig erinnere, war es ein Ableger aus ihrem eigenen Garten. Sie sog die nach Salz riechende Meeresluft ein, die sich mit dem aus ihrer Porzellantasse aufsteigenden Aroma des frisch gebrühten Kaffees vermischte.

Sie haben uns diese Rosen zu unserem siebten Hochzeitstag geschenkt. Ich weiß noch genau, was der alte Bormann gesagt hat. Der soll euch Glück bringen. Damit es nicht zum verflixten siebten Jahr kommt bei euch. Das hat er gesagt.

Waltraud ließ ihren Blick vom blauen Horizont über die immergrünen Hecken und den kurz gemähten Rasen bis zu den breiten Glasschiebetüren ihrer vor wenigen Wochen gekauften Finca wandern. Der barrierefreie Neubau war perfekt auf ihre sich allmählich ändernden Bedürfnisse im Seniorenalter abgestimmt. Das milde Klima hier am Meer ist ideal für uns , sagte sie.

Hier kommen wir richtig zur Ruhe. Und ich mache mein Versprechen wahr. Ich werde keinen Handschlag mehr tun , sagte Günter. Egal, wie das Familientreffen ausgehen wird.

Waltraud begann die Fotografien auf dem Tisch zusammenschieben.

Von der Meerseite kam Wind auf. Jede stärkere Böe war von einem leisen Heulen begleitet. Waltraud hob eine hohe Kiste aus hartem Karton vom Terrassenboden auf. An unserem Leben wird sich ab jetzt zum Glück nichts mehr ändern , stellte sie zufrieden fest. Ich fühle mich rundum wohl. Ich genieße jeden Luxus, den wir uns hier leisten. Schließlich haben wir hart genug gearbeitet in unserem Leben. Waltraud legte das letzte Foto vom Tisch in den Karton. Ich muss diese Fotos dringend sortieren und in ein Album einkleben.

Du hast Recht, Walli! Aber sowohl Sven als auch Annette und Torsten denken mit Sicherheit beim Erben in erster Linie jeder an ihre eigenen Kinder. Und wie groß und welcher Art der Einfluss ihrer Ehepartner ist, wissen wir auch nicht sicher.

Unwirsch schüttelte Waltraud ihren Kopf. Unsere Kinder haben alle eine Ausbildung bekommen. Und eine schöne Stange Geld als Startkapitel ins Leben. Das soll wohl genügen! Oder fühlst du dich etwa für die Zukunft unserer Enkelkinder verantwortlich? Du willst dich doch nicht vor ihre Eltern drängeln?

Günter lächelte, während er mit den Schultern zuckte. Lassen wir uns überraschen. An unseren Entscheidungen wird sich nichts ändern. Es ist genau so, wie es du gesagt hast.

Waltraud schaute auf das oberste Foto im Karton. Ich möchte den Rosenstrauch für immer behalten. Wir sollten ihn ausgraben und hier wieder einpflanzen!

Etwas Altes als Symbol für unseren zweiten Start ins Leben?

Waltraud strahlte ihn voller Stolz an. Genau! Wir haben es einmal erfolgreich geschafft, uns ein gemeinsames Leben aufzubauen. Und wir schaffen es wieder. Es fühlt sich für mich gerade an wie Flitterwochen, die nie mehr enden werden. Sie streckte ihre frisch manikürten Hände mit den im French Look lackierten Fingernägeln aus. Bei den Bewegungen ihrer Finger glitzerte ihr alter Ehering mit einem neuen Ring um die Wette.

Waltraud und Günter hatten sich nach der Unterschrift unter den Kaufvertrag für ihr Altersdomizil zur Besiegelung des Beginns ihres Lebensabends ein zweites Paar Eheringe geleistet.

Du hast Recht, Liebling , bestätigte Günter. Es ist Zeit, unsere Kinder für immer alleine ihrer Wege ziehen zu lassen. Schließlich hat keiner der drei unseren Handwerksbetrieb übernehmen wollen. Warum sollten wir uns noch Gedanken machen?

Einzelne dunkle Regenwolken tauchten in der Ferne am Horizont auf. Das leise Heulen des Windes schwoll wie in einem sich wiederholenden Intervall allmählich an.

Lass uns noch einen Nachmittagskaffee im Haus trinken , schlug er vor.

Mit Schuss und Schlagsahne!

Mit einem ordentlichen Schuss Whiskey und Vanillesahne aus der Sprühflasche.

Irish Coffee nach blitzschnell zubereitetem Geheimrezept Königsrot mit Sprühsahne an der spanischen Küste , amüsierte sich Waltraud. Wenn das kein internationales Leben ist.

Das Ehepaar Königsrot betrat den Wohnbereich der Finca durch die geöffneten Glastüren. Waltraud stellte den Karton mit den Fotos auf dem runden Esstisch aus Wildeiche ab. Sie schaute in den ovalen Spiegel mit dem antiken Rahmen aus Holz, der inmitten der Fotowand über der cremefarbenen Sitzecke hing. Von den Polstern stieg das intensive Aroma von Lavendelwasser auf. Waltraud hatte Gardinen, Teppiche, Laken und Kissen mit dem französischen Duftwasser besprüht, weil sie der Geruch nach Baumaterialien beim Einzug in das neu fertiggestellte Haus gestört hatte. Sie betrachtete, wie immer wenn sie in den Spiegel blickte, eine Momentaufnahme von sich selbst zwischen den vielen Familienfotos ihrer Kinder und Enkelkinder. Sie sah in ein Gesicht mit Fältchen um Augen und Mund, die das Alter und die Sonne dorthin gezaubert hatten. Seit ihrer Jugend hatte sie keine so kurzen Haare mehr getragen. Nur einen Tag nach ihrem Umzug ans Meer hatte sie ihren geliebten Stufenbob gegen einen Pixie-Schnitt eingetauscht. Nach dem Schwimmen trockneten ihre kurzen grauen Haare mit den weißen Strähnchen auch ohne Haartrockner und Lockenstab in wenigen Minuten. Außerdem sah sie mit der Kurzhaarfrisur viel jünger aus. In dieser Ansicht hatte sie auch ihr neuer Friseur bestätigt. Der in der Calle Alemana , wie die Einheimischen die Straße mit den vielen Läden deutscher Auswanderer im Zentrum nannten, ansässige junge Friseurmeister Merlin war selbst erst seit einem halben Jahr an der Küste daheim. Waltraud und Günter tauschten bei jedem Besuch in seinem Salon Tipps für das Leben vor Ort aus. Auf jeden Fall liebte Waltraud Merlins Komplimente über ihren jugendlich wirkenden Teint. Vielleicht lag es auch an ihrer gesunden Hautfarbe, die von den kleinen Falten und Linien ablenkte. Ihre blauen Augen leuchteten so intensiv in ihrem leicht gebräunten Gesicht. Genau dieses strahlende Blau schaute sie auch aus den Augen ihrer drei Enkelkinder Chris, Finn und Nico auf den Fotos an.

Über die ganze Wand verteilt hingen neben Bildern von Hochzeiten Fotografien von Abschlussfeiern und Einschulungen. Ihre Tochter Annette-Martina war mit gleich zwei Hochzeitsfotos vertreten. Auf dem ersten Hochzeitsbild stand sie in einem weißen Traum aus Spitze neben ihrem geschiedenen Ehemann Stefan. Die kleine Christiana war gerade vier Monate alt gewesen, als Annette nach einem Seitensprung mit den Zwillingen Finn und Nico schwanger wurde. Die zweite Hochzeit mit Dirk hatte Anette hochschwanger noch einmal in strahlendem Weiß in einem bequemen Hängekleid mit Spaghettiträgern gefeiert. Links von den Hochzeitsfotos ihrer Tochter hing ein Bild ihres Sohnes Sven-Markus mit seiner Ehefrau Linda. Ihr erstes Enkelkind Pit und seine kleine Schwester Lea hatte sie selbst fotografiert, als sie das letzte Weihnachtsfest zu Besuch waren. Die beiden Geschwisterkinder hatten die braunen Augen ihres Vaters Sven geerbt.

Wo sind die letzten Jahre geblieben? , fragte sich Waltraud selbst.

Aus der Küche hörte sie das Geklapper von Geschirr und das Geräusch des Kaffeeautomaten. Ihr Blick blieb am Hochzeitsfoto ihres jüngsten Sohnes Torsten-Marco hängen, auf dem nicht nur seine Ehefrau Lisa, sondern auch die kleine Kim mit ihren roten Haaren und den grünen Augen zu sehen war.

Günter betrat den Wohnbereich mit einem Tablett in seinen Händen, die die Spuren vieler Jahre harter Arbeit trugen. Schon wieder in Gedanken bei unseren Kindern? , fragte er.

An manchen Tagen fällt es so schwer, sie loszulassen , sagte Waltraud. Ob wir noch mehr als sechs Enkelkinder erleben werden?

Diese Frage können dir nur die Sterne beantworten.

Auf jeden Fall werde ich die Fotos im Karton in ein Album kleben und in eine Zeitkapsel legen. Die öffnen wir erst wieder mit allen gemeinsam, wenn das erste Urenkelkind zur Welt kommt.

Günter lachte laut auf. Das sagst ausgerechnet du! Wer hat denn vorhin noch erklärt, dass wir uns nicht mehr einmischen sollen in das Leben unserer Kinder und Enkelkinder? Günter holte tief Luft. Außerdem wäre eine digitale Zeitkapsel...

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