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Zärtliches Duell

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
291 Seiten
Deutsch
beHEARTBEATerschienen am13.02.20182. Aufl. 2018
Charmante Verwirrungen, knisternde Kamine und rauschende Bälle

Unschuldige Damen und ruchlose Lords: Sie fahren mit der Postkutsche und werden bei Hof vorgestellt. Sie duellieren sich und geben sich dem Glücksspiel hin. Sie verlieben sich und sie heiraten nach vielen Irr- und Umwegen. Georgette Heyer kennt sich aus in der Gesellschaft des Regency wie keine andere Autorin. Die vorliegenden elf Erzählungen liefern eine kleine Kostprobe ihres Könnens.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

'Eine wundervolle Auswahl'. - LIBRARY JOURNAL

'Alles, was das Herz begehrt: spannende Intrigen, abenteuerliche Mantel-und-Degen-Geschichten und romantische Komödien.' - BEST SELLERS



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Produkt

KlappentextCharmante Verwirrungen, knisternde Kamine und rauschende Bälle

Unschuldige Damen und ruchlose Lords: Sie fahren mit der Postkutsche und werden bei Hof vorgestellt. Sie duellieren sich und geben sich dem Glücksspiel hin. Sie verlieben sich und sie heiraten nach vielen Irr- und Umwegen. Georgette Heyer kennt sich aus in der Gesellschaft des Regency wie keine andere Autorin. Die vorliegenden elf Erzählungen liefern eine kleine Kostprobe ihres Könnens.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

'Eine wundervolle Auswahl'. - LIBRARY JOURNAL

'Alles, was das Herz begehrt: spannende Intrigen, abenteuerliche Mantel-und-Degen-Geschichten und romantische Komödien.' - BEST SELLERS



Details
Weitere ISBN/GTIN9783732548910
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum13.02.2018
Auflage2. Aufl. 2018
Seiten291 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10064733
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. PISTOLEN FÜR ZWEI

Eigentlich entflammte der Streit, der schon viele Wochen geschwelt hatte, wegen einer solchen Kleinigkeit, dass jeder, so fand Tom, darüber gelacht hätte. Dass Jack vor der Tür einen Schritt zurücktrat, an ihn stieß, so dass er ein Glas Champagner verschüttete, und ihm auf den Fuß stieg, war allerdings nicht der eigentliche Anlass des Duells. Jack knirschte auch nicht erblassend vor Wut mit den Zähnen, weil er ihn einen Tollpatsch geschimpft hatte. Wenn man einen Menschen von klein auf gekannt, mit ihm gespielt und gemeinsam die Schule besucht hat, wenn man zusammen auf die Jagd und auf Fischfang gegangen ist, dann kann man ihn unbesorgt beschimpfen, und die Sache endet entweder mit einem kurzen Faustkampf oder mit Gelächter; jedenfalls nicht mit einem Zusammentreffen zu früher Morgenstunde, begleitet von Sekundanten. Und selbst wenn sie keine so guten Freunde gewesen wären, war derlei nicht mehr Mode - bloß für die Bühne geeigneter Unsinn. Toms Großvater allerdings hatte - wenn man der Familienlegende Glauben schenken durfte - fünfmal und bei der geringsten Provokation Duelle ausgefochten. Einmal hatte er sich mit Jacks Großonkel George duelliert - und sie mussten, hatten Jack und er oft lachend überlegt, überaus komisch ausgesehen haben mit ihren glattrasierten Köpfen (weil beide natürlich Perücken trugen) und den absurden Rüschen, die sie anstelle von Manschetten trugen und die sie hineinstopfen mussten, und mit ihren bloßen, unter dem rauen Boden leidenden Füßen. Trug man heutzutage ein Duell aus, so wählte man Pistolen und machte keine Maskerade daraus. Aber nur noch sehr wenige Leute dachten überhaupt noch an Duelle, und ganz bestimmt nicht wegen eines Zusammenstoßes an einer Tür.

Doch darum ging es ja eben gar nicht. Diese unvorstellbare Situation war aus etwas viel Ernsterem entstanden. Nicht, dass man Marianne Treen ernst nennen konnte; sie war der fröhlichste und unbeschwerteste aller erdenklichen Streitgründe.

Seltsam, wie ein paar Jahre ein weibliches Wesen verändern können. Bevor die kleine Marianne Treen nach Süden in ein Internat ging, war an ihr nicht das Geringste bemerkenswert. Tom konnte sich sogar genau erinnern, dass er und Jack und Harry Denver sie für eine dumme Gans mit Sommersprossen auf der Nase gehalten hatten, die sich überall dort vordrängte, wo man kein Mädchen brauchen konnte. Ihre Abreise aus Yorkshire rief daher keinerlei Bedauern bei ihnen hervor, und da sie die Ferien bei ihrer Großmutter in London verbrachte, konnte man sie bald vergessen.

Aber Marianne war nach Yorkshire zurückgekehrt. Sie hatte eine fabelhafte Saison in London hinter sich, und als sich die meisten Mitglieder der Haute-volée nach Brighton begaben, brachte sie Mrs. Treen zurück nach Treen Hall, und die Nachbarschaft hatte anlässlich einer Zusammenkunft in High Harrowgate Gelegenheit, die Bekanntschaft mit Marianne zu erneuern. Das war für alle jungen Herren im Umkreis von Meilen ein ungeheurer Schock, denn wer hätte gedacht, dass diese berückende Schönheit niemand anders war als die kleine sommersprossige Marianne, die zu betteln pflegte: »Ach, lasst mich doch mitkommen! Ach, bitte, nehmt mich doch mit!«

Man hatte sie nur selten mitgenommen, und das war jetzt ihre Rache. Doch sie war zu gutherzig und zu munter, um auf Rache großen Wert zu legen, und wenn sie diesen oder jenen vorzog, konnte man sofort sehen, dass sie trotzdem bemüht war, gerecht zu sein.

Jack und Tom gehörten zu ihren Lieblingen, da sie zweifellos die eifrigsten ihrer Verehrer waren. Jedermann lachte darüber, und man hänselte sie ein wenig, weil sie alles gemeinsam taten, selbst wenn es darum ging, sich zum ersten Mal zu verlieben. Das beruhigte die hitzigen Gemüter jedoch keineswegs. Seltsam und bedauerlich, dass die eigenen Verwandten nicht erkennen konnten, wie ernst man es meinte, ja dass sie im Irrtum befangen schienen, jemand, der Oxford noch nicht hinter sich hatte, dürfe nicht an eine Heirat denken.

Jeder der beiden fühlte sich als geeigneter Freier. Vielleicht lag Jack ein wenig im Vorteil, denn sein Vater war Baronet. Andererseits war Toms Vater ein Squire, und das zählte etwas, und Tom sein einziger Sohn, während Jack zwei jüngere Brüder hatte, für die gesorgt werden musste.

Vorerst war ihre Werbung ungetrübt von jeder Missgunst. Man stimmte überein, dass Marianne unvergleichlich war, und der Wettkampf um ihre Gunst ging fair und freundschaftlich vor sich. Vielleicht wusste keiner genau, wann die Veränderung in ihrer Beziehung eintrat. Vielleicht war Jack eifersüchtig, weil Tom größer war und breitere Schultern hatte (für ein Mädchen bestimmt anziehend), vielleicht beneidete Tom seinen Freund um dessen Eleganz und hübsches Profil. Was immer der Anlass gewesen sein mochte, eine Kluft tat sich zwischen ihnen auf. Sie betrugen sich feindselig und beobachteten einander misstrauisch, ständig auf eine Beleidigung gefasst. Dutzend Mal wären sie um ein Haar handgreiflich geworden, aber bis zu jener unheilvollen Nacht wäre es ihnen nie in den Sinn gekommen, ihren Streit bei Morgengrauen auf der Stanhope-Lichtung auszutragen - traditionsgemäß ein geeigneter Treffpunkt. Dass Marianne sich vor Sommerende für einen von ihnen entscheiden würde, daran zweifelte keiner von ihnen. Die einzige Frage war, wer es sein würde, und damit war es von ungeheurer Wichtigkeit, dass keiner sich einen unfairen Vorteil vor dem anderen verschaffen durfte. Nach ein paar Auseinandersetzungen hatten sie sich hierüber geeignet - oder Tom hatte es zumindest geglaubt, bis er am Abend des Galadiners bei Treen mit eigenen Augen Jacks Perfidie mit ansehen musste. Beide hatten beabsichtigt, Marianne einen Blumenstrauß mit einer entsprechenden Karte zu senden, den sie dann beim Ball tragen würde; der Strauß, den sie wählte, würde die Neigung ihres Herzens verraten. Tom hatte den Obergärtner des Squires überredet, ihm ein exquisites Bukett aus rosa Rosen und Wicken zu arrangieren, und er war an diesem Morgen höchstpersönlich nach Treen Hall geritten, um sein Geschenk beim Butler abzugeben, als ihm ein höchst fatales Missgeschick zustieß. Seine Stute wurde von einer Pferdefliege gestochen, und Tom, der schneidige Reiter, in rosige Träume verloren und mit lockerem Zügel reitend, trennte sich plötzlich und unsanft von Bess. Das war das Ende des zarten Buketts in seiner Rechten! Blumenblätter auf der Straße, gebrochene Stängel im zarten Behälter war alles, was davon übrig blieb.

Er hatte Bess eben erst wieder eingefangen, als - so wollte es sein Missgeschick - Jack auf der Straße von Melbury Court in seinem eleganten neuen Tilbury daherkam. Ein Strauß gelber Rosen lag auf dem Sitz neben ihm, so dass es sich erübrigte, nach seinem Ziel zu fragen.

Noch vor drei Monaten hätte Jack über Toms Missgeschick schallend gelacht. Heute war Jack die personifizierte Höflichkeit, und nicht einmal der Anblick des zerzausten Buketts brachte ihn zum Lächeln. Jack hatte die Unverschämtheit, sich großzügig zu geben. Er sagte, da Tom Pech gehabt habe, würde er sein eigenes Bukett auch nicht überreichen. Das war es, was Tom eben laut ihrer Vereinbarung verlangen wollte. Er hasste Jack wegen seiner Korrektheit und weil er ihm zuvorgekommen war. Jack lächelte geringschätzig, vermutlich um anzudeuten, dass bloß ein schwachsinniger Bursche wie Tom auf den Gedanken kommen könnte, einer Göttin mit herrlichem tizianrotem Haar rosa Rosen zu schenken.

Tom hatte den ganzen Nachmittag darüber gebrütet, aber noch nicht im Entferntesten gedacht, Jack zu fordern. Auch als er am selben Abend in Treen Hall Marianne in einem bezaubernden weißen Satinkleid mit einer Wolke Tüll darüber, in der behandschuhten Hand einen Strauß gelber Rosen, erblickte, war ihm dies nicht eingefallen. Wenn in seinem Gehirn ein vernünftiger Gedanke Platz hatte, dann bloß der vage Entschluss, Jack bei nächster Gelegenheit einen ordentlichen Fausthieb zu versetzen, falls ihm nicht Jack zuerst einen solchen versetzte (denn Jack war ein guter Boxer).

Es wurde eine großartige Party mit verschiedenen Londoner Salonlöwen, die sich jetzt alle in Treen Hall aufhielten. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Tom, an modischen Dingen sehr interessiert, ein raffiniert drapiertes Halstuch an einem Herrn bewundert, der sich mit Mrs. Treen unterhielt, oder den eleganten Schnitt eines Rockes, den ein mit Marianne tanzender Herr trug. Auf den Herrn selbst wäre er trotz dessen angenehmem Gesichts und fabelhafter Haltung nicht eifersüchtig gewesen, denn der Mann war ziemlich alt - mindestens dreißig, schätzte Tom - und vermutlich bereits Familienvater.

All seine Eifersucht, all sein glühender Zorn galten Jack, seinem besten Freund; auch Mr. Treens ausgezeichneter Champagner vermochte daran nichts zu ändern. Nach einer Stunde konnte es niemandem mehr entgehen, dass die beiden hübschen Jungen vom Herrschaftshaus und von Melbury Court danach lechzten, einander an die Gurgel zu springen.

Und dann trat Jack höflich zurück, um einen älteren Herrn durchzulassen, stieg dabei Tom auf die Zehen, und dieser schüttete seinen Champagner...
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