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Fräuleinwunder

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
349 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am31.03.20231. Aufl. 2023
Hamburg, 1954. Als Elly Mutter wird, während Peter auf See verschollen ist, zerreißt man sich im Sender das Maul über sie. Auch mit der Idee einer Spieleshow beißt sie zunächst auf Granit, die Männerbünde halten zusammen. Es wird sogar behauptet, die Show sei gar nicht Ellys Idee gewesen. Doch sie setzt sich zur Wehr, und so startet die erste deutsche Spieleshow, live aus den neuen Studios des NWDR. Für Elly scheint nun alles möglich, sogar ein Besuch der jungen Romy Schneider in ihrer neuen Talkshow winkt. Bis plötzlich ihr Vater vor der Tür steht. Das Familienunternehmen steht vor dem Ruin, er braucht die Hilfe seiner Tochter. Muss Elly nun doch ihren großen Traum aufgeben?


Steffi von Wolff weiß, wovon sie schreibt. Nach einer Ausbildung zur Hotelkauffrau begann sie 1991 beim Hessischen Rundfunk als Redaktionsassistentin, später als Reporterin, Moderatorin und Redakteurin bei hr3. Sie lebt in Hamburg und ist Autorin zahlreicher Romane in der humorvollen Frauenunterhaltung. Zuletzt hat sie die Saga DIE FRAUEN VOM NORDSTRAND als Marie Sanders geschrieben.
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BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
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Produkt

KlappentextHamburg, 1954. Als Elly Mutter wird, während Peter auf See verschollen ist, zerreißt man sich im Sender das Maul über sie. Auch mit der Idee einer Spieleshow beißt sie zunächst auf Granit, die Männerbünde halten zusammen. Es wird sogar behauptet, die Show sei gar nicht Ellys Idee gewesen. Doch sie setzt sich zur Wehr, und so startet die erste deutsche Spieleshow, live aus den neuen Studios des NWDR. Für Elly scheint nun alles möglich, sogar ein Besuch der jungen Romy Schneider in ihrer neuen Talkshow winkt. Bis plötzlich ihr Vater vor der Tür steht. Das Familienunternehmen steht vor dem Ruin, er braucht die Hilfe seiner Tochter. Muss Elly nun doch ihren großen Traum aufgeben?


Steffi von Wolff weiß, wovon sie schreibt. Nach einer Ausbildung zur Hotelkauffrau begann sie 1991 beim Hessischen Rundfunk als Redaktionsassistentin, später als Reporterin, Moderatorin und Redakteurin bei hr3. Sie lebt in Hamburg und ist Autorin zahlreicher Romane in der humorvollen Frauenunterhaltung. Zuletzt hat sie die Saga DIE FRAUEN VOM NORDSTRAND als Marie Sanders geschrieben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751742429
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum31.03.2023
Auflage1. Aufl. 2023
Reihen-Nr.2
Seiten349 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1724 Kbytes
Artikel-Nr.10124135
Rubriken
Genre9200
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Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

Hamburg, April 1954

Elly drehte sich vor dem Standspiegel. Das neue ziegelrote Kleid stand ihr ausgesprochen gut. Sorgfältig zog sie ihre Lippen nach und begutachtete das Ergebnis. Er war schon sehr rot, der neue Rouge G von Guerlain, aber er passte wunderbar zur Kleidfarbe, außerdem rühmte sich der Hersteller damit, dass diese Neuheit lange auf den Lippen halten sollte. Das ersparte das ewige Nachziehen.

Aus dem Radio ertönte »Seemann, wo ist deine Heimat«, und Will Glahé begleitete den Chor mit seinem Akkordeon. Elly schlüpfte in ihre schwarzen bequemen Pumps, die gut zum gleichfarbigen Ledergürtel passten, und überprüfte ihre Frisur. Sie hatte sich an einer Banane probiert, und ihre Frisur sah damit wirklich passabel aus. Noch einige Tropfen Diorissimo - Elly liebte den Maiglöckchenduft des Parfums - und sie war ausgehfertig. Ihr schwarzer Persianermantel passte wunderbar zum Kleid, und sie fühlte sich für die Feier zum vierzigsten Geburtstag ihres Chefs Paul Winterstein gewappnet.

Außer ihr waren noch einige andere Kolleginnen und Kollegen eingeladen, und Elly freute sich auf einen schönen Abend. Sie nahm ihre Handtasche und verließ die Wohnung. Bis zu Paul Wintersteins Haus waren es nur ein paar Gehminuten.

Elly ließ sich Zeit. Sie liebte die Abendstunden in ihrer Heimatstadt. Wenn der Tag zur Neige ging und der Abend Einzug hielt, wenn die Straßenlaternen ihr sanftes Licht verbreiteten und die Scheinwerfer der Automobile aufleuchteten.

Besonders gern ging sie dann über die Reeperbahn und durch die benachbarten Straßen. Die Große Freiheit leuchtete in allen Farben, es blinkte und glitzerte, und auf dem Kiez herrschte diese einzigartige Stimmung, die es sonst nirgendwo gab. Es war eine Mischung aus Lebensfreude, Lachen, Freiheit und natürlich auch Sünde. Die leichten Mädchen standen freizügig bekleidet an den Ecken und boten ihre Dienste an, junge Leute liefen untergehakt herum und verbreiteten Fröhlichkeit, Seemänner gingen rauchend an den Etablissements vorbei und blieben stehen, wenn die Koberer sie mit den Reizen der Damen im Inneren locken konnten.

Kurze Zeit später stand Elly im Abendrothsweg vor Paul Wintersteins Haus, das zwischen all den prächtigen hohen Jugendstilbauten mit den hübschen Fassaden fast klein wirkte. Es war eines der Häuser, das früher allein gestanden hatte, in einer Zeit, als Eppendorf und Hoheluft sowie einige andere Stadtteile noch die Landsitze der besser Betuchten waren. Einzelne Häuser, umgeben von Wald, breite Wege, über die man mit dem Einspänner aus der Stadt gefahren war, um fürs Wochenende Ruhe und Erholung zu finden.

Ein Dienstmädchen in schwarzem Kleid und weißer Servierschürze öffnete die Haustür und nahm Elly den Persianer ab.

Sie schaute sich um. Gemütlich wirkte es hier. Dort stand eine alte Truhe mit der Jahreszahl 1791, wahrscheinlich war sie mal für die Aussteuer einer jungen Frau bestückt worden, darüber ein Spiegel mit reich verziertem Goldrahmen. Auf dem alten Dielenboden lagen bunte Teppiche, an den Wänden waren grüne und rote Tütenlampen angebracht, die ein heimeliges Licht verbreiteten.

Am schönsten aber war der riesige silberne Kandelaber, der vor dem Spiegel auf der Truhe stand. Bestimmt vierzig Kerzen brannten hier, und durch den Spiegel wirkte es, als wären es Hunderte.

Eine Flügeltür mit Sprossenfenstern führte ins Wohnzimmer. Sie stand offen, und Elly ging suchend weiter. Da war Paul Winterstein. Schick sah er aus in seinem grauen Anzug und dem weißen Hemd. Neben ihm stand seine Frau Annerose, die Elly schon vor einiger Zeit kurz kennengelernt hatte und die ihr sehr sympathisch war.

Annerose Winterstein war einige Jahre jünger als ihr Mann und sehr hübsch. Ihre grazile Figur wurde von einem dunkelgrünen, eng anliegenden ärmellosen Kleid umschmeichelt, dazu trug sie moderne bunte Ohrgehänge und Armreifen, die an unbeschwerte sonnige Urlaubstage an der Côte d Azur erinnerten. Das hellblonde Haar war hochgesteckt, der Pony fiel leicht ins Gesicht. Immer wieder lächelte Annerose ihren Mann an und zeigte makellos weiße Zähne. Sie verkörperte das Bild einer jungen, hübschen Ehefrau, die für ihre Familie da war, aber sie war kein Heimchen, so wie das viele Männer heutzutage wollten.

Wenn Elly manchmal in der Stadt ehemalige Schulkameradinnen traf, die in jungen Jahren schon mehrfache Mütter waren, erschreckte sie mitunter. Sie sahen so müde und ausgelaugt aus, dass Elly sie am liebsten sofort unterstützen würde. Ja, Kinder machten nun mal Arbeit, und wer nicht in der privilegierten Situation war, sich eine Haushaltshilfe und ein Kindermädchen leisten zu können, war Tag und Nacht beschäftigt. Elly dachte an schlaflose Nächte - dabei hatte sie nur eine Tochter und nicht drei oder vier Kinder wie manche.

So wollte Elly nicht werden. War ein Kind da, war nichts mehr so wie vorher, so ein Baby war ein egoistisches kleines Wesen und forderte, wenn man Pech hatte, rund um die Uhr, und das hatte Mariechen auch getan. In den ersten Wochen nach der Geburt hatte sie Tag und Nacht geschrien, wollte herumgetragen und gefüttert und begluckt werden, und manchmal hatte Elly gedacht, dass sie alles dafür geben würde, endlich mal wieder eine ganze Nacht durchschlafen zu können. Zum Glück war ihre Mutter zur Stelle und kümmerte sich tagsüber um das kleine Bündel, ging spazieren und gab Fläschchen. Liebend gern hätte Elly gestillt, aber es wollte und wollte nicht klappen, und irgendwann hatte sie mit der Hebamme beschlossen, es nun sein zu lassen. Marie wuchs und gedieh auch so ganz hervorragend. Elly war froh, ihre Mutter an ihrer Seite zu haben, und wusste das sehr zu schätzen. Auch dass es Greta gab, ein junges Ding, das unbedingt in der großen Stadt arbeiten wollte. Sie kümmerte sich um den Haushalt und um Mariechen.

Hier tobten die drei Kinder von Wintersteins herum, das jüngste Töchterchen noch auf wackeligen Speckbeinchen und in einem entzückenden rosa Kleidchen mit Schleife im Haar.

In diesem Moment hatte Paul Winterstein Elly entdeckt und kam mit seiner Frau auf sie zu.

»Fräulein Bothsen, wie schön, dass Sie da sind«, sagte er und schüttelte ihr die Hand. »Meine Frau Annerose haben Sie ja schon kennengelernt, als sie mal bei uns im Sender war.«

Annerose Winterstein lächelte Elly freundlich an und gab ihr die Hand. »Prima, dass Sie es einrichten konnten«, sagte sie herzlich. »Mein Mann redet so viel über Sie, dass ich schon fast eifersüchtig werden könnte.«

»Also Rose, bitte, so was musst du doch nicht sagen. Fräulein Bothsen ist nun mal einfach ein Gewinn für mich und den ganzen NWDR, und ich bin froh, dass wir sie haben.«

»Ich mache Scherze, Paul«, sagte Annerose und lachte. »Elly, ich bin Annerose. Was möchten Sie denn trinken? Wir haben Pfirsichbowle, Wein und Bier, oder möchten Sie was ganz Außergewöhnliches probieren, vielleicht einen Absinth-Cocktail oder etwas, das wirklich nicht jeder kennt, nämlich den Hollywood-Cocktail?«

»Den kenne ich tatsächlich nicht, was ist das?«, fragte Elly.

»Zitrone, Zuckersirup, Ei, Whisky, Vermouth und zerstoßenes Eis. Was sagen Sie?«

»Da sag ich nicht Nein. Aber nur einen«, sagte Elly, die mit Alkohol immer vorsichtig war.

»Kommen Sie mit, wir lassen Ihnen einen mixen.« Sie zog Elly mit sich in den angrenzenden Raum. Wieder musste man durch eine Flügeltür gehen, die mit bunten Jugendstilscheiben reich verziert war. Eine breite Glasfront gewährte einen Blick in einen verwunschen wirkenden Garten mit Terrasse.

»Das ist das eigentliche Wohnzimmer«, sagte Annerose. »Wir haben alles ein bisschen umgeräumt, damit nachher Platz zum Tanzen ist. Und nun bekommen Sie Ihren Cocktail.« Sie gingen zu zwei Kellnern im Frack, die gekonnt mit den Shakern umgingen, sie hoch in die Luft warfen und wieder auffingen. In der Ecke stand eine große Musiktruhe mit Plattenspieler, Tonbandgerät und Radio. Lothar, ein Kollege aus der Regie, machte sich gerade daran, eine Platte aufzulegen, kurz darauf ertönte Doris Days »Secret Love«.

Um Lothar herum standen einige Gäste und bewunderten das tolle Stück, das in edlem Holz gehalten war.

»Das ist unsere neueste Errungenschaft«, erklärte Annerose lächelnd. »Die Kinder können nicht genug davon kriegen und drehen ständig an den Knöpfen. Aber noch schlimmer ist es mit unserem Fernsehgerät. Jeden Nachmittag wollen sie, dass ich es anschalte. Unser Ältester sagt ganz altklug, wir müssten doch über Vatis Arbeit Bescheid wissen. Was will man da dagegenhalten?«

Elly lachte auf. »Ein kluger Junge. Und er hat recht«, sagte sie.

»Trotzdem ist es ein Kreuz«, seufzte Annerose. »Aber mein Mann wollte unbedingt solch ein Gerät. Und wie ich ihn kenne, wird er nächstes Jahr, wenn Grundig sein neuestes Gerät rausbringt, den schrägen Max, einer der Ersten sein. Er hat es sich schon im Katalog angekreuzt.«

»Aber Sie haben doch jetzt alles«, sagte Elly verwundert.

»Aber noch keinen Zehnfach-Plattenwechsler«, erklärte ihr Annerose gespielt resigniert und verdrehte die Augen.

»Aber das ist doch dufte«, meinte Elly. »Und wenn er ihn zu Hause nicht mehr haben darf, weil es Ihnen zu viel wird, kommt das Teil zu uns in den Sender wie die gute Rowenta.«

Vor einiger Zeit hatte Paul Winterstein eine sehr komplizierte Kaffeemaschine in die Küche des Senders geschafft, weil Annerose mit dem unpraktischen Teil nicht zurechtkam und es als tickende Zeitbombe bezeichnet hatte.

»Ich nehme Sie beim Wort«, lachte Annerose. »Andererseits haben Sie ja genug Leben und...

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Steffi von Wolff weiß, wovon sie schreibt. Nach einer Ausbildung zur Hotelkauffrau begann sie 1991 beim Hessischen Rundfunk als Redaktionsassistentin, später als Reporterin, Moderatorin und Redakteurin bei hr3. Sie lebt in Hamburg und ist Autorin zahlreicher Romane in der humorvollen Frauenunterhaltung. Zuletzt hat sie die Saga DIE FRAUEN VOM NORDSTRAND als Marie Sanders geschrieben.
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