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Stille Sainte-Victoire

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
DuMont Buchverlag GmbHerschienen am17.05.20231. Auflage
Der zehnte Fall für Capitaine Roger Blanc Der April in der Provence ist warm, sonnig, grün - und mörderisch. Capitaine Roger Blanc steht vor einem auf bizarre Weise getöteten Mann, ausgerechnet im Schatten der Sainte-Victoire, dem Berg, den Cézanne auf vielen Gemälden verewigt hat. Das Opfer: Roland Dallest, ein Bauingenieur aus Lyon, der die Statik eines Staudamms untersuchte, ein gewissenhafter, friedliebender Mann, der erst seit drei Wochen im Midi arbeitete. Für seinen Tod scheint zunächst niemand ein Motiv zu haben. Aber Blanc findet rasch heraus, dass dessen Zwillingsbruder Christian ganz in der Nähe zu tun hat: ein berühmter Paläontologe, der seit Jahren Dinosaurierknochen an der Sainte-Victoire entdeckt. Ein schrecklicher Irrtum des Täters? Wollte der Mörder eigentlich den bekannten Wissenschaftler töten und verwechselte diesen mit dem zufällig anwesenden Zwillingsbruder? Nach und nach stößt Blanc auf Geheimnisse rund um den Staudamm - und auf die Geheimnisse der Paläontologen, die sich einen gnadenlosen Wettkampf um Fossilien, Geld und Ruhm liefern. Und schon bald sehen er und seine Kollegen Marius und Fabienne mehr Verdächtige, als ihnen lieb ist ... Mord in der Provence - Capitaine Roger Blanc ermittelt: Band 1: Mörderischer Mistral Band 2: Tödliche Camargue Band 3: Brennender Midi Band 4: Gefährliche Côte Bleue Band 5: Dunkles Arles Band 6: Verhängnisvolles Calès Band 7: Verlorenes Vernègues Band 8: Schweigendes Les Baux Band 9: Geheimnisvolle Garrigue Band 10: Stille Sainte-Victoire Band 11: Unheilvolles Lançon Alle Bände sind eigenständige Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden.

CAY RADEMACHER, geboren 1965, ist freier Journalist und Autor. Seine Provence-Serie umfasst elf Fälle, zuletzt >Stille Sainte-VictoireDer TrümmermörderDer SchieberDer FälscherEin letzter Sommer in MéjeanStille Nacht in der ProvenceDie Passage nach MaskatDrei Tage im September
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer zehnte Fall für Capitaine Roger Blanc Der April in der Provence ist warm, sonnig, grün - und mörderisch. Capitaine Roger Blanc steht vor einem auf bizarre Weise getöteten Mann, ausgerechnet im Schatten der Sainte-Victoire, dem Berg, den Cézanne auf vielen Gemälden verewigt hat. Das Opfer: Roland Dallest, ein Bauingenieur aus Lyon, der die Statik eines Staudamms untersuchte, ein gewissenhafter, friedliebender Mann, der erst seit drei Wochen im Midi arbeitete. Für seinen Tod scheint zunächst niemand ein Motiv zu haben. Aber Blanc findet rasch heraus, dass dessen Zwillingsbruder Christian ganz in der Nähe zu tun hat: ein berühmter Paläontologe, der seit Jahren Dinosaurierknochen an der Sainte-Victoire entdeckt. Ein schrecklicher Irrtum des Täters? Wollte der Mörder eigentlich den bekannten Wissenschaftler töten und verwechselte diesen mit dem zufällig anwesenden Zwillingsbruder? Nach und nach stößt Blanc auf Geheimnisse rund um den Staudamm - und auf die Geheimnisse der Paläontologen, die sich einen gnadenlosen Wettkampf um Fossilien, Geld und Ruhm liefern. Und schon bald sehen er und seine Kollegen Marius und Fabienne mehr Verdächtige, als ihnen lieb ist ... Mord in der Provence - Capitaine Roger Blanc ermittelt: Band 1: Mörderischer Mistral Band 2: Tödliche Camargue Band 3: Brennender Midi Band 4: Gefährliche Côte Bleue Band 5: Dunkles Arles Band 6: Verhängnisvolles Calès Band 7: Verlorenes Vernègues Band 8: Schweigendes Les Baux Band 9: Geheimnisvolle Garrigue Band 10: Stille Sainte-Victoire Band 11: Unheilvolles Lançon Alle Bände sind eigenständige Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden.

CAY RADEMACHER, geboren 1965, ist freier Journalist und Autor. Seine Provence-Serie umfasst elf Fälle, zuletzt >Stille Sainte-VictoireDer TrümmermörderDer SchieberDer FälscherEin letzter Sommer in MéjeanStille Nacht in der ProvenceDie Passage nach MaskatDrei Tage im September
Details
Weitere ISBN/GTIN9783832182823
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum17.05.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.10
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2140 Kbytes
Artikel-Nr.10200634
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Indiana Jones

Zwillingsbruder ... Während Blanc mit Fabienne und Marius auf dem Wanderweg, den Samia Zerfaoui ihnen beschrieben hatte, durch den Wald ging, spukte das Wort in seinem Geist: Zwillingsbruder, Zwillingsbruder, Zwillingsbruder.

»Alles in Ordnung mit dir?« Er hörte Fabiennes Stimme wie aus weiter Ferne. Sie blickte ihn besorgt an.

Blanc nahm sich zusammen. »Ja. Ich habe nur ... nachgedacht.«

Fabienne sah einen Moment lang so aus, als wollte sie darauf etwas erwidern, unterließ es dann aber.

»Ich will ja keine vorschnellen Schlüsse ziehen«, brummte Marius, »aber ich habe das dumme Gefühl, dass der Fall teuflisch kompliziert ist.«

»Komplizierte Sachen sind nichts für Männer. Zum Glück habt ihr mich«, erwiderte Fabienne.

»Gib es uns!«, rief Blanc, etwas zu bemüht locker. Er wollte das Gespräch in diesen Bahnen halten, dienstlichen Bahnen gewissermaßen, bloß jetzt nichts Privates.

Sie nickte nachdenklich. »Beide Zwillingsbrüder arbeiten unterhalb der Sainte-Victoire, nur ein paar Minuten Fußmarsch voneinander entfernt. Sie sehen sich so ähnlich, dass man sie kaum unterscheiden kann. Voilà, daraus ergeben sich zwei Aufgaben für uns. Aufgabe eins: Wir suchen selbstverständlich den Mörder von Roland Dallest. Aufgabe zwei: Möglicherweise hat der Mörder die Brüder verwechselt und wollte eigentlich Christian Dallest umbringen. Wir müssen also auch den potenziellen Mörder von Christian Dallest suchen, obwohl der Mann noch lebt. Klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach. Wir müssen in zwei Richtungen ermitteln.«

»Marius hat recht«, warnte sie Blanc. »Keine vorschnellen Schlüsse. Wir haben Christian Dallest noch nicht einmal gesehen.«

»Geht es dir wirklich gut?«, fragte Fabienne. »Du bist ein bisschen blass um die Nase.«

»Ich fühle mich ausgezeichnet«, log Blanc. Zwillingsbruder. Er zwang sich, nicht mehr an dieses verdammte Wort zu denken, und deutete nach vorne. »Wir sind da.«

Sie gelangten auf ein höher gelegenes Plateau, das einen oder zwei Kilometer von dem Platz entfernt war, an dem Roland Dallest den Tod gefunden hatte. Rötliches und hellgraues Geröll bedeckte den Boden, es wuchsen nur wenige Bäume, die Sträucher waren niedriger. Alles hier war trockener als an dem Ort, der doch nur einige Minuten Fußmarsch hinter ihnen lag. Hier zwitscherten keine Vögel; vielleicht klang deshalb das Summen der Bienen besonders laut, die wie winzige Derwische um den blühenden Rosmarin tanzten. Auch schien der Wind hier stärker zu sein, manchmal wirbelte er kleine Staubfahnen auf. Selbst die Sainte-Victoire wirkte aus dieser Perspektive anders, niedriger, langgestreckter, nicht länger eine Pyramide, dachte Blanc, sondern eine wild gezackte archaische Festungsmauer. Die Sonne stand nun tiefer im Westen und zeichnete Schattenbänder auf die Bergflanken, die dadurch dunkler und irgendwie schwerer wirkten. Die Sainte-Victoire war keine Verheißung mehr, keine Aufforderung zum Gipfelsturm, sondern eine Grenze: bis hierher und nicht weiter.

Sie sahen etwa zehn Frauen und Männer, die im Staub saßen oder knieten, manche hatten sich sogar lang hingestreckt. Sie bearbeiteten den Boden mit Spachteln, Kellen, Pinseln, kratzten, schabten, bliesen Staub fort, niemand achtete auf die Neuankömmlinge. Im Zentrum der Grabung arbeitete ein kniender Mann, der aussah, als wäre der Tote von unten auferstanden. Blanc hielt inne und beobachtete Christian Dallest: Seine Jeans war vielleicht etwas zerschlissener als die des Bruders, sein Hemd war blau statt grün kariert, er trug Trekking- statt Arbeitsschuhe, und die Haut auf seinen nackten Unterarmen war eine Spur tiefer sonnengebräunt. Doch derselbe Körper, dasselbe Gesicht, dieselben Haare, dieselbe Outdoorjacke und, vor allem, dieselbe auffällige Kopfbedeckung. Christian Dallest trug einen Indiana-Jones-Hut, er sah aus wie das Klischee eines abenteuersüchtigen Forschers, der in der Einöde uralten Schätzen nachjagte. Die Krempe warf einen Schatten, der seine Ohren verdeckte. Aus dieser Entfernung konnte Blanc unmöglich erkennen, ob er Hörgeräte trug oder nicht. Eine Verwechslung, dachte er spontan, es war wirklich wahnsinnig leicht, die beiden Brüder zu verwechseln.

Dallest sah auf, entdeckte Blanc und seine Kollegen und bedachte sie mit einem misstrauischen Blick, bevor er sich erhob und auf sie zukam. Er bewegte sich auf mühelos wirkende Art und Weise, wie ein gut trainierter Sportler. Die anderen Forscher bemerkten die Gendarmen nun auch, musterten sie kurz, wandten sich dann rasch wieder ihren Fossilien zu oder was auch immer sie aus der Erde kratzten. Sie überließen es Dallest, sich um die Fremden zu kümmern, er war eindeutig der Boss hier.

Blanc atmete tief durch. Nun folgte der beschissenste Teil seines Jobs. Er präsentierte seinen Gendarmerie-Ausweis, stellte sich und seine Kollegen vor und sagte dann, wobei er sich bemühte, sachlich und doch mitfühlend zu klingen: »Monsieur Dallest, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Bruder gestorben ist.«

Dallest sprach oder tat einige Sekunden lang gar nichts. Er starrte Blanc bloß an, es war nicht einmal klar, ob er überhaupt begriff, was ihm da gerade gesagt worden war. Blanc räusperte sich schließlich und teilte ihm so behutsam wie möglich das Notwendigste mit: Wann und wo Roland Dallest gestorben war und dass es sich bedauerlicherweise wohl um Mord handelte.

Endlich holte Christian Dallest tief Luft. »Sie sollten hier nicht mit Baseballcap herumlaufen, typischer Anfängerfehler.« Er deutete auf Blancs von unzähligen Sonnenstunden hellblau ausgebleichte Kappe der New York Yankees.

»Pardon?« Blanc blickte Fabienne und Marius Hilfe suchend an.

»Die Kappe schützt bloß Augen und Gesicht, aber nicht die Ohren und den Nacken. Sie werden sich hier noch einen Sonnenbrand holen.«

Fabienne formte mit den Lippen lautlos ein Wort: Schock.

»Professor Dallest ...«, begann Marius.

Doch da hob der Paläontologe abwehrend die linke Hand und strich sich zugleich mit der rechten kurz über die Augen. »Bitte verzeihen Sie mir«, murmelte er. »Ich bin nicht ganz bei Sinnen.« Er sah sie wieder an. »Roland ist tot?«

Blanc erzählte die Geschichte geduldig ein zweites Mal.

»Das ...« Christian Dallest stockte und setzte neu an. »Ich habe Roland noch heute Vormittag gesehen. Er wirkte kerngesund.«

»Das war er vermutlich auch«, erklärte Marius sanft. »Es ist ihm leider Gewalt angetan worden.«

Erst jetzt schien Dallest wirklich zu begreifen, was das hieß. »Aber warum ...?«, stotterte er. Er war unter der Sonnenbräune blass geworden und schwankte. Fabienne trat einen Schritt näher, bereit, ihn jederzeit aufzufangen.

»Wer hat das getan?«, keuchte Dallest.

»Wir werden das herausfinden«, versicherte Blanc. Er fragte sich, ob es allein der Schock der Todesnachricht war, der den Professor so sehr erschütterte. Die meisten Angehörigen fragten in einer vergleichbaren Situation nach Einzelheiten am Tatort, selbst vermeintlich trivialen wie dem Wetter, oder ob das Opfer die Augen geschlossen hatte oder nicht. So als würde ihnen erst der Detailreichtum der Nacherzählung eines Verbrechens das Unbegreifliche bestätigen. Doch Dallest hatte sich nicht nach Einzelheiten erkundigt, sondern zuerst nach dem Motiv, dann nach dem Täter. Ob er womöglich schon daran dachte, dass der Mordanschlag eigentlich ihm gegolten hatte? Blanc musste ihn befragen, solange der Schock noch frisch war. Auch wenn das zynisch war - jemand, der sich noch nicht wieder ganz gefangen hatte, gab vielleicht Dinge preis, die er mit klarem Kopf eher verschweigen würde. Er suchte einen Punkt, an dem er möglichst unauffällig beginnen konnte, und deutete auf seine alte Baseballcap. »Sie haben übrigens recht: Ich spüre schon einen leichten Sonnenbrand im Nacken«, log er.

Christian Dallest starrte ihn einen Moment verwirrt an, dann erinnerte er sich wieder und nickte zerstreut. »Sie sind wohl nicht von hier. Genau wie mein Bruder.«

»Er trug denselben Hut wie Sie.«

Wieder blickte der Paläontologe erstaunt auf, dann brachte er ein trauriges Lächeln zustande. »Stimmt. Jetzt erinnere ich mich wieder.« Er nahm seinen Hut ab, drehte ihn in den Händen und zeigte Blanc eine Metallnadel, die im Stoff steckte. Blanc las den Schriftzug auf dem Anstecker: Indiana Jones. »Meinen ersten Hut haben mir Freunde geschenkt, als man mich zum Assistenten am Institut für Paläontologie der Universität Aix-Marseille ernannt hat, für die war das ein Scherz. Mon Dieu, war mir das peinlich, als ich damit das erste Mal auf einer Grabung aufgekreuzt bin! Aber es war eben ein Geschenk, und ich hatte es meinen Freunden versprochen ...« Seine Stimme verlor sich, er starrte Richtung Sainte-Victoire, doch Blanc war sich nicht sicher, ob er den Berg überhaupt sah. »Eh bien, am Ende des Tages hatte ich jedenfalls keinen Sonnenbrand. Und ich hatte bemerkt, dass die eine oder andere Studentin diesen Hut recht ..., na, sagen wir: kleidsam fand. Also habe ich ihn fortan doch jeden Tag getragen. Und als er schließlich ganz zerknautscht war, habe ich einen neuen gekauft und dann noch einen und noch einen. Inzwischen nehme ich immer drei oder vier Hüte mit, wenn ich eine neue Grabung beginne. Es muss der von Indiana Jones sein, was anderes kommt mir nicht auf den Kopf. Ich finde, jeder richtige Professor muss einen Spleen haben. Der Hut ist gewissermaßen mein Markenzeichen geworden. Einmal habe ich einen meiner Studenten gefragt, warum keiner von ihnen so einen praktischen Hut trägt. Er hat mir geantwortet, dass niemand mich so plump imitieren...
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