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Magdalena Sonnbichler

Eiskalter Tod
Hybrid Verlagerschienen am01.07.2020
Ein durch Unterkühlung verstorbener Landstreicher, ein vergiftetes Getränk am Martinimarkt und kunstvoll beschriebene Zettel mit rätselhaftem Inhalt. Inmitten von Fasnachtstraditionen und weihnachtlichen Vorbereitungen treibt ein fanatischer Mörder sein Unwesen. Magdalena Sonnbichler ahnt, dass etwas Größeres dahintersteckt, doch ihre Neugier stößt nicht überall auf Gegenliebe. Wer ist die junge Obdachlose? Wovor hat sie Angst? Und woher kommen Lenis Alpträume, in denen ein Teufel und ein Engel die Hauptrollen spielen? Ein eiskalter Krimi im winterlichen Allgäu.

Alexandra Scherer ist geboren und aufgewachsen in Wangen im Allgäu. Aus diesem Grund sind ihre Texte oft stark von diesem Kulturkreis geprägt. Die Jahre 1985 bis 1997 verbrachte sie auf einer Insel im Pazifik. Dort verschlief sie die deutsche Wiedervereinigung und das Besserwessi - Jammerossi- Geplänkel. Seit 2015 veröffentlichte sie zahlreiche Kurzgeschichten und Romane, mit 'Tod am Hexenwasser' auch den ersten Roman mit Leni Sonnbichler.
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Produkt

KlappentextEin durch Unterkühlung verstorbener Landstreicher, ein vergiftetes Getränk am Martinimarkt und kunstvoll beschriebene Zettel mit rätselhaftem Inhalt. Inmitten von Fasnachtstraditionen und weihnachtlichen Vorbereitungen treibt ein fanatischer Mörder sein Unwesen. Magdalena Sonnbichler ahnt, dass etwas Größeres dahintersteckt, doch ihre Neugier stößt nicht überall auf Gegenliebe. Wer ist die junge Obdachlose? Wovor hat sie Angst? Und woher kommen Lenis Alpträume, in denen ein Teufel und ein Engel die Hauptrollen spielen? Ein eiskalter Krimi im winterlichen Allgäu.

Alexandra Scherer ist geboren und aufgewachsen in Wangen im Allgäu. Aus diesem Grund sind ihre Texte oft stark von diesem Kulturkreis geprägt. Die Jahre 1985 bis 1997 verbrachte sie auf einer Insel im Pazifik. Dort verschlief sie die deutsche Wiedervereinigung und das Besserwessi - Jammerossi- Geplänkel. Seit 2015 veröffentlichte sie zahlreiche Kurzgeschichten und Romane, mit 'Tod am Hexenwasser' auch den ersten Roman mit Leni Sonnbichler.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783967410648
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.07.2020
Seiten412 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2129
Artikel-Nr.10202816
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1.

 

»Ich komm ja schon!« Leni eilte schimpfend zum laut schrillenden Telefon, das in der Eingangshalle ihres Hauses stand. »Das Gebimmel kann ja Tote aufwecken.« Sie nahm den Hörer in die Hand und blaffte: »Sonnbichler.« Ihre Laune wurde noch schlechter, als die Kälte des gefliesten Bodens durch die zu dünnen Hausschuhsohlen drang.

-Wahrscheinlich wieder so ein Call-Center, irgendwo in Neu Dehli oder Thüringen.-

»Hallo meine Liebe. Ich wollt fragen, ob du mit mir auf den Martinimarkt gehst?«

Soviel zum Thema siebter Sinn. Hätte sie gewusst, dass ihre Jugendliebe Schorsch am Apparat war, hätte sie dem Reflex widerstanden, das Gespräch anzunehmen. Sie wollte sich nicht mit dem Thema Schorsch auseinandersetzen.

-Gib´s zu, du bist nur sauer wegen der Leiche.-

Leni verzog das Gesicht.

Warum musste er auch gerade an dem Tag bei mir aus heiterem Himmel aufzukreuzen? Überhaupt, wer macht denn sowas: Ich zieh grad ein und da steht er einfach vor meiner Haustür und verursacht mir nach all den Jahren Herzklopfen.

-Wirklich unsensibel von ihm.- Lenis innere Stimme war der Sarkasmus anzuhören. -Er konnte ja nicht wissen, dass du erst deine Familienprobleme verarbeiten wolltest. Andererseits, wenn der Mann warten würde, bis du da durch bist, wäre er neunzig.-

Pff... und dann machen wir diesen Spaziergang im Hexenwald.

-Den du vorgeschlagen hast, weil du ihn aus dem Haus haben wolltest.-

Und ich stolpere über diese Leiche, und die Polizei hält mich für verdächtig.

Noch im Nachhinein schüttelte Leni ungläubig den Kopf.

-Was regst dich denn so auf? Schließlich hast du entscheidend zur Lösung des Falles beigetragen.-

Aus reiner Selbstverteidigung, sonst würde ich wahrscheinlich jetzt im Gefängnis sitzen.

Leni hatte im Zuge der Ereignisse um den Tod am Hexenwasser lernen müssen, zu ihren Fähigkeiten zu stehen, auch wenn es viele Menschen gab, die empathisch veranlagten Personen skeptisch gegenüber standen.

Schorsch, der am anderen Ende der Telefonleitung von Lenis innerem Streitgespräch nichts mitbekam, fuhr fort: »Ich weiß, du wolltest etwas Abstand haben und ich werd dich auch nicht weiter belästigen. Aber ich dachte, du würdest gerne den Martinimarkt besuchen. Es ist schon ewig her. Erinnerst dich noch? Du, ich und Christian sind immer gegangen. Früher warst du total begeistert.«

Täuschte Leni sich, oder klang die Stimme ihres Jungendfreundes Georg Ansbach unsicher? Ihr Herz schlug schneller. Die barsche Antwort für den Call-Centeranrufer blieb ihr im Rachen stecken.

-Komm, jetzt gib dem Mann ne Chance-, meldete sich ihre innere Stimme. -Du magst ihn doch. Mach es ihm nicht so schwer. Ist doch nur ein Tag auf dem Rummel.-

Verräter! Du hättest mich ruhig warnen können, wer da anruft.

-Damit du dich drücken kannst? Kommt gar nicht in Frage.-

Leni knirschte mit den Zähnen.

»Leni? Bist du noch dran?«

»Sorry. Hatte grade einen Frosch im Hals.« Sie räusperte sich übertrieben, um ihrer kleinen Lüge etwas mehr Glaubhaftigkeit zu verpassen.

-Wohl eher eine Kröte verschluckt.-

»Und, was sagst? Nur ein bisschen bummeln. Ganz und gar ohne Hintergedanken.«

-Ein paar Hintergedanken wären nicht schlecht-, brummelte es in Lenis Kopf und diverse Bilder inniger Zweisamkeit blitzten auf einer inneren Kinoleinwand auf.

»Also von mir aus«, seufzte sie und legte auf, bevor Schorsch noch etwas sagen konnte. Leni wusste selbst, dass sie pampig klang, konnte das aber nicht ändern.

Kurz darauf stand sie wieder in ihrer Wohnküche und blickte aus dem Fenster auf die inzwischen kahlen Obstbäume.

»Für eine Frau in deinem Alter benimmst du dich ganz schön zickig«, tadelte sie ihr Spiegelbild, das sich schemenhaft in der Fensterscheibe abzeichnete und streckte sich selbst die Zunge heraus.

Ein für ihr Alter doch kindisches Verhalten, aber: »Was heißt schon, Frau in meinem Alter? Ich bin noch viel zu jung, um mir das mit dem würdevoll anzutun.« So laut ausgesprochen klang es lächerlich. Vor fünfundzwanzig Jahren, kurz nach dem Abitur, da hatte sie sehr auf ihre Würde und wie sie nach außen wirkte geachtet.

-Das war mit ein Grund, warum das mit dem Schorsch damals schiefging-, mischte sich ihre innere Stimme ein.

Leni musste ihr - zumindest teilweise - recht geben.

Er macht es mir aber nicht gerade leicht. Taucht da plötzlich auf und macht mir den Hof. Ich versuche, mir darüber klar zu werden, wie ich mein zukünftiges Leben gestalten will.

Dazu gehörte unter anderem auch, herauszufinden, ob und inwieweit Georg Ansbach ein Teil dieses Lebens sein sollte.

Ich hab schließlich nicht gerade die Beziehung zu Theo beendet, um dann gleich in die nächste zu rutschen.

-Na ja, ob man das mit Theo als Beziehung bezeichnen kann?- Ihre Kopfstimme klang skeptisch. -Er hat dich nach Strich und Faden ausgenutzt und du hast es nicht mal gemerkt.-

Leni verzog das Gesicht. Die Wahrheit tat weh. Warum genau sie auf Theo Brück hereingefallen war und fast fünf Jahre lang, teilweise wider besseres Wissen, ihre Wünsche seinen untergeordnet hatte, konnte sie im Nachhinein auch nicht begreifen. Wut stieg in ihr auf, weniger auf Theo als auf sich selbst. Als Heilpraktikerin sollte sie doch in der Lage gewesen sein, den gesunden Menschenverstand, den ihre Patienten so schätzten, auch bei sich selber einzusetzen. Leni ballte die Fäuste, unwillkürlich entfuhr ihr ein Knurren. Sie war so dumm gewesen. Die Zeichen waren da gewesen, ihre innere Stimme hatte sie mehrmals versucht zu warnen, aber Leni hatte sie ignoriert.

-Wohl auch, weil du deiner Intuition und deiner speziellen empathischen Begabung dein Leben lang misstraut hast. Kein Wunder, bei deinem Vater. Aber trotzdem: Man kann vor seinen Problemen nicht davonlaufen. Die warten geduldig. Und je länger du sie ignorierst, desto mehr Zeit haben sie, sich gigantisch aufzubauschen. Jetzt hör auf, dich hier auf dem Einsiedlerhof zu vergraben. Raus mit dir, mach einen Spaziergang!-

Leni gab nach. Vielleicht gar keine schlechte Idee, durch den Wald zu streifen und sich den Frust von der Seele zu schreien. Sie zog sich ihre Lieblingsjacke über, eine dieser Wachsjacken, die vor Jahren in Großbritannien so beliebt waren, schlüpfte in festes Schuhwerk und ging los. Kurze Zeit später befand sie sich auf dem Wiesenweg, der sie in den Hexenwald bringen würde. Der Novembertag verhielt sich trüb, auch gegen Mittag war es noch recht dunkel, über den Wiesen waberte leichter Bodennebel. Leni atmete tief ein, der Geruch nach feuchtem Laub beruhigte sie. In den kahlen Ästen der Bäume, die aus dem Nebel herausragten, saßen Krähen, die laut krächzend auf sich aufmerksam machten. Sie hielt inne und betrachtete die Krähenschwärme nachdenklich. Sie mochte die Rabenvögel. Trotzdem zögerte sie kurz.

-Feigling.- Der innere Kommentator klang amüsiert. -Nur weil das letzte Mal die Krähen dir von der Leiche berichteten, muss heute keine rumliegen. Die Vögel haben auch ein Recht darauf, einfach da zu sein, ohne dass Frau Sonnbichler sie gleich als Omen sieht.-

Leni gab ihrer inneren Stimme recht. Eine Schwalbe machte noch keinen Sommer und ein Krähenschwarm musste nicht unbedingt immer gleich eine Leiche nach sich ziehen. Sich im Haus einigeln und trüben Gedanken nachhängen tat ihr nicht gut. Zügig schritt sie den Weg entlang und bog kurz darauf in den Hexenwald ein. Sie atmete tief ein und wurde gleich ruhiger. Der leicht modrig-erdige Geruch der nassen Walderde stieg ihr in die Nase. Kurz überlegte sie, ob sie im unter den Bäumen liegenden Laub noch ein paar Pilze finden würde. Verwarf dann den Gedanken, ebenso wie die Idee, ein paar Ebereschenäste zu pflücken für einen Herbststrauß.

Über die Jahrzehnte hatte sich der Wald deutlich verändert, fand Leni. Dort, wo zu ihrer Jugendzeit noch Fichten alles in Düsternis hüllten, wuchs heutzutage Mischwald und nur noch vereinzelt ragten Nadelbäume gen Himmel.

Ich weiß noch, wie ich als Kind immer Angst hatte, weil alles so bedrückend wirkte und der Boden so mit Fichtennadeln bedeckt war, dass nichts anderes mehr drauf wachsen konnte. Da finde ich das Unterholz jetzt doch deutlich lebendiger.

Wie von selbst führten sie ihre Schritte gut eine Stunde später auf den Huberhof.

Bei den Hubers konnte sie sich eines Willkommens immer sicher sein, meist begleitet von einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen.

Lenis Erwartung wurde nicht enttäuscht. Käthe Huber öffnete. »Grüß dich, Leni.« Lächelnd hielt sie die blau bemalte Holztür weiter auf. Käthes blondes Haar war teilweise aus ihrem französischen Zopf entkommen und bildete im Gegenlicht eine Art Heiligenschein.

Wie ein Rauschgoldengel.

»Komm rein und leiste mir Gesellschaft. Der Kilian ist im Wald, Holz schlagen, und die Huber-Oma besucht ein paar Bekannte im Altenheim. Ich hab gerade Kaffee gemacht.«

In der großen Wohnküche fiel Lenis Blick auf den runden Tisch, der sie immer an König Artus´ Tafelrunde denken ließ. Dort breitete sich ein buntes Durcheinander von Laternenpapier, Klebestiften und anderem Bastelmaterial aus. Im Hintergrund spielte ein Radiosender Popmusik. Nach dem Spaziergang durch den Novemberwald umfing Leni die Wärme des Kachelofens wie eine Umarmung. Es roch nach frischem Kaffee und Hefegebäck. Sie deutete lächelnd auf Käthes rundes Bäuchlein. »Riecht gut, aber sag mal, bist du mit...
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