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Der Feind

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
608 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am26.04.2023
Ein bizarre Mordserie an Männern sowie Schüsse während einer Frauendisko - in Band 5 der Erfolgsserie halten gleich zwei Fälle Milla Nova und das Team um Sandro Bandini auf Trab.
Ein bizarrer Mord sorgt für Aufsehen: Ein Mann wurde an sein Bett gefesselt und hingerichtet. An den Füßen trägt er rote Stöckelschuhe. Schnell stellt sich heraus, dass er zuvor eine Drohung erhielt: ein Foto von sich selbst - mit dem Absatz eines Stöckelschuhs im Gesicht. Er ist nicht der Einzige, der solch eine Nachricht bekam. Sind auch die anderen Bedrohten in Gefahr? Gleichzeitig jagt das Team um Polizeichef Sandro Bandini einen Mann, der in einer Frauendisko in einem linken Kulturzentrum um sich schoss. Die Vermutung eines rechtsextremen Hintergrunds liegt nahe, doch TV-Reporterin Milla Nova vermutet ein anderes Motiv: Frauenhass. Gemeinsam mit ihrem blinden Freund Nathaniel taucht sie in die dunkle Welt der Incels ein. Zwei Fälle, bei denen der Hass auf das andere Geschlecht eine vitale Rolle spielt. Ist es Zufall oder besteht ein Zusammenhang?
Die unabhängig voneinander lesbaren Krimis um Milla Nova und Sandro Bandini:
1. Blind
2. Die Patientin
3. Der Bruder
4. Der Unbekannte
5. Der Feind
Lesen Sie auch »Wahre Verbrechen»: Christine Brand schreibt über ihre dramatischsten Fälle als Gerichtsreporterin.

Christine Brand, geboren und aufgewachsen im Emmental in der Schweiz, arbeitete als Redakteurin bei der »Neuen Zürcher Zeitung«, als Reporterin beim Schweizer Fernsehen und als Gerichtsreporterin. Im Gerichtssaal und durch Recherchen und Reportagen über die Polizeiarbeit erhielt sie Einblick in die Welt der Justiz und der Kriminologie. Neben ihren erfolgreichen Milla-Nova-Krimis und der True-Crime-Reihe »Wahre Verbrechen«, hat die SPIEGEL-Bestsellerautorin mit ihrer Cold-Case-Reihe »Vermisst« auf Anhieb Platz 1 der Schweizer Bestsellerliste erobert. Christine Brand lebt in Zürich und auf Sansibar.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextEin bizarre Mordserie an Männern sowie Schüsse während einer Frauendisko - in Band 5 der Erfolgsserie halten gleich zwei Fälle Milla Nova und das Team um Sandro Bandini auf Trab.
Ein bizarrer Mord sorgt für Aufsehen: Ein Mann wurde an sein Bett gefesselt und hingerichtet. An den Füßen trägt er rote Stöckelschuhe. Schnell stellt sich heraus, dass er zuvor eine Drohung erhielt: ein Foto von sich selbst - mit dem Absatz eines Stöckelschuhs im Gesicht. Er ist nicht der Einzige, der solch eine Nachricht bekam. Sind auch die anderen Bedrohten in Gefahr? Gleichzeitig jagt das Team um Polizeichef Sandro Bandini einen Mann, der in einer Frauendisko in einem linken Kulturzentrum um sich schoss. Die Vermutung eines rechtsextremen Hintergrunds liegt nahe, doch TV-Reporterin Milla Nova vermutet ein anderes Motiv: Frauenhass. Gemeinsam mit ihrem blinden Freund Nathaniel taucht sie in die dunkle Welt der Incels ein. Zwei Fälle, bei denen der Hass auf das andere Geschlecht eine vitale Rolle spielt. Ist es Zufall oder besteht ein Zusammenhang?
Die unabhängig voneinander lesbaren Krimis um Milla Nova und Sandro Bandini:
1. Blind
2. Die Patientin
3. Der Bruder
4. Der Unbekannte
5. Der Feind
Lesen Sie auch »Wahre Verbrechen»: Christine Brand schreibt über ihre dramatischsten Fälle als Gerichtsreporterin.

Christine Brand, geboren und aufgewachsen im Emmental in der Schweiz, arbeitete als Redakteurin bei der »Neuen Zürcher Zeitung«, als Reporterin beim Schweizer Fernsehen und als Gerichtsreporterin. Im Gerichtssaal und durch Recherchen und Reportagen über die Polizeiarbeit erhielt sie Einblick in die Welt der Justiz und der Kriminologie. Neben ihren erfolgreichen Milla-Nova-Krimis und der True-Crime-Reihe »Wahre Verbrechen«, hat die SPIEGEL-Bestsellerautorin mit ihrer Cold-Case-Reihe »Vermisst« auf Anhieb Platz 1 der Schweizer Bestsellerliste erobert. Christine Brand lebt in Zürich und auf Sansibar.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641275761
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum26.04.2023
Reihen-Nr.5
Seiten608 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4811 Kbytes
Artikel-Nr.10228363
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1.

Rote, blaue und gelbe Lichtpunkte sprenkeln den Raum. Hoch oben im Gebälk dreht sich glitzernd die Discokugel, der wummernde Bass bringt den Dachstock zum Vibrieren, der Holzboden bebt unter den vielen Füßen. DJane Valeria hat Elektro House aufgelegt; Musik wie eine Droge, die die Tanzenden in Trance versetzt. Bettina hält die Augen geschlossen, den Kopf leicht in den Nacken gelegt, die Arme ausgestreckt. Ihr Oberkörper nimmt den Rhythmus auf und lässt sich von ihm tragen. Winzige Schweißperlen blitzen auf ihrer Stirn. Sie ist keine gute Tänzerin, das war sie noch nie, doch das spielt keine Rolle; hier wird keine schräg angeschaut, unabhängig davon, wie sie sich bewegt oder wie sie sich kleidet. Als der Song nahtlos ins nächste Stück übergeht, spürt Bettina, dass jemand sie von hinten umarmt. Petra legt ihr einen kleinen Kuss auf den Nacken, dort, wo die Schulter endet und in den Hals übergeht. Sofort richten sich Bettinas Härchen auf. Sie schaudert wohlig, dreht sich um, streicht Petra mit einer vertrauten Geste eine Strähne aus dem Gesicht.

»Noch einen Drink?«

»Gerne.«

»Das Gleiche?«

Petra nickt. Bettina löst sich von ihr, hält noch einen Moment lang ihre Hand fest, lässt sie los, ihre Fingerspitzen streifen und verlieren sich, dann taucht sie in die Menschenmenge ein und bahnt sich einen Weg zur Bar. Die Stimmung dampft, das Klima erinnert an eine Sauna, oder eher an ein Dampfbad. Bettina berührt nassgeschwitzte Haut, als sie sich zwischen den tanzenden Frauen durchzwängt. Plötzlich hält eine Hand ihren Arm fest, sie wendet sich um. Sonja. Bettina begrüßt sie mit einer flüchtigen Umarmung, neben Sonja winkt Nicole.

»Ihr seid in der Stadt?«, fragt Bettina.

»Noch bis Samstag.«

»Sehen wir uns auf einen Drink?«

»Klar, ich melde mich!«

Sie müssen schreien, um die Musik zu übertönen.

Als sich Bettina wieder umdreht, steht Regine vor ihr, sie lachen sich an, weisen auf die Ohren, zucken mit den Schultern, man versteht nicht mal sein eigenes Wort. Bettina wirft einen Blick Richtung Klo in der hinteren Ecke, doch sie unterdrückt das Bedürfnis gleich wieder; die Schlange ist zu lang. Neben den Wartenden kuschelt ein Paar auf einem alten Ledersofa. Hinter ihnen auf der weißen Mauer steht in blauen Buchstaben geschrieben: Kein Rassismus, kein Sexismus, keine physischen, psychischen, sexuellen Übergriffe, keine Homophobie! Bettina wendet sich ab und stellt sich an die Bar. Über der Theke hängt ein von Hand geschriebenes Schild: Frauendisco. Jeden Donnerstag steigt unter dem Dach des alternativen Kulturzentrums Reitschule eine Frauenparty, ein Treffpunkt der familiären Lesbenszene, aber auch für Hetero-Frauen, die keinen Bock auf männliche Anmache haben.

»Zwei Gin Tonic mit Pfeffer und Gurke!«, brüllt Bettina der Barkeeperin die Bestellung zu. Die Frau mit pinken Zöpfen streckt den Daumen hoch und greift zum Hendricks Gin. Bettina lehnt sich an die Theke.

»Bist du nicht die Polizistin?«

Die fremde Stimme ist ganz nah an ihrem Ohr. Bettina schnellt herum. Die Frau, die neben ihr auf einem Barhocker sitzt, schaut sie fragend an. Bettina kennt sie nicht. Das Gesicht kommt ihr nicht einmal bekannt vor. Sie wüsste, wenn es ihr schon mal begegnet wäre.

»Du musst mich verwechseln.«

Die Fremde legt die Hand auf Bettinas Arm, die Geste wirkt zu vertraut, zu nah, Bettina schüttelt sie ab.

»Nein, echt, ich bin kein Bulle.« Sie legt einen Zwanziger auf die Bartheke, greift nach den Gläsern und dreht sich weg.

Bettina wundert sich, wie leicht ihr die Lüge über die Lippen ging. Sie will nicht, dass sich in der Szene rumspricht, wo sie arbeitet. Je weniger darüber Bescheid wissen, desto besser. Überdies ist das alternative Kulturzentrum der denkbar schlechteste Ort, um sich als Polizistin zu outen. Das Verhältnis der Betreiber zur Polizei ist ... man könnte wohlwollend sagen: ambivalent. Auf jeden Fall ist man hier gut beraten, sich nicht als Bulle zu erkennen zu geben, wenn es nicht unbedingt sein muss.

Bettina schlägt die Richtung ein, in der sie gerade eben noch mit Petra getanzt hat. Der Sound ist krachender als zuvor. DJane Valeria hat ein Stück mit schwerem Bass und schnellen Trommelwirbeln aufgelegt. Bettina schiebt sich seitwärts an zwei tanzenden Frauen vorbei, als sie im rechten Augenwinkel eine Bewegung wahrnimmt, die sie herumfahren lässt. Da ist nichts, sie muss sich getäuscht haben. Sie will sich schon wieder abwenden, da fällt ihr auf, dass da doch etwas ist, etwas, das vorher nicht da war. Die Mauer mit dem blauen Schriftzug ist auf einmal vollgekleckert, als hätte jemand einen Farbbeutel dagegen geschmissen.

Bettina denkt im ersten Moment an Blut. Déformation professionelle. Sie schüttelt über sich selbst den Kopf und schiebt den Gedanken weg. Da hört sie das Knallen. Obwohl die laute Musik die Salven dämpft, erkennt sie sofort, worum es sich handelt: um Schüsse, aus einem Maschinengewehr.

Sie lässt die Gläser fallen, nimmt wahr, wie sie in Zeitlupentempo auf dem Boden aufprallen und in Scherben zerspringen.

»Petra!«

Bettina brüllt den Namen ihrer Freundin und stürzt los. Sie denkt nicht nach, sie folgt einzig dem Instinkt. Die Frauen um sie herum reklamieren verärgert, sie verstehen nicht, warum Bettina sie wegstößt, sie meinen, das Rattern gehöre zum Sound. Doch dann übertönt ein hysterisches Kreischen die Musik. Bettina sieht zwischen den Beinen der tanzenden Frauen hindurch einen Körper zu Boden sinken.

In jenem Bruchteil der Sekunde, in dem die Menge begreift, was passiert, scheint die Zeit kurz innezuhalten. Als sich die Welt einen Wimpernschlag später wieder in Bewegung setzt, kreischen und schreien alle auf einmal los. Eine Woge des Entsetzens überschwemmt die Frauen, jede beginnt zu rennen und zu stürzen und zu drängeln und zu weinen. Wer fällt, versucht sich wieder hochzurappeln, wird aber von den anderen einfach übertrampelt. Panik verzerrt die Gesichter der Fliehenden. Alle wollen weg vom Rattern der Schüsse, nur raus hier, doch die Tür, über der ein grünes Leuchtschild den Notausgang anzeigt und die direkt nach draußen führt, ist rasch verstopft, es gibt kein Durchkommen mehr. Auch über die steile Treppe hinab zum Haupteingang ist der Weg von zu vielen verängstigt drängelnden Frauen versperrt. Noch immer knallen Schüsse.

Bettina drängt dem Lärm entgegen, ohne Vernunft, alles ignorierend, was sie als Polizistin gelernt, geübt, verinnerlicht hat. Sie ist unbewaffnet. Sie müsste in Deckung gehen. Doch irgendwo da vorne ist Petra, dort, wo der Attentäter um sich schießt. Sie muss dahin, doch sie schafft es nicht gegen den Strom der flüchtenden Menschen an.

»Petra!« Bettinas Herz verkrampft sich, ihre Kehle ist auf einmal viel zu eng, der Mund so trocken, dass sie zu ersticken meint. »Petra, wo bist du? Petra!«

Auf einen Schlag geht die Musik aus. Auch die Schüsse sind verstummt. Ein schrecklicher Klangteppich breitet sich aus: Schmerzenslaute, Weinen, Klagen, ein Wimmern, das klingt, als käme es von einem Tier. Frauenkörper liegen neben- und übereinander auf der Tanzfläche verstreut, über der sich die Discokugel unaufhaltsam weiterdreht. Bettina schaut sich um, erfasst das Ausmaß des Verbrechens mit analytischem Blick: Mehrere Todesopfer, circa zehn bis fünfzehn Personen liegen reglos am Boden. Noch einmal etwa so viele sind verletzt. Bettina sieht Schusswunden und Blut, überall Blut, sie kann es auch riechen. Wo ist der Schütze?, fragt sie sich. Doch dann drängt erneut die viel wichtigere Frage in ihren Kopf: Wo ist Petra? Bettina weiß, sie muss den Rettungsdienst verständigen, die Kollegen rufen, sie brauchen hier ein Großaufgebot, Triage ... doch sie kann nicht. Sie muss erst ihre Freundin finden.

»Petra! Petra!«

Als Erstes sieht sie ihren Schuh. Lass sie nicht tot sein, denkt Bettina, als sie zu dem Bein hinrennt, das unter einem anderen Körper hervorschaut. Petra liegt unter einer Frau, deren Augen entsetzt und tot ins Leere starren. Bettina zerrt sie weg, um Petra zu befreien, doch auch Petra rührt sich nicht. Bettina fasst sie am Kopf, küsst sie auf die Stirn, flüstert verzweifelt ihren Namen. Sie fühlt sich warm an, aber da ist viel zu viel Blut. Bettina schiebt Petras blutgetränkte Bluse hoch. Ein Bauchschuss. Sie reißt sich das Shirt vom Leib, knüllt es zusammen und presst es auf die offene Wunde. Mit der anderen Hand tastet sie verzweifelt nach einem Puls.

Sie spürt ihn.

Das Herz schlägt.

Petra lebt.

»Ein Arzt! Jemand muss den Notruf wählen! Ein Arzt! Den Notruf!« Bettina schreit und schreit und schreit, und obwohl sie weiß, dass sie sich mitten unter vielen anderen schockierten Menschen befindet, fühlt sie sich doch, als gäbe es auf dieser Erde jetzt in dem Moment kein einziges anderes Wesen mehr, nur noch sie und Petra, die unter ihren Händen stirbt.

Verzweifelt presst sie das Shirt auf Petras Bauch. Bunte Lichtpunkte regnen auf ihre Geliebte. Auf einmal beginnt sich alles um sie herum zu drehen. Bettina verliert den Sinn für Zeit und Ort. Da hört sie draußen die Sirenen der ersten Einsatzwagen heulen.

»Es kommt Hilfe, Hilfe kommt«, flüstert sie Petra zu. »Alles wird gut, du schaffst das, alles wird gut.« Ein Schluchzen erschüttert Bettina, doch sie reißt sich sofort wieder zusammen. »Stirb mir hier jetzt nicht weg. Wir sind noch nicht fertig, wir zwei, wir haben noch vieles vor, so schnell kommst du mir nicht davon, du musst leben, du darfst nicht sterben, tu mir das jetzt nicht an, du musst leben!« Ihre...

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Christine Brand, geboren und aufgewachsen im Emmental in der Schweiz, arbeitete als Redakteurin bei der »Neuen Zürcher Zeitung«, als Reporterin beim Schweizer Fernsehen und als Gerichtsreporterin. Im Gerichtssaal und durch Recherchen und Reportagen über die Polizeiarbeit erhielt sie Einblick in die Welt der Justiz und der Kriminologie. Neben ihren erfolgreichen Milla-Nova-Krimis und der True-Crime-Reihe »Wahre Verbrechen«, hat die SPIEGEL-Bestsellerautorin mit ihrer Cold-Case-Reihe »Vermisst« auf Anhieb Platz 1 der Schweizer Bestsellerliste erobert. Christine Brand lebt in Zürich und auf Sansibar.