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Hotel Magnifique - Eine magische Reise

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.06.2023
Früh zur Waise geworden, schuftet Jani in einer Gerberei, um sich und ihre kleine Schwester Zosa durchzubringen, und träumt davon, aus ihrem tristen Leben in der Hafenstadt Durc auszubrechen. Ihr Wunsch scheint sich zu erfüllen, als eines Tages das legendäre Hotel Magnifique nach Durc kommt. Dort gibt es nicht nur allerlei Fantastisches zu bestaunen, nein, das Hotel selbst reist nachts, wenn seine Gäste schlafen, an die spektakulärsten Orte. Kurzerhand heuern Jani und Zosa dort als Dienstmädchen an. Doch irgendetwas scheint mit dem Hotel nicht zu stimmen. Als Zosa eines Tages spurlos verschwindet, ist Jani fest entschlossen, das Geheimnis des Hotel Magnifique zu ergründen, um ihre Schwester zu retten. Noch ahnt sie nicht, dass sie sich dabei in tödliche Gefahr begibt ...

Emily J. Taylor wurde in Kalifornien geboren. Nachdem sie ihre Kindheit und Jugend im Sonnenstaat der USA verbrachte, führten ihre Reisen sie nicht nur in vier verschiedene Länder und zwei Kontinente, sondern lieferten ihr auch einen reichhaltigen Schatz an Ideen für ihre Geschichten. Wenn sie nicht gerade schreibt, arbeitet Emily J. Taylor als Creative Director. Sie lebt inzwischen in Minneapolis.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextFrüh zur Waise geworden, schuftet Jani in einer Gerberei, um sich und ihre kleine Schwester Zosa durchzubringen, und träumt davon, aus ihrem tristen Leben in der Hafenstadt Durc auszubrechen. Ihr Wunsch scheint sich zu erfüllen, als eines Tages das legendäre Hotel Magnifique nach Durc kommt. Dort gibt es nicht nur allerlei Fantastisches zu bestaunen, nein, das Hotel selbst reist nachts, wenn seine Gäste schlafen, an die spektakulärsten Orte. Kurzerhand heuern Jani und Zosa dort als Dienstmädchen an. Doch irgendetwas scheint mit dem Hotel nicht zu stimmen. Als Zosa eines Tages spurlos verschwindet, ist Jani fest entschlossen, das Geheimnis des Hotel Magnifique zu ergründen, um ihre Schwester zu retten. Noch ahnt sie nicht, dass sie sich dabei in tödliche Gefahr begibt ...

Emily J. Taylor wurde in Kalifornien geboren. Nachdem sie ihre Kindheit und Jugend im Sonnenstaat der USA verbrachte, führten ihre Reisen sie nicht nur in vier verschiedene Länder und zwei Kontinente, sondern lieferten ihr auch einen reichhaltigen Schatz an Ideen für ihre Geschichten. Wenn sie nicht gerade schreibt, arbeitet Emily J. Taylor als Creative Director. Sie lebt inzwischen in Minneapolis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641287870
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.06.2023
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3285 Kbytes
Artikel-Nr.10228397
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Oft hörte ich meine Schwester, bevor ich sie sah, so auch an diesem Abend. Zosas samtweiche Stimme strömte durch das geöffnete Fenster der Pension Bézier und klang wie die unserer Mutter - zumindest, bis sie eine etwas schlüpfrigere Weise anstimmte, in deren Zeilen die delikateren Teile der männlichen Anatomie mit einer gewissen Frucht verglichen wurden.

Ich schlich unbemerkt ins Haus, mischte mich unter die Menge der Kostgängerinnen. Zwei der jüngeren Mädchen drehten sich im Tanz mit unsichtbaren Partnern, doch ansonsten waren aller Augen auf meine Schwester gerichtet, das talentierteste Mädchen im Raum.

Es war eine besondere Sorte junger Frauen, die die Zimmer der Pension Bézier bewohnten. Sie hatten fast ausnahmslos Stellen inne, die zu ihren losen Mundwerken passten, als Hausbedienstete, Fabrikarbeiterinnen, Fettkocherinnen, oder verrichteten beliebige andere schlecht bezahlte Arbeit an den Vieux Quais - den alten Kaianlagen von Durc. Ich arbeitete in der Gerberei Fréllac, wo Frauen den lieben langen Tag über verkrustete Alutöpfe und Färberbrunnen gebeugt standen. Aber Zosa war anders.

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, rief ich, als sie ihr Lied beendet hatte.

»Jani!« Freudig kam sie auf mich zugesprungen. Ihre riesigen braunen Augen hoben sich glänzend von ihrem blassen olivfarbenen Teint ab. Ihr Gesicht war schrecklich schmal.

»Hast du schon zu Abend gegessen?« Ich hatte ihr etwas übrig gelassen, denn bei den vielen Mädchen hier im Haus neigte Essen dazu, einfach so zu verschwinden.

Sie seufzte. »Ja, hab ich. Frag mich doch nicht jeden Abend.«

»Muss ich aber. Ich bin deine große Schwester. Es ist die wichtigste Pflicht in meinem Leben.« Zosa zog die Nase kraus, und ich verpasste ihr einen Nasenstüber. Dann kramte ich in meiner Tasche, zog die Zeitung heraus, die mich einen halben Tageslohn gekostet hatte, und drückte sie ihr in die Hand. »Dein Geschenk, Madame.« Hier bei uns waren Geburtstage nicht mit Puderzucker bestäubt; sie waren hart erarbeitet und kostbarer als Gold.

»Eine Zeitung?«

»Die Stellenanzeigen.« Mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen griff ich nach der Zeitung und schlug sie auf.

Darin fanden sich Anzeigen für Stellen in schicken Boutiquen, Patisserien und Parfümerien - Stellen, die man niemals einer Dreizehnjährigen geben würde, die keinen Tag älter als zehn aussah. Zum Glück waren es nicht diese Annoncen, denen mein Interesse galt.

Ich bewegte den Zeigefinger über die Seite und deutete auf eine Anzeige, die vor etwa einer Stunde in sämtlichen Tageszeitungen der Stadt aufgetaucht war.

Die Tinte schimmerte leuchtend violett, wie der Blutmohn in Aligney oder amethystfarbener Pannesamt. Sie stach aus dem Rest hervor, ein eigenartiges Leuchtsignal in einem Meer von Schwarz und Weiß.

Die Mädchen scharten sich um uns und reckten die Köpfe, um etwas zu sehen. Die violette Tinte schillerte so bunt, dass sie mit poliertem Mondstein hätte konkurrieren können.

Eine Adresse war nicht angegeben. Das war bei dem legendären Hotel nicht nötig. Ungefähr alle zehn Jahre tauchte es in derselben Gasse in der Innenstadt auf. Vermutlich waren bereits sämtliche Bewohner der Stadt dort versammelt, getrieben von der närrischen Hoffnung auf einen Aufenthalt darin.

Vor Jahren, als das Hotel das letzte Mal erschienen war, war der Großteil der Einladungen bereits vorab an die wohlhabendsten Bürger der Stadt überbracht worden. Dann, am Tag seiner Ankunft, war noch eine Handvoll der begehrten Einladungen an beliebige Personen in der Menge der Schaulustigen verteilt worden. Unsere Matrone, Minette Bézier, war eine der wenigen Glücklichen gewesen.

An jenem Tag um Punkt Mitternacht hatten die Gäste das Hotel betreten und sich zusammen mit dem Gebäude in Luft aufgelöst. Zwei Wochen später sollen sie dem Hörensagen nach aus dem Nichts wieder in der Gasse erschienen sein, als wären sie einfach zur Tür rausspaziert.

Meine Finger zuckten, als ich mir ausmalte, wie ich das Siegel an meinem eigenen Umschlag löste. Doch selbst wenn wir das große Glück haben sollten, eine der begehrten Einladungen zu ergattern, würden wir immer noch für den Aufenthalt bezahlen müssen - und die Zimmer waren bekanntermaßen nicht gerade billig.

Zosa runzelte die Stirn. »Du willst, dass ich mich dort vorstelle?«

»Nicht ganz. Ich werde mich dort vorstellen. Und ich nehme dich mit für ein Vorsingen.«

Es war vier Jahre her, dass ich sie zu einem Vorsingen begleitet hatte - und dieses erste Mal war nicht gerade zu ihren Gunsten verlaufen. Ich hatte den Gedanken, das alles noch einmal durchzustehen, nicht ertragen, deshalb hatten wir es danach nie wieder versucht. Aber heute war ihr Geburtstag, und es ging um das Hotel Magnifique. Mein Gefühl sagte mir, dass es diesmal anders laufen würde. Irgendwie schien mir alles stimmig zu sein. »In Hotels werden laufend Sängerinnen gesucht. Was sagst du dazu?«

Sie antwortete mit einem Lächeln, das ich bis in die Zehenspitzen spürte.

Eins der älteren Mädchen schob sich eine fettige blonde Haarsträhne hinter ihr rosa Ohr. »Diese Anzeige ist doch bloß ein Köder. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn eine von uns dort eine Anstellung bekäme.«

Ich richtete mich kerzengerade auf. »Das ist nicht wahr.«

Mit einem herablassenden Schulterzucken drehte sie sich weg. »Mach doch, was du willst. Ich würde meine kostbare Zeit nicht darauf vergeuden.«

»Denkst du, sie hat recht?«, fragte Zosa, deren Mundwinkel enttäuscht nach unten wanderten.

»Ach was«, sagte ich, vielleicht ein wenig zu hastig. Als die Falten auf Zosas Stirn tiefer wurden, fluchte ich in Gedanken und strich mit der Daumenkuppe über die alte Halskette unserer Mutter.

Das wertlose Schmuckstück bestand aus verdannischem Gold, hart wie Stahl. Maman hatte immer Witze darüber gemacht, dass auch mein Rückgrat aus dem Zeug gemacht sei. Ich tastete oft danach, wenn ich ihren Beistand im Umgang mit Zosa brauchte. Nicht, dass es mir jemals wirklich half; tote Mütter waren nun mal keine große Unterstützung.

»Das Hotel würde doch keine Anzeige schalten, wenn von vornherein keine Chance bestünde. Morgen zeigen wir denen, was wir zu bieten haben. Wenn die sehen, wie fantastisch wir beide sind, verabschieden wir uns für immer von hier.«

Der Gedanke fühlte sich an wie ein Stück Kohle, das in meiner Brust schwelte.

Mit zitternden Fingern zog ich eine von Zosas dunklen Locken glatt, genau wie Maman es getan hätte. »Zeigen wir Bézier die Anzeige. Sie kann uns sicher mehr über das Hotel erzählen.«

Zosa nickte mit leuchtenden Augen. Ich riss ihr die Zeitung aus den Händen und machte mich auf und davon. Ein paar von den Mädchen jagten hinter mir her die Treppe hinauf, bis in mein Lieblingszimmer, das Wohnzimmer im zweiten Obergeschoss, in dem früher Seefahrer hausten, bevor Bézier das Haus übernahm. Es war vollgestopft mit Regalen voller antiquierter Seekarten und Atlanten mit entlegenen Orten, in denen ich oft blätterte.

Bézier saß vor dem brennenden Kamin, die bestrumpften Füße auf ein Fenstersims gelegt. Draußen prasselte der Regen auf den Hafen von Durc nieder und verwandelte die verhasste Stadt jenseits der Scheibe in ein verlaufenes Aquarell.

Sie kniff den Mund zusammen, als wir alle ins Zimmer drängten. »Was ist denn nun wieder los?«

Wortlos reichte ich ihr die Seite aus der Zeitung. Der flackernde Schein des Feuers fing sich in der lila Tinte, und ein ernster Ausdruck legte sich auf Béziers bleiche Züge.

»Stimmt etwas nicht?«, fragte eins der Mädchen hinter mir.

Bézier hob den Blick zur Wand über der Feuerstelle, zu dem zehn Jahre alten Stück Pergament, das dort hinter Glas gerahmt hing, ihrer Einladung. Im schwachen Schein schillerte die violette Tinte ähnlich wie die der Anzeige. »Das Hotel Magnifique kehrt also zurück, verstehe.«

Eine weitere Tür ging auf, und einige Nachzügler strömten ins Zimmer und drängelten sich vor, um einen Blick zu erhaschen.

»Ich habe gehört, die Gäste schlürfen dort schon zum Frühstück flüssiges Gold aus Champagnerflöten«, bemerkte ein Mädchen in der hinteren Reihe. Jetzt taten weitere Mädchen Gerüchte kund, die ihnen zu Ohren gekommen waren.

»Man sagt, die Kissen seien nicht mit Federn, sondern mit gesponnenen Wolken gefüllt ...«

»Und die ganzen adretten Portiers sind Prinzen aus einem fernen Land ...«

»Ich wette, ihre Küsse sind ebenso adrett.« Ein Mädchen mit sandfarbenem Teint und rosigen Wangen machte eine vulgäre Geste mit der Zunge. Zum Glück bekam Zosa davon nichts mit. Stattdessen trat nun ein breites Grinsen auf ihr Gesicht.

Es war eine Schande, dass es keine Möglichkeit gab herauszufinden, ob an den Gerüchten etwas dran war; die Gäste mussten beim Auschecken alle ihre Erinnerungen an ihren Aufenthalt im Hotel zurücklassen, besiegelt mit ihrer Unterschrift. Abgesehen von ihrem Gepäck, kehrten sie mit nichts als einem Gefühl verheerenden Glücks zurück. Bézier hatte einmal zugegeben, ihr Kiefer sei ganz steif gewesen vom vielen Lächeln.

Neugierig geworden, sah ich zu Bézier. Ihr Blick war verschleiert, als hätte die Rückkehr des Hotels eine Erinnerung freigelegt. Ich öffnete den Mund, um sie danach zu fragen, als Zosa sich vor mich schob. »Haben Sie je den Maître gesehen?«

Der Maître d´hôtel war der Eigentümer und fast so berühmt wie das Hotel selbst.

Bézier nickte mit selbstgefälliger Miene....

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Emily J. Taylor wurde in Kalifornien geboren. Nachdem sie ihre Kindheit und Jugend im Sonnenstaat der USA verbrachte, führten ihre Reisen sie nicht nur in vier verschiedene Länder und zwei Kontinente, sondern lieferten ihr auch einen reichhaltigen Schatz an Ideen für ihre Geschichten. Wenn sie nicht gerade schreibt, arbeitet Emily J. Taylor als Creative Director. Sie lebt inzwischen in Minneapolis.