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Liliths Töchter

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.03.2023
»Der Spannungsfall fesselt, ebenso die leidenschaftliche Debatte darüber, wie die Welt kinderlose Frauen sieht - und wie diese sich selbst.« New York Times
Ein makabrer Serienmörder versetzt Tel Aviv in Aufruhr. Die Opfer sind kinderlose Frauen, ihre Leichen grausam inszeniert: eine Babypuppe in die Hände geklebt, das Wort 'Mutter' in die Stirn geritzt. Bibelwissenschaftlerin Sheila Heller kennt die Toten. Diese Verbindung rückt sie ins Zentrum der Mordermittlungen, denn sie könnte die Nächste auf der Todesliste sein. Folgt man jedoch den Indizien, ist sie selbst die Hauptverdächtige ...
Für Leser*innen von »Dann schlaf auch du«, »Meine Schwester, die Serienmörderin«, »Unorthodox« und »Regretting Motherhood«

Sarah Blau lebt in Tel Aviv und ist Autorin und Dramatikern. In Anerkennung ihres Beitrags zur Bereicherung der israelischen Kultur erhielt sie 2015 den Prime Minister's Prize for Hebrew Literature und 2017 den Bar-Ilan University Alumni Achievement Award. »Liliths Töchter« ihr vierter Roman, in Israel wurde er aus dem Stand zum Bestseller. Alleinstehend und kinderlos sagt sie: »Ich schrieb einen ganzen Thriller darüber, um zu verstehen, warum dieses Modell für mich funktioniert.«
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

Klappentext»Der Spannungsfall fesselt, ebenso die leidenschaftliche Debatte darüber, wie die Welt kinderlose Frauen sieht - und wie diese sich selbst.« New York Times
Ein makabrer Serienmörder versetzt Tel Aviv in Aufruhr. Die Opfer sind kinderlose Frauen, ihre Leichen grausam inszeniert: eine Babypuppe in die Hände geklebt, das Wort 'Mutter' in die Stirn geritzt. Bibelwissenschaftlerin Sheila Heller kennt die Toten. Diese Verbindung rückt sie ins Zentrum der Mordermittlungen, denn sie könnte die Nächste auf der Todesliste sein. Folgt man jedoch den Indizien, ist sie selbst die Hauptverdächtige ...
Für Leser*innen von »Dann schlaf auch du«, »Meine Schwester, die Serienmörderin«, »Unorthodox« und »Regretting Motherhood«

Sarah Blau lebt in Tel Aviv und ist Autorin und Dramatikern. In Anerkennung ihres Beitrags zur Bereicherung der israelischen Kultur erhielt sie 2015 den Prime Minister's Prize for Hebrew Literature und 2017 den Bar-Ilan University Alumni Achievement Award. »Liliths Töchter« ihr vierter Roman, in Israel wurde er aus dem Stand zum Bestseller. Alleinstehend und kinderlos sagt sie: »Ich schrieb einen ganzen Thriller darüber, um zu verstehen, warum dieses Modell für mich funktioniert.«
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641263911
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.03.2023
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4011 Kbytes
Artikel-Nr.10228460
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Zwei

Mein mir ausgehendes Haar sammelt sich in den Zimmerecken.

Die komplette Wohnung ist voller Kisten und Haarknäuel, die mir beim Laufen in die Quere kommen. Zum einen gibt es den normalen Haarausfall, der, so schreiben behutsam die Frauenmagazine, »ab einem gewissen Alter ganz natürlich« ist. Zum anderen gibt es den Haarausfall, der daher rührt, dass ich mir Haare herausreiße, daran drehe und ziehe. Wenigstens reiße ich sie nicht heraus, um es anschließend zu verschlucken. Hin und wieder liest man Reportagen über riesige Haarballen, die per Notoperation aus dem Magen irgendeiner jungen neurotischen Frau entfernt werden. Auf dem Foto sieht es stets aus wie ein Monsterbaby mit Fell.

Mir geht die letzte Bemerkung durch den Kopf, die mir Maor, bevor er damals ging, an den Kopf warf: »Deine Haare liegen in der ganzen Wohnung herum. Unternimm was. Das ist widerlich!« Bumm-krach! Die zufallende Tür wehte einen kleinen Haarballen direkt in mein Gesicht.

Zum ersten Mal im Leben hatte ich erwogen, ihn hinunterzuwürgen.

Ich kehre die Wohnung mit einem nagelneuen Silikonbesen. Gestern habe ich das gute Stück angeschafft und bin damit die ganze Straße entlanggelaufen. Die Leute sahen mich schräg an, als wollten sie mich darauf reiten sehen. Sie hätten dankbar sein sollen, dass es ein glänzender und steriler Silikonbesen ist und nicht der ellenlange Strohbesen, den ich damals zu Purim bekam. Es kann aber auch sein, dass gar keiner zu mir schielte und ich mir die prüfenden Blicke nur einbildete. Womöglich ist es nur dieses verdammte Schuldgefühl, das als düsterer Begleiter neben mir herschlurft.

Die Wohnung ist eingestaubt, ich muss husten, und mir tränen die Augen. Im Spiegelbild habe ich ein gerötetes Gesicht und sehe wild aus. Gar nicht gut. Auf den angekündigten Besucher sollte ich entspannt und unterkühlt wirken. Der Ermittler mochte sich jung angehört haben, aber keineswegs dumm.

Vor allem muss ich mir diese Bemerkungen verkneifen, mit denen ich herausplatze, wenn ich unter Druck gerate. Manchmal kommt es mir so vor, als plage mich zeitweilig das Tourette-Syndrom. Wieso habe ich mich sonst mit ihm angelegt?

»Ob ich seit dem Mord Angst verspüre?«, hatte der Ermittler sich behutsam erkundigt, denn die ganze Geschichte um kinderlose Frauen war neu aufgeflammt. Statt ihm kleinlaut zuzustimmen, konterte ich: »Was mir am meisten Angst einjagt, ist, dass man sie am Ende zur Mutter machte.«

Nein, das Schweigen, das am anderen Ende der Leitung entstand, kündete von nichts Gutem.

Ein ungehaltenes Klopfen an der Tür, und da tritt er auch schon ein, stolpert beinahe über eine der Kisten, die ich nicht rechtzeitig weggeräumt habe, lächelt betreten und streckt mir die Hand entgegen.

Er ist jung. Polizeiwidrig jung. Sein Lächeln bringt auf der linken Seite ein Grübchen hervor, genau wie Maors Grübchen, und es versinkt in zarten Bartstoppeln. Auch die hellen Augen sind wie die von Maor, sie scannen dich und gelangen zu einer Vielzahl individueller Schlussfolgerungen, die sie nicht mit dir teilen wollen.

O ja, die Ähnlichkeit mit Maor war in der Tat vorhanden. Insbesondere dieser Grünton der Augen, die unendlich langen Wimpern, das schiefe Lächeln, das Bewusstsein, Einfluss auf dich auszuüben.

Diesmal handelt es sich um tatsächliche Ähnlichkeit, nicht wie in der Phase nach der Trennung. Damals wirkte jeder Mensch (einschließlich des alten Besenverkäufers) wie ein Duplikat des Geliebten. Fang bloß nicht damit an, Sheila, sei klug.

»Sehr angenehm, Micha«, sagt er, die Hand noch in der Luft. An der weichen Stelle des Handgelenks nehme ich das Tattoo in filigraner Raschi-Schrift wahr. Entziffern kann ich den Satz nicht, doch es genügt mir als Hinweis. Garantiert war er bei der religiösen Jugendbewegung der King, bildlich sehe ich es vor mir. Auch die Kippa, die auf seinem Kopf fehlt, die übertriebene Selbstsicherheit, die die spät erblühte Männlichkeit überspielt.

»Ah, Sie ziehen um?« Er nimmt auf dem freien Teil der Couch Platz, lässt den Blick schweifen, nimmt das Inventar der offenen Kisten unter die Lupe.

»Ich bin gerade umgezogen, und wir können uns duzen«, antworte ich, während unser beider Blicke auf der kleinen Babypuppe landen, die aus der Kiste hinter der Tür lugt. Du dummes Ding!

»Alles klar. Spielst du immer noch mit Puppen?« Von dem unbeschwerten Ton lasse ich mich nicht beirren. Er verschlingt die Puppe mit den Augen, sie hat ein Auge geschlossen, und das andere schaut mit erstarrtem hellblauen Blick geradeaus, als hätte ihr jemand einen Faustschlag verpasst.

»Ein Geschenk vom Ex«, erwidere ich, »es war witzig gemeint.«

»Und was soll es ausdrücken? Den Wunsch nach einem gemeinsamen Kind?«

Du träumst wohl von einem Kind, Mister Sherlock.

»Nicht exakt.« Ich ziehe die Worte in die Länge. »Er hat eher darüber gewitzelt, dass er selbst noch ein kleines Kind ist.«

»Na ja, in den Augen der meisten Frauen sind alle Männer noch kleine Kinder.«

Da zeigt es sich wieder, das Lächeln des früheren Kings. Prompt verfalle ich in die Rolle der Bewundernden, der Lerneifrigen, denn manche Muster sind tief in uns angelegt, und wie in einem ewigen Rollenspiel passen wir uns sofort an. Deine Rolle bleibt die gleiche, egal, wer du bist, egal, wie alt du bist, denn es ist eine Rolle, die dir vor Ewigkeiten auf den Leib geschneidert wurde.

»Er war wirklich noch ein Kind«, erkläre ich, »erst sechsundzwanzig.«

»Ah, fast so alt wie ich.«

Er bereut diese Information sogleich, sein Gehirn beginnt nun in rasendem Tempo Berechnungen über mein Alter anzustellen, denn haben Dina und ich zusammen an der Uni studiert, bedeutet das, dass ich ... dass ich mindestens ... Sein Gehirn rechnet, und seine Augen scannen mich, und dieser Mund bringt einen höflichen Halbsatz hervor, den er zu leise von sich gibt ... Dieser wandernde Blick fiel mir von der ersten Sekunde an auf, und ich weiß sehr wohl, was ihm durch den Kopf geht. Wäre er nicht im Dienst, würde er mich auf den neuesten Stand bringen, er habe etwas mit einer »älteren Frau« gehabt, denn sie haben alle irgendwann etwas mit einer »älteren Frau« gehabt, vor allem solche süße Ex-Religiöse, und immer war es »nicht so gut ausgegangen, aber wir sind Freunde geblieben«. Pah! Aber aussprechen wird er es nicht. Stimmt´s? Er ist hier, weil er von der - früheren - guten Freundin der Ermordeten Einzelheiten erfahren will. Ist es nicht so? Und er scheint mir einer, der darauf achtet, was er von sich gibt.

»Ich hatte auch eine Beziehung mit einer älteren Frau.«

Wow! Du bist wirklich erstaunlich, du kleiner Junge, auch wenn es nicht sicher ist, dass du etwas mit einer »älteren Frau« hattest. Hätte es sie wirklich gegeben, hätte sie dir nämlich anerzogen, dass sie keinesfalls so bezeichnet werden will. Sie hätte dich rundgemacht, so attraktiv du auch sein magst, wäre ihr zu Ohren gekommen, dass du dich auf diese Weise über sie äußerst. Du hättest vorgeben müssen, dass ihr beide gleichen Alters gewesen seid. Und wäre dir aus Versehen irgendetwas anderes herausgerutscht, hättest du es sofort lachend abtun müssen, nein, das habe ich doch nicht ernst gemeint.

»Das heißt, nicht wirklich älter«, korrigiert er sich rasch, »nur älter als ich. Sie war etwa in deinem Alter, dreißig plus?«

Okay, auf den Kopf gefallen ist er nicht.

»Ich bin einundvierzig.« Im nächsten Monat werde ich zweiundvierzig, und das weißt du, jedes Jahr hat seine eigene Bedeutung, auch das weißt du.

»Meine Freundin war in deinem Alter.«

Hmmm ... er rudert nicht zurück, ziemlich interessant. Will er mich manipulieren? Will er mich weich stimmen, damit ich Informationen herausrücke? Da sind immer noch der interessierte Blick und die wunderschöne Haartolle, sie zu berühren muss ein schönes Gefühl sein. Über den Mord war bisher kein Wort gefallen. Das Grübchen tanzt, wenn er redet, und sein Lächeln macht mich schwach. Gleich sehe ich Sterne. Mein Blick schweift zu seinem Tattoo an dem wohlgeformten Handgelenk, und ich frage: »Hat es wehgetan?«

Und er antwortet: »Ziemlich heftig.«

»Magst du was trinken?« Ab mit dir in die Küche, bevor du einen schwerwiegenden Fehler begehst, los, vorwärts, zieh Leine.

»Gerne einen Kaffee«, sagt er, als mir einfällt, dass ich hier nichts habe, außer Leitungswasser, an dessen metallischen Geschmack ich mich nicht gewöhnen kann. Ich reiche ihm das Wasser in einem klebrigen Glas, das er länger betrachtet.

»Keine Sorge, hier ist alles koscher.« Ich kann es mir nicht verkneifen.

»Das ist kein Thema.« Er wirft mir einen fragenden Blick zu. »Schon seit einigen Jahren ist das kein Thema mehr.«

»Ich habe einen hochentwickelten Radar für Ex-Religiöse«, erkläre ich. Diese Reaktion beruhigt sie meist.

»Du bist die Erste, die mich so schnell durchschaut«, gibt er zu.

»Wirklich?«, frage ich nach, obwohl es mich nicht überrascht. »Das ist so klar, als würdest du die Kippa immer noch tragen.«

Er streckt die Hand aus, aber nicht nach seinem Schädel, um zu prüfen, ob dort eine Kippa gewachsen ist, sondern zu der Kiste hinter der Tür, aus der er die kleine Babypuppe zieht. Kommt es mir nur so vor, oder hat sich das eine Auge leicht geöffnet?

»Weißt du, diese Puppe ähnelt enorm der Puppe, die Dina Kaminer an die Hände geklebt wurde.« Er sieht mir nicht ins Gesicht.

»Ich habe ihr nichts angeklebt, wenn du darauf...

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Sarah Blau lebt in Tel Aviv und ist Autorin und Dramatikern. In Anerkennung ihres Beitrags zur Bereicherung der israelischen Kultur erhielt sie 2015 den Prime Minister's Prize for Hebrew Literature und 2017 den Bar-Ilan University Alumni Achievement Award. »Liliths Töchter« ihr vierter Roman, in Israel wurde er aus dem Stand zum Bestseller. Alleinstehend und kinderlos sagt sie: »Ich schrieb einen ganzen Thriller darüber, um zu verstehen, warum dieses Modell für mich funktioniert.«