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Der Fall Asmussen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
hansanord Verlagerschienen am16.11.20221. Auflage
Nur er kennt die Wahrheit. Und keiner sein Geheimnis. Mit leichten Blessuren an Kopf und Rippen wird der Anwalt Philipp Asmussen an einem milden Herbsttag aus seiner Kanzlei an der Binnenalster verschleppt. Er wird von dem Entführer in ein Kellergewölbe einer verlassenen Fabrikantenvilla im Hamburger Umland gebracht und dort an ein Bettgestell gekettet. Für seinen Fund verlangt er eine Million Euro Lösegeld. Der Fall schlägt sofort hohe Wellen, selbst die tägliche Corona-Berichterstattung zu Inzidenz und Maßnahmen wird von Seite Eins in den Innenteil verbannt. Der Druck auf die Hamburger Polizei und die Politik steigt mit jeder weiteren Schlagzeile. Doch was wollen die Entführer wirklich? Gibt es eine Verbindung zu den Wójcik-Brüdern, die nach jahrelangen Geschäften im Rotlichtmilieu nun um gesellschaftliches Ansehen bemüht sind? Und warum ist eigentlich der Hamburger Innensenator der Erste, der nach Philipps Verschwinden in der Asmussen-Villa am Harvestehuder Weg auftaucht? Was wie ein Entführungsfall beginnt, entwickelt sich für Hauptkommissar Thoelke als ein regelrechtes Nervenspiel, bei dem die Beteiligten nicht nur von den langen Schatten der eigenen Vergangenheit eingeholt werden. Ein tragisch-persönlicher Krimi über ein Netz aus Schuld und Sühne.

Der in Hamburg geborene Autor Rob Lampe arbeitete viele Jahre lang in der Medien- und Werbewelt, unter anderem bei Axel Springer und Hubert Burda in Hamburg, Berlin und München. 2017 erschien mit 'Unschuldig schuldig' der erste Band der Hamburg-Krimi-Reihe um den findigen High-Society-Anwalt Adalbert von Gerte, besser bekannt als der schöne Bertie. Nachdem er im dritten Band in die Politik wechselte, verlegte der Autor die Perspektive im vierten Band 'Elbmörder' aus dem Anwaltsbüro zur Mordkommission um Hauptkommissar Thoelke nach Alsterdorf. Allerdings wäre es ein Trugschluss anzunehmen, dass sich der Politiker Bertie nun aus den aktuellen Fällen heraushalte. Rob Lampe ist Mitglied im SYNDIKAT, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur. Bisher erschienen: 'Unschuldig schuldig' 'Hamburger Blut' 'Die Senatorin' 'Elbmörder' 'Krimis sind seine Heimat' - NDR -
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextNur er kennt die Wahrheit. Und keiner sein Geheimnis. Mit leichten Blessuren an Kopf und Rippen wird der Anwalt Philipp Asmussen an einem milden Herbsttag aus seiner Kanzlei an der Binnenalster verschleppt. Er wird von dem Entführer in ein Kellergewölbe einer verlassenen Fabrikantenvilla im Hamburger Umland gebracht und dort an ein Bettgestell gekettet. Für seinen Fund verlangt er eine Million Euro Lösegeld. Der Fall schlägt sofort hohe Wellen, selbst die tägliche Corona-Berichterstattung zu Inzidenz und Maßnahmen wird von Seite Eins in den Innenteil verbannt. Der Druck auf die Hamburger Polizei und die Politik steigt mit jeder weiteren Schlagzeile. Doch was wollen die Entführer wirklich? Gibt es eine Verbindung zu den Wójcik-Brüdern, die nach jahrelangen Geschäften im Rotlichtmilieu nun um gesellschaftliches Ansehen bemüht sind? Und warum ist eigentlich der Hamburger Innensenator der Erste, der nach Philipps Verschwinden in der Asmussen-Villa am Harvestehuder Weg auftaucht? Was wie ein Entführungsfall beginnt, entwickelt sich für Hauptkommissar Thoelke als ein regelrechtes Nervenspiel, bei dem die Beteiligten nicht nur von den langen Schatten der eigenen Vergangenheit eingeholt werden. Ein tragisch-persönlicher Krimi über ein Netz aus Schuld und Sühne.

Der in Hamburg geborene Autor Rob Lampe arbeitete viele Jahre lang in der Medien- und Werbewelt, unter anderem bei Axel Springer und Hubert Burda in Hamburg, Berlin und München. 2017 erschien mit 'Unschuldig schuldig' der erste Band der Hamburg-Krimi-Reihe um den findigen High-Society-Anwalt Adalbert von Gerte, besser bekannt als der schöne Bertie. Nachdem er im dritten Band in die Politik wechselte, verlegte der Autor die Perspektive im vierten Band 'Elbmörder' aus dem Anwaltsbüro zur Mordkommission um Hauptkommissar Thoelke nach Alsterdorf. Allerdings wäre es ein Trugschluss anzunehmen, dass sich der Politiker Bertie nun aus den aktuellen Fällen heraushalte. Rob Lampe ist Mitglied im SYNDIKAT, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur. Bisher erschienen: 'Unschuldig schuldig' 'Hamburger Blut' 'Die Senatorin' 'Elbmörder' 'Krimis sind seine Heimat' - NDR -
Details
Weitere ISBN/GTIN9783947145652
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum16.11.2022
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse1287 Kbytes
Artikel-Nr.10230586
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Tag 2 
Donnerstag, 17. September 2020




Sie hatten viel geredet, noch mehr geweint, waren in gemeinsame Erinnerungen abgeschweift und hatten auch etwas schlafen können. Sie fühlten sich einander vertraut. Noch immer. Auch wenn der Anlass des Wiedersehens kein schöner war. Morgens gegen halb fünf rief Bertie ein Taxi und verabschiedete sich.

»Wenn etwas ist, ruf mich sofort an.«

»Danke, dass du da warst. Und gut zu wissen, dass du nicht gleich wieder für Jahre in der Versenkung verschwindest.« Julia hielt kurz inne und ergänzte: »Philipp und ich sind für deine Hilfe so unendlich dankbar.«

Ein vertrautes Grinsen überzog Berties attraktive Züge, dann ging er durch den Flur Richtung Haustür.

»Gegen 21 Uhr bin ich wieder zurück«, rief er ihr zu. »Versuch dich noch etwas auszuruhen, aber vergiss die Bank nicht. Vermutlich wird, wenn sich Philipp morgen Abend meldet, alles ganz schnell gehen. Hoffe ich zumindest. Wahrscheinlich ist er in zwei oder drei Tagen schon wieder bei dir und wir können zu dritt anstoßen.«

Müde sah Julia ihm vom Sofa aus nach, bis die Tür ins Schloss gefallen war.




* * *




Hinter einer verschlossenen Tür lag auch Julias Ehemann Philipp, als er gegen halb acht von einem Ruckeln an der Schulter unsanft geweckt wurde. Auch er hatte nur wenig geschlafen. Doch er schaute in ein maskiertes Gesicht - keine zehn Zentimeter von ihm entfernt.

»Dachte schon, du seist krepiert. Mach dich ja nicht vom Acker, bevor ich mein Geld bekommen habe. Hörst du?«

Doch Philipp war nicht nach Scherzen zumute. Sein Mund war trocken und er hatte Schwierigkeiten zu sprechen. Was hatte die Skimaske ihm gestern nur gespritzt?

»Übrigens«, setzte der Maskierte weiter fort, »du bist der Erste!«

»Darf ich etwas zu trinken bekommen?«, krächzte es aus Philipp heraus.

Andreas löste die Ketten und reichte ihm eine Flasche Wasser.

»Und aufs Klo kannst du auch gleich gehen. Danach gibt s Frühstück.«

»Was war das eigentlich für ein Zeug gestern? Morphium?«, fragte Philipp und rieb sich die Augen wach. »Ich bin vollkommen benebelt, als wäre ich unter eine Dampfwalze gekommen.«

»Jetzt mach mal halblang und entspann dich. Wenn alles gut läuft, ist morgen Abend um sieben dein großer Auftritt und Sonntag bist du wieder bei Mutti. So sagt man doch bei euch. Bei Mutti sein .«

»Mutti? Halblang?«, fragte Philipp und öffnete die Flasche. »Was faseln Sie da?« 

Die Miene hinter der dunklen Skimaske verzog sich vor so viel Undankbarkeit. Sie hatten doch einen Deal gehabt. Keinen Mundknebel, dafür Ruhe! Andreas schnappte sich den Alukoffer, den er als Warnung neben dem Bett stehen gelassen hatte, öffnete ihn langsam und ließ seine Finger über die Werkzeuge fahren, bis er das Skalpell Größe 4 herausfischte.

»Kann es sein, dass ich hier irgendwas nicht richtig mitbekommen habe, Anwalt?«, fragte Andreas in einem deutlich strengerem Ton, griff sich Philipps linke Hand und setzte das Skalpell an. »Ich will ja nicht davon anfangen, dass wir die beste Bros geworden wären, wenn wir uns unter, ich sag mal, normaleren Umständen kennengelernt hätten, aber eigentlich lief das doch bis jetzt ganz gut mit uns. Abgesehen von deinem kleinen Aussetzer gestern und deiner Unfreundlichkeit jetzt. Willst du mir schon wieder auf den Sack gehen? Ist es das, was du willst?«

Philipp erstarrte zu einer sitzenden Salzsäule und verfolgte, wie sich das glänzende Werkzeug über seiner Hand hin und her bewegte. 

»Mit neun Fingerchen bist du nicht weniger wert für mich, vergiss das bloß nicht in deiner Überheblichkeit.« Dann ließ der Maskierte von ihm ab. »Willst du jetzt wieder artig sein?« Philipp hob den schweißbedeckten Kopf.

»Ja, will ich!«

Andreas steckte das Skalpell zurück in den grauen Schaumstoffeinsatz und nahm den ursprünglichen Faden wieder auf.

»Und nun mach dich frisch und iss dein Frühstück. Hopp, hopp!«




* * *




Zur gleichen Zeit setzte sich Julia in ihren Wagen und fuhr im milden Licht der Septembersonne zur HASPA-Filiale am Mühlenkamp. Wie in dieser beliebten Wohngegend üblich, plante sie einen großzügigen Puffer für die Parkplatzsuche ein und fand heute, wie sollte es anders sein, wenn man mal Zeit mitbrachte, sofort und direkt vor der Filiale eine freie Lücke. Nun war sie viel zu früh da. Sie ließ die Rückenlehne des Fahrersitzes herunterfahren und schloss die Augen.

Irgendwann klopfte es an der Beifahrerscheibe. Drei Mal. Julia erwachte, drehte den Kopf Richtung Lärmbelästigung und schaute in die Augen eines Fremden, der sie mitleidig anlächelte und ihr etwas mitteilen wollte. Sie ließ den Sitz hoch und die Scheibe herunter fahren.

»Gute Frau, Sie dürfen hier nicht im Wagen nächtigen. Es handelt sich um einen öffentlichen, gebührenpflichtigen Parkplatz.«

»Nein, nein, so ist es nicht.« Julia hüstelte und strich sich die Haare aus ihrem Gesicht. »Ich warte, bis die Sparkasse öffnet.«

Erst jetzt erkannte der Fremde in Julia die Ehefrau eines seiner besten Kunden.

»Oh, mein Gott. Entschuldigen Sie bitte, Frau Asmussen. Es tut mir leid, dass ich Sie nicht gleich erkannt habe. Mein Name ist Michels, ich bin der Leiter dieser HASPA-Filiale, und Sie müssen nicht mehr warten. Ich bin jetzt da. Für Sie da. Kommen Sie bitte herein.«

Julia zuckte überrascht mit den Mundwinkeln, stieg aus, warf ein Zwei-Euro-Stück in den Parkautomaten und legte den Parkschein hinter die Windschutzscheibe. Nun hatte sie eine Stunde, das sollte reichen.

Drinnen angekommen, geleitete Dr. Michels sie in sein Büro, bot ihr einen Stuhl an und kochte Kaffee. Dann setzte er sich zu ihr an den Besprechungstisch, schob ihr Tasse, Milch und Zucker hinüber und ließ Julia von ihrem Anliegen berichten. Zwei Tassen später kam er schließlich zu Wort: »400.000 Euro in kleinen Scheinen?« Julia nickte.

»Heute noch?«

»Unbedingt. Es ist wirklich dringend.«

»Eigentlich unmöglich. So viel haben wir nicht hier. Das kann schon zwei bis drei Tage dauern, Frau Asmussen.«

»Und uneigentlich?«

Michels lächelte angestrengt.

»Ich müsste beim Firmenkunden-Center am Adolphsplatz in der Innenstadt nachfragen, wie der tagesaktuelle Barbestand bei den Kollegen ist. Eventuell könnte sich das bei dieser Summe ausgehen.«

»Das wäre sehr freundlich. Tun Sie das bitte!«

»Sind Sie sicher, dass wir keine Polizei verständigen wollen?«

»Das bin ich, Herr Dr. Michels«, antwortete Julia und drehte nervös ihren Ehering am Finger.

»Nun gut. Es ist schließlich Ihr Geld.«

»Wie lange, meinen Sie, wird das dauern, also mit den Kollegen vom Adolphsplatz?«

»Wenn Frau Brahms aus dem Kassenbereich gleich im Hause ist, Sie verstehen, hier gilt das Vier-Augen-Prinzip, können wir das Geld mit etwas Glück bis halb, vielleicht um vier vor Ort haben. - Würde Ihnen das reichen?«

»Auf jeden Fall. Vielen Dank, Herr Dr. Michels.«

»Wollen Sie hier warten, bis Frau Brahms alles geklärt hat? Ich könnte Ihnen zwei halbe belegte Brötchen von der Bäckerei Junge bringen lassen. Gleich nebenan.«

»Sehr aufmerksam von Ihnen. Da sage ich nicht nein.«

Michels, der noch nicht gefrühstückt hatte, würde sich auch gleich drei halbe mitbestellen und alle fünf unter »Kundenbindungsmaßnahme« auf dem Spesenkonto #2020 verbuchen lassen. 

Er nickte zufrieden und fragte:

»Doch bezüglich Polizei bleibt es bei Ihrem Nein?«




* * *




Für Philipp gab es keine belegten Brötchen vom Bäcker. Dafür 20 Minuten kettenfreie Zeit, in der er drei Schalen Früchte-Müsli mit lauwarmer Milch hinunterschlang. Der Maskierte saß auf dem beklebten Plastikstuhl und beobachtete Philipp. Viel gesprochen hatte er auch heute nicht. Bis jetzt. 

»Leben deine Eltern noch?«

Philipp verschluckte sich fast und war dennoch froh über das Interesse. Bedeutete das doch, dass sich eine erste Verbindung zwischen den beiden aufbaute. Er dachte an Julia. Sie hätte sich sicherlich ebenso über diesen Fortschritt gefreut.

»Nein, meine Eltern leben nicht mehr, sie sind vor wenigen Jahren gestorben.«

»Habt ihr euch gut verstanden?«

»Hm, gute Frage«, murmelte Philipp und ergänzte nach einer kleinen Pause: »Ich denke, ganz normal. Mit allen Höhen und Tiefen, die eine Kindheit im Laufe der Jahre mit sich bringt.« Philipp legte den Löffel in die Schale. »Ich erinnere mich, dass ich als kleiner Steppke jeden Nachmittag mit meinem besten Freund aus der Nachbarschaft draußen rumgestreunt und oft erst spät und meist mit Schürfwunden vom Klettern oder vom Fußballspielen zurückgekommen bin. Heute wäre das undenkbar, wo sich Kinder jede Stunde zu Hause melden müssen. Aber meine Eltern haben sich nie Sorgen gemacht, haben mir vertraut und es gab nur selten Ärger. Also wenn wir richtig spät nach Hause kamen. Vielleicht hätten sie anders reagiert, wenn ich ein Mädchen gewesen wäre.« Ein leichtes Grienen zog sich über sein Gesicht. »Doch das änderte sich, als ich in der fünften Klasse aufs Gymnasium wechselte, genau das, wo auch meine Mutter als Lehrerin arbeitete. Nichts, was ich tat oder eben nicht tat, blieb ihr verborgen. Immer gab es jemanden, einen Lehrer, einen Schüler, der es meiner...
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