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Ihr seid noch nicht besiegt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Verlag Klaus Wagenbacherschienen am17.11.2022
»Sein Verbrechen ist es, dass er eine andere Welt für möglich hielt und sich traute, am Versuch ihrer Verwirklichung mitzuwirken.« New York Times Der Autor gilt als »Ikone des arabischen Frühlings« (Die Zeit) und ist im Dezember 2021 trotz internationaler Kritik vom ägyptischen Regime zu weiteren fünf Jahren Haft verurteilt worden. Der Vorwurf lautet Verbreitung von Fake News und Gefährdung der nationalen Sicherheit. Um die Weltöffentlichkeit mit seinen Worten aufzurütteln, haben Freunde und Familie eine Auswahl von Reden, Posts und Essays aus den letzten zehn Jahren zusammengestellt. Die meisten davon hat er unter widrigsten Umständen im Gefängnis geschrieben. In bewegenden Worten, schwankend zwischen Wut und Trauer, erzählt dieser mutige, unabhängige Freiheitskämpfer seine Geschichte. Dabei bleibt er sich selbst gegenüber kritisch und ist für alle politisch Engagierten ein Vorbild darin, nie den Humor und die Hoffnung zu verlieren. Er setzt sich mit diversen politischen Fragen auseinander, rechnet beispielsweise mit den Sozialen Medien ab, weil sie ihr solidarisches Potenzial nicht ausgeschöpft haben. Seine Texte sind heroische Zeugnisse eines Jahrzehnts des Widerstands und eine Reflexion darüber, was aus den Niederlagen für die Zukunft gelernt werden kann. Naomi Klein hat dazu ein einsichtsvolles, aufrüttelndes Vorwort geschrieben.

Alaa Abd el-Fattah ist ein ägyptischer Autor, Informatiker und Aktivist. Er ist mehrere Male zu Gefängnisstrafen verurteilt worden und sitzt seit 2013 überwiegend in Haft. »Ihr seid noch nicht besiegt« wurde vom »Times Literary Supplement« zum Buch des Jahres gewählt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

Klappentext»Sein Verbrechen ist es, dass er eine andere Welt für möglich hielt und sich traute, am Versuch ihrer Verwirklichung mitzuwirken.« New York Times Der Autor gilt als »Ikone des arabischen Frühlings« (Die Zeit) und ist im Dezember 2021 trotz internationaler Kritik vom ägyptischen Regime zu weiteren fünf Jahren Haft verurteilt worden. Der Vorwurf lautet Verbreitung von Fake News und Gefährdung der nationalen Sicherheit. Um die Weltöffentlichkeit mit seinen Worten aufzurütteln, haben Freunde und Familie eine Auswahl von Reden, Posts und Essays aus den letzten zehn Jahren zusammengestellt. Die meisten davon hat er unter widrigsten Umständen im Gefängnis geschrieben. In bewegenden Worten, schwankend zwischen Wut und Trauer, erzählt dieser mutige, unabhängige Freiheitskämpfer seine Geschichte. Dabei bleibt er sich selbst gegenüber kritisch und ist für alle politisch Engagierten ein Vorbild darin, nie den Humor und die Hoffnung zu verlieren. Er setzt sich mit diversen politischen Fragen auseinander, rechnet beispielsweise mit den Sozialen Medien ab, weil sie ihr solidarisches Potenzial nicht ausgeschöpft haben. Seine Texte sind heroische Zeugnisse eines Jahrzehnts des Widerstands und eine Reflexion darüber, was aus den Niederlagen für die Zukunft gelernt werden kann. Naomi Klein hat dazu ein einsichtsvolles, aufrüttelndes Vorwort geschrieben.

Alaa Abd el-Fattah ist ein ägyptischer Autor, Informatiker und Aktivist. Er ist mehrere Male zu Gefängnisstrafen verurteilt worden und sitzt seit 2013 überwiegend in Haft. »Ihr seid noch nicht besiegt« wurde vom »Times Literary Supplement« zum Buch des Jahres gewählt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783803143594
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum17.11.2022
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse760 Kbytes
Artikel-Nr.10230991
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

VORWORT
VON NAOMI KLEIN

Das Buch in euren Händen ist gelebte Geschichte. Viele dieser Worte entstanden, nur mit Hilfe von Papier und Bleistift, in einer Zelle im berüchtigten Tora-Gefängnis in Kairo. Auf welche Weise sie genau herausgeschmuggelt wurden, werden wir wohl nie erfahren. Ein Text wurde gemeinsam mit einem anderen politischen Gefangenen verfasst: Zwei Haftgenossen riefen einander ihre Gedanken über den finsteren Gefängnishof hinweg zu. Einige Schriften entstanden in relativer Freiheit, andere kurz vor einer erneuten Inhaftierung oder in der Bewährungszeit, in der der Autor seine Nächte in einer Isolationszelle auf einem Polizeirevier verbringen musste.

Unabhängig davon, wann und in welcher Form (Essay, Brief, Interview, Tweet, Rede) sie verfasst wurden, existieren diese Texte nur deshalb, weil der ägyptische Schriftsteller, Intellektuelle, Technologe und Revolutionär Alaa Abd el-Fattah außergewöhnliche Risiken auf sich genommen hat. Dazu gehört auch die anhaltende Gefahr, dass weitere groteske Vorwürfe gegen Alaa laut werden und ihm eine Haftverlängerung droht. Die außerhalb des Gefängnisses oder in der Bewährungszeit geschriebenen Texte konnten unmittelbar dazu führen - was durch die nächtlichen Besuche von staatlichen Sicherheitsbeamten sehr greifbar wurde -, erneut verhaftet zu werden oder gar Schlimmeres erwarten zu müssen. Dennoch schrieb Alaa weiter.

Dass diese Texte, viele davon erstmals übersetzt, nun in Buchform vorliegen, verdanken wir auch seinen Freunden, seiner Familie und seinen Genossen, die für die leuchtende, aber brutal erstickte Revolution in Ägypten zahlreiche Risiken eingingen: all jene, die vor dem Gefängnis campierten und forderten, mit dem Gefangenen zu sprechen; die heimlich Papierfetzen herausschmuggelten; die eine Auswahl an Texten aus Alaas umfangreichem Werk zusammenstellten und sie für dieses Buch redigierten, übersetzten und kontextualisierten.

Ihre sorgfältige Arbeit leisteten sie vor dem Hintergrund der sich immer weiter verschärfenden Repression des Regimes gegen seine politischen Gegner. Die Opposition ist politisch und ideologisch sehr unterschiedlich aufgestellt. Alaa und seine Genossen gehören zur linken, internationalistischen, antikonfessionellen, jungen Bewegung, die Teil des globalen Widerstands gegen das transnationale Kapital und seine nationalen Institutionen ist - eine Protestbewegung, die sich in so unterschiedlichen Kontexten wie dem Tahrir-Platz oder Occupy Wall Street manifestiert hat. Weil sich diese oppositionelle Strömung geweigert hat, ihre Hoffnung auf ein freies Ägypten aufzugeben, hat auch sie den Zorn des rachsüchtigen Regimes unter General Abdel Fattah al-Sisi zu spüren bekommen.

Während ich diese Zeilen schreibe, sitzt Alaa, wie er befürchtete, wieder im Gefängnis. Das Schweigen aus seiner Zelle ist beunruhigend. Auch seine Schwester Sanaa Seif, selbst eine bekannte Aktivistin, ist in Haft, diesmal wegen »Verbreitung von Falschmeldungen«. Redakteure der Online-Zeitung Mada Masr, die viele von Alaas Texten erstveröffentlicht hat, wurden schikaniert und verhaftet, weil sie der staatlichen Propagandaflut mit unabhängigem Denken begegnen.

Alaa hat sich ausführlich mit dem südafrikanischen Freiheitskampf beschäftigt, insbesondere mit der Freiheitscharta. Dieses Dokument legte während einer der repressivsten Phasen der Apartheidherrschaft einen Fahrplan in die kollektive Freiheit vor. Aufgrund der immensen Schwierigkeit, den Text der Charta überhaupt anzufertigen, gewann dieses Dokument noch mehr an Bedeutung und Tragweite. Das vorliegende Buch ist ebenfalls das Ergebnis von revolutionären Bemühungen, von List und Hoffnung. In einer Zeit, in der alles »reibungslos« zu sein hat, entstand es durch pure Reibung.

Schon deshalb ist die Existenz dieses Buches bemerkenswert, aber diese Reibung ist nicht der Grund, warum es gelesen werden sollte. Es sollte wegen seiner genauen Sprache gelesen werden, wegen seiner mutigen Form- und Stilexperimente und wegen der unzähligen originellen Wendungen, mit denen der Autor seine Verachtung für Tyrannen, Lügner und Feiglinge zum Ausdruck bringt. Vor allem aber sollte es gelesen werden, weil Alaa sehr viel über Revolutionen zu sagen hat - warum die meisten von ihnen scheitern, wie sich das anfühlt und wie sie vielleicht trotzdem gelingen könnten. Seine Analyse zeugt von einem tiefen Verständnis von populärer Kultur, digitaler Technologie und den kollektiven Emotionen während Situationen, in denen sich Menschen Panzern entgegenstellen oder den Familien von Märtyrern Trost spenden.

Als er 2019 vor seiner Wiederverhaftung wenige Monate auf Bewährung freikam, reflektierte Alaa wiederholt darüber, wie sich die Welt während seiner Gefängnisjahre verändert hatte: Wann haben erwachsene Menschen eigentlich angefangen, mit Emojis und GIFs zu kommunizieren? Warum gibt es neben dem Online-Dauergeplapper so wenig ernsthaften Diskurs, bei dem engagierte Menschen wechselseitig ihr Wissen über historische und aktuelle Ereignisse austauschen und gemeinsam Rückschlüsse daraus ziehen?

In einem Interview mit Mada Masr stellte Alaa fest: »Als ich freikam, dachte ich, wir wären wieder in der Steinzeit. Die Leute kommunizierten mit Emojis und Geräuschen - ha ha ho ho - und nicht mit Texten. Dabei sind Texte und das geschriebene Wort großartig. Dementsprechend bin ich irritiert.« Er beschreibt eine Diskussionsrunde zu der Frage, ob die Generation Tahrir der Jugend im Sudan, die sich 2019 zu einem mutigen Aufstand erhob, etwas mitgeben kann: »Du bist dann in diesem Kreis von Leuten, die einander GIFs und Herz-Emojis schicken ⦠Dieses Medium ist erdrückend. Es ist seltsam - alle Welt weiß, wie einschränkend diese Werkzeuge und Medien sind, sie glauben nicht an sie und begegnen ihnen misstrauisch, aber benutzen sie trotzdem weiter. Es braucht da ein Umdenken.«

Seine Kritik an der Art und Weise, wie konzerngeführte Kommunikationsplattformen wichtige Themen systematisch infantilisieren und trivialisieren, ist besonders überzeugend, weil Alaa kein technophober Mensch ist. Im Gegenteil - er ist Programmierer, weltbekannter Blogger und Social-Media-Aficionado mit fast einer Million Followern auf mehreren Plattformen.

Zum Aktivismus fand er Ende der neunziger, Anfang der nuller Jahre als Jugendlicher, der im Web 1.0 surfte. Über Mailinglisten und Indymedia-Netzwerke formierten sich damals neue Bewegungen, die über Kontinente und Ozeane hinweg zusammenfanden, um sich mit Palästina und den Zapatistas solidarisch zu zeigen; um in Seattle, Genua und Porto Alegre der von Konzernen vorangetriebenen Globalisierung Kontra zu geben; und um gegen die von den USA und Großbritannien geführte Invasion und Besetzung des Irak zu protestieren. Als Arbeiter verdiente Alaa mit dem Internet seinen Lebensunterhalt; als Aktivist war es eine seiner wichtigsten Waffen.

Doch er hat auch miterlebt, wie diese vernetzten Technologien - voller Potenzial für mehr Solidarität, Verständnis und neue Formen des Internationalismus - zu Werkzeugen aggressiver Überwachung und sozialer Kontrolle werden; wie Big-Tech-Unternehmen mit repressiven Regimes zusammenarbeiten; wie Staaten das Internet während Protesten abschalten; und wie böswillige Akteure Tweets aus dem Kontext reißen, um Aktivisten durch Rufmord zu schädigen und ihre Verhaftung zu erwirken. Interessanterweise sind es jedoch nicht diese eindeutig repressiven Anwendungen, die Alaa in seinen Texten am meisten beschäftigen. So schrieb er 2017: »Meine Online-Texte werden oft vor Gericht und in Schmutzkampagnen gegen mich verwendet, aber sie sind nicht der Grund dafür, dass ich verfolgt werde; meine Offline-Aktivitäten sind der Grund.« Diese Einschätzung hängt vielleicht damit zusammen, dass Alaa in einer Familie von Revolutionären aufwuchs. Als er noch jung war, landete sein Vater, der bekannte Menschenrechtsanwalt Ahmed Seif el-Islam, wiederholt im Gefängnis. Alaa weiß gut, dass autoritäre Staaten immer wieder Wege finden, all jene Figuren, die ihre Machtposition bedrohen, zu überwachen und wegzusperren, sei es mit digitalen oder analogen Mitteln.

Ebenso wenig unterlag Alaa der Illusion, das Silicon Valley unterstütze die Befreiung seines Volks. In einer der hellsichtigsten Passagen dieses Buches - die er 2016 ohne Internetzugang in seiner Gefängniszelle schrieb - nimmt er fast buchstäblich den Alltag im Covid-19-Lockdown vorweg, einschließlich der Angriffe auf öffentliche Bildung und Arbeitsstandards. Den techno-utopischen Duktus des Silicon Valley nachahmend schreibt er: »Und der Tag danach wird ein noch viel glücklicherer Tag, wenn sie dich in den Vorruhestand schicken, weil du von einem Roboter ersetzt wurdest.«

Seine Analyse der Mechanismen des Kapitals verdeutlicht, dass - während andere die »Facebook-Revolution« und die »Twitter-Aufstände« feierten - Alaa fest im Blick behielt, wie diese Konzerne funktionieren und welchen Interessen sie dienen. Bevor er längere Zeit in Haft kam, reiste Alaa während des Interregnums 2011 nach Kalifornien, um als Keynote-Speaker bei der ersten RightsCon aufzutreten, der mittlerweile jährlich im Silicon Valley stattfindenden Konferenz zu Menschenrechten. Fraglos erwartete man, dass der Held vom Tahrir-Platz dem Publikum mit Erzählungen darüber schmeicheln würde, wie hilfreich ihre Firmen für die Revolution in Ägypten waren und wie sie die gemeinsamen Ziele von Demokratie und Freiheit weiter voranbringen könnten. Stattdessen blickte er, wie aus dem Transkript der Rede hervorgeht, »einigermaßen zynisch« auf die Prämisse der Veranstaltung. Natürlich wäre es schön, wenn sich die Tech-Riesen im Silicon Valley für den Schutz und...
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Autor

Alaa Abd el-Fattah ist ein ägyptischer Autor, Informatiker und Aktivist. Er ist mehrere Male zu Gefängnisstrafen verurteilt worden und sitzt seit 2013 überwiegend in Haft. »Ihr seid noch nicht besiegt« wurde vom »Times Literary Supplement« zum Buch des Jahres gewählt.