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Perle vom Wienerwald

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
438 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am08.03.2023
An einem sonnigen Aprilmorgen will Toni Schubert den prominentesten Kunden ihrer Gärtnerei besuchen - und findet ihn tödlich verletzt neben einer Kletterrose liegen. Wer hat den erfolgreichen Gartenbuch-Autor auf dem Gewissen? Weil Toni den Tatort kennt wie ihren eigenen Garten und zudem einen Onkel bei der Polizei hat, mischt sie sich in die Ermittlungen ein - ohne zu ahnen, dass die Vorgeschichte des Verbrechens Jahrzehnte zurückreicht und eng mit ihrer Familie verknüpft ist ...

Barbara Smrzka fand es schon als Schülerin schwierig, sich für ein Lieblingsfach zu entscheiden - Biologie oder Deutsch? Konsequenterweise teilte sie ihr Erwerbsleben auf: Nach einem Studium an der Universität für Bodenkultur arbeitete sie viele Jahre als Ingenieurin, bevor sie Bibliothekarin wurde. Heute lebt sie mit ihrer Partnerin in einer Gartensiedlung am Stadtrand von Wien, denkt sich Krimis aus und genießt den Blick von ihrem Schreibtisch zum Wienerwald. Zum guten Leben gehören ihrer Meinung nach Bücher, Brot und Rosen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,50
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR13,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextAn einem sonnigen Aprilmorgen will Toni Schubert den prominentesten Kunden ihrer Gärtnerei besuchen - und findet ihn tödlich verletzt neben einer Kletterrose liegen. Wer hat den erfolgreichen Gartenbuch-Autor auf dem Gewissen? Weil Toni den Tatort kennt wie ihren eigenen Garten und zudem einen Onkel bei der Polizei hat, mischt sie sich in die Ermittlungen ein - ohne zu ahnen, dass die Vorgeschichte des Verbrechens Jahrzehnte zurückreicht und eng mit ihrer Familie verknüpft ist ...

Barbara Smrzka fand es schon als Schülerin schwierig, sich für ein Lieblingsfach zu entscheiden - Biologie oder Deutsch? Konsequenterweise teilte sie ihr Erwerbsleben auf: Nach einem Studium an der Universität für Bodenkultur arbeitete sie viele Jahre als Ingenieurin, bevor sie Bibliothekarin wurde. Heute lebt sie mit ihrer Partnerin in einer Gartensiedlung am Stadtrand von Wien, denkt sich Krimis aus und genießt den Blick von ihrem Schreibtisch zum Wienerwald. Zum guten Leben gehören ihrer Meinung nach Bücher, Brot und Rosen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839275528
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum08.03.2023
Seiten438 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10294206
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog

Im Paradies der Rosen

Vorabzug eines Artikels für die Zeitschrift Gartenzauber

Text: Franka Kowalski / Frühjahr 2004

In der Edengasse am Rosenhügel: So eine Anschrift weckt paradiesische Vorstellungen, umso mehr, wenn dort ein prominenter Autor von Gartenbüchern wohnt. Unter dieser Wiener Adresse lebt Gerd Dehmann. Als »Rosenpfarrer« schreibt er Gartenratgeber inklusive Lebenshilfe und landet damit regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Begleiten Sie uns auf den folgenden Seiten in sein Gartenparadies.

Der Rosenpfarrer begrüßt uns im schattigen Vorgarten, wo Funkien ihren großen Auftritt haben. Neben mehreren Sorten dieser beliebten Blattschmuckstauden wachsen hier Farne und Astilben, für Abwechslung im Grün sorgen gestreiftes Japanwaldgras und panaschierter Spindelstrauch.

Gerd Dehmann freut sich über unsere Begeisterung für seinen Vorgarten. »Schattenplätze haben zu Unrecht einen schlechten Ruf, sind sie doch bei standortgerechter Bepflanzung sehr pflegeleicht und wahre Erholungsoasen an heißen Sommertagen«, erklärt er und weist auf die Bank unter einer Magnolie.

Der weitaus größere Teil des Gartens liegt hinter dem Wohnhaus und fällt Richtung Süden ab. Diese Hanglage hat sich Gerd Dehmann zunutze gemacht und einen Terrassengarten für seine Rosen geschaffen: üppige Kletterrosen, die über Mauern fallen, Hochstammrosen in formalen, von Lavendel gesäumten Kiesbeeten, Rabatten mit Strauchrosen, begleitet von Blaurauten und Gräsern, Edelrosen neben Rittersporn über einer Wolke von Schleierkraut - eine prachtvolle Vielfalt an Sorten und Arrangements.

»In meinem Garten wachsen über 100 verschiedene Rosensorten«, erklärt der stolze Besitzer. Selbstverständlich ist auch das komplette Rosenpfarrer-Sortiment vertreten, allesamt Neuzüchtungen einer niederösterreichischen Gärtnerei, mit der Gerd Dehmann zusammenarbeitet.

Die Auswahl passender Rosen fällt vielen Hobby-Gärtnerinnen und Gärtnern schwer, das Sortiment ist schier überwältigend. Der Rosenpfarrer hat dazu Tipps parat:

»Geben Sie robusten Sorten den Vorzug, das schont die Umwelt und erhöht die Freude. Pflanzen Sie mehrere Exemplare einer Sorte, sie kommt dadurch besser zur Geltung - das gilt übrigens nicht nur für Rosen. Und wenn Sie den Bienen Gutes tun wollen, schaffen Sie sich zumindest eine fruchttragende Wildrose an.«

In Gerd Dehmanns Garten wachsen Wildrosen an der Mauer seines Kräutergartens, den er augenzwinkernd »Klostergarten« nennt. Ein Anlass nachzufragen, was es mit dem Pseudonym »Rosenpfarrer« auf sich hat, denn von Beruf war Gerd Dehmann Augenarzt, und kein Theologe.

»Zu meinen Patienten zählte ein Zeitungsherausgeber, der selbst einen grünen Daumen hat«, erinnert er sich, »und wie unter Garten-Narren üblich, unterhielten wir uns über unser gemeinsames Hobby. Irgendwann schlug er mir vor, eine Kolumne für die Wochenendausgabe seiner Zeitung zu schreiben. Ich war zu der Zeit noch in meiner Praxis tätig, wollte deshalb keinesfalls unter meinem wirklichen Namen publizieren und suchte ein Pseudonym. Weil Rosendoktor zu sehr nach Pflanzenschutz klingt, griff ich auf mein anderes Steckenpferd, die Theologie, zurück. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Aufenthalt in der Natur, ganz besonders die Arbeit im Garten, der Seele guttut. Das versuche ich, in meinen Büchern zu vermitteln. Praxistipps überlasse ich gerne professionellen Gärtnern, der Rosenpfarrer kümmert sich stattdessen ums Seelenheil von Gartenmenschen.«

Bei jedem anderen wäre man versucht, so viel Bescheidenheit für Koketterie zu halten, denn Gerd Dehmanns Fachkenntnisse sind unbestritten. Aber der Rosenpfarrer empfindet sein Wissen als Geschenk, nicht als Verdienst, und lebt damit das, was er in seinen Büchern predigt: Dankbarkeit für die vielen Vorzüge eines Lebens mit und in einem Garten.

»Eitelkeit«, diagnostizierte Gerd Dehmann, als er den Vorabzug des Gartenzauber-Artikels zum wiederholten Male überflog. Diese schmeichelhafte Reportage über seinen Garten war für ihn fast genauso befriedigend zu lesen wie seine eigenen Texte.

Denn das liebte er. Es gefiel ihm sehr, seine eigenen Worte gedruckt zu sehen, nach Hunderten Artikeln und Kolumnen, nach mehr als einem Dutzend Büchern noch wie beim ersten Mal. Deshalb hatte er seine aktuellen Publikationen griffbereit auf dem Schreibtisch liegen. Sie wanderten erst ins Regal, wenn der Platz am Schreibtisch knapp wurde. Die Zeitschriften mit seinen Artikeln ließ er Jahr für Jahr binden, so standen sie neben seinen Büchern.

Dank der wöchentlichen Kolumne war der Rosenpfarrer in Österreich schon wohlbekannt gewesen, als sein erstes Buch erschienen war: Gloria Dei enthielt eine Auswahl seiner besten Kolumnen, dazu stimmungsvolle Fotografien. Weder Gerd Dehmann noch sein Verleger hatten damit gerechnet, dass das schmale Bändchen zum Bestseller werden sollte, und das nicht nur in Österreich, sondern im ganzen deutschsprachigen Raum. So hatte alles begonnen, zuerst die Kolumne, dann ein überraschender Verkaufsschlager, und heute hatte er ein Regal voll selbst verfasster Publikationen in seiner Bi­bliothek stehen.

Seine eigenen Texte wieder und wieder zu lesen, mochte ihn auch zum Schreiben inspirieren, aber Gerd gab sich keiner Illusion hin: Das Hauptmotiv war Eitelkeit. Nicht die schlimmste aller Sünden, befand der Theologe in ihm. Die bewusste Pflege kleiner Schwächen hielt er für ein probates Mittel gegen Hochmut. Zumindest heute, mit 80 Jahren, dachte er so.

Er legte den Artikel auf seinen Schreibtisch zurück. Es war spät geworden, zu spät, um zu schreiben, selbst für ihn, der in den Nachtstunden am produktivsten war. Die Aufregungen des vergangenen Abends, die unerfreulichen wie die erfreulichen, hatten ihn wachgehalten.

Zuerst die hitzige Diskussion beim Abendessen. Mag sein, dass sein Harmoniebedürfnis übertrieben war, aber er hasste laute Worte aus tiefstem Herzen.

Der Streit hatte ihn aufgewühlt, um zur Ruhe zu kommen, war er in den Garten gegangen und hier gelandet, in seinem geliebten Salettl. Gerd mochte diesen wienerischen Ausdruck, auch wenn ihm klar war, dass das Wort aus seinem Mund immer fremd klingen würde.

Im Salettl befand sich sein Arbeitszimmer, hier fand er die nötige Ruhe zum Schreiben, bevorzugt spätabends, zumal im Dunkeln auch die Versuchung kleiner war, in den Garten hinauszugehen und sich der praktischen Arbeit zu widmen. Mit zunehmenden Jahren schien es ihm immer wichtiger, seine Erfahrungen festzuhalten und weiterzugeben.

So war er spätabends am Schreibtisch gesessen, versunken in Ideen für sein nächstes Buch, als ihn ein nächtlicher Gast überrascht hatte. Gerd schüttelte lächelnd den Kopf. Wenn ihm das in jungen Jahren jemand erzählt hätte â¦

Im Salettl war manches möglich, für das in seinem Leben die längste Zeit kein Platz gewesen war. Kreativ zu sein. Ganz er selbst zu sein. Frei zu sein. Dafür brauchte er das Salettl. Es war sein Nest, sein Refugium. Deswegen hatte er darauf bestanden, dass es in der Reportage über seinen Garten nicht vorkam, mit keinem Wort erwähnt, auf keinem Bild zu sehen.

Das Gespräch mit der Journalistin vor zwei Wochen hatte seine Privatsphäre nicht verletzt, und auch dem Besuch des Fotografen sah er entspannt entgegen. Für Aufnahmen war es beim Interviewtermin noch viel zu früh gewesen - Mitte April blühten die Rosen noch nicht. Er hatte Frau Kowalski lediglich Fotos aus seinem Archiv vorgelegt und war erstaunt darüber, wie treffend sie die Rosenblüte antizipiert hatte.

Gerd erhob sich von seinem Schreibplatz. Ein schlichter Tisch, ein bequemer Stuhl, an den Wänden Regal um Regal voller Bücher - er liebte sein Arbeitszimmer, er liebte dieses Gartenhaus. Es war kein Salettl im eigentlichen Sinne, sondern ein vollwertiges, wenn auch kleines Nebengebäude seines jetzigen Wohnhauses. Ebenerdig, mit hohem Ziegeldach und einer von Rosen umrankten Veranda, sah das Salettl bezaubernd aus. Neben dem Arbeitszimmer gab es noch einen Wohnraum, eine Küche und ein winziges Badezimmer, das war alles.

Jahrzehntelang war das Salettl sein Zuhause gewesen. An Stelle seines Schreibtisches war damals das Bett gestanden, seine ersten Kolumnen hatte er am Esstisch verfasst. Dass er das kleine Haus heute ausschließlich zum Schreiben nutzen konnte, war ein Luxus, den Gerd sehr genoss.

Seinen späten Wohlstand hatte er dem Erfolg des Rosenpfarrers zu verdanken. Denn Rosenpfarrer war nicht nur sein Pseudonym, sondern auch eine Marke: Pflanzen und Samen, Gießkannen und Werkzeug, Strohhüte und Gummistiefel wurden unter diesem Namen verkauft. Kein Gartenzen­trum und kein Baumarkt in Süddeutschland und Österreich konnte es sich leisten, auf diese Produkte zu verzichten.

Für eine beachtliche Zusatzpension musste Gerd nicht mehr tun, als sein Konterfei am Etikett zu dulden. Es zeigte einen attraktiven Mann, der Teint vom Aufenthalt im Freien gebräunt, sehr helle Augen und weißes dichtes Haar - weder dem Foto noch dem Original waren die 80 Jahre anzusehen.

Mehr als die Hälfte seines Lebens wohnte er nun schon in der Edengasse, aber erst vor zehn Jahren hatte er die ganze Liegenschaft erworben und war vom Salettl in das große Wohnhaus übersiedelt. Nur der Rosenpfarrer hatte sich diesen Schritt leisten können - der pensionierte Augenarzt allein...

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Autor

Barbara Smrzka fand es schon als Schülerin schwierig, sich für ein Lieblingsfach zu entscheiden - Biologie oder Deutsch? Konsequenterweise teilte sie ihr Erwerbsleben auf: Nach einem Studium an der Universität für Bodenkultur arbeitete sie viele Jahre als Ingenieurin, bevor sie Bibliothekarin wurde. Heute lebt sie mit ihrer Partnerin in einer Gartensiedlung am Stadtrand von Wien, denkt sich Krimis aus und genießt den Blick von ihrem Schreibtisch zum Wienerwald. Zum guten Leben gehören ihrer Meinung nach Bücher, Brot und Rosen.
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Smrzka, Barbara