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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
626 Seiten
Deutsch
Drachenmond Verlagerschienen am29.03.2017
Dunkle Wesen, funkelnde Träume, tausend Gefahren. Entdecke neue und alte Welten, geh auf Reisen und lass dich verzaubern. 32 Kurzgeschichten voller Liebe, Fantasie und Abenteuer und spannende Leseproben aus dem Drachenmond Verlag erwarten dich.mehr

Produkt

KlappentextDunkle Wesen, funkelnde Träume, tausend Gefahren. Entdecke neue und alte Welten, geh auf Reisen und lass dich verzaubern. 32 Kurzgeschichten voller Liebe, Fantasie und Abenteuer und spannende Leseproben aus dem Drachenmond Verlag erwarten dich.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961891504
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum29.03.2017
Seiten626 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7500 Kbytes
Artikel-Nr.10451689
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

ICH BIN AM GLÜCKLICHSTEN, wenn meine Gedanken zu Musik werden. Gefühle verwandeln sich in Tonfolgen, die meine innere Stimme dann mit Akkorden untermalt. Wenn sich aus vielen Tönen schließlich wie von selbst ein Refrain formt, dann bekomme ich eine Gänsehaut. Die Krönung des Ganzen ist es, meinen Kumpels diese neue Songidee vorzutragen. Sie mit geschlossenen Augen um mich sitzen zu sehen, während sie die Melodie in sich aufnehmen, um sie anschließend an ihren Instrumenten fortzuführen und ihr mehr Tiefe zu verleihen, lässt mich jedes Mal glauben, dass ich etwas Besonderes erschaffe. Etwas Großartiges.

Mein Name ist Morris Kyle. Ich bin Musiker. Ich bin Rocker. Ich bin Sänger.

Und bis zu diesem einen Tag im Sommer glaubte ich, dass meine Gitarre meine einzige große Liebe sei. Doch dann kam Almond, und mein Leben wurde zu einer Amplitude, die seitdem in jede nur erdenkliche Richtung ausschlägt.

»Morris!« Die Stimme unseres Managers riss mich aus meinen Gedanken. »Das ist jetzt schon das dritte Mal, dass du deinen Einsatz verpasst! Wings of Loneliness sollte dir doch inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen sein.«

Ich grinste verlegen und sah sie an: Almond. Seit zwei Wochen geisterte sie wie eine Melodie, die ich unbedingt zu Papier bringen musste, durch meinen Kopf. Warum musste sie auch ausgerechnet die Tochter des Chiefs sein?

Sein Blick durchbohrte mich, als wüsste er längst, was in mir vorging. Vermutlich tat er das auch. Leonard Cole, Spitzname Chief , Managerlegende, Sohn eines Navajo-Kriegers und ein Mensch, den ich zutiefst bewunderte.

»Willst du weiter grübeln, oder bekommen wir das heute noch hin?«, fragte er und ich hörte Matt, Sean und Brad hinter mir kichern. Energisch holte ich Luft und nickte Leonard zu. Unsere Band Burnside Close stand zwar noch ganz am Anfang ihrer Karriere, aber wir hatten es irgendwie geschafft, vom legendären Chief Leonard Cole unter Vertrag genommen zu werden. Natürlich wollte ich ihn keinesfalls enttäuschen, denn er öffnete uns Türen, von denen ich bisher kaum zu träumen gewagt hatte.

Schon seit ich ein kleiner Junge gewesen war, war Musik alles, was mich ausmachte. Ich hörte sie im Rascheln der Blätter, im monotonen Rattern eines vorbeifahrenden Zuges und im Hupen der Autos auf den überfüllten Straßen der Stadt. Alles war ein Rhythmus, ich atmete ihn, ich fühlte ihn.

Meine Finger schlugen die Saiten der Gitarre an. Es war eine PRS McCarty, und ich kannte sie in- und auswendig. Sie fühlte sich vertraut an und gab mir die Sicherheit, die ich als Sänger auf der Bühne brauchte. Nach einigen Modes gab Sean an den Drums den Takt vor, und Matt übernahm die Leadmelodie. In meinem Kopf wirbelten bunte Farben durcheinander, während der Song von mir Besitz ergriff.

»I m standing here still, looking at you, but feeling no thrill. We don t say a word, listening to the silence and hope to be spurred. I lost myself in a black sling, unable to scream or sing, but I know it s this nothing that means everything.«

Sean, Matt und Brad beschworen etwas Wuchtiges herauf, das den Körper vibrieren ließ, und es war, als wenn mich das Lied auf unsichtbaren Schwingen davontrug. Ohne darüber nachzudenken, entlockte ich der Gitarre jene Sounduntermalung, die sich der Chief schon den ganzen Tag über gewünscht hatte.

»I don t know if you re ready for me after all this we ve been through, and so the wings of loneliness carry me away from you.« Der Refrain rollte über meine Stimmbänder, vereinigte sich mit den harten Klängen von Bass, Schlagzeug und Gitarre und ließ eine beinahe greifbare Präsenz des Liedes entstehen.

Ich kannte Almond kaum, und doch kam es mir vor, als sänge ich gerade nur für sie. Ich wusste, dass mich die anderen Bandmitglieder ausgelacht hätten, hätte ich ihnen von meinen Gefühlen für dieses Mädchen erzählt. Trotzdem war es unbestreitbar, dass irgendetwas mit mir geschehen war, seit der Chief sie vor zwei Wochen mit zu unserem Videodreh gebracht hatte.

Er war geschieden, und seine Tochter durfte ihn nur in den Sommerferien besuchen. Obwohl er nicht viel über sein Privatleben sprach, spürte ich, dass es ihm zusetzte, Almond so wenig zu sehen. Kaum dass ich sie kennengelernt hatte, verstand ich nur zu gut warum.

Sie war ihm so ähnlich. Vermutlich war es weder ihr noch ihm wirklich bewusst, aber in ihr brannte dasselbe Feuer für die Musik wie in unserem Chief. Er war nur deshalb so gut in seinem Business, weil er ein Gespür dafür hatte, welche Bands etwas Besonderes waren. Er suchte nicht nach dem großen Geld, nicht nach Hits für die Airplay-Charts, sondern nach Leuten, die nur aus einem einzigen Grund atmeten: um zu musizieren. Nach all jenen, die auch dann noch Musik machen würden, wenn sie völlig verarmt in der Gosse lebten. Einfach weil sie es tun mussten. Weil es sie umbringen würde, damit aufzuhören.

Ohne darüber nachzudenken, riss ich die Gitarre hoch, ließ sie erzittern und untermalte die Schlussakkorde des Songs mit einem heroischen Aufheulen der Saiten. »Away from you.«

Unter dem euphorischen Beifall des Chiefs öffnete ich die Augen. Ich sah ihn zustimmend nicken und bemerkte Almond, die ebenfalls aufgesprungen war. Die Begeisterung stand ihr ins Gesicht geschrieben und entlockte mir ein glückliches Lächeln. Es war mir wichtig, dass sie unsere Musik mochte. Auf diese Art sagte ich ihr Dinge, die ich in der Realität nicht auszusprechen wagte.

Der Chief kam zu uns, schlug mir auf die Schulter und klatschte Matt, Sean und Brad ab.

»Das war es! Das will ich von euch hören, Jungs! Wenn wir uns so auf den Gigs präsentieren, dann haben wir alle in der Tasche!«

Matt rempelte mich kameradschaftlich an. »Das war Magie, Bruder!«

Ich grinste und legte meine Gitarre vorsichtig zur Seite. Sofort sprang mich Brad an wie ein junger Hund, knurrte und tat so, als wolle er mir in den Hals beißen.

»Alter, hör auf damit!«, wehrte ich mich lachend. »Heb dir das für deine Groupies auf!«

»Keine Sorge, die beiße ich ganz woanders«, alberte Brad, bevor er nach Almond griff, die nun ebenfalls zu uns trat. Ich beobachtete, wie sie sich quietschend duckte und hinter ihrem Vater versteckte.

Am Anfang waren nicht alle Bandmitglieder begeistert davon gewesen, dass Almond nun sechs Wochen mit uns verbringen würde. Der Chief war eines Tages ohne Vorankündigung mit ihr bei uns aufgetaucht und hatte kein Problem darin gesehen, seine Tochter zu sämtlichen Studioaufnahmen, Bandproben und Videodrehs mitzubringen. Sean jedoch, das Sensibelchen unserer Band, hatte ihr nicht vertraut und sich durch ihre Anwesenheit gestört gefühlt. Es hatte einige vertrauliche Gespräche mit dem Chief bedurft, bevor Sean sein Misstrauen abgelegt hatte. Inzwischen mochte er Almond aber ebenso wie wir alle.

Ich hörte ihr ausgelassenes Gelächter, sah sie vor Brad flüchten und vernahm sofort jene Melodie in meinem Kopf, die mir die Finger jucken ließ.

»Ich werde dich zu Hackfleisch verarbeiten, wenn du sie anrührst.« Der Chief war neben mich getreten. Er musterte mich, seine Stimme klang gedämpft, ging im Gejohle um uns herum beinahe unter. Seine Augen lächelten, aber seine Worte wirkten hart und unnachgiebig.

»Das habe ich nicht vor«, erwiderte ich gelassen, obwohl es mich ärgerte, dass er mich ertappt hatte.

»Sie hat es schon schwer genug, weil ihre Mutter und ich geschieden sind.«

»Meine Hände bleiben auf meiner Gitarre«, versicherte ich ihm.

»Hm.« Er schien mir nicht zu glauben. »Ich habe viele Bands kommen und gehen sehen. Alle haben verdammt gute Musik gemacht, doch keine hatte euer Talent. Du bist das Herz von Burnside Close, Morris. Du weißt gar nicht, wie gut du bist. Ich kann nicht verstehen, dass das vorher niemandem aufgefallen ist, aber ich habe vor, dein Talent der Welt zu präsentieren. Bist du dazu bereit?«

Ich nickte zögerlich. Es war schwer zu beschreiben, was es mir bedeutete, dass jemand diesen inneren Drang in mir als Talent bezeichnete. Musik hatte mich immer am Leben erhalten, hatte mich den Tod meiner Schwester und die Trennung meiner Eltern verarbeiten lassen. Sie war meine Hoffnung in einer verwirrenden Welt, ein helles Licht in einer finsteren Nacht und jener Rhythmus, der mein Herz immer weiter schlagen ließ.

Der Chief ließ mich nicht aus den Augen. »Musik kann dazu führen, dass man alles andere um sich herum vergisst. Töne werden zu Worten, und Lieder zu Geschichten. Aber vergiss niemals die Realität, mein Junge. Lebe ein wenig, bevor du dich ganz in deinen Melodien auflöst.«

»Das wollte ich eigentlich gerade tun«, erwiderte ich grinsend.

Der Chief lachte auf. »Tu es mit wem du willst, aber nicht mit meiner Tochter. Sie schwebt selbst wie ein Blatt im Wind durch ihr Leben, stets auf der Suche nach jemandem, der ihr den Weg weist. Du würdest nur dafür sorgen, dass sie sich noch mehr verliert.«

Ich runzelte die Stirn. »Du hast wirklich großes Vertrauen in mich«, brummte ich ein wenig verärgert.

»Ganz im Gegenteil, Morris, ich glaube an dich wie an noch niemanden zuvor. Ich weiß, dass du auf die Bühne gehörst, denn deine Stimme ist pure Energie. Aber für eine solche Karriere muss man Opfer bringen.«

»Und wie sehen die aus?«

»Das kommt immer ganz auf die jeweilige Person an. Die einen hassen das Reisen, das Warten zwischen den Auftritten, die anderen ertragen es nicht, niemals zu Hause zu sein oder ihre Familie nur selten um sich zu haben. Du wirst bald herausfinden, was du vermisst.«

Aus den Augenwinkeln schielte...
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