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Wiener's G'schichten IX

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
372 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am09.01.20231. Auflage
In diesem Band werden 4 Novellen zusammengefasst, die schon bereits veröffentlicht sind. Sie stammen aus den Jahren 1958 bis 2018. Die Titel: "Der große Schweiger", "Ein Blick zurück", "Matthäi am Letzten" und "Die Mission des Dr. Ott". Dabei sind ein Krimi, eine Geschichtsstunde und zwei unterhaltsame Geschichten.

Der Schriftsteller Ralph Wiener - bzw. der promovierte Jurist Felix Ecke - ist seit über 90 Jahren in der Lutherstadt Eisleben zu Hause. Hier gründete er 1945 das erste Nachkriegstheater Deutschlands. Anschließend wurde er Rechtsanwalt und schrieb nebenbei Humoresken und Satiren - zuerst für die LDZ und später hauptsächlich für den "Eulenspiegel". Die Eulenspiegeleien sind alle im ersten Band. Der zweite Band beinhaltet Satiren, die bisher nur in anderen Zeitungen, Büchern oder noch gar nicht veröffentlicht sind. Band 3 und 4 enthalten die erfolgreich aufgeführten heiteren Theaterstücke "Geschichten meiner Frau", "Fragen Sie Sibylle" und "Ein himmlischer Abend" Im fünften Teil der "Wiener's G'schichten" geht es jedoch ernster zu, denn hier werden drei gesellschaftspolitische Stücke vorgestellt. Wie im Teil 6 wurde es mit drei weiteren Lustspielen im 2021 vorliegenden 7. Band wieder heiter. Im 8.Band ging es philosophisch zu. Wiener lieferte unter anderem auch Kabaretttexte für die Berliner Distel und die DEFA-Stacheltierproduktion. In verschiedenen Verlagen erschienen ca. 20 Bücher. In den 70-ern und 80-ern war er ständig zwischen Ostsee und Erzgebirge als Einmannkabarett unterwegs auf Tournee.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR26,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIn diesem Band werden 4 Novellen zusammengefasst, die schon bereits veröffentlicht sind. Sie stammen aus den Jahren 1958 bis 2018. Die Titel: "Der große Schweiger", "Ein Blick zurück", "Matthäi am Letzten" und "Die Mission des Dr. Ott". Dabei sind ein Krimi, eine Geschichtsstunde und zwei unterhaltsame Geschichten.

Der Schriftsteller Ralph Wiener - bzw. der promovierte Jurist Felix Ecke - ist seit über 90 Jahren in der Lutherstadt Eisleben zu Hause. Hier gründete er 1945 das erste Nachkriegstheater Deutschlands. Anschließend wurde er Rechtsanwalt und schrieb nebenbei Humoresken und Satiren - zuerst für die LDZ und später hauptsächlich für den "Eulenspiegel". Die Eulenspiegeleien sind alle im ersten Band. Der zweite Band beinhaltet Satiren, die bisher nur in anderen Zeitungen, Büchern oder noch gar nicht veröffentlicht sind. Band 3 und 4 enthalten die erfolgreich aufgeführten heiteren Theaterstücke "Geschichten meiner Frau", "Fragen Sie Sibylle" und "Ein himmlischer Abend" Im fünften Teil der "Wiener's G'schichten" geht es jedoch ernster zu, denn hier werden drei gesellschaftspolitische Stücke vorgestellt. Wie im Teil 6 wurde es mit drei weiteren Lustspielen im 2021 vorliegenden 7. Band wieder heiter. Im 8.Band ging es philosophisch zu. Wiener lieferte unter anderem auch Kabaretttexte für die Berliner Distel und die DEFA-Stacheltierproduktion. In verschiedenen Verlagen erschienen ca. 20 Bücher. In den 70-ern und 80-ern war er ständig zwischen Ostsee und Erzgebirge als Einmannkabarett unterwegs auf Tournee.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756830435
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum09.01.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.9
Seiten372 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10709057
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Ein Anstoß mit Folgen

Das Städtchen Lungwitz ist bei aller romantischen Schönheit im Republikmaßstab ziemlich unbekannt. Es besitzt zwar ein kleines Theater, das freilich an den meisten Abenden zu Tanzveranstaltungen dient, aber wenn man einen Passanten in der Landeshauptstadt fragen sollte, würde er verständnislos antworten: Lungwitz? Wo liegt das?

Und sollte er wirklich den Namen schon gehört haben, dann hat er ihn aus der Sportbeilage der Tageszeitung, wo Matador Lungwitz in der ersten Kreisklasse ein gewichtiges Wort mitredet. Zurzeit stehen die Matadore an drittletzter Stelle, aber das wird sich sehr bald ändern; denn vorigen Sonntag haben sie gewonnen und demnächst kommt Vorwärts Hinterstedt zu ihnen, die sind das Schlusslicht, und da dürften die Lungwitzer - noch dazu bei Heimvorteil - einige Punkte so gut wie sicher haben.

Wie gesagt, den Matadoren verdanken die Lungwitzer Bürger, dass der Name ihrer Stadt über die Kreisgrenzen hinausgetragen wurde - allerdings (und das muss gleich einschränkend vermerkt werden) auch in einem gewissen negativen Sinne. An sich sind die Lungwitzer brave Leute. Sie gehen ihrer Arbeit nach, schreiten, wenn es soweit ist, rüstig zur Wahl, bekennen sich zur Demokratie, üben Solidarität mit vom Schicksal Benachteiligten, unterscheiden sich also in diesen Dingen kaum von den anderen Bürgern des Landes.

Man kann es ihnen eigentlich gar nicht verdenken, dass sie auch etwas gelten wollen - und weil Lungwitz so eine unbekannte Stadt ist, hat sich im Laufe der Zeit ihr ganzes Interesse auf den Fußball konzentriert. Hier wird der Name ihrer Stadt genannt, wird auf die Nachbarorte übertragen, und eine Niederlage von Matador Lungwitz kommt einem mittleren Erdbeben, zumindest einer lokal begrenzten Feuersbrunst gleich. Man merkt das am nächsten Tage: Die Menschen sind niedergeschlagen, kommen unlustig zur Arbeit, und die verantwortlichen Spieler sind gut beraten, wenn sie sich ein paar Tage nicht sehen lassen.

Das Besondere an diesem Lokalpatriotismus der Lungwitzer besteht darin, dass ihm die verschiedensten Berufsschichten verfallen sind. Der Maurerpolier und der Buchhalter, der Dekorationsmaler und der Geschichtslehrer, in letzter Zeit sogar Kindergärtnerinnen, die von ihren Schützlingen angesteckt wurden - sie alle bilden auf dem von hohen Pappeln umrankten Matador-Spielplatz eine verschworene Gemeinschaft. Und wenn man sie beobachtet, kann einem der Gedanke kommen, es handle sich um eine Zusammenkunft von Leuten, die ihren in der zurückliegenden Woche aufgestapelten Ärger nun auf einmal und möglichst lautstark loswerden wollen.

Anders ist es nicht zu erklären, dass beispielsweise Herr Jaroni, der im Bauordnungsamt seinen nicht gerade beneidenswerten Dienst versieht und von Fußballregeln so wenig Ahnung hat wie ein Känguru vom Minigolf, dort auf dem Spielplatz die sachkundigste Miene aufsetzt, nach Kräften dazwischen schreit und gelegentlich seinem Vordermann ins Genick schlägt.

Oder Herr Rittmaier: Er sitzt die ganze Woche über im Büro einer Versicherungsanstalt. Auf dem Fußballplatz schafft er sich die notwendige Bewegung. Bei jeder Entscheidung des Schiedsrichters springt er in die Höhe, ruft: Schiebung! läuft sogar manchmal bis an die Barriere - und alles im Grunde nur, weil er einer sitzenden Berufstätigkeit nachgeht.

Der Fußballverstand als solcher ist bei den meisten überhaupt nicht vorhanden. Herr Bindseil stellt sich unter einem Eckball einen eckigen Ball vor, und was Fräulein Rammler bei abseits denkt, kann man nur ahnen. Alles in allem, die Matador -Anhänger von Lungwitz gehören nicht gerade zu den Taktvollen. Jedenfalls kann man mit ihnen keinen Staat machen, und fast hat es den Anschein, als ob sich an diesem Zustand nie etwas ändern würde.

Aber da war plötzlich dieser Herr Biberti aufgetaucht. Das heißt, zu den Zuschauern gehörte er schon lange, und es wurde bereits erwähnt, dass sich seine verbalen Anfeuerungen in Grenzen hielten. Nun jedoch schien er sogar auf diese verzichtet zu haben. Mit eisiger Miene betrachtete er den Spielverlauf, und wenn ein Tor geschossen wurde, quittierte er das lediglich mit einem beifälligen Nicken. Bei offensichtlichen Verstößen - den sogenannten Fouls - schrie er nicht wie die anderen los, sondern schüttelte höchstens den Kopf.

Bürgermeister Wenzel, der in seiner Nähe stand, betrachtete diesen Schlachtenbummler mit wachsendem Interesse. Irgendwie brachte er ihn zum Nachdenken. Das hatte freilich einen ganz bestimmten Grund: Ein Fernsehteam wurde für die nächsten Tage in Lungwitz erwartet, und es war durchgesickert, dass man auch einem Spiel der Matador-Mannschaft beiwohnen werde. Dem Bürgermeister ließ diese Vorstellung einen Schauer über den Rücken laufen. Er kannte seine Lungwitzer, wusste, wie sie sich benehmen, wenn beispielsweise ein Elfmeter verschossen wurde. Manche kletterten da vor Wut auf die Bäume. Und die Schimpfkanonaden, die sie losließen, die Ausdrückeâ¦

Alles das würde im Fernsehen kommen. Bürgermeister Wenzel befand sich in Alarmstimmung. In einem Gespräch, das er mit dem für den Sport zuständigen Stadtrat Röppke führte, versuchte er, eine Klärung herbeizuführen. Wir können nicht verhindern, dass unsere Schlachtenbummler gefilmt werden , stellte er fest, also müssen wir handeln! Eine Umerziehung der Zuschauer wäre das Richtige. Haben Sie diesen Herrn Biberti beobachtet? Der Mami strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Von dem sollten sich alle eine Scheibe abschneiden.

Achim Röppke, der sein Amt als Stadtrat noch nicht lange innehatte, wiegte den Kopf. Mir hat der Mann auch gefallen , erklärte er, aber seinem Beispiel ganz zu folgen, wird nicht möglich sein. Das Einzige wäre⦠Er stockte. Bürgermeister Wenzel sah ihn fragend an. Ich meine, das Einzige wäre , verkündete Röppke zögernd, wenn wir auf unsere Lungwitzer ein bisschen einwirken würden. Ich meine, man könnte versuchen, aus den Schreihälsen gesittete Menschen zu machen. Und abschwächend fügte er hinzu: Die sie ja zu Hause ohnehin sind.

Fritz Wenzel dachte nach. Alle Zuschauer auf einmal können wir uns nicht vornehmen , sagte er, aber die größten Randalierer zu einem Kurzlehrgang zusammenfassen - das wäre eine Möglichkeit. Einverstanden , stimmte Röppke zu. Die Einladungen gehen sofort heraus. Und so geschah es, dass bereits am nächsten Tage eine stattliche Anzahl von Lungwitzer Bürgen folgendes Schreiben erhielt:

Werter Fußballfreund! Seit vielen Jahren halten Sie unserer erfolgreichen Matador-Mannschaft die Treue. Nicht zuletzt Ihrem regen Zuspruch ist es zu verdanken, dass wir uns nach wie vor in der ersten Kreisklasse befinden. Für kommende Aufgaben benötigen wir Ihre Unterstützung. Bitte kommen Sie am Freitag, 20 Uhr, zu einer Aussprache in die Turnhalle des Gymnasiums. Sport frei! gez. Wenzel, Bürgermeister

Die Empfänger, die freilich noch nicht ahnen konnten, was ihnen bevorstand, fühlten sich geschmeichelt. Manche rechneten sogar mit einer Auszeichnung. Auf jeden Fall war hier etwas im Gange, was ihren fachkundigen Rat erforderte, und so fanden sich die Angeschriebenen fast vollzählig in der Turnhalle ein. Albert Fricke war da (diesmal ohne Trompete, aber wild gestikulierend wie immer), Lothar Patzschke (zweimaliger Platzverweis), Ernst Brösel (bester Fahnenschwenker), Kurt Zottmann (Spezialist für Pfeifkonzerte), und sogar Buh-Rufer Max Ramdohr hatte sich eingefunden, obwohl er vom letzten Sonntag her noch einen Katarrh hatte.

Die Bänke und Stühle, die man kurz zuvor herbeigeschafft hatte, waren bald besetzt, und die meisten Schlachtenbummler hockten auf den Turngeräten herum - für sie keine ungewohnte Situation, da es auf den Pappeln des Matador-Sportplatzes wesentlich unbequemer war. Nur insofern musste man sich umstellen, als jetzt anstelle des Schiedsrichters der Bürgermeister Wenzel die Arena betrat und nach umständlicher Begrüßung folgende überraschende Ausführungen machte:

Ich habe Sie hergebeten, liebe Sportfreunde, weil uns ein besonderes Ereignis bevorsteht. Unsere Stadt wird von einem Fernsehteam im Rahmen der Sendereihe 'Städtebilder' besucht werden. Zweifellos werden dabei auch Ausschnitte vom Spiel gegen 'Vorwärts Hinterstedt' gedreht - und was das heißt, brauche ich wohl nicht besonders zu erwähnen.

Wir hätten es aber gern gewusst! rief Albert Fricke, der schon wieder zu gestikulieren anfing, und Max Ramdohr fügte mit heiserer Stimme hinzu: Überhaupt - was hat das mit uns zu tun? Eins nach dem andern , erklärte Wenzel, indem er sich auf einem tief eingerasteten Bock niederließ und mit Verhaltener Ruhe in die Runde blickte. Sie wissen, die im Fernsehen gesendeten 'Städtebilder' sind Widerspiegelungen unseres heutigen Lebens. Was hat es nun...
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Der Schriftsteller Ralph Wiener - bzw. der promovierte Jurist Felix Ecke - ist seit über 90 Jahren in der Lutherstadt Eisleben zu Hause. Hier gründete er 1945 das erste Nachkriegstheater Deutschlands. Anschließend wurde er Rechtsanwalt und schrieb nebenbei Humoresken und Satiren - zuerst für die LDZ und später hauptsächlich für den "Eulenspiegel".
Die Eulenspiegeleien sind alle im ersten Band. Der zweite Band beinhaltet Satiren, die bisher nur in anderen Zeitungen, Büchern oder noch gar nicht veröffentlicht sind. Band 3 und 4 enthalten die erfolgreich aufgeführten heiteren Theaterstücke "Geschichten meiner Frau", "Fragen Sie Sibylle" und "Ein himmlischer Abend"
Im fünften Teil der "Wiener's G'schichten" geht es jedoch ernster zu, denn hier werden drei gesellschaftspolitische Stücke vorgestellt. Wie im Teil 6 wurde es mit drei weiteren Lustspielen im 2021 vorliegenden 7. Band wieder heiter. Im 8.Band ging es philosophisch zu.
Wiener lieferte unter anderem auch Kabaretttexte für die Berliner Distel und die DEFA-Stacheltierproduktion. In verschiedenen Verlagen erschienen ca. 20 Bücher. In den 70-ern und 80-ern war er ständig zwischen Ostsee und Erzgebirge als Einmannkabarett unterwegs auf Tournee.