Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der fünfte Zeuge

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
608 Seiten
Deutsch
Kampa Verlagerschienen am26.01.20231. Auflage
Eine Wirtschaftskrise erschüttert die USA. Michael Hallers Job als Strafverteidiger besteht kaum mehr darin, Verbrecher vor dem Gefängnis zu bewahren. Stattdessen vertritt er insolvente Hausbesitzer und wendet Zwangsvollstreckungen ab. In besseren Zeiten wurden ihnen Hypotheken gewährt, die sie nach dem Bankencrash nicht mehr bedienen können. Hallers Mandantin Lisa Trammel aber hat noch weit größere Sorgen: Der Bankangestellte Mitchell Bondurant wurde erschlagen, Lisa gilt als Hauptverdächtige. Für Haller deutet alles darauf hin, dass jemand anderes hinter Gitter gehört. Doch erst als er überfallen wird, wird ihm klar, wie skrupellos seine Gegenspieler wirklich sind. Die Beweise gegen Lisa sind erdrückend, aber sie beteuert, nichts mit Bondurants Tod zu tun zu haben. Was, wenn ihre Unschuldsmiene trügt?

Michael Connelly ist mit über 80 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen ein Krimi-Superstar. 1956 in Philadelphia geboren, entdeckte er während seiner Studienzeit Raymond Chandlers Romane und beschloss, Schriftsteller zu werden. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch auch Connellys Romane mit Renée Ballard, Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Und auch die Streaming-Dienste haben Connellys Helden für sich entdeckt: Amazon Prime produzierte sieben Staffeln der Serie »Bosch«, bei Netflix ermittelt der »Lincoln Lawyer« Michael Haller.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextEine Wirtschaftskrise erschüttert die USA. Michael Hallers Job als Strafverteidiger besteht kaum mehr darin, Verbrecher vor dem Gefängnis zu bewahren. Stattdessen vertritt er insolvente Hausbesitzer und wendet Zwangsvollstreckungen ab. In besseren Zeiten wurden ihnen Hypotheken gewährt, die sie nach dem Bankencrash nicht mehr bedienen können. Hallers Mandantin Lisa Trammel aber hat noch weit größere Sorgen: Der Bankangestellte Mitchell Bondurant wurde erschlagen, Lisa gilt als Hauptverdächtige. Für Haller deutet alles darauf hin, dass jemand anderes hinter Gitter gehört. Doch erst als er überfallen wird, wird ihm klar, wie skrupellos seine Gegenspieler wirklich sind. Die Beweise gegen Lisa sind erdrückend, aber sie beteuert, nichts mit Bondurants Tod zu tun zu haben. Was, wenn ihre Unschuldsmiene trügt?

Michael Connelly ist mit über 80 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen ein Krimi-Superstar. 1956 in Philadelphia geboren, entdeckte er während seiner Studienzeit Raymond Chandlers Romane und beschloss, Schriftsteller zu werden. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch auch Connellys Romane mit Renée Ballard, Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Und auch die Streaming-Dienste haben Connellys Helden für sich entdeckt: Amazon Prime produzierte sieben Staffeln der Serie »Bosch«, bei Netflix ermittelt der »Lincoln Lawyer« Michael Haller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311703952
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum26.01.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.4
Seiten608 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1455 Kbytes
Artikel-Nr.10897393
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Teil 1 Die magischen Worte

1

Mrs. Pena saß neben mir auf dem Rücksitz und sah mich mit flehentlich erhobenen Händen an. Um ihren letzten Appell direkt an mich zu richten, schaltete sie auf Englisch um. Sie hatte einen starken Akzent.

»Bitte, Sie mir helfen, Mr. Mickey?«

Ich sah Rojas auf dem Fahrersitz an, der sich immer noch nach hinten gedreht hatte, obwohl ich ihn nicht mehr zum Dolmetschen brauchte. Dann schaute ich über Mrs. Penas Schulter aus dem Autofenster und auf das Haus, das sie unbedingt behalten wollte. Es war ein verblichen rosafarbenes Dreizimmerhaus mit einem kahlen Vorgarten hinter einem Maschendrahtzaun. Die auf die Betonstufe des Türpodests gesprayten Graffiti waren bis auf die Zahl 13 unentzifferbar. Die 13 war nicht die Hausnummer, sondern eine Loyalitätsbekundung.

Schließlich kehrte mein Blick zu Mrs. Pena zurück. Sie war vierundvierzig Jahre alt und auf eine verlebte Art attraktiv. Sie war die alleinerziehende Mutter dreier halbwüchsiger Jungen und hatte neun Monate lang ihre Hypothekenzinsen nicht mehr bezahlt. Jetzt wollte ihr die Bank das Haus wegnehmen und es zwangsversteigern lassen.

Die Versteigerung war in drei Tagen angesetzt. Dass das Haus wenig wert war und in einem von Gangs kontrollierten Viertel von South L.A. lag, spielte keine Rolle. Irgendjemand würde es kaufen, und Mrs. Pena würde Mieterin statt Eigentümerin - es sei denn, der neue Eigentümer setzte sie per Zwangsräumung vor die Tür. Jahrelang hatte sie sich auf den Schutz der Florencia 13 verlassen. Aber die Zeiten hatten sich geändert. Jetzt konnte ihr keine Gang mehr helfen. Sie brauchte einen Anwalt. Sie brauchte mich.

Ich wandte mich Rojas zu. »Sagen Sie ihr, ich werde alles versuchen. Sagen Sie ihr, ich bin ziemlich sicher, dass ich die Versteigerung verhindern und die Rechtmäßigkeit der Zwangsvollstreckung anfechten kann. Das wird das Ganze zumindest ein wenig aufhalten. Und wir gewinnen Zeit, um uns etwas Längerfristiges zu überlegen. Ihr vielleicht wieder auf die Beine zu helfen.«

Ich nickte und wartete, während Rojas übersetzte. Seit ich ein Werbepaket für die spanischsprachigen Radiosender gekauft hatte, setzte ich ihn als meinen Fahrer und Dolmetscher ein.

Das Handy in meiner Tasche begann zu vibrieren. Mein Oberschenkel deutete es als eine eingehende SMS. Ein Anruf wurde durch ein längeres Vibrieren angezeigt. Egal, was es war, ich ignorierte es. Als Rojas zu Ende übersetzt hatte, schaltete ich mich wieder ein, bevor Mrs. Pena antworten konnte.

»Sagen Sie ihr, sie muss sich darüber im Klaren sein, dass damit ihre Probleme nicht aus der Welt sind. Ich kann die Zwangsversteigerung hinausschieben, und wir können mit ihrer Bank verhandeln. Aber ich kann ihr nicht versprechen, dass sie das Haus nicht verlieren wird. Genau genommen hat sie es bereits verloren. Ich werde es ihr wiederbeschaffen, aber dann muss sie trotzdem noch eine Einigung mit der Bank finden.«

Rojas dolmetschte und machte Handbewegungen, wo ich keine gemacht hatte. Tatsache war, dass Mrs. Pena irgendwann ausziehen musste. Die Frage war nur, wie weit sie gehen wollte. Eine Privatinsolvenz würde ein weiteres Jahr an eine einstweilige Einstellung der Zwangsversteigerung hängen. Aber das musste sie jetzt noch nicht entscheiden.

»Und jetzt sagen Sie ihr, dass sie mich für meine Arbeit auch bezahlen muss. Erklären Sie ihr die Standardregelung. Tausend im Voraus und dann die Monatsraten.«

»Wie hoch sind die monatlichen Zahlungen? Und wie lang?«

Ich schaute wieder zum Haus. Mrs. Pena hatte mich nach drinnen eingeladen, aber ich hatte es vorgezogen, im Auto mit ihr zu reden. In dieser Gegend kam es immer wieder zu Drive-by-Shootings, und ich hatte einen Lincoln Town Car BPS. Letzteres stand für Ballistic Protection Series. Ich hatte ihn von der Witwe eines ermordeten Killers des Sinaloa-Kartells. Die Türen waren mit Panzerplatten verstärkt, und die Fenster waren aus dreischichtigem Verbundglas. Sie waren kugelsicher. Das waren die Fenster von Mrs. Penas rosafarbenem Haus nicht. Die Lektion, die es von dem Sinaloa-Mann zu lernen gab, lautete, dass man aus seinem Auto nur ausstieg, wenn es unbedingt sein musste.

Mrs. Pena hatte mir erklärt, dass die Monatsraten für das Haus, deren Zahlung sie vor neun Monaten eingestellt hatte, siebenhundert Dollar betrugen. Wenn ich mich der Sache annahm, bräuchte sie auch weiterhin keine Zahlungen an die Bank zu leisten. Solange ich ihr die Bank vom Hals hielt, hätte sie also keine finanziellen Belastungen. Deshalb war hier Geld zu holen.

»Sagen wir, zweihundertfünfzig im Monat. Sie erhält die ermäßigte Rate. Aber machen Sie ihr auch klar, dass sie dabei sehr gut wegkommt und dass sie mit den Zahlungen auf keinen Fall in Verzug geraten darf. Wir akzeptieren auch eine Kreditkarte, falls sie eine hat, die gedeckt ist. Aber achten Sie darauf, dass sie mindestens bis 2012 gültig ist.«

Rojas übersetzte, allerdings mit mehr Gesten und viel mehr Worten, als ich gemacht hatte. Währenddessen holte ich mein Handy heraus. Die SMS war von Lorna Taylor.


RUF BALDMÖGLICHST AN.


Ich würde sie nach dem Mandantengespräch zurückrufen. Eine normale Anwaltskanzlei hatte in der Regel eine Sekretärin und Telefondame. Da ich aber außer dem Rücksitz meines Lincoln kein Büro hatte, schmiss Lorna den Laden von ihrer Eigentumswohnung in West Hollywood aus, die sie sich mit meinem Chefermittler teilte.

Meine Mutter war gebürtige Mexikanerin, und ich verstand ihre Muttersprache besser, als ich jemals durchblicken ließ. Als Mrs. Pena antwortete, verstand ich, was sie sagte - zumindest sinngemäß. Trotzdem ließ ich mir von Rojas alles übersetzen. Sie versprach, die tausend Dollar Vorschuss aus dem Haus zu holen und die monatlichen Zahlungen pünktlich zu leisten. An mich, nicht an die Bank. Wenn es mir gelang, die Zwangsversteigerung ein Jahr hinauszuzögern, sprängen für mich viertausend Dollar heraus. Für das, was ich dafür tun musste, war das nicht schlecht. Wahrscheinlich würde ich Mrs. Pena nie wiedersehen. Ich würde gegen die Zwangsversteigerung klagen und die Vollstreckung hinausschieben. Die Chancen standen gut, dass ich nicht einmal vor Gericht erscheinen musste. Den Gerichtskram würde meine junge Partnerin erledigen. Mrs. Pena wäre zufrieden und ich auch. Irgendwann wäre dann allerdings Schluss mit lustig. Das war immer so.

Ich fand, das war ein vertretbarer Fall, auch wenn Mrs. Pena keine Mandantin war, der viel Verständnis entgegengebracht werden würde. Die meisten meiner Mandanten stellen ihre Zahlungen an die Bank ein, weil sie ihren Job verloren oder ein medizinisches Desaster erlitten haben. Mrs. Pena hatte sie eingestellt, weil ihre drei Söhne wegen Drogenhandels ins Gefängnis gekommen waren und ihre wöchentliche finanzielle Unterstützung mit einem Schlag ausfiel. Deshalb konnte sie nicht allzu viel Mitgefühl erwarten. Aber die Bank hatte übel getrickst. Ich hatte mir auf meinem Laptop ihre Akte angesehen. Dort war alles nachzulesen: die zahlreichen Zahlungsaufforderungen und schließlich die Androhung der Zwangsversteigerung. Nur behauptete Mrs. Pena, die Zahlungsaufforderungen nie erhalten zu haben. Und ich glaubte ihr. Das Viertel, in dem sie wohnte, war keins von denen, in denen viele Gerichtszusteller unterwegs waren. Ich hatte den Verdacht, dass die Zahlungsaufforderungen im Müll gelandet waren und der Gerichtszusteller schlicht und einfach gelogen hatte. Wenn es mir gelang, das nachzuweisen, konnte ich es als Druckmittel benutzen, um Mrs. Pena die Bank vom Hals zu halten.

Ich würde geltend machen, die arme Frau sei auf die Gefahr, in der sie schwebte, nie hingewiesen worden; die Bank habe sich ihre Situation zunutze gemacht und ein Zwangsversteigerungsverfahren eingeleitet, ohne ihr eine Gelegenheit zu bieten, die Rückstände zu begleichen, und solle deshalb vom Gericht für ihr Vorgehen gerügt werden.

»Okay, dann wäre das also geklärt«, sagte ich zu Rojas. »Sagen Sie ihr, sie soll jetzt das Geld holen. Ich drucke inzwischen einen Vertrag und die Quittung aus. Wir werden uns gleich heute an die Arbeit machen.«

Ich nickte und lächelte Mrs. Pena an. Rojas übersetzte, dann stieg er aus und ging auf die andere Seite, um ihr die Tür aufzumachen.

Sobald Mrs. Pena ausgestiegen war, öffnete ich auf meinem Laptop die spanische Vertragsvorlage und trug die entsprechenden Namen und Zahlen ein. Dann schickte ich alles an den Drucker, der auf der Elektronikplattform auf dem Beifahrersitz stand. Anschließend schrieb ich die Quittung für die auf mein Mandantenanderkonto einzuzahlenden Beträge. Alles, wie es sich gehörte. Ohne Ausnahme. Das war die beste Möglichkeit, sich die kalifornische Anwaltskammer vom Hals zu halten. Auch wenn ich ein kugelsicheres Auto hatte, am meisten nahm ich mich vor der Anwaltskammer in Acht.

Es war ein schwieriges Jahr gewesen für Michael Haller and Associates, Attorneys-at-Law. Im Zug des wirtschaftlichen Abschwungs war der Markt für Strafverteidiger buchstäblich ausgetrocknet. Die Kriminalität war natürlich nicht zurückgegangen. Sie florierte in Los Angeles bei jeder Wirtschaftslage. Aber die zahlenden Mandanten waren dünn gesät. Es schien, als hätte niemand mehr Geld, um einen Anwalt zu bezahlen. Folglich erstickten die Pflichtverteidiger in Arbeit, während Leute wie ich am Hungertuch...

mehr

Autor

Michael Connelly ist mit über 80 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen ein Krimi-Superstar. 1956 in Philadelphia geboren, entdeckte er während seiner Studienzeit Raymond Chandlers Romane und beschloss, Schriftsteller zu werden. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch auch Connellys Romane mit Renée Ballard, Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Und auch die Streaming-Dienste haben Connellys Helden für sich entdeckt: Amazon Prime produzierte sieben Staffeln der Serie »Bosch«, bei Netflix ermittelt der »Lincoln Lawyer« Michael Haller.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt