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Johannismord. Ostfrieslandkrimi

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
200 Seiten
Deutsch
Klaranterschienen am07.02.20231. Auflage
"Sehr geehrter Herr Grote. Wenn Sie dies lesen, weile ich nicht mehr unter den Lebenden!"
Eine äußerst makabre Botschaft trifft bei den Kommissaren Stefan Grote und Stine Lessing in Aurich ein. Der kürzlich verstorbene »Johannismörder« Hajo Alsen erklärt in einem Brief, unschuldig am Tod seiner Partnerin zu sein, und bittet Stefan Grote, der bei seiner Verhaftung dabei war, den Fall wieder aufzunehmen, um den wahren Täter zu ermitteln. Dann behauptet er auch noch, dass es nicht bei einem Mord in Harlesiel geblieben ist. Nach anfänglichem Zögern lässt Grote sich von Stine schließlich dazu überreden. Kaum dass sie die Arbeit aufgenommen haben, überschlagen sich bereits die Ereignisse. Ein tragischer Todesfall erweist sich als Mord und ein ostfriesisches Bauernhaus im geht in Flammen auf. Der einzige Hinweis auf den Täter ist die verschwommene Kameraaufnahme eines Mannes mit einem Gehfehler. Eigentlich ein guter Ermittlungsansatz - doch die Suche nach dem »Hinkebein«" scheint eine unlösbare Aufgabe zu sein. Bald merken die Kommissare, dass hinter den ganzen Vorgängen eine Gruppe skrupelloser Menschen steckt, die entschlossen sind, ihre Ziele mit allen Mitteln zu verwirklichen …
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

Klappentext"Sehr geehrter Herr Grote. Wenn Sie dies lesen, weile ich nicht mehr unter den Lebenden!"
Eine äußerst makabre Botschaft trifft bei den Kommissaren Stefan Grote und Stine Lessing in Aurich ein. Der kürzlich verstorbene »Johannismörder« Hajo Alsen erklärt in einem Brief, unschuldig am Tod seiner Partnerin zu sein, und bittet Stefan Grote, der bei seiner Verhaftung dabei war, den Fall wieder aufzunehmen, um den wahren Täter zu ermitteln. Dann behauptet er auch noch, dass es nicht bei einem Mord in Harlesiel geblieben ist. Nach anfänglichem Zögern lässt Grote sich von Stine schließlich dazu überreden. Kaum dass sie die Arbeit aufgenommen haben, überschlagen sich bereits die Ereignisse. Ein tragischer Todesfall erweist sich als Mord und ein ostfriesisches Bauernhaus im geht in Flammen auf. Der einzige Hinweis auf den Täter ist die verschwommene Kameraaufnahme eines Mannes mit einem Gehfehler. Eigentlich ein guter Ermittlungsansatz - doch die Suche nach dem »Hinkebein«" scheint eine unlösbare Aufgabe zu sein. Bald merken die Kommissare, dass hinter den ganzen Vorgängen eine Gruppe skrupelloser Menschen steckt, die entschlossen sind, ihre Ziele mit allen Mitteln zu verwirklichen …
Details
Weitere ISBN/GTIN9783965867291
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum07.02.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.7
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse553 Kbytes
Artikel-Nr.11047357
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Trauerfeier

 

Als Grote am nächsten Morgen das Dienstzimmer betrat, erkannte Stine sofort, dass ihr »Psychoterror«, wie er es bezeichnet hätte, erfolgreich gewesen war. Grote trug, anders als sonst üblich, eine dunkle Hose und eine dunkle Jacke, kurzum: angemessene Kleidung, um an einer Trauerfeier teilzunehmen. Auch Stine hatte ihrem Frühlingslook eine Pause verordnet und ebenfalls gedeckte Farben gewählt. So standen sich die beiden wortlos gegenüber und fixierten einander wie zwei Revolverhelden vor dem Duell. »Du Nervensäge warst dir wohl ziemlich siegessicher, oder irre ich mich?« Dabei deutete Grote mit den Händen eine Bewegung an, als wollte er sie erwürgen.

Stine lächelte verschmitzt und erwiderte sanft, um Grote nicht zu demütigen: »Sagen wir es mal so, Stefan: Ich habe es nicht gewusst, aber erhofft, dass du dich entschließen würdest, diesen außergewöhnlichen Termin wahrzunehmen.«

Grote fluchte laut vor sich hin und spielte den Wütenden: »Du und meine Frau Anna, ihr habt erschreckend viel gemeinsam. Eure Beharrlichkeit kann einen Mann fertigmachen!«

»Mag schon sein, Anna ist schließlich eine kluge Frau, sonst hättest du sie nicht geheiratet.« Dann schlenkerte Stine kess mit den Autoschlüsseln: »Wollen wir los? Der Wagen steht schon vor der Tür. Es wird allmählich Zeit.«

 

Bei ihrer Ankunft in Carolinensiel hatten sie das seltene Glück, ganz in der Nähe der Kirche einen freien Parkplatz zu finden. Da sie gut durchgekommen waren, blieben noch einige Minuten Zeit, also schlenderten sie die Straße entlang und nahmen das alte Gemäuer in Augenschein. Das Hauptgebäude sowie der abseitsstehende Glockenturm waren rot geklinkert und unscheinbar. Rundherum war der Friedhof angelegt. Grote seufzte gequält und drehte sein Gesicht in die aus einem tiefblauen Himmel scheinende Sonne, um die Wärme auf der Haut zu spüren. »Es ist eine Schande, bei diesem herrlichen Wetter freiwillig an einer Trauerfeier teilzunehmen!«

Mit den Worten »Nur nicht weich werden, Chef!« schob Stine ihn sachte zum Eingang der Kirche. Als sie den kühlen Innenraum betraten, wurden sie von einem Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens begrüßt und zu einem Tisch mit der darauf liegenden Kondolenzliste geführt. Das oberste Blatt war noch unbeschrieben, und es sah nicht so aus, als wenn noch weitere Blätter benötigt würden. Also waren sie die ersten und vielleicht auch einzigen Trauergäste. Grote schüttelte unwillig den Kopf und ging einfach weiter. Er war nicht als Trauernder hier, sondern gewissermaßen dienstlich, dazu noch unter, wenn auch sanftem, Druck. Wozu sich dann dort eintragen?

Stine hingegen schrieb ihre beiden Namen hinein. Für sie war es eine Sache des Respekts, unbeschadet der Frage, ob und was der Mann getan hatte, dessen von der Morgensonne beschienenen Sarg sie schon sehen konnte. Dann folgte sie ihrem Chef mit schnellen Schritten.

Grote hatte bereits im hinteren Drittel, gleich am Mittelgang Platz genommen, und Stine setzte sich zu ihm. Wie erwartet waren sie die ersten und, wie Grote meinte, wohl auch die einzigen Besucher. Das änderte sich jedoch nach einigen Minuten, denn nun traten vereinzelt Trauergäste ein und nahmen, von den beiden Polizisten kritisch beäugt, schweigend vor ihnen Platz. Dann wurde es wieder still um sie herum. Eine gefühlte Ewigkeit saßen sie in dieser schlichten, aber dennoch beeindruckenden, von kräftigen roten, blauen und weißen Farben dominierten Kirche. Außengeräusche drangen nur gedämpft zu ihnen vor, was ihnen das Gefühl gab, vom Leben um sie herum abgeschnitten zu sein. Der an der Stirnseite der Kirche aufgestellte Sarg war nur von wenigen Blumengestecken umrahmt, keines davon trug eine Schleife mit Aufdruck. Obwohl sich das Bestattungsunternehmen Mühe gegeben und mit Arrangements aus Plastikblumen die Tristesse zu kaschieren versuchte, blieb die Atmosphäre kalt und lieblos. Das Glockengeläut verstummte nun, und leises Orgelspiel erklang. Grote schaute ungeduldig auf seine Armbanduhr. »Noch fünf Minuten und außer uns sind nur drei alte Frauen hier. Ich habe es doch geahnt, das Ganze ist eine Farce. Lass uns wieder gehen!«

Er wollte sich bereits erheben, doch Stine zog ihn wieder herunter, denn in diesem Moment erschienen doch noch einige Trauergäste. Sie hatten sich wohl draußen im Sonnenschein aufgehalten, und nun traten sie in schneller Folge ein. Stine zählte mit, am Ende waren es außer ihnen 20 Personen, die sich im Raum verteilten. Vorne in der ersten Reihe nahm niemand Platz, die meisten setzten sich möglichst weit nach hinten. Offensichtlich fühlte sich keiner der Anwesenden als enger Angehöriger, dem dieses Privileg zugestanden hätte.

Bei der Mehrzahl der Trauergäste handelte es sich um ältere Menschen. Doch auch eine Handvoll Männer im mittleren Alter war dabei. Es waren mehr Männer als Frauen gekommen, und die meisten schienen sich untereinander zu kennen, denn sie nickten sich zur Begrüßung zu. Niemand legte Blumen nieder. Lediglich ein älteres Ehepaar ging zum Sarg vor, um sich zu verneigen. Um Familienangehörige schien es sich nicht zu handeln, vermutlich um Nachbarn.

Die Trauerrede des Pastors war kurz und ungewöhnlich. Er ging nicht auf das Leben des Verstorbenen ein, sondern beließ es bei der Verlesung einiger Bibeltexte, die sich ausschließlich mit den Fragen von Schuld und Sühne beschäftigten.

Grote blendete sich bereits nach kurzer Zeit aus. Er zahlte zwar immer noch brav seine Kirchensteuer, doch eine echte Bindung zur Religion hatte er nicht. So schaute er durch die bunten Kirchenfenster in den Himmel und hing seinen Gedanken nach. Plötzlich verspürte er einen kräftigen Knuff in die Rippen. Stine mahnte ihn damit zur Aufmerksamkeit, denn der Pastor beendete in diesem Moment seine Predigt mit Worten aus Jeremia, Kapitel 2, 35:

»Doch du sagst: Ich bin unschuldig, ja, sein Zorn hat sich von mir abgewandt. Siehe, ich werde mit dir vor Gericht treten, weil du sagst: Ich habe nicht gesündigt.«

 

Als die Totengräber erschienen und den Sarg aus der Kirche trugen, blieben Grote und Stine noch einige Zeit sitzen. Sie hatten kein Interesse, sich unter die Trauergemeinde zu mischen, sondern wollten sie stattdessen lieber aus gewisser Entfernung betrachten. Der kleine Trauerzug legte in gemessenen Schritten die kurze Entfernung zum Grab zurück, und als Grote und Stine in einigem Abstand folgten, hatte er sein Ziel schon erreicht. Hinter einem Forsythien-Busch, dessen von Blüten übersäte Zweige sich in alle Richtungen streckten, blieben die beiden Polizisten stehen. Stine nutzte die Gelegenheit und schoss trotz schlechten Gewissens unauffällig einige Fotos der Anwesenden, was ihr sehr unangenehm war. »Auf einer Beerdigung sollte man nicht fotografieren, das gehört sich nicht«, ging es ihr durch den Kopf, doch es gab schließlich einen dienstlichen Grund für ihre Anwesenheit.

Nachdem der Pastor seine letzten Worte gesprochen hatte und der Sarg herabgelassen worden war, nutzte wieder nur das Ehepaar die Gelegenheit, noch einmal am Grab zu verweilen und aus der bereitgestellten Schale Sand in die Gruft zu werfen. Die anderen Gäste hielten sich zurück und vermittelten den Eindruck, mit der Teilnahme an der Beerdigungsfeier lediglich einer unangenehmen Verpflichtung nachgekommen zu sein. Schnell löste sich die Gesellschaft in alle Richtungen auf. Einige blieben noch beieinander stehen, um zu reden. Der übliche Gang zum Leichenschmaus entfiel offensichtlich. Es gab wohl niemanden, der sich verpflichtet gefühlt hätte, anschließend Kaffee und Butterkuchen zu reichen.

»Das wars dann wohl. Ich wüsste beim besten Willen nicht, welche Erkenntnisse uns dieses Schauspiel geliefert haben sollte.« Grote drängte zur Rückfahrt. Er konnte nach wie vor der ganzen Angelegenheit nichts abgewinnen, doch Stine bestand darauf, wenigstens noch die Kondolenzliste zu fotografieren. Man konnte schließlich nie wissen, wozu das noch einmal gut sein würde.

Auf dem Weg zum Auto trafen sie auf den Pastor. Er hatte sich inzwischen umgezogen, trug lässige Jeans, Basecap und Sneakers. So erweckte er eher den Eindruck eines Urlaubers als den eines Seelsorgers.

»Ihre Predigt hat mir gut gefallen!« Stine hatte Grote stehen lassen, um mit dem Pastor einige Worte zu wechseln. »Besonders die letzten Sätze.«

Der Pastor war erfreut über die Rückmeldung, nahm das Lob aber nicht an. »Schön, dass es Ihnen gefallen hat, doch ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken. Ich muss nämlich gestehen, dass insbesondere die Erwähnung der letzten Passage gar nicht meine Idee war. Der Verstorbene hatte mich schon vor einiger Zeit brieflich kontaktiert und einige Wünsche zum Ablauf seiner eigenen Trauerfeier geäußert. Dem bin ich nachgekommen.«

Erst jetzt stellte Stine sich als Kriminalpolizistin vor. »Ich nehme an, die dunklen Seiten aus Hajo Alsens Leben sind Ihnen bekannt?«

Der Pastor nickte ernst. »Selbstverständlich, jeder im Ort weiß das. Er hatte mich aus nachvollziehbaren Gründen ausdrücklich darum gebeten, auf die Verlesung...

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