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Die Geschichte der Diabetesforschung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Kirchheim Verlagerschienen am15.11.20221. Auflage
Bismarcks Arzt von Frerichs gibt bei Diabetes Opium. Claude Bernard streitet mit Tierversuchsgegnern, und Kußmaul bekämpft Impfverweigerer. Der Student Langerhans entdeckt die Inseln der Bauchspeicheldrüse. Minkowski und der Freiherr von Mering werden zu Großvätern des Insulins. Zülzer und Reuter, vergessene Entdecker. Übertriebener Hype um Banting und Best. Wer hat den Nobelpreis für die Insulinentdeckung verdient? Clowes revolutioniert bei Eli Lilly die Insulinherstellung. Vom Fleischwolf in Hagedorns Küche zur Weltfirma Novo-Nordisk. Tödlicher Aderlass: die besten Diabetesforscher werden von den Nazis vetrieben. Dunkle Zeiten: Parteigenossen beherrschen die deutsche Diabetologie. Stolte, verkannter Pionier moderner Insulinbehandlung. Von Blockbustern und Skandalen: die wechselvolle Geschichte der Diabetesmedikamente. Winnetous Eidechse erfindet was gegen Diabetes. Der lange Weg zu moderner Diabetesforschung.

Dr. med. Viktor Jörgens begann bei seinem Freund und Lehrer Prof. Michael Berger an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit der Entwicklung von Therapie- und Schulungsprogrammen für Menschen mit Diabetes. Maßgeblich war er an der Einführung der Patientenschulung in Deutschland beteiligt. Später diente er als Direktor drei Jahrzehnte der Europäischen Gesellschaft für Diabetesforschung (EASD) und ihrer Stiftung EFSD. Er ist Ehrenmitglied der EASD und der Polnischen Diabetesgesellschaft.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextBismarcks Arzt von Frerichs gibt bei Diabetes Opium. Claude Bernard streitet mit Tierversuchsgegnern, und Kußmaul bekämpft Impfverweigerer. Der Student Langerhans entdeckt die Inseln der Bauchspeicheldrüse. Minkowski und der Freiherr von Mering werden zu Großvätern des Insulins. Zülzer und Reuter, vergessene Entdecker. Übertriebener Hype um Banting und Best. Wer hat den Nobelpreis für die Insulinentdeckung verdient? Clowes revolutioniert bei Eli Lilly die Insulinherstellung. Vom Fleischwolf in Hagedorns Küche zur Weltfirma Novo-Nordisk. Tödlicher Aderlass: die besten Diabetesforscher werden von den Nazis vetrieben. Dunkle Zeiten: Parteigenossen beherrschen die deutsche Diabetologie. Stolte, verkannter Pionier moderner Insulinbehandlung. Von Blockbustern und Skandalen: die wechselvolle Geschichte der Diabetesmedikamente. Winnetous Eidechse erfindet was gegen Diabetes. Der lange Weg zu moderner Diabetesforschung.

Dr. med. Viktor Jörgens begann bei seinem Freund und Lehrer Prof. Michael Berger an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit der Entwicklung von Therapie- und Schulungsprogrammen für Menschen mit Diabetes. Maßgeblich war er an der Einführung der Patientenschulung in Deutschland beteiligt. Später diente er als Direktor drei Jahrzehnte der Europäischen Gesellschaft für Diabetesforschung (EASD) und ihrer Stiftung EFSD. Er ist Ehrenmitglied der EASD und der Polnischen Diabetesgesellschaft.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783874097505
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum15.11.2022
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse12165 Kbytes
Artikel-Nr.11049565
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1
Claude Bernard - Beginn der wissenschaftlichen Diabetesforschung

Am 12. Juli 1813 wurde in Saint-Julien bei Villefranche-sur-Saône im Beaujolais Claude Bernard geboren, der Begründer der modernen Stoffwechselforschung. Er war der einzige Sohn von Pierre Jean-François Bernard, eine Tochter wurde später geboren. Wenig sprach dafür, dass aus diesem Knaben aus einem kleinen Dorf eines Tages der bedeutendste Physiologe des 19ten Jahrhunderts werden sollte. Das sehr bescheidene Geburtshaus von Claude Bernard befindet sich hinter dem Claude-Bernard-Museums, das man in dem später von Claude Bernard erworbenen Herrenhaus eingerichtet hat [Abb. 1]. Der Pfarrer der Gemeinde erkannte die Begabung des Jungen und empfahl ihn für das Jesuitenkolleg von Villefranche, das er bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr besuchte. Hier lernte er Latein und Französisch, aber keine andere moderne Sprache. In seinem späteren Leben war er immer auf Hilfe angewiesen, um Publikationen ins Französische zu übersetzen. Er selbst publizierte ausschließlich auf Französisch, was damals für die Karriere eines französischen Wissenschaftlers noch kein Hindernis darstellte.
Lehre in der Apotheke - Erfolg als Lustspielautor

Als Claude Bernard achtzehn Jahre alt war, konnte sich die Familie eine weitere Ausbildung nicht mehr leisten. Im Januar 1832 fand er eine Anstellung in einer Apotheke in Lyon, wo der Apotheker ein Heilmittel verkaufte, das bis zu 60 verschiedene Substanzen enthielt, darunter auch Opium. Claude war verblüfft, als er feststellte, dass der Apotheker in sein Wundermittel gegen diverse Krankheiten mehr oder weniger zufällig alles Mögliche hineinmischte. Diese Erfahrung war wohl der Beginn der kritischen Einstellung von Claude Bernard gegen die damalige Medizin.

In Lyon besuchte Claude häufig das Théatre des Célestines, wo Operetten und Komödien aufgeführt wurden. Er komponierte sogar eine musikalische Komödie mit dem Titel La rose du Rhône , die anscheinend einigen Erfolg hatte - er verdiente damit 100 Francs. Leider wurde diese Rose du Rhône nie gedruckt. Nach diesem Erfolg wagte sich Claude an ein größeres Projekt, eine klassische Tragödie mit dem Titel Anne de Bretagne . Er beschloss, die Apotheke in Lyon zu verlassen und reiste mit seinem Manuskript nach Paris. Er träumte davon, Schriftsteller zu werden.
Ein guter Rat: Werde besser Arzt statt Dichter!

1834 kam Claude Bernard mit seiner Anne de Bretagne in Paris an und bat Saint Marc Girardin, Schriftsteller und Professor an der Sorbonne, um seine Meinung zu dem Opus. Girardin fällte ein hartes aber richtiges Urteil. Das Stück sei schlecht und Bernard sollte ein Fach studieren, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten - warum nicht Medizin, da er bereits einige Kenntnisse in Pharmazie erworben hatte? Claude Bernard bewahrte sein Manuskript Anne de Bretagne auf und gab es eineinhalb Jahre vor seinem Tod einem Freund mit dem Hinweis, er möge es veröffentlichen, aber frühestens fünf Jahre nach seinem Tod. Ein Nachdruck des Stücks steht im Claude Bernard Museum in St. Julien zum Verkauf, während sich das Original in der Bibliotheque Nationale in Paris befindet, ich habe versucht es zu lesen, es ist einfach ein aufgeblasener, langweiliger Schinken. Glücklicherweise musste kein Theaterpublikum diese Tragödie je ertragen. Die Witwe von Claude Bernard wehrte sich mit Erfolg gegen die posthume Veröffentlichung des Stücks. Es war abgesehen von ihrer Mitgift ihr einziger Beitrag zum Ansehen ihres Mannes.
Studium in Paris

Im Alter von 21 Jahren begann Claude Bernard mit dem Medizinstudium. Er war kein besonders brillanter Student. Aber im Anatomiekurs kam sein hervorragendes handwerkliches Talent zum Vorschein. Einen speziellen Kurs über Physiologie gab es zu dieser Zeit noch nicht. Der führende Physiologe war Prof. Magendie (1783-1855), er veröffentlichte ein renommiertes Lehrbuch über Physiologie [Abb. 2]. Magendie hatte den Lehrstuhl für Physiologie und ein kleines Labor am Collège de France. Gleichzeitig leitete Magendie eine klinische Abteilung am Krankenhaus Hôtel Dieu. Als Claude Bernard als Student im Hôtel Dieu war, bemerkte er, dass Magendie der einzige Professor war, der gegen den Aderlass als Behandlung der Lungenentzündung kämpfte. Seine Meinung stand im Widerspruch zu allen Lehrbüchern, deshalb pflegten die Ärzte selbst in seiner Abteilung die an Lungenentzündung leidenden Patienten zur Ader zu lassen, sobald Magendie die Station verlassen hatte, was das Leben der Patienten sicher nicht verlängerte, sondern eher ihr Leiden verkürzte.
Schwieriger Beginn der Karriere

Als Magendie bemerkte, wie gut Claude Bernard am Seziertisch in der Anatomie arbeitete, stellte er ihn in seinem Labor am Collège de France an. Doch sein Gehalt als Assistent von Magendie reichte nicht zum Leben und so eröffnete Bernard zusammen mit einem Freund ein privates Labor, in dem zahlende Studenten und Gäste physiologische Experimente beobachten konnten. Dieses Geschäftsmodell scheiterte kläglich. Alles ging daneben: 1844 verteidigte er eine Dissertation, um Agrégé zu werden - vergleichbar mit einem Assistenzprofessor oder dem deutschen Privatdozenten, er war erfolglos. Eine weitere Enttäuschung folgte, als 1844 sein erster Antrag auf Mitgliedschaft in der Akademie für Medizin abgelehnt wurde. Zu diesem Zeitpunkt dachte Claude Bernard daran, seine Forscherkarriere aufzugeben und in seiner Heimat Beaujolais als Landarzt zu praktizieren.


Abb. 1:âDas Geburtshaus von Claude Bernard



Abb. 2:â Es ist unmöglich zu sagen, wozu die Flüssigkeit des Pankreas dient. Lehrbuch der Physiologie von Prof. Magendie 1817



Abb. 3:âOriginal Handschrift von Claude Bernard: Ich taufe diesen Stoff Glykogen [3]

Eine Mitgift für die Forschung

Seine Freunde fanden jedoch eine Lösung für Claude Bernards chronische finanzielle Probleme - eine Ehefrau mit einer beachtlichen Mitgift. 1845 heiratete Bernard Marie Françoise Fanny Martin, die Tochter eines reichen Pariser Arztes. Ihre Mitgift diente als Einkommen für die junge Familie und wurde auch zur Finanzierung von Claudes Forschungen verwendet. Im Ehevertrag wurde die Mitgift der Braut auf 60 000 Francs festgelegt, was damals immerhin 180 000 Litern Wein entsprach! Das Paar hatte vier Kinder, zwei Söhne starben sehr früh. Die zwei Töchter - tief gläubige Katholikinnen wie die Mutter - schlossen sich später dem politischen Kampf ihrer Mutter gegen Vivisektion an. Das Paar trennte sich und ließ sich schließlich am 22.8.1870 scheiden. Die Töchter setzten ihren Kampf gegen die Tierforschung fort. Nach ihrem Tod musste ihr Haus, das unzähligen heimatlosen Katzen und Hunden als Behausung gedient hatte, wegen der unhaltbaren hygienischen Zustände von den Behörden sterilisiert werden. Ein wenig kann man den Kampf der drei Damen gegen Claude Bernards Tierversuche verstehen. Sie hatten diverse operierte Hunde erlebt, die Bernard nach Operationen mit in die Wohnung brachte, und aus denen Schläuche heraushingen. Heute würde kaum eine Ethikkommission die häufig recht brutalen Experimente Claude Bernards genehmigen, die Methoden zur Betäubung der Versuchstiere wurde allerdings im Laufe der Jahre besser.
Die Rolle der Bauchspeicheldrüse

Im Jahr 1846 begann Claude Bernard, seine Forschungen auf das Studium des Stoffwechsels zu konzentrieren und begann mit Experimenten zum Verständnis der Funktion der Bauchspeicheldrüse. In der 1816 erschienenen Ausgabe des Lehrbuchs seines Lehrmeisters Magendie hieß es noch, die Funktion der Bauchspeicheldrüse sei ein Rätsel. [Abb. 3]. Claude Bernard entdeckte, dass das Sekret der Bauchspeicheldrüse nicht nur bei der Verdauung von Kohlenhydraten hilft. Durch eine Reihe von Experimenten konnte er nachweisen, dass der Bauchspeicheldrüsensaft Fett in Fettsäuren und Glyzerin spalten kann und dass Eiweiße nach Zugabe von Galle durch den Bauchspeicheldrüsensaft aufgelöst werden. Claude bemerkte auch, dass die fötale Bauchspeicheldrüse keine Wirkung auf Fett hat und stellte fest, dass die Funktion der Bauchspeicheldrüse bei der Verdauung erst sehr kurz vor der Geburt beginnt. Bernard versuchte auch, Hunden die Bauspeicheldrüse zu entfernen. Die meisten Hunde starben dabei, nur einer überlebte, wurde aber nicht diabetisch. Man kann davon ausgehen, dass bei diesem Hund die Bauchspeicheldrüse nur unvollständig entfernt worden war.

Die Entdeckung des Pankreasdiabetes musste auf die brillanten chirurgischen Fähigkeiten der Forscher Minkowski und von Mering im Jahr 1889 warten.
Den Glukosestoffwechsel verstehen

Als Claude Bernard begann, den Stoffwechsel und Diabetes zu erforschen, gab es in den Lehrbüchern nur wirre Theorien. Magendie war der Meinung, dass Tiere nicht in der Lage seien, Glukose, Eiweiß oder Fett selbst herzustellen. Apollinaire Bouchardat glaubte, dass Diabetes auf eine erhöhte Aufnahme von Glukose im Magen zurückzuführen sei (er änderte seine Meinung später nach den Erkenntnissen von Claude Bernard). Zum Glukosestoffwechsel schrieb Mialhé (1807-1886) 1844, dass die Glukose über das Lymphsystem ins Blut transportiert und dort verbrannt werde. Andere nahmen an, dass die Lunge der Ort war, an dem diese Verbrennung stattfand. Claude fasste den Wissensstand in seinem kleinen roten Notizbuch zusammen, das heute noch im Collège de France aufbewahrt wird: Die Verdauung von Kohlenhydraten findet in zwei Schritten statt: Erstens: Umwandlung der Kohlenhydrate in Glukose, zweitens: Glukose wird in der Lunge verbrannt. Wenn dies nicht geschieht, entsteht Diabetes . Claude Bernard fragte...
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Autor

Dr. med. Viktor Jörgens begann bei seinem Freund und Lehrer Prof. Michael Berger an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit der Entwicklung von Therapie- und Schulungsprogrammen für Menschen mit Diabetes. Maßgeblich war er an der Einführung der Patientenschulung in Deutschland beteiligt. Später diente er als Direktor drei Jahrzehnte der Europäischen Gesellschaft für Diabetesforschung (EASD) und ihrer Stiftung EFSD. Er ist Ehrenmitglied der EASD und der Polnischen Diabetesgesellschaft.