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Ihre innersten Dämonen

tolino mediaerschienen am01.07.2023
Einige Jahre nach ihrer Entführung durch den Campus Rapist von Norwich ist Andrea mit ihrer Familie nach East Anglia zurückgekehrt, um für die Polizei als Profilerin zu arbeiten. Die Vergangenheit scheint vergessen, bis der Leichnam einer Studentin in den Sümpfen gefunden wird.
Kollege Christopher traut sich fast nicht, Andrea den Fall vorzustellen, denn die Todesumstände der jungen Frau ähneln denen der Campus Rapist-Opfer bis ins Detail. Dafür gibt es nur eine schlüssige Erklärung: Er hatte einen Mitwisser. Doch für Andrea ist klar, dass sie den Fall übernimmt, denn keiner kannte den Rapist so gut wie sie ...
Neuauflage des unter dem Titel 'Damit du nie vergisst' veröffentlichten Thrillers von be.thrilled (2016)

Dania Dicken, Jahrgang 1985, schreibt seit der Kindheit. Die nahe Köln lebende Autorin hat Psychologie und Informatik studiert und als Online-Redakteurin gearbeitet. Mit den Grundlagen aus dem Psychologiestudium schreibt sie Psychothriller zum Thema Profiling. Bei Bastei Lübbe hat sie die Profiler-Reihe und "Profiling Murder" veröffentlicht, im Eigenverlag erscheinen "Die Seele des Bösen" und ihre Fantasyromane. Die Thriller-Reihe um FBI-Profilerin Libby Whitman ist ihr neuestes Projekt.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,99

Produkt

KlappentextEinige Jahre nach ihrer Entführung durch den Campus Rapist von Norwich ist Andrea mit ihrer Familie nach East Anglia zurückgekehrt, um für die Polizei als Profilerin zu arbeiten. Die Vergangenheit scheint vergessen, bis der Leichnam einer Studentin in den Sümpfen gefunden wird.
Kollege Christopher traut sich fast nicht, Andrea den Fall vorzustellen, denn die Todesumstände der jungen Frau ähneln denen der Campus Rapist-Opfer bis ins Detail. Dafür gibt es nur eine schlüssige Erklärung: Er hatte einen Mitwisser. Doch für Andrea ist klar, dass sie den Fall übernimmt, denn keiner kannte den Rapist so gut wie sie ...
Neuauflage des unter dem Titel 'Damit du nie vergisst' veröffentlichten Thrillers von be.thrilled (2016)

Dania Dicken, Jahrgang 1985, schreibt seit der Kindheit. Die nahe Köln lebende Autorin hat Psychologie und Informatik studiert und als Online-Redakteurin gearbeitet. Mit den Grundlagen aus dem Psychologiestudium schreibt sie Psychothriller zum Thema Profiling. Bei Bastei Lübbe hat sie die Profiler-Reihe und "Profiling Murder" veröffentlicht, im Eigenverlag erscheinen "Die Seele des Bösen" und ihre Fantasyromane. Die Thriller-Reihe um FBI-Profilerin Libby Whitman ist ihr neuestes Projekt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754677643
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten335 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1153
Artikel-Nr.11051952
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

OVERKILL
University of East Anglia, Dienstag

 

Ihre Hände waren nicht nur eiskalt, sondern auch schweißnass. Nervös wischte Andrea sie an ihrer Jeans ab und atmete tief durch. Sonores Murmeln erfüllte die Luft des Hörsaals, die ihr in diesem Augenblick stickig vorkam, ohne es zu sein.

Dann hob sie den Blick.

Die meisten Plätze waren bereits besetzt. Über einhundert Studenten waren schon anwesend, durch die Tür stießen noch weitere dazu. Andrea schluckte. Niemals hätte sie mit einem solchen Andrang zu ihrer allerersten Vorlesung gerechnet. Nicht einmal mit der Hälfte. Sie hatte unterschätzt, wie attraktiv die Disziplin des Profiling in Zeiten von Fernsehserien wie CSI auf junge Menschen wirkte.

Erneut atmete sie tief durch und versuchte, sich an den Anblick der vielen Studenten zu gewöhnen. Manche waren nicht viel jünger als sie. Zwei Mädchen steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Andrea versuchte, es zu ignorieren. Schlimm genug, dass das ihre erste Vorlesung war, doch sie war nicht einfach nur eine aufgeregte junge Dozentin, die gleich ihre Feuerprobe durchstehen würde. Es war viel mehr als das.

Der Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es Zeit war, anzufangen. Sie schaltete das Mikrofon ein und öffnete die Präsentation auf ihrem Laptop. Das Tuscheln der Studenten wurde leiser.

Ich freue mich, Sie alle hier begrüßen zu dürfen , begann sie mit erstaunlich fester Stimme. Mein Name ist Andrea Thornton. Wenn Sie hier sind, um die Einführungsveranstaltung der Vorlesung Psychologische Grundlagen des kriminalistischen Profiling zu hören, sind Sie hier richtig.

Einige der Köpfe nickten. In den meisten Gesichtern las Andrea Interesse und Neugier, was ihrer Motivation einen ordentlichen Schub verlieh. Allmählich legte sich ihre Nervosität.

Diese Vorlesung findet nun zum allerersten Mal statt, wie Sie vielleicht wissen. Bislang gab es nicht die Möglichkeit, die speziellen Fertigkeiten, die ein psychologischer Profiler benötigt, an der University of East Anglia zu erlernen. Ich selbst habe dieses Wissen im Profiling-Seminar von Dr. Joshua Carter in London erworben, während ich hier meinen Master in Psychologie abgeschlossen habe. Entsprechend bin ich ein ähnlicher Pionier wie Sie.

Einige der Studenten lachten, was Andrea ein Gefühl der Sicherheit gab. Sie würde das schaffen. Sie würde die Vorlesung erfolgreich halten, ohne dass jemand einschlief - und sie würde kein Thema und keine Frage auslassen.

Nach Abschluss meiner Fortbildung habe ich in London als Profilerin gearbeitet, bis ich Anfang des Jahres wieder nach Norwich zurückgekehrt bin, um die hiesige Polizei als Polizeipsychologin und Profilerin zu unterstützen. Das nur als kurze Einführung zu meiner Person, bevor wir uns nun dem eigentlichen Thema widmen.

Andrea öffnete die nächste Seite ihrer Präsentation. Vermutlich wissen Sie bereits, dass das US-amerikanische FBI Pionierarbeit auf dem Gebiet der psychologischen Fallanalyse geleistet hat. Seinen wirklichen Anfang nahm das Profiling bereits in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als der Psychiater James Brussel versucht hat, dem Mad Bomber von New York auf die Spur zu kommen. Er charakterisierte den Mad Bomber als einen unverheirateten Einzelgänger, der es nie geschafft hat, sich von seiner Mutterfigur zu lösen und vermutlich bei seiner Verhaftung einen zweireihigen Anzug mit zugeknöpftem Jackett tragen würde. Sie können sich denken, was los war, als vier Wochen später George Metesky gefasst wurde - ein unverheirateter Mann, der bei seinen Schwestern lebte und tatsächlich die von Brussel beschriebene Kleidung trug. Seither haftet dem Profiling ein Ruf der Zauberei an, der natürlich Unfug ist.

Es war mucksmäuschenstill, als Andrea die folgende Folie aufrief. Von Zauberei ist die operative Fallanalyse weit entfernt. Studien, Statistiken und Falldaten stützen die Profile, die wir erstellen. Die Merkmale, die für wir einen zu ermittelnden Täter annehmen, treffen jeweils mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit zu. Wichtig ist, nur gesicherte Daten zu berücksichtigen - Befunde vom Tatort, dem Fundort, aus der Obduktion. Die Profilerstellung wird natürlich ungleich schwieriger, wenn etwa der Tatort gar nicht bekannt ist oder aufgrund eines zu starken Verwesungszustands keine Obduktion mehr durchgeführt werden kann.

Die nächste Seite der Präsentation zeigte die Fotos zweier Männer. Andrea warf einen kurzen Blick darauf. Die FBI-Agenten John Douglas und Robert Ressler gelten als die Urväter des Profiling. Nach Gesprächen mit Serienmördern kamen sie zu dem Schluss, dass solche Täter sich in zwei Kategorien einteilen lassen: den organisierten und den unorganisierten Typ. Inzwischen wissen wir, dass diese Kategorisierung etwas zu kurz greift.

Im Augenwinkel bemerkte Andrea eine Bewegung. Einer der Studenten, ein modisch gekleideter junger Mann, hob die Hand.

Bitte , sagte Andrea.

Hatten Sie während Ihrer beruflichen Tätigkeit als Profilerin auch mit Serienmördern zu tun? , fragte der Student.

Andrea antwortete nicht gleich. In London nicht, nein. Ich war an den Ermittlungen im Entführungsfall der Millionärstochter Trisha Michaels beteiligt, aber wir hatten keinen Serienmord auf dem Tisch. Serienmorde kommen in der Praxis nicht allzu häufig vor, aber wenn, dann sind es oft sehr extreme Beispiele. So auch zum Beispiel in Gloucester im Fall des von der Presse so genannten House of Horrors. Den Fall werden viele von Ihnen sicherlich kennen.

Ihre Überleitung war gerettet. Sie öffnete die nächste Seite der Präsentation und wandte sich wieder den Studenten zu. Im Keller des Hauses von Frederick und Rosemary West wurden im Jahr 1992 zwölf Leichen gefunden. Das Ehepaar hat in einer eigens eingerichteten Folterkammer in ihrem Keller nicht nur mehrere Kindermädchen, sondern auch eine ihrer eigenen Töchter sadistisch gequält und ermordet. Der Fall ist in mancherlei Hinsicht sehr speziell, denn es gibt nicht häufig solche Mörderpaare wie die Wests. Was allerdings häufiger vorkommt, sind Täter wie Frederick West. Der sexuelle Sadist ist der häufigste Serienmördertyp.

Andrea zog die Schultern hoch und versuchte, sich zu konzentrieren. Sie konnte das. Sadisten jagten ihr keine Angst ein, das sagte sie sich innerlich gebetsmühlenartig auf. Immer wieder. Schließlich fuhr sie fort.

Frederick West zeigte früh ein manifestes deviantes Sexualverhalten. Das ist auch der Grund dafür, dass bei der Suche nach einer Partnerin seine Wahl auf Rosemary Letts fiel. Bei ihrem Kennenlernen war sie wesentlich jünger als er und sexuell unerfahren. Frederick West hatte jede Möglichkeit, sie in ihrem Verhalten so zu formen, wie es seinen Zwecken dienlich war. Die beiden gingen eine krankhafte Symbiose ein, waren voneinander abhängig. Rosemary war ihm behilflich, wo sie konnte. Vermutungen legen nah, dass sie später sogar die treibende Kraft war. Sie zog mit ihm los und wiegte so zum Beispiel ihr Opfer Caroline Owens in trügerischer Sicherheit, als es darum ging, sie zum Einsteigen in den Wagen zu bewegen. Das Ehepaar folterte Caroline daraufhin eine ganze Nacht lang. Erst am nächsten Tag bot sich ihr eine Chance zur Flucht, doch obwohl sie das Verbrechen zur Anzeige brachte, fiel die Strafe für die Täter lächerlich gering aus. Man hätte sie damals stoppen können und die Gefahr erkennen müssen, die von den beiden ausging.

Eine junge Frau mit blondem Kurzhaarschnitt und eckiger Brille hob die Hand. Andrea nickte ihr zu.

War das nicht auch beim Campus Rapist so?

Die Frage hallte in Andreas Kopf nach. Sie schluckte. Innerhalb von Sekunden waren ihre Handflächen wieder voller Schweiß. Ihr war heiß und sie schloss kurz die Augen, um sich zu fangen. Die Frage kam zu früh. Viel zu früh.

Sie stützte sich auf das Pult und hielt den Blick gesenkt, während sie antwortete. Ja, beim Campus Rapist hätte man auch rechtzeitig erkennen können, wer er eigentlich ist. Seine Frau hätte es gekonnt.

Wissen Sie, warum sie nicht gehandelt hat?

Andrea blickte wieder auf. Wer gesteht sich schon gern ein, dass er ein Monster geheiratet hat?

Sie wandte sich dem Laptop zu und suchte in der Präsentation, bis sie das Foto gefunden hatte - das Foto eines durchaus gutaussehenden Mannes Ende zwanzig mit blonden Haaren und stechend grünen Augen.

Der Vierwochenrhythmus, in dem er gemordet hat, hätte seiner Frau auffallen müssen. Aber sie hat es verdrängt. Anders als viele andere Lebenspartnerinnen von Sexualmördern wurde sie nicht von ihm misshandelt, deshalb hätte sie es nur erahnen können. Aber vermutlich war sie der Grund dafür, dass seine Opfer Studentinnen waren. Sie selbst hatte ebenfalls studiert, er jedoch nicht. Sie war ihm intellektuell vermutlich überlegen, entsagte sich ihm zudem als Ventil für seine Phantasien. Seine Opfer waren Stellvertreterinnen für seine Frau.

Ein anderer Student meldete sich. Aber anders als Frederick West hat er immer allein gehandelt, oder?

Andrea nickte sofort. Er wäre kein Typ dafür gewesen, mit einem Partner zu handeln. Bei Mörderpaaren gibt es immer einen dominanten und einen unterwürfigen Partner, aber so, wie ich ihn einschätze, hätte er keinen Partner akzeptiert, egal wie unterwürfig. Nein, er war allein.

Die Studentin mit der eckigen Brille hob wieder die Hand. Sind Sie seinetwegen Profilerin geworden?

Ein leichtes Zittern machte sich in Andreas schweißnasser Hand bemerkbar, als sie sich eine Strähne ihres rotbraunen Haares hinters Ohr zurückstrich. Sie schüttelte den Kopf. Nein. Ich wollte...
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