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Abgeschoben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
120 Seiten
Deutsch
Verlag an der Ruhrerschienen am01.05.20161. Auflage
Klassenlektüre für Jugendliche an weiterführenden Schulen, Fach: Deutsch, Klasse 710 +++ K.L.A.R.-reality bedeutet: hundert Prozent autobiografische Geschichten, erzählt von jungen Menschen mit teils schweren Einzelschicksalen. Die Romane sind von Jugendlichen für Jugendliche geschrieben und werden bei Ihren Schülern das Lesefieber entfachen, denn nichts ist spannender als Geschichten aus dem realen Leben. Weiterhin sorgt der einfache Aufbau der Romane, mit kurzen Kapiteln, leicht verständlichem Vokabular und einer alltagsnahen Sprache für einen schnellen Leseerfolg, der Ihre Schüler nach dem Unterricht auch zu Hause weiterlesen lässt. Die Jugendbücher sind somit ideal für die Leseförderung in der Sekundarstufe geeignet und können von Lehrern als Schullektüre an Förderschulen, Hauptschulen, Realschulen und Gesamtschulen eingesetzt werden. Zum Inhalt: 'Abgeschoben' erzählt die Geschichte von Djamal, der in Deutschland im Asyl aufwächst. Da die Ehe seiner Eltern am Ende ist, wird er immer zwischen Mutter, Vater und dem Heim hin- und hergeschoben, niemand will sich um ihn kümmern. Von Zeit zu Zeit lebt er sogar auf der Straße, nimmt Drogen und klaut. Djamal gerät in eine Abwärtsspirale und landet letztendlich im Knast. Schließlich droht im sogar die Abschiebung zurück in den Iran.mehr

Produkt

KlappentextKlassenlektüre für Jugendliche an weiterführenden Schulen, Fach: Deutsch, Klasse 710 +++ K.L.A.R.-reality bedeutet: hundert Prozent autobiografische Geschichten, erzählt von jungen Menschen mit teils schweren Einzelschicksalen. Die Romane sind von Jugendlichen für Jugendliche geschrieben und werden bei Ihren Schülern das Lesefieber entfachen, denn nichts ist spannender als Geschichten aus dem realen Leben. Weiterhin sorgt der einfache Aufbau der Romane, mit kurzen Kapiteln, leicht verständlichem Vokabular und einer alltagsnahen Sprache für einen schnellen Leseerfolg, der Ihre Schüler nach dem Unterricht auch zu Hause weiterlesen lässt. Die Jugendbücher sind somit ideal für die Leseförderung in der Sekundarstufe geeignet und können von Lehrern als Schullektüre an Förderschulen, Hauptschulen, Realschulen und Gesamtschulen eingesetzt werden. Zum Inhalt: 'Abgeschoben' erzählt die Geschichte von Djamal, der in Deutschland im Asyl aufwächst. Da die Ehe seiner Eltern am Ende ist, wird er immer zwischen Mutter, Vater und dem Heim hin- und hergeschoben, niemand will sich um ihn kümmern. Von Zeit zu Zeit lebt er sogar auf der Straße, nimmt Drogen und klaut. Djamal gerät in eine Abwärtsspirale und landet letztendlich im Knast. Schließlich droht im sogar die Abschiebung zurück in den Iran.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783834632937
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum01.05.2016
Auflage1. Auflage
Seiten120 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1001 Kbytes
Artikel-Nr.11063476
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, musst du mit dem Essen fertig sein, und es darf nicht kalt sein. Du hast auch die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Kinder Ruhe geben und mich nicht nerven , forderte mein Vater.

Djamal, komm, wir gehen in die Küche , sagte meine Mutter und nahm mich auf den Arm. Ich muss kochen.

Sie versuchte, zu lächeln.

Papa kommt bald nach Hause, und dann muss das Essen fertig sein.

Ich war noch ganz klein, zwei oder drei Jahre alt, und doch erinnere ich mich noch daran, wie mich meine Mutter auf den Arm nahm und mit mir durch unser großes Haus lief, bis wir schließlich in der Küche angekommen waren. Wir lebten damals in einem großen Haus im Iran, denn wir waren sehr reich. Im Iran leben verschiedene Volksstämme zusammen, Perser, Araber, Kurden und viele andere. Wir sind Perser, und darum redete meine Mutter Farsi mit mir, so nennt man die persische Sprache.

Immer wenn die Zeit kam, in der mein Vater von der Arbeit nach Hause zurückkehrte, wurde meine Mutter unruhig und ängstlich. Auch an diesem Tag begann sie, hektisch mit den Töpfen zu klappern, und fing an, zu kochen. Ein besonders gutes Essen sollte es geben. So ein Essen wird im Iran oft mit Safran gewürzt. Safran ist das teuerste Gewürz der Welt. Es verleiht dem Essen eine wichtige orientalische Note.

Mein Vater aß sein Essen gerne mit Safran. Meine Mutter begann nun, zu kochen, und damit sie nebenbei auf mich aufpassen konnte, setzte sie mich neben sich auf die Arbeitsplatte. Ich platschte mit meinen Händen herum und griff alles Mögliche, um damit zu spielen. Prompt erwischte ich den teuren Safran und ließ ihn auf den Boden fallen. Man konnte ihn nicht mehr benutzen. Meine Mutter geriet nun total in Panik. Sie wusste, dass mein Vater bald von der Arbeit kommen und es dann Ärger geben würde. Also fing sie an, die Schweinerei wegzumachen. Aber der Safran färbte ab, und darum wurde der Boden ein bisschen gelb. Hektisch räumte meine Mutter alles auf. Immer wieder sagte sie dabei: Oh nein, wenn das dein Vater merkt, dann bin ich geliefert, und du auch. Dann muss ich mir wieder seine Predigten anhören, und du kriegst auch großen Ärger.

Dann flog die Haustür auf.

Frau? Ist das Essen fertig? Ich hoffe, dass es etwas Vernünftiges gibt , rief mein Vater und trat auf den Flur.

Ja, das Essen ist fertig , erwiderte meine Mutter mit gespielt freundlicher Stimme.

Schnell, schnell, ich muss dich runterholen , flüsterte sie mir zu und hob mich von der Arbeitsplatte.

Nun kam mein Vater in die Küche.

Warum ist der Tisch schon wieder nicht gedeckt? , meckerte er sofort los und sah sich vorwurfsvoll im Raum um.

Meine Mutter hatte mich immer noch auf dem Arm. Als sie meinen Vater hörte, zuckte sie zusammen.

Schnell, Djamal, geh ins Wohnzimmer! , flüsterte sie mir zu und ließ mich auf den Boden.

Nun trat mein Vater neben sie.

Was ist das? , fragte er mit lauter Stimme und zeigte auf den Fußboden.

Was denn? , tat meine Mutter unschuldig.

Was ist das Gelbe auf dem Boden, verdammt noch mal! , schrie mein Vater nun laut und verärgert.

Ach, das ist nichts. Djamal hat nur ein bisschen ... begann meine Mutter. Dann brach sie ab. Mit einem Satz war mein Vater am Küchenschrank, in dem wir den Safran aufbewahrten. Er merkte sofort, dass etwas von dem teuren Gewürz fehlte. Es war zwar nicht viel, aber es ging meinem Vater, wie immer, ums Prinzip. Alles musste so laufen, wie er es sich vorstellte.

Sofort wusste er, was passiert war.

Wo ist der Safran? Wo ist er? , rief er in einem höheren Ton. Was habe ich dir gesagt? Was habe ich dir gesagt? , schrie er jetzt auf meine Mutter ein.

Ich bekam Angst und versuchte, mich zu verstecken. Aber er war schneller. Er kam auf mich zu und trat mich. Dann riss er mich hoch und redete auf mich ein.

Was hast du da gemacht? Weißt du nicht, wie teuer das Gewürz ist? Weißt du das nicht? Weißt du nicht, was das bedeutet, wenn man jeden Tag losgehen muss, um Geld zu verdienen?

Ich war klein, woher sollte ich wissen, was er meinte? Ich begann, zu weinen, und meine Mutter verteidigte mich.

Lass meinen Sohn in Ruhe! , sagte sie böse. Nun ging es erst recht los - hin und her und hin und her fielen die Worte. Den ganzen Abend lang.

Du bist ein Stück Dreck! , schrie mein Vater.

Das lasse ich mir nicht sagen , rief meine Mutter.

Du hast mir nicht zu widersprechen, Frau! , brüllte mein Vater.

So ging es hin und her.

Und dann ... Wie immer gab es Schläge für meine Mutter! Mein Vater schlug sie ins Gesicht, ohrfeigte sie links und rechts. Er trat sie und spuckte sie an.

Einmal packte er sie sogar und schleifte sie ins Badezimmer. Dort steckte er ihren Kopf in die Toilette. Es war einfach schrecklich für mich, und ich hatte furchtbare Angst. Um mich - und natürlich auch um meine Mutter.

Solche Szenen wiederholten sich fast täglich bei uns. Meine Eltern verstanden sich nämlich überhaupt nicht. Sie mussten heiraten, ohne sich zu kennen. Im Iran ist es üblich, dass die Väter den Hochzeitspartner ihrer Kinder bestimmen.

Meine Großväter leiteten beide die Zollämter der großen Städte des Irans, sie waren also Kollegen. Aus ihrer Sicht passte es gut, die Kinder miteinander zu verheiraten.

Darum kannten sich meine Eltern im Grunde überhaupt nicht. Es ist bei uns verboten, sich vor der Ehe kennenzulernen. Frauen und Männer dürfen nur zusammen sein, wenn sie verheiratet sind.

Wenn man im Iran verheiratet wird, ist es üblich, dass der Mann mit seinen Eltern zu Besuch zu der anderen Familie kommt und fragt, ob er die Tochter des Hauses heiraten darf. Das ist aber nur ein Brauch, denn eigentlich ist alles schon vorher beschlossen worden. Wahrscheinlich kommt dir das seltsam vor, aber so ist das im Iran. Unsere Kultur ist eine andere, und so läuft das nun mal mit den Hochzeiten. Wer gegen die Regeln verstößt, den erwartet eine Strafe. Meist entscheidet das Gericht, dass dann eine bestimmte Anzahl von Peitschenhieben verhängt wird. Dein Vater stand irgendwann vor unserer Tür und hielt um meine Hand an , erzählte mir meine Mutter. Ich hatte gar keine Wahl, sondern musste zustimmen. Unsere Väter hatten unsere Heirat entschieden.

So heirateten meine Eltern also. Da beide aus reichen Familien kamen, waren auch meine Eltern reich und lebten in guten Verhältnissen. Geldprobleme hatten wir nie. Mein Vater arbeitete zu der Zeit in einer Bank, und meine Mutter führte den Haushalt. 1992 wurde ich dann geboren, zwei Jahre später mein kleiner Bruder Saber.

Die Ehe meiner Eltern verlief am Anfang ganz gut. Nach und nach wurde aber die Machtverteilung klar. Männer haben im Iran das Sagen, und in diesem Land interessiert es niemanden, wenn eine Frau mal geschlagen wird. Das ist eigentlich sogar üblich. So bestimmte mein Vater, was getan wurde. Er hatte klare Erwartungen an seine Frau und war sehr fordernd und streng. Jetzt erst merkte meine Mutter, wen sie da hatte heiraten müssen.

Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, musst du mit dem Essen fertig sein, und es darf nicht kalt sein. Du hast auch die Pflicht, dafür zu sorgen, dass das Kind Ruhe gibt und mich nicht nervt , forderte mein Vater.

Und meine Mutter hatte keine andere Wahl, als zu antworten: Ich weiß das, und ich kümmere mich darum.

Meine Mutter versuchte, meinem Vater alles recht zu machen. Immer gab sie nach und schluckte jede Kritik hinunter, auch wenn sie ungerecht war. Aber das genügte meinem Vater nicht. Er wurde strenger und strenger. Warum stehst du hier so rum? , schrie er zum Beispiel. Hast du nichts zu tun, du unnütze Frau? An diese Worte erinnere ich mich noch zu gut. Er sagte sie immer und immer wieder. Sie wurden Routine für ihn. Wenn meine Mutter sauber machte oder kochte, meckerte mein Vater:

Hast du nicht gelernt, wie man kocht und sauber macht? Das ist deine Aufgabe. Das musst du können. Wofür habe ich dich denn?

Manchmal wehrte sich meine Mutter auch, indem sie dann erwiderte: Mach das doch selbst. Du hast doch sowieso nichts anderes zu tun, als rumzumeckern.

Wenn sie so etwas sagte, artete das immer in Streit aus, bei dem meine Mutter den Kürzeren zog. Denn wenn sie laut protestierte, wurde mein Vater gewalttätig und schlug sie. Auch auf mich muss mein Vater damals immer wieder eingeredet haben, obwohl ich ja erst zwei oder drei Jahre alt war. Nichtsnutziger Junge , sagte er immer. Du bist nichts wert. Du bist nur ein Stück Dreck, sonst nichts. So redete er auf mich ein. Stundenlang. Immer wieder.

Ich verstand zu dem Zeitpunkt sicherlich nicht genau, was er meinte, aber ich fühlte mich schuldig und wertlos. Ich verstand einfach nicht, was er gegen mich hatte und warum er mich so behandelte. Und ich verstehe es bis heute nicht.

Mein Vater konnte so lange auf mich einreden und mich beleidigen, bis ich mich wirklich wie das letzte Stück Dreck fühlte. Er gab mir oft die Schuld an dem Streit mit meiner Mutter, aber was hatte ich damit zu tun?

Nach diesem Streit um den Safran lief meine Mutter mit mir zu den Eltern meines Vaters, um sich verzweifelt zu beschweren. Die beruhigten sie und fädelten es so ein, dass meine Mutter wieder zu meinem Vater zurückging. Im Iran muss eine Ehefrau bei ihrem Mann bleiben, ob sie will oder nicht. Wenn man sich scheiden lässt oder seinen Mann verlässt, ist die Ehre der Familie beschmutzt. Geschiedene Frauen sind im Iran nicht gut angesehen. Wenn man aus einer Ehe...

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