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Ein Toter im Inn

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
288 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am23.02.2023
Mordserie statt Honeymoon: Die Rosi ist zurück! Rosi und ihr Sepp haben gerade noch rauschend Hochzeit gefeiert, als am nächsten Tag eine Leiche im Inn treibt. Ausgerechnet einer ihrer Gäste, genauer gesagt: einer von Sepps Gästen - aus seiner Vergangenheit im Rotlichtmilieu. Doch warum trägt der Tote eine Ritterrüstung? Rosis Ermittlerinstinkt ist gefragt, und der führt sie geradewegs in eine nervenaufreibende Verfolgungsjagd ...

Doris Fürk-Hochradl wurde 1981 in Braunau am Inn geboren. Bis heute ist sie dem Innviertel treu geblieben und lebt mit ihrer Familie im beschaulichen Feldkirchen bei Mattighofen. Hauptberuflich unterrichtet sie an einer Volksschule.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextMordserie statt Honeymoon: Die Rosi ist zurück! Rosi und ihr Sepp haben gerade noch rauschend Hochzeit gefeiert, als am nächsten Tag eine Leiche im Inn treibt. Ausgerechnet einer ihrer Gäste, genauer gesagt: einer von Sepps Gästen - aus seiner Vergangenheit im Rotlichtmilieu. Doch warum trägt der Tote eine Ritterrüstung? Rosis Ermittlerinstinkt ist gefragt, und der führt sie geradewegs in eine nervenaufreibende Verfolgungsjagd ...

Doris Fürk-Hochradl wurde 1981 in Braunau am Inn geboren. Bis heute ist sie dem Innviertel treu geblieben und lebt mit ihrer Familie im beschaulichen Feldkirchen bei Mattighofen. Hauptberuflich unterrichtet sie an einer Volksschule.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070471
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum23.02.2023
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3685 Kbytes
Artikel-Nr.11109534
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Hochzeitswirbel

Rosis Tee-Tipp bei übermäßigem Schwitzen

1 Teelöffel Salbei mit 250 ml heißem Wasser übergießen, abkühlen lassen und während der heißen Sommerzeit täglich trinken.

Huberts Gelächter schallt durch die brütend heiße Luft. Meine Ohren dröhnen. Eine betagte Frau ist eben nicht für jeden Wirbel geschaffen, auch wenn es sich diesmal um meinen selbst gemachten Radau handelt. Ich spähe zu meinem Freund und Nachbarn hinüber und muss schmunzeln. Es ist lustig, dass den meisten Spaß an einer Hochzeit nur selten die Brautleute selbst haben, sondern die Gäste. Auch bei Sepp und mir scheint sich das zu bewahrheiten. Wir sind seit gerade einmal drei Stunden verheiratet und erst vor Kurzem im Wirtshaus angekommen, schon stiehlt uns der pensionierte Direktor der Dorfschule die Show. Dass sich der alte Haudegen nicht schämt, auf Danielas und meiner Doppelhochzeit so einen Radau zu schlagen? Ich suche meine ebenfalls frisch vermählte Tochter Dani in der Menschenmenge, kann sie aber nicht entdecken. Schon brüllt Wimmer abermals und zieht meine Aufmerksamkeit erneut auf sich. Ich schüttle den Kopf und beobachte weiter, wie der Wimmer, stockbetrunken wie ein angesoffener Badeschwamm, seine Frau Herta zur Seite schiebt und auf die anscheinend ebenso gut beschwipste Tierärztin Maria Schreiner zuwankt. Mit einem beherzten Griff an ihren prallen Hintern fordert er sie lallend auf, die Tanzfläche zu eröffnen. »Wenn die jungen Brautleit und die Rosi mitn SSSSepp net tonzn, donn pockn mia zwoa Hübschn dessss! Spüüttts auf, Musssikantn!«, schreit er. Die Tierärztin gluckst und kichert vergnügt. Dann macht sie doch tatsächlich Anstalten, der ungeschickten Aufforderung Folge zu leisten. Anscheinend hat es die gute Frau Doktor aus der Stadt nicht zufällig aufs feuchtfröhliche Land verschlagen. Sie zeigt sich weder dem Alkohol noch dem Wimmer gegenüber abgeneigt. Ich verstehe bis heute nicht, weshalb ein aufgedunsener, bierbäuchiger, in die Jahre gekommener Kerl wie Hubert eine derartige Wirkung auf Frauen hat. Ja, als junger Mann war er einmal ganz ansehnlich gewesen, aber heute? Vor einem halben Jahrhundert hatte er mir einen heimlichen Kuss abgeluchst, und seither ist weder sein Aussehen noch sein Ruf besser geworden. Als er gut dreißig Jahre später meiner Tochter Daniela das Herz gebrochen hat, waren wir sogar einige Zeit nicht gut aufeinander zu sprechen. Aber das hat sich gelegt. Hubert hat auch seine guten Seiten. Er meint es nie böse und kann sein Verhalten in etwa so gut einschätzen wie ein speckiges Kleinkind. Jetzt knutscht er gerade die Tierärztin ab. Herta, seine Frau, steht seelenruhig daneben und lächelt selig. Die beiden Wimmersleut haben schon eine eigenartige Beziehung. Vorigen Winter, während eines Tantraseminars, haben der Hubert und die Herta sogar die Trainerin unter sich zum Stöhnen gebracht. Bis heute will mir das nicht einleuchten. Am erstaunlichsten aber finde ich die Tatsache, dass Hubert doch glatt in unserem beschaulichen Ort einen Swingerclub eröffnet hat. Und das Lokal verzeichnet regen Zulauf aus der Dorfbevölkerung und dem näheren Umkreis unseres Örtchens. Es stört mich nicht, dass er in seiner Rente gemeinsam mit seiner Gattin Herta die freie Liebe samt lukrativer Geschäftsidee für sich entdeckt hat â¦ Immerhin war bis vor zwei Jahren mein frisch angetrauter Ehemann Sepp der Bordellbetreiber der Gegend, und mein Sohn Raphael hat das Herzkasterl von ihm übernommen â¦ Aber dass der Wimmer nun Daniela, ihrem frischgebackenen Ehemann Kurt, Sepp und mir den Brautwalzer stehlen will, geht gar nicht. Immerhin haben meine Tochter und ich heute Hochzeit. Niemand außer den Brautpaaren eröffnet in unserer Gegend die Tanzfläche. Als Nächstes macht er sich aufgrund einer Fressattacke noch über unsere Torte her und schneidet das erste Stück ab. Ehe ich einschreiten kann, steht die Schreiner in Tanzstellung bereit, und Hubert legt seine Wurstfinger deutlich zu tief um ihre Mitte.

Heiliger Zorn steigt wie Kohlensäurebläschen in einer Cola in mir hoch. Ich will mit meinen siebenundsechzig Jahren einer Amazone gleich auf die Tanzfläche stürmen, um dem schrecklichen Treiben ein Ende zu setzen, als ich sanft eine Hand auf der Schulter spüre.

»Rosi, ich glaub, unser zügiges Einschreiten ist gefragt!«, meint Sepp hinter mir und lächelt dabei so zärtlich, dass meine Wut so schnell verraucht, wie sie entstanden ist. Einen Meter hinter ihm sind auch Daniela und Kurt. Meine wunderschöne Tochter strahlt in ihrem cremeweißen Brautkleid wie eine frisch aus dem Meer heraufgetauchte Perle, und auch Kurt steht stramm, stolz und geschniegelt neben seiner Frau. Er ist Polizist und seit dem letzten Fall, den wir gemeinsam gelöst haben, sogar zum Leiter der Mordabteilung aufgestiegen. Mit jeder Faser seines bulligen, aber muskulösen Körpers strahlt er Autorität, aber auch Geborgenheit und Sicherheit aus. Unbeschreiblich liebevoll blickt er meine Tochter an. Mir wird warm ums Herz. Viel zu lange hat es gedauert, meine Dani glücklich zu sehen. Nach der fürchterlichen Totgeburt ihrer Zwillinge, bei der sie selbst fast gestorben wäre, hat sie dank einer Leihmutter nicht nur das Liebesglück mit Kurt, sondern auch die Freude der Mutterschaft für sich errungen. Und ausgerechnet der Wimmer ist es damals gewesen, der die Idee mit der Leihmutter hatte. Er war Daniela eine echte Stütze, als selbst ich ratlos war. Wahrscheinlich hat der alte Schwerenöter tatsächlich ebenso viele gute wie schlechte Seiten in seinem liebestrunkenen Herzen. Leise Dankbarkeit durchströmt mich, und ich wende mich wieder der Tanzfläche zu. »Spüüüts schon!«, plärrt in diesem Moment Hubert erneut den schockerstarrten Musikern zu. Ich revidiere meine eben gefasste gnädige Meinung über den Wimmer und seufze. Schnell nicke ich dann meinen Lieben auffordernd zu, um Daniela und Kurt den Vortritt zu lassen. Mit ausladend bestimmtem Schritt zieht Kurt Daniela auf die Tanzfläche und drängt den verdutzten Wimmer zur Seite. Dieser blinzelt einen Augenblick verwirrt, lacht dann aber gleich wieder und dreht sich seiner um gut zwanzig Jahre jüngeren Auserwählten zu, um sie mit einem weiteren feuchten Kuss ein paar Meter zurückzuschieben. Auch Herta hat sich, mit drei Sektflöten bewaffnet, wieder zu ihrem Mann gesellt und reicht ihm wie auch Maria ein Glas. Sepp und ich betreten die Mitte der großen gepflasterten Terrasse. Schon drängen sich die anderen Gäste um uns und schließen den Kreis. Sepp gibt den Musikern ein Zeichen, und langsame Walzerklänge schallen durch die Luft. Ich beginne mich zu wiegen und Sepps Druck gegen meine Taille Folge zu leisten. Ich drehe mich im Takt der Musik, in den Armen meines Mannes, und die alte Burg Frauenstein dreht sich um mich. Ich spüre, wie Freude und Dankbarkeit in mir aufwallen und all die schlimmen Zeiten der Vergangenheit beiseitewischen. Auch eine alte Burgjungfer kann hier ihr Glück finden. Ich, die Kräuterrosi, seit Langem verwitwet, habe endlich das Gefühl, wieder vollständig zu sein. Viel zu lange habe ich Liebe und Fürsorge all jenen geschenkt, die meine Hilfe brauchten, aber selbst zu wenig davon bekommen.

Seit mein Horst damals so plötzlich aus dem Leben gerissen wurde, hat mir ein Teil gefehlt. Als Sepp dann hilfesuchend bei mir im Bauernhaus aufgetaucht und geblieben ist, wurde dieser fehlende Teil etwas kleiner. Noch immer stiehlt sich bei der Erinnerung an damals ein Lächeln auf meine Lippen. Es war herzzerreißend mitanzuhören, wie Sepp mir sein Leid über den nicht mehr seinen Mann stehenden kleinen Seppel geklagt hat. Wie durch ein Wunder war die Heilung des Problems keines meiner Kräuterchen, sondern ich in Person. Ganz warm wird mir bei den Gedanken vor Liebe, und ich schmiege mich enger an Sepp. Erst jetzt, da ich in der Kirche Gottes Segen für diese zweite Partnerschaft meines Lebens erhalten habe und auch meine Tochter unter der Haube ist, bin ich wieder ganz. Der fehlende Teil ist auf die Größe einer Nähnadelspitze zusammengeschrumpft und sticht mich nur noch, wenn ich direkt an meinen verstorbenen Mann denke.

Ich schließe die Augen und lege meine Wange auf Sepps Schulter. Wie aus weiter Ferne höre ich die laute Stimme des Keyboardspielers rufen: »Die Tanzfläche ist eröffnet!«

Die Wärme fremder Körper schließt sich um Sepp und mich, doch wir tanzen weiter. Ich schwebe beinahe, so leicht ist mir ums Herz. Ich schwitze vor Anstrengung. Der Schweiß rinnt mir in dünnen Sturzbächen den Nacken und die Schultern hinab, bis er im Mieder meines Hochzeitsdirndls versickert. Ich bin froh, dass ich mich für ein naturfarbenes Trachtenkleid entschieden habe, bei dem sich nicht jeder Fleck abzeichnet. Daniela würde in ihrem Hochzeitskleid bei so einer Hitzewallung, wie sie mich gerade überfällt, bereits aussehen wie eine Braut in einer Batik-Tunika aus den wilden siebziger Jahren.

Keuchend wische ich mir über die Stirn und versuche erneut mein Glück mit dem vermaledeiten Geschenk vor mir. Sepp lacht laut. Wer gedacht hat, eine Hochzeit im fortgeschrittenen Alter auf dem idyllischen Lande wäre eine beschauliche und ruhige Angelegenheit, der war noch nie auf einer richtigen Dorfhochzeit. Ein Programmpunkt jagt den nächsten. Kaum dass der Braten im Magen gelandet ist, muss man schon zum Brautwalzer antreten, dann die Torte anschneiden und schließlich die Geschenke entgegennehmen, bevor man als frisch getraute Ehefrau entführt wird. Schlussendlich landet man nach dem Brautdiebstahl-Besäufnis wieder am anfänglichen Programmpunkt und nimmt die nächsten kulinarischen Schmankerln zu sich. Wenn man Glück hat, ist man im Morgengrauen dann fertig mit der Feierlichkeit und fällt hundemüde ins Bett. An eine echte Hochzeitsnacht ist meist nicht zu...
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