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Variationen der Wahrheit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
309 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am24.02.20231. Auflage
Sternbergs rasanter Gourmet-Krimi spielt größtenteils im Elsass und provoziert beim Lesen einen unwiderstehlichen Appetit auf französischen Käse ... Harald Schreiber, Kommissar der Europäischen Kommission, wird in einer Straßburger Gasse erschlagen. In seinen Mund hat man Käse gestopft. Und über der Leiche befindet sich eine Protestparole französischer Käsebauern gegen einen Gesetzentwurf der Europäischen Kommission, der die Herstellung von Rohmilchkäse stark einengt. Ausgerechnet Anna Mandinsky, eine deutsche Käsehändlerin, stolpert über die Leiche, und ein ewig schlecht gelaunter Commissaire ermittelt in diesem Fall vielleicht nicht ganz unparteiisch. Deshalb und aus vielen anderen Gründen mischen sich die agierenden Personen in die Ermittlungen ein - der intellektuelle französische Käsebauer Marcel Fouchard, der einsame Feinschmecker Hugo Rouvillion, die abtrünnige Ehefrau des Ermordeten Renate Schreiber sowie der suspendierte Mitarbeiter des Toten Wolfgang Ackermann - und präsentieren lauter kleine Variationen der Wahrheit.

Über die Autorin Ursula Sternberg studierte in ihrer Heimatstadt Duisburg Kunst und Geschichte und wechselte später nach Essen und in die IT-Branche. Sowohl ihre Romanserie um die Privatermittlerin Toni Blauvogel als auch ihre neueren Krimis spielen im Ruhrgebiet und befassen sich mit aktuellen brisanten Themen wie Fracking, Korruption und Immobilienspekulation. Variationen der Wahrheit ist ihr erster Kriminalroman und entführt in die Zeitgeschichte der damals noch jungen Europäischen Union. Was sonst? Ölmalerei, lecker kochen, essen und trinken, gute Geschichten lesen und hören, viel Bewegung an der frischen Luft, Freunde und zuletzt, aber ganz sicher nicht als letztes der Stubentiger. Die Serie um Toni Blauvogel Ruhrschnellweg, assoverlag, Oberhausen, 2007 Insolvenzgeld, assoverlag, Oberhausen, 2009 Nachtexpress, BoD, Norderstedt, 2022 in einer überarbeiteten Neuauflage der Erstausgabe emons, Köln, 2010 Innenhafen, BoD, Norderstedt, 2022 in einer überarbeiteten Neuauflage der Erstausgabe emons, Köln, 2012 Kriminalromane Variationen der Wahrheit oder von Liebe, Käse und anderen Dingen, assoverlag, Oberhausen, 2007 Ruhrbeben, BoD, Norderstedt, 2022 in einer überarbeiteten Neuauflage der Erstausgabe emons, Köln, 2014 Kurzgeschichten Sieben, in: Zechen, Zoff und Zuckerwerk, Prolibris, 2018 Sieben war nominiert für den Friedrich-Glauser-Preis 2019 in der Sparte Kurzkrimi Countdown, in: Killer, Kerzen, Currywurst, Prolibris, 2016
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Produkt

KlappentextSternbergs rasanter Gourmet-Krimi spielt größtenteils im Elsass und provoziert beim Lesen einen unwiderstehlichen Appetit auf französischen Käse ... Harald Schreiber, Kommissar der Europäischen Kommission, wird in einer Straßburger Gasse erschlagen. In seinen Mund hat man Käse gestopft. Und über der Leiche befindet sich eine Protestparole französischer Käsebauern gegen einen Gesetzentwurf der Europäischen Kommission, der die Herstellung von Rohmilchkäse stark einengt. Ausgerechnet Anna Mandinsky, eine deutsche Käsehändlerin, stolpert über die Leiche, und ein ewig schlecht gelaunter Commissaire ermittelt in diesem Fall vielleicht nicht ganz unparteiisch. Deshalb und aus vielen anderen Gründen mischen sich die agierenden Personen in die Ermittlungen ein - der intellektuelle französische Käsebauer Marcel Fouchard, der einsame Feinschmecker Hugo Rouvillion, die abtrünnige Ehefrau des Ermordeten Renate Schreiber sowie der suspendierte Mitarbeiter des Toten Wolfgang Ackermann - und präsentieren lauter kleine Variationen der Wahrheit.

Über die Autorin Ursula Sternberg studierte in ihrer Heimatstadt Duisburg Kunst und Geschichte und wechselte später nach Essen und in die IT-Branche. Sowohl ihre Romanserie um die Privatermittlerin Toni Blauvogel als auch ihre neueren Krimis spielen im Ruhrgebiet und befassen sich mit aktuellen brisanten Themen wie Fracking, Korruption und Immobilienspekulation. Variationen der Wahrheit ist ihr erster Kriminalroman und entführt in die Zeitgeschichte der damals noch jungen Europäischen Union. Was sonst? Ölmalerei, lecker kochen, essen und trinken, gute Geschichten lesen und hören, viel Bewegung an der frischen Luft, Freunde und zuletzt, aber ganz sicher nicht als letztes der Stubentiger. Die Serie um Toni Blauvogel Ruhrschnellweg, assoverlag, Oberhausen, 2007 Insolvenzgeld, assoverlag, Oberhausen, 2009 Nachtexpress, BoD, Norderstedt, 2022 in einer überarbeiteten Neuauflage der Erstausgabe emons, Köln, 2010 Innenhafen, BoD, Norderstedt, 2022 in einer überarbeiteten Neuauflage der Erstausgabe emons, Köln, 2012 Kriminalromane Variationen der Wahrheit oder von Liebe, Käse und anderen Dingen, assoverlag, Oberhausen, 2007 Ruhrbeben, BoD, Norderstedt, 2022 in einer überarbeiteten Neuauflage der Erstausgabe emons, Köln, 2014 Kurzgeschichten Sieben, in: Zechen, Zoff und Zuckerwerk, Prolibris, 2018 Sieben war nominiert für den Friedrich-Glauser-Preis 2019 in der Sparte Kurzkrimi Countdown, in: Killer, Kerzen, Currywurst, Prolibris, 2016
Details
Weitere ISBN/GTIN9783744818490
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum24.02.2023
Auflage1. Auflage
Seiten309 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11116594
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

23. September

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Welch liebliches Antlitz , knurrte Anna, während sie ihr vom Weinen verquollenes Gesicht im Spiegel betrachtete. Das Kreuz tat ihr weh vom Schlafen auf dem Sofa, und in ihrem Schädel pochte es heftig. Sie klatschte sich viel kaltes Wasser ins Gesicht. Nach zwei Bechern Kaffee ging es langsam besser. Sorgfältig kaute sie auf einem trockenen Brotkanten herum.

Ich sollte nicht trinken, wenn ich schlecht drauf bin, schimpfte sie. Blöde Kuh. Dieser Weltschmerz! Ich habe doch Glück gehabt, schoss es ihr durch den Kopf. Nachdenklich schob sie die Krümel auf dem Küchentisch zu einem Häufchen zusammen und fegte die Krümel in ihre Hand. Sie hatte wirklich Glück gehabt. Denn gerade als ihr bewusst wurde, dass ihre Beziehung schon lange dieses ungesunde Stadium des gleichgültigen nebeneinander her erreicht hatte, das leider so typisch für ein langjähriges Zusammenleben zu sein schien, wurde im Vorderhaus über ihrem Käsehandel eine Wohnung frei, zwei luftige Altbauzimmer mit Wohnküche, kleinem Balkon und Blick über die Hinterhöfe. Kurz entschlossen hatte sie die Gelegenheit genutzt. Dabei wollte sie ursprünglich nur eine räumliche Trennung vollziehen, denn sie hatte gehofft, die Liebe würde sich dadurch beleben und, vom Alltagsmüll entrümpelt, wieder spannender und interessanter werden. Es zeigte sich schnell, dass das Gegenteil der Fall war. Die erotische Beziehung starb einen schnellen Tod und zurück blieb so etwas wie Freundschaft, basierend auf acht Jahren gemeinsamen Lebens. Rainer und sie sahen sich nur noch relativ selten.

Es war so einfach gewesen und auch wieder nicht. Denn wenn Anna ganz ehrlich war, dann spürte sie tief in sich einen leisen Groll. Zu leicht hatte Rainer sich in die Situation gefügt, die Veränderung einfach akzeptiert ohne sichtbare Trauer. Keine Verzweiflung, keine Wut. Er hatte sie gehen lassen, gerade so, als wäre diese Trennung ihm insgeheim recht gewesen, als hätte er sich bereits lange vorher innerlich von ihr verabschiedet und den Vollzug ganz einfach ihr überlassen. Das war´s, was wehtat.

Ach egal. Schnee von gestern. Anna gähnte ausgiebig, kratzte sich den Kopf und verschwand wieder im Badezimmer. Eigentlich fühle ich mich viel wohler so. Mit verkatertem Lächeln bedachte sie ihr immer noch etwas desolat wirkendes Spiegelbild.

Von Olli begleitet schleppte sie ihre Reisetasche nach unten ins Geschäft. Der Flachbau, an dem Wein empor rankte, lag im Hinterhof. Eine Eisentreppe, eine rote Metalltür, dahinter ein Büro, geziert mit einer Ansammlung von Gebrauchtmöbeln. Hinter dem Büroraum gab es mehrere unterschiedlich temperierte Kühlräume. Hier lagerten die Käse. An einer Seite des Flachbaus führte eine Verladerampe direkt zur Einfahrt des Hinterhofes, wo die beiden Kleinlaster mit dem ebenfalls kühlbaren Laderaum standen.

 

 

Mit geschlossenen Augen ertastete Marcel Fouchard den Wecker und versetzte ihm einen wohlgezielten Schlag. Es war noch früh, gerade mal halb sieben. In embryonaler Haltung zusammengerollt blieb er noch ein Weilchen liegen, schälte sich dann grunzend aus der Decke und tappte auf nackten Füßen zur Küche.

Marcel hasste Kaffeemaschinen. Das Zeug, was da herauskam, schmeckte immer miserabel. Deshalb machte er sich die Mühe, seinen Kaffee mit der Hand aufzubrühen und mit heißer Milch aufzufüllen. Mit kleinen Schlucken trank er den café au lait und kaute ein Stück trockenes Baguette.

Duschen, Anziehen, Hundefutter mischen. Den Napf in der Hand trottete er die ausgetretenen Holzstiegen hinunter.

Auf geht´s, Armand , rief er dem gefleckten Mischling zu, der in seiner ganzen beachtlichen Größe wie üblich noch ziemlich verschlafen mitten im Stallraum lag. Während der Hund sich über das Futter her machte, betrachtete Marcel geruhsam den See und atmete die morgendliche Stimmung in sich hinein. Dichte Nebelschleier hingen über dem Lac de Schiessrothried und gaben ihm ein märchenhaftes, unwirkliches Aussehen. An einigen Stellen schimmerte das Wasser durch die Schwaden, von der verhangenen Morgensonne schwach erleuchtet. Die Berge auf der gegenüberliegenden Seite waren noch vollständig in Wolken gehüllt.

Schließlich ging er hinüber zu dem Jeep mit dem Anhänger, auf dem die gereinigten Milchkannen vom Vortag in einer Gitterkonstruktion mit Halteringen abgestellt waren. Über einen Schotterweg holperte der Wagen hinauf in die Berge. An einer Kreuzung standen bereits fünf große Kannen am Wegrand, gefüllt mit noch warmer, leicht schäumender Ziegenmilch.

Marcel tauschte volle gegen leere Gefäße und trug Anzahl und Datum unter dem Namen des Bauern in sein Buch ein. Insgesamt achtunddreißig Kannen Milch waren an diesem Tag an seiner Route abgestellt, das würden 380 bis 400 Liter ergeben. Zurück auf dem Hof fuhr er direkt an die Rampe des mittlerweile zur Käserei umfunktionierten Wirtschaftsgebäudes, hob die Kannen auf den bereit stehenden Handkarren und zog sie nacheinander in den Kühlraum hinein.

Salut René, salut Jaques , rief er in den benachbarten Raum hinein. Wie geht´s? Während die beiden die Vorbereitungen für die Fertigung der Rohmasse trafen, begann Marcel, Proben von der frischen Milch zu entnehmen und sie auf Bakterien hin zu untersuchen.

 

 

Als sie hörte, wie die Haustür geöffnet wurde, versteifte Renate sich am ganzen Körper. Seit sie ihre Kleider, die wichtigsten Unterlagen, Bücher, Bilder und persönlichen Gegenstände zusammengerafft und weggebracht hatte, fürchtete sie sich vor diesem Augenblick und versuchte, sich innerlich zu wappnen. Wieder und wieder hatte sie die Worte gedreht und gewendet, die sie ihm sagen wollte. Sie hatte den Tonfall geprobt, auf ihre Stimmlage geachtet und sich dabei beobachtet wie eine Schauspielerin. Trotzdem war sie nicht vorbereitet.

Renate, ich bin wieder da , schallte es von unten herauf. Wo bist du?

Dem geschäftigen, energischen Hantieren lauschend spürte sie, wie seine geballte Energie sich den Weg zu ihr nach oben bahnte. Wie einfach wäre es doch, sich davon einlullen zu lassen. Langsam ging sie die Treppe hinunter. Da stand Harald, silbergraues volles Haar, leicht gebräunt und frisch nach Karl Lagerfeld duftend.

Du, ich war brillant , rief er ihr zu und strahlte sie aus blauen Augen an. Ich habe fast alle überzeugt!

Er gab ihr einen Kuss, hakte sich bei ihr ein und zog sie ins Wohnzimmer.

Nur nicht schwach werden. Er absorbiert mich, saugt mich auf.

Ach, übrigens kommt Monsieur Fabian morgen Abend zum Essen, bestell doch bitte einen Tisch für uns drei im l orquivit , tönte es weiter. Er findet dich ja so charmant.

Mit einem Ruck machte Renate sich von ihm los.

Ihr werdet ohne mich auskommen müssen. Sie brachte ein paar Meter Distanz zwischen sich und seine sie lähmende Energie. Ich ziehe aus, ich möchte mich scheiden lassen.

Warum dieser kraftlose Ton, dachte sie ärgerlich.

Was möchtest du?

Vor Überraschung vergaß Harald, den Mund zu schließen, was Renate plötzlich ein Gefühl der Sicherheit gab.

Aber ich war diesmal wirklich ganz brav , protestierte er schließlich. Das meinst du doch nicht ernst! Er grinste sie jungenhaft charmant an.

Diese Selbstgefälligkeit! Angewidert trat sie einen Schritt beiseite, als er mit ausgebreiteten Armen auf sie zukam.

Ich Schuft habe dich vernachlässigt. Komm, ich will dich verwöhnen, Häschen. Dazu ein vielsagendes Lächeln. Ab sofort begleitest du mich wieder nach Brüssel, damit du nicht mehr auf so dumme Gedanken kommst.

Wie schafft er es nur, alles immer so zu seinen Gunsten zu deuten! Diese wahnsinnige Selbsteinschätzung, diese Vereinnahmungsversuche! Renate war nun sehr ruhig. Anstatt weiter auszuweichen, blieb sie stehen und taxierte ihn kühl. Sie stand so dicht vor ihm, dass sie die Minze seiner Zahnpasta roch. Fass mich nicht an, Harald.

Überrascht trat er einen Schritt zurück.

Und sag nicht Häschen zu mir. Ich kann es nicht ausstehen. Sie starrte ihm noch einen Moment in die Augen.

Dann drehte sie sich um und zündete sich betont langsam eine Zigarette an. Er mochte es nicht, wenn sie rauchte. Nervös nahm sie einen Zug, während sie beobachtete, wie die selbstgefällige Mine einem irritierten Ausdruck Platz machte.

Jedes Wort einzeln betonend, sprach sie nun wie zu einem Kind. Ich meine es ernst, Harald. Ich will die Scheidung.

Sie hörte ihn atmen. Wie immer, wenn er die Kontrolle über sich behalten wollte, atmete er betont tief ein und aus. Wie ein Blasebalg, dachte sie.

Eine Weile starrten sie sich an, bis Harald sich abrupt umdrehte und den Raum verließ. Die Haustür knallte zu. Kurz darauf heulte der Motor seines Wagens auf.

 

 

Anna war müde. Das Fahren strengte sie zunehmend an, zumal es jetzt dunkel wurde und ihr Nacken schmerzte von der Anspannung.

Ich habe nicht angerufen, fiel ihr plötzlich ein. Mist. Wie hatte sie das bloß vergessen können. Hugo! Hugo Rouvillion. Verdammt lange Zeit kannte sie ihn nun schon. Fast so lange wie Rainer, denn es war in ihrem ersten gemeinsamen Urlaub gewesen. Sie rechnete nach. Fast zwölf Jahre. Anna warf einen zornigen Blick auf die knisternden Tüten, die auf dem Beifahrersitz lagen, und ärgerte sich. Zu lange getrödelt bei ihrem spontanen Abstecher nach Heidelberg. Und zu viel Geld ausgegeben. Zu viele Klamottenläden. Und Schuhgeschäfte. Und Straßencafes. Und...
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