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Medienqualität und Publikum

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
334 Seiten
Deutsch
Herbert von Halem Verlagerschienen am17.06.20151. Auflage
Der Diskurs über die Qualität der Medien ist geprägt durch den Widerspruch von 'Qualität' und 'Quote', also von normativen Qualitätsansprüchen einerseits und ökonomischen Wechselwirkungen der Medienproduktion und -nutzung andererseits. Julia Serong unternimmt zunächst eine öffentlichkeitstheoretische Analyse des Qualitätsdiskurses und seiner verschiedenen Foren und weist auf das Problem hin, dass das Publikum nur unzureichend in diesen Diskurs eingebunden ist. Dabei ist der Qualitätsdiskurs unerlässlich für die öffentliche Selbstbeobachtung der Gesellschaft. Das Buch enthält aus diesem Grund eine ausführliche und kritische AuseinanderSetzung mit den Problemen, Konfliktfeldern und Perspektiven der Qualitätsforschung. Die Autorin entwickelt zudem eine öffentlichkeitstheoretische Perspektive, in welcher die Problematik des Publikums im Qualitätsdiskurs und in der Qualitätsforschung auf das grundlegende Integrationsproblem der funktional ausdifferenzierten und individualisierten Gesellschaft zurückgeführt wird. Ein integrativer Gemeinwohlbegriff, der den vermeintlichen Widerspruch von Eigennutz und Gemeinwohl zu überwinden vermag, gibt neue Impulse für die Entwicklung eines integrativen Publikumskonzeptes. Das Buch macht deutlich, dass die gesellschaftliche Integration durch öffentliche Kommunikation und damit auch der Qualitätsdiskurs zunehmend auf den Gemeinsinn der einzelnen Rezipienten angewiesen sind.

Dr. Julia Serong ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Journalistik an der TU Dortmund und wurde mit der vorliegenden Arbeit an der Freien Universität Berlin promoviert.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR49,00
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR44,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR44,99

Produkt

KlappentextDer Diskurs über die Qualität der Medien ist geprägt durch den Widerspruch von 'Qualität' und 'Quote', also von normativen Qualitätsansprüchen einerseits und ökonomischen Wechselwirkungen der Medienproduktion und -nutzung andererseits. Julia Serong unternimmt zunächst eine öffentlichkeitstheoretische Analyse des Qualitätsdiskurses und seiner verschiedenen Foren und weist auf das Problem hin, dass das Publikum nur unzureichend in diesen Diskurs eingebunden ist. Dabei ist der Qualitätsdiskurs unerlässlich für die öffentliche Selbstbeobachtung der Gesellschaft. Das Buch enthält aus diesem Grund eine ausführliche und kritische AuseinanderSetzung mit den Problemen, Konfliktfeldern und Perspektiven der Qualitätsforschung. Die Autorin entwickelt zudem eine öffentlichkeitstheoretische Perspektive, in welcher die Problematik des Publikums im Qualitätsdiskurs und in der Qualitätsforschung auf das grundlegende Integrationsproblem der funktional ausdifferenzierten und individualisierten Gesellschaft zurückgeführt wird. Ein integrativer Gemeinwohlbegriff, der den vermeintlichen Widerspruch von Eigennutz und Gemeinwohl zu überwinden vermag, gibt neue Impulse für die Entwicklung eines integrativen Publikumskonzeptes. Das Buch macht deutlich, dass die gesellschaftliche Integration durch öffentliche Kommunikation und damit auch der Qualitätsdiskurs zunehmend auf den Gemeinsinn der einzelnen Rezipienten angewiesen sind.

Dr. Julia Serong ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Journalistik an der TU Dortmund und wurde mit der vorliegenden Arbeit an der Freien Universität Berlin promoviert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783744509725
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum17.06.2015
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.36
Seiten334 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1192 Kbytes
Artikel-Nr.11185002
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1 Der Qualitätsdiskurs

Mittlerweile lässt sich die kommunikationswissenschaftliche Debatte über die Qualitäts-Frage nur noch schwer überblicken. Versucht haben dies u. a. bereits Arnold (2009), Beck/Reineck/Schubert (2010), Bucher (2003), Fabris (2004), Hasebrink (1997), Neuberger (2004a, 2011) und Wyss (2002), jeweils mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Anstelle eines gesonderten Forschungsüberblicks folgt nun eine öffentlichkeitstheoretische Beschreibung des Qualitätsdiskurses. Im Rahmen dieser Analyse werden nicht nur die strukturellen Defizite des Qualitätsdiskurses aufgezeigt, sondern es wird auch ein komprimierter Überblick über die jeweils relevante Forschung geboten. In Kap. 3 erfolgt eine tiefergehende kritische Auseinandersetzung mit dem Status Quo der wissenschaftlichen Qualitätsforschung.
1.1Die Foren und Ebenen des Qualitätsdiskurses

Arnold zufolge wird der Qualitätsdiskurs »in verschiedenen Arenen und auf verschiedenen Ebenen geführt« (Arnold 2009: 81). Arnold schließt damit an das Öffentlichkeitsmodell von Gerhards und Neidhardt (1990) an. Dadurch wird deutlich, dass sich die Ausdifferenzierung der modernen Gesellschaft nicht nur unmittelbar in der Herausbildung von verschiedenen Foren des Qualitätsdiskurses widerspiegelt, sondern dass sie indirekt auch eine Hierarchisierung innerhalb des Qualitätsdiskurses zur Folge hat, und zwar im Hinblick auf die Publizität der verschiedenen Foren, die sich auf verschiedenen Ebenen von Öffentlichkeit ansiedeln lassen. Diese Hierarchisierung hat Einfluss auf die Dynamik und die Entwicklung des Qualitätsdiskurses. Sie bewirkt ein Öffentlichkeitsdefizit des Publikums, das zwar ein Teil des Qualitätsdiskurses ist, in den verschiedenen Foren jedoch nur unzureichend repräsentiert ist.

Zu Beginn dieser Analyse soll zunächst ein Überblick über den Diskurs über Medienqualität erfolgen. Ziel dieses Kapitels ist also die Beschreibung des Qualitätsdiskurses hinsichtlich seiner Struktur, aber auch hinsichtlich der verschiedenen Perspektiven, die in diesem Diskurs zum Tragen kommen. Im Folgenden wird zunächst erörtert, inwiefern das Modell von Gerhards und Neidhardt als heuristisches Instrument für die Beschreibung des Qualitätsdiskurses nützlich sein kann und an welchen Stellen Modifizierungen nötig sind, um aufzuzeigen zu können, wie der Qualitätsdiskurs strukturiert ist, aus welchen Bereichen er sich zusammensetzt und wie diese Bereiche sich diskursiv aufeinander beziehen.
1.1.1 Die Ebenen von Öffentlichkeit

Gerhards und Neidhardt verwenden einen relativ offenen und eher akteurstheoretisch fundierten Systembegriff, indem sie Öffentlichkeit als ein »Kommunikationssystem« begreifen, das sich über bestimmte Themen und Meinungen abgrenzen lässt, jedoch »prinzipiell für alle Mitglieder einer Gesellschaft offen und auf Laienorientierung festgelegt ist« (Gerhards/Neidhardt 1990: 17). In ähnlicher Weise konzipiert auch Habermas die Öffentlichkeit als »Netzwerk«, das »nach außen hin durch offene, durchlässige und verschiebbare Horizonte gekennzeichnet ist« (Habermas 1992: 436). Dieser Begriff von Öffentlichkeit ist daher zwar nicht so ohne weiteres anschlussfähig in Bezug auf das systemtheoretische Konzept von Öffentlichkeit , das an späterer Stelle entwickelt wird (vgl. Kap. 2.2). Dennoch eröffnet das Öffentlichkeitsmodell von Gerhards und Neidhardt eine für die Systematisierung des Qualitätsdiskurses interessante und hilfreiche Perspektive. Gerhards und Neidhardt unterscheiden in ihrem Modell drei Ebenen der Öffentlichkeit: einfache Interaktionssysteme (Encounters), öffentliche Veranstaltungen und massenmediale Kommunikation. Diese Ebenen unterscheiden sich hinsichtlich der Anwesenheit und der Anzahl der Teilnehmer sowie dem Grad ihrer Strukturiertheit bzw. Organisation von Kommunikationsprozessen.

Einfache Interaktionssysteme bilden die schwächste strukturelle Ausformung des Öffentlichkeitssystems und sind daher kaum ausdifferenziert. Sie werden auch Encounter-Öffentlichkeiten oder episodische Öffentlichkeiten genannt, da sie sich meist aus spontanen, zufälligen Begegnungen von wenigen Menschen ergeben. Habermas spricht in diesem Sinne von der »episodischen Kneipen-, Kaffeehaus- oder Straßenöffentlichkeit« (Habermas 1992: 452, H.i.O.). Gerhards und Neidhardt gehen davon aus, dass in diesen einfachen Öffentlichkeiten vor allem Unbekannte aufeinander treffen. Es lässt sich jedoch ohne Weiteres auch auf Interaktionen von einander bekannten Personen, etwa auf Familien und Freundeskreise, übertragen, sofern man diese Interaktionen nicht einem als Privatsphäre deklarierten, nicht-öffentlichen Bereich zuordnen will - eine Grenzziehung im Übrigen, die in vielen Interaktionssystemen nicht zuletzt unter dem Eindruck der medialen Konvergenz zunehmend schwerer fällt. Auch wenn die episodischen Öffentlichkeiten eher flüchtigen Charakter haben und nur schwach strukturiert sind, so bilden sie doch - gerade aufgrund ihrer hohen Dynamik - eine geeignete Grundlage für die Entstehung von alternativen bzw. Gegen-Öffentlichkeiten (vgl. Gerhards/Neidhardt 1990: 21).2

Im Gegensatz zu den thematisch nicht von vornherein festgelegten EncounterÖffentlichkeiten sind Veranstaltungs- bzw. Versammlungsöffentlichkeiten auf bestimmte Themen und bisweilen auch auf bestimmte Meinungen zu diesen Themen festgelegt (wie z. B. Parteitage). Sie werden darum auch als Themenöffentlichkeiten bezeichnet (vgl. Donges/Imhof 2005: 152). Das jeweilige Thema der Veranstaltung entscheidet über die Struktur der Kommunikationsabläufe sowie des Publikums und prägt so die Entstehung einer bestimmten öffentlichen Meinung, die sich im Rahmen der Veranstaltungsöffentlichkeit entfalten kann. Veranstaltungsöffentlichkeiten sind aufgrund dieser Themenzentrierung wesentlich selektiver als Encounter-Öffentlichkeiten. Diese Selektivität drückt sich nicht nur in der Beschränkung auf ein bestimmtes Thema bzw. eine bestimmte Meinung aus, sondern zeigt sich auch in der Ausformung verschiedener Leistungs- und Publikumsrollen (vgl. Gerhards/Neidhardt 1990: 22f.). Veranstaltungsöffentlichkeiten bedürfen der Organisation und setzen hierzu geeignete Infrastrukturen voraus. Auch wenn sie spontan zustande kommen, können sie nur aufrechterhalten werden, wenn sich die Teilnehmer ad-hoc auf bestimmte Themen und Meinungen einigen und wenn sie bestimmte Teilnehmerrollen annehmen und ihr Verhalten dementsprechend anpassen. Andernfalls zerfallen die Veranstaltungsöffentlichkeiten sogleich wieder in einfache Interaktionssysteme. Die »veranstaltete Präsenzöffentlichkeit von Theateraufführungen, Elternabenden, Rockkonzerten, Parteiversammlungen oder Kirchentagen« (Habermas 1992: 452) ist gegenüber den episodischen Öffentlichkeiten stärker strukturiert und ausdifferenziert, sie weist eine relativ enge Selektivität in Bezug auf Themen und Akteure auf und es herrschen wechselseitige Rollenerwartungen zwischen den Teilnehmern. Allerdings erreichen auch diese Öffentlichkeiten nur eine recht begrenzte Anzahl von Teilnehmern, da der Aufwand an Organisation mit jedem zusätzlichen Teilnehmer steigt. In modernen Gesellschaften wird dieses Problem allerdings mit Hilfe von Massenmedien überwunden.

Massenmedien ermöglichen öffentliche Kommunikation mit einem prinzipiell unbegrenzten, dafür allerdings dispersen, also verstreuten, vereinzelten Publikum. Sie erreichen dies über eine technisch ausreichende Infrastruktur, die die Produktion, Distribution und Rezeption von Medieninhalten über räumliche und zeitliche Distanzen ermöglicht. »Moderne Öffentlichkeit ist vor allem Medienöffentlichkeit « (Gerhards/Neidhardt/Rucht 1998: 38), die Vermittlung zwischen Sprechern und Publikum findet zunehmend über Medien statt. Habermas spricht daher von einer »abstrakten, über Massenmedien hergestellten Öffentlichkeit« (Habermas 1992: 452, H.i.O.). Die Ausdifferenzierung und Professionalisierung von Leistungsrollen hat zu einer Asymmetrie im Verhältnis von Sprechern und Publikum geführt. Im Rundfunk und auch in den Printmedien verfügt das Publikum in der Regel weder über die technischen Fertigkeiten noch über die Zugangsmöglichkeiten, um sich an der Gestaltung der medialen Kommunikation und der öffentlichen Meinungsbildung aktiv zu beteiligen. Stattdessen wird die Publikumspartizipation oftmals »auf das Ausschalten bzw. die Abbestellung der veröffentlichten Meinung « (Gerhards/Neidhardt 1990: 24) reduziert. Die massenmediale Öffentlichkeit bezieht sich auf die Versammlungs- bzw. Veranstaltungsöffentlichkeiten und auch auf die episodischen Öffentlichkeiten, allerdings nach Maßgabe der eigenen Programme und äußerst selektiv.

Gerhards und Neidhardt betrachten die Ebenen ihres Öffentlichkeitsmodells als »qualitativ besondere Stufen im Ausdifferenzierungsprozess eines autonomen Öffentlichkeitssystems« (Gerhards/Neidhardt 1990: 25). Die episodischen Öffentlichkeiten markieren darin den Ursprung, aus dem sich mit steigendem...
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