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Neun Leben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
OKTOPUS by Kampaerschienen am23.03.20231. Auflage
Neun Personen aus ganz Amerika erhalten einen Brief ohne Absender: eine Liste mit neun Namen, inklusive dem eigenen. Mehr nicht. Die Empfänger kennen einander nicht, sind sich nie begegnet. Wohnort, Beruf, Alter - nichts scheint sie zu verbinden. So verschieden wie ihre Leben sind ihre Reaktionen. Caroline, Englischprofessorin aus Michigan, fühlt sich an eine Todesliste wie aus einem Krimi erinnert, Arthur, Krankenpfleger aus Massachusetts, hält den Brief für falsch adressierte Werbung, Ethan, Singer-Songwriter aus Texas, wird von der Liste zu einem Song inspiriert. Und dann sterben sie, einer nach dem anderen. Der pensionierte Barbesitzer Frank ertrinkt am Strand einer Kleinstadt in Maine, der Familienvater Matthew wird in Massachusetts beim Joggen erschossen, Arthur stirbt im Schlaf an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Auch der Name von FBI-Agentin Jessica Winslow steht auf der Liste. Zusammen mit Detective Sam Hamilton versucht sie fieberhaft, das geheimnisvolle Muster zu erkennen - und so den perfiden, tödlichen Plan zu durchkreuzen.

Peter Swanson, geboren 1968 in Concord, Massachusetts, studierte Englische Literatur, Kunst und Pädagogik und arbeitete als Sonderpädagoge und Buchhändler. Seit 2014 sind acht Thriller von ihm erschienen, unter anderem »Die Unbekannte«, der auf der Shortlist des Los Angeles Times Book Prize stand, und »Die Gerechte«, Gewinner des New England Society Book Award und Finalist des CWA Ian Fleming Steel Dagger. Swansons Bücher wurden in über dreißig Sprachen übersetzt, seine Geschichten, Gedichte und Features erscheinen in renommierten Zeitschriften wie dem »Atlantic Monthly«. Swanson lebt mit seiner Frau und seiner Katze in Somerville, Massachusetts.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextNeun Personen aus ganz Amerika erhalten einen Brief ohne Absender: eine Liste mit neun Namen, inklusive dem eigenen. Mehr nicht. Die Empfänger kennen einander nicht, sind sich nie begegnet. Wohnort, Beruf, Alter - nichts scheint sie zu verbinden. So verschieden wie ihre Leben sind ihre Reaktionen. Caroline, Englischprofessorin aus Michigan, fühlt sich an eine Todesliste wie aus einem Krimi erinnert, Arthur, Krankenpfleger aus Massachusetts, hält den Brief für falsch adressierte Werbung, Ethan, Singer-Songwriter aus Texas, wird von der Liste zu einem Song inspiriert. Und dann sterben sie, einer nach dem anderen. Der pensionierte Barbesitzer Frank ertrinkt am Strand einer Kleinstadt in Maine, der Familienvater Matthew wird in Massachusetts beim Joggen erschossen, Arthur stirbt im Schlaf an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Auch der Name von FBI-Agentin Jessica Winslow steht auf der Liste. Zusammen mit Detective Sam Hamilton versucht sie fieberhaft, das geheimnisvolle Muster zu erkennen - und so den perfiden, tödlichen Plan zu durchkreuzen.

Peter Swanson, geboren 1968 in Concord, Massachusetts, studierte Englische Literatur, Kunst und Pädagogik und arbeitete als Sonderpädagoge und Buchhändler. Seit 2014 sind acht Thriller von ihm erschienen, unter anderem »Die Unbekannte«, der auf der Shortlist des Los Angeles Times Book Prize stand, und »Die Gerechte«, Gewinner des New England Society Book Award und Finalist des CWA Ian Fleming Steel Dagger. Swansons Bücher wurden in über dreißig Sprachen übersetzt, seine Geschichten, Gedichte und Features erscheinen in renommierten Zeitschriften wie dem »Atlantic Monthly«. Swanson lebt mit seiner Frau und seiner Katze in Somerville, Massachusetts.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311704041
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum23.03.2023
Auflage1. Auflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1263 Kbytes
Artikel-Nr.11342276
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Freitag, 16. September, 8:45 Uhr


Detective Sam Hamilton stand zwei, drei Meter von der Leiche entfernt und versuchte, sich den Tatort einzuprägen. Das Opfer lag auf dem Bauch, ein Bein leicht angewinkelt, als würde es schlafen. Sein Gesicht war im nassen Sand vergraben, sodass man von seinem Kopf nur struppiges graues Haar und einen sonnenverbrannten Nacken sah.

»Ist es bestimmt Frank Hopkins?« Lisa Banks, eine von Kennewicks Streifenbeamtinnen, stand neben Hamilton.

»Jim war der Ansicht, und ich bin es ebenfalls. Es ist seine Kleidung, oder? Wer muss das noch Gesicht sehen?« Frank Hopkins war der Besitzer des Windward Resorts, das er von seinen Eltern geerbt hatte, und er gehörte wie ein Stück Inventar zu seiner eigenen Bar. Alle ganzjährigen Bewohner Kennewicks kannten ihn.

»Ja, ich denke, man sieht, dass er es ist.«

Einige weitere Angehörige der Polizei von Kennewick hielten sich in der Nähe auf, aber niemand außer Jim Robichaud, der als Erster am Schauplatz eingetroffen war, hatte sich der Leiche genähert. Die Maine State Police war verständigt, und die Spurensicherung waren unterwegs.

»Was ist das?«, fragte Lisa.

Sam blickte in die Richtung, in die sie zeigte. Es war ein Stück weißes Papier oder vielleicht ein Kuvert, das zerknüllt in Franks linker Hand steckte.

»Das habe ich mich auch schon gefragt«, sagte Sam.

»Sollen wir es holen?«

»Lieber nicht. Es wird sich schon nicht in Luft auflösen, und es könnte ein Beweismittel sein.«

»Beweismittel wofür? Glaubst du, dass hier ein Verbrechen vorliegt?«

»Es sieht in der Tat so aus, als hätte jemand seinen Kopf ziemlich tief in den Sand gedrückt.«

»Du glaubst nicht, er ist einfach wegen eines Herzinfarkts umgekippt, und die Flut hat den Rest erledigt? Ich weiß, du bist nicht von hier, aber du warst schon am Strand, oder? Wenn du am Rand des Wassers stehst, saugt der Sand deine Füße ein.«

»Ja, du hast recht. Es fühlt sich nur einfach so an, als wäre hier etwas anderes passiert.«

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, fragte sich Sam, ob er sich tatsächlich ein Verbrechen einbildete, wo es keines gegeben hatte. Frank Hopkins war kein junger Mann mehr. Und auch kein gesunder, nach der Zeit zu urteilen, die er in seiner eigenen Bar mit Trinken verbrachte. Die wahrscheinlichste Erklärung für das, was sich hier abgespielt hatte, war, dass er einen Morgenspaziergang gemacht hatte, und sein Herz hatte schlicht ausgesetzt. Sam wusste, er neigte dazu, kriminelles Handeln zu sehen, wo keines war, und vielleicht tat er es gerade wieder.

Lisa zuckte mit den Achseln, dann drehte sie sich zur Micmac Road um. Sie glaubte, ein Fahrzeug gehört zu haben, und sie hatte recht. Drei metallicblaue SUVs hielten am Straßenrand. Aus der anderen Richtung traf außerdem ein Van von einem Lokalsender ein. »Sie sind hier«, sagte sie und dehnte die Vokale dabei, und Sam lachte, weil sie dieses kleine Mädchen aus Poltergeist nachahmte. Dann ging er den eingetroffenen Beamten mit langen Schritten entgegen.

Erst viel später am Tag erfuhr Sam, inzwischen wieder in der Polizeistation, was man in Franks Hand gefunden hatte. Ein zerrissenes, an Frank adressiertes Kuvert. Außerdem ein Blatt Papier, feucht vom Meer, aber noch lesbar, das zuvor mutmaßlich in dem Kuvert gesteckt hatte. Auf diesem Blatt Papier stand eine Liste mit neun Namen, darunter der von Frank. Der Brief war umgehend in die Zentrale der State Police gebracht worden, aber Sam bekam ein Foto zu sehen und hatte die Namen zweimal durchgelesen. Keinen davon glaubte er zu kennen. Es gab auch ein Foto von der Vorderseite des Kuverts. Keine Briefmarke, kein Poststempel, nur ein Adressaufkleber. Es war verwirrend, ein echtes Rätsel. Nicht dass es ohne das Kuvert kein Rätsel gewesen wäre. Der erste, inoffizielle Bericht des Coroners stellte Blutergüsse in Frank Hopkins Nacken fest, was darauf schließen ließ, dass jemand sein Gesicht ins Wasser gedrückt hatte, bis er ertrunken war. Wer hätte Frank Hopkins bei seinem Morgenspaziergang ermorden wollen? Ein Räuber? Eine sitzengelassene Geliebte? Beides erschien höchst unwahrscheinlich.

Sam, der mittlerweile seit fünfzehn Jahren Detective bei der Polizei in Kennewick war, kannte Frank Hopkins recht gut. Er war einer der ersten Bürger gewesen, mit denen Sam in Kontakt gekommen war, als er 1999 aus Houma, Louisiana, nach Maine gezogen war. Er hatte ein Bewerbungsgespräch für den Job an einem sonnigen Oktoberwochenende geführt und war dann fünf Wochen später, Anfang Dezember, eingetroffen, um die Stelle anzutreten, da war Kennewick bereits von einer dreckigen Schicht aus verkrustetem Schnee überzogen. Seine neuen Kollegen sagten, es sei ein wenig zu früh, um sich im südlichen Maine wie in Sibirien zu fühlen, und sie seien lediglich von einem verfrühten Nordoststurm überrascht worden, gefolgt von einem langen Kälteeinbruch. Es hatte viele Witze in der Art »Willkommen im Paradies« und »Hoffentlich haben Sie die langen Unterhosen mit« gegeben, aber Sam war insgeheim begeistert darüber gewesen, dass ihn Neuengland als verschneite Schönheit begrüßte. Er hatte seine ersten fünfunddreißig Jahre in Louisiana oder auf Jamaika verbracht, von wo seine Familie stammte, und beides hatte sich nicht wirklich wie ein Zuhause angefühlt. Er hatte sich aus Gründen, die ihm größtenteils rätselhaft waren, nach einem anderen Ort gesehnt. Und die verwitterten Häuser von Kennewick, der tief hängende graue Himmel, hatten sich richtig angefühlt.

Seine erste Amtshandlung als Kennewicks einziger Detective war ein Besuch im Windward Resort gewesen, um einem vermuteten Diebstahl nachzugehen. Er war von Frank Hopkins begrüßt worden, dessen Maine-Akzent so ausgeprägt war, dass er sich für Sams ungeübtes Ohr fast schon wieder falsch anhörte. Die Registrierkasse in der Bar des Windward war ausgeräumt worden - nicht mehr als ein paar Hundert Dollar - und Frank verdächtigte einen kürzlich entlassenen Angestellten namens Ben Gagnon, der als Hilfskellner im Speisesaal gearbeitet hatte. Ben, ein Junge aus dem Ort, hatte gehen müssen, weil er sich ein Mal zu oft krankgemeldet hatte.

»Ich habe ihn gestern gefeuert«, sagte Frank, »aber Barbara, eine der Reinigungskräfte, hat mir erzählt, dass sie ihn heute Morgen gesehen hat und er sagte, er sei gekommen, um sich seinen letzten Gehaltsscheck zu holen. Wie auch immer, das kann gar nicht sein, weil wir die Gehaltsschecks mit der Post zustellen, und Barbara, eine andere Barbara, die hinter der Theke arbeitet, sagte, dass das ganze Papiergeld aus der Kasse verschwunden ist.«

»War die Registrierkasse abgeschlossen?«

»Na ja, schon. Nur dass der Schlüssel dafür an einem Haken direkt unter der Theke hängt, man hätte also kein Genie sein müssen, um die Tat zu begehen. Hören Sie, ich bin mit Bens Mutter befreundet, und ich weiß nicht einmal, ob ich die Sache überhaupt anzeigen will. Ich mache mir nur Sorgen, dass er denkt, er könnte es ja wieder einmal versuchen, wenn er ungeschoren davonkommt. Ergibt das einen Sinn für Sie?«

»Durchaus«, sagte Sam. »Was denken Sie, wo Ben jetzt ist?«

»Wahrscheinlich bei Cooley s. Das ist eine Bar am anderen Ende des Strands. Er wird dort mein Geld ausgeben und gleichzeitig über mich lästern.«

Sam hatte eine ziemlich gute Beschreibung von Ben Gagnon bekommen, war zu Cooley s hinuntergegangen und hatte ihn zur Befragung mit auf die Polizeistation genommen, wo der Junge ein vollständiges und tränenreiches Geständnis ablegte. Frank hatte keine Anzeige erstattet, und Ben hatte das Geld zurückgegeben. Es war Sams erster Fall in Kennewick gewesen, und das war wahrscheinlich der einzige Grund, warum er sich daran erinnerte. Aber seit damals war Sam regelmäßig freitagabends auf einen Scotch mit Soda ins Windward gegangen. Und hin und wieder ging er im Lauf der Jahre auf ein Bier zu Cooley s, trotz der Tatsache, dass es der einzige Ort in seiner neuen Stadt war, wo er in irgendeiner Weise Rassismus erlebt hatte. Ein sehr betrunkener Immobilienunternehmer aus der Nachbarstadt Wells hatte irgendwann in Sams erstem Winter in Kennewick zu ihm gesagt: »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie die falsche Farbe für Maine haben?«

»Wie heißen Sie, mein Sohn?«, hatte Sam geantwortet, und es war ihm bewusst, dass er bei der Frage einen Hauch seines jamaikanischen Akzents hören ließ.

»Das muss ich Ihnen nicht sagen.«

»Nein, das müssen Sie nicht. Ich werde mir Ihr Gesicht merken. Und eines schönen Tages werde ich Sie verhaften, wahrscheinlich wegen Trunkenheit und ungebührlichen Benehmens, und dann werden Sie froh sein, zu wissen, dass ich vergessen habe, was Sie da eben gesagt haben.«

Der Mann hatte verwirrt dreingeschaut. Er hatte auch verwirrt dreingeschaut, als Sam ihn zwei Jahre später tatsächlich verhaftet hatte, nachdem er - diesmal im Kennewick Harbor Hotel - betrunken über die Teakholztheke gelangt und der Studentin, die dort arbeitete, an die Brust gegrabscht hatte. Wie versprochen benahm sich Detective Sam Hamilton, als wäre er dem Immobilienunternehmer Harvey Beach nie zuvor begegnet. Es war das einzige Mal gewesen, dass jemand im Staat Maine etwas Rassistisches zu ihm gesagt hatte. Tatsächlich waren die meisten Leute, denen er begegnet war, absolut freundlich gewesen, obwohl Neuengland im Ruf stand, unfreundlich zu sein. Und das galt auch für Frank Hopkins, den allgegenwärtigen Besitzer des Windward Resorts, der bei seinem Morgenspaziergang ermordet worden war.

Sam dachte...
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Autor

Peter Swanson, geboren 1968 in Concord, Massachusetts, studierte Englische Literatur, Kunst und Pädagogik und arbeitete als Sonderpädagoge und Buchhändler. Seit 2014 sind acht Thriller von ihm erschienen, unter anderem »Die Unbekannte«, der auf der Shortlist des Los Angeles Times Book Prize stand, und »Die Gerechte«, Gewinner des New England Society Book Award und Finalist des CWA Ian Fleming Steel Dagger. Swansons Bücher wurden in über dreißig Sprachen übersetzt, seine Geschichten, Gedichte und Features erscheinen in renommierten Zeitschriften wie dem »Atlantic Monthly«. Swanson lebt mit seiner Frau und seiner Katze in Somerville, Massachusetts.