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Mit jedem Schlag unserer Flügel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
186 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am12.02.2024Deutsche Erstausgabe
Ein Angebot von Malcolm X lockt sie Mitte der Sechziger zurück in ihre Heimat. Maya Angelou soll Seite an Seite mit dem Schwarzen Bürgerrechtler arbeiten. Ihre vier Jahre in Ghana enden, genau wie die Versuche, auf dem afrikanischen Kontinent Versöhnung zu finden. Was nun beginnt, ist der offene Kampf gegen den Rassismus in den Vereinigten Staaten, mit viel zu vielen Opfern: Malcolm X wird erschossen, im Stadtteil Watts im Süden von Los Angeles kosten Ausschreitungen zahlreichen Schwarzen Menschen das Leben, Martin Luther King stirbt bei einem Attentat ... Aus nächster Nähe berichtet Maya Angelou von den historischen Rückschlägen und der Gewalt, von der Macht eines menschenverachtenden Systems, bis sie ein zweites Mal in ihrem Leben vor Schmerz fast verstummt. James Baldwin ist es, der ihr Sinn und Zweck und Kraft und Schönheit der Worte in Erinnerung ruft und sie bittet, schreib es alles auf.

Mit jedem Schlag unserer Flügel schließt den Kreis. Maya Angelou beschwört darin die Opfer auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit. Sie bezeugt den Überlebenswillen der Schwarzen Gemeinschaft und feiert die Sprache als Ort der Erlösung.



Maya Angelou, geboren 1928, war Tänzerin, Calypso-Sängerin, erste schwarze Straßenbahnschaffnerin San Franciscos, alleinerziehende Mutter, Pimp, Schauspielerin, Theaterregisseurin, Filmregisseurin, Journalistin, Prosaschriftstellerin, Lyrikerin, Bürgerrechtlerin, engste Vertraute von Martin Luther King und Malcolm X, und das alles vor ihrem vierzigsten Geburtstag. Als sie 2014 verstarb, trauerte ganz Amerika. Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt erschien erstmals 1969.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextEin Angebot von Malcolm X lockt sie Mitte der Sechziger zurück in ihre Heimat. Maya Angelou soll Seite an Seite mit dem Schwarzen Bürgerrechtler arbeiten. Ihre vier Jahre in Ghana enden, genau wie die Versuche, auf dem afrikanischen Kontinent Versöhnung zu finden. Was nun beginnt, ist der offene Kampf gegen den Rassismus in den Vereinigten Staaten, mit viel zu vielen Opfern: Malcolm X wird erschossen, im Stadtteil Watts im Süden von Los Angeles kosten Ausschreitungen zahlreichen Schwarzen Menschen das Leben, Martin Luther King stirbt bei einem Attentat ... Aus nächster Nähe berichtet Maya Angelou von den historischen Rückschlägen und der Gewalt, von der Macht eines menschenverachtenden Systems, bis sie ein zweites Mal in ihrem Leben vor Schmerz fast verstummt. James Baldwin ist es, der ihr Sinn und Zweck und Kraft und Schönheit der Worte in Erinnerung ruft und sie bittet, schreib es alles auf.

Mit jedem Schlag unserer Flügel schließt den Kreis. Maya Angelou beschwört darin die Opfer auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit. Sie bezeugt den Überlebenswillen der Schwarzen Gemeinschaft und feiert die Sprache als Ort der Erlösung.



Maya Angelou, geboren 1928, war Tänzerin, Calypso-Sängerin, erste schwarze Straßenbahnschaffnerin San Franciscos, alleinerziehende Mutter, Pimp, Schauspielerin, Theaterregisseurin, Filmregisseurin, Journalistin, Prosaschriftstellerin, Lyrikerin, Bürgerrechtlerin, engste Vertraute von Martin Luther King und Malcolm X, und das alles vor ihrem vierzigsten Geburtstag. Als sie 2014 verstarb, trauerte ganz Amerika. Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt erschien erstmals 1969.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518777749
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum12.02.2024
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.6
Seiten186 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11379626
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1



The old ark´s a-movering
a-movering
a-movering
the old ark´s a-movering
and I´m going home.

Amerikanisches Spiritual über die Arche Noah
aus dem 19. Jahrhundert


Die alte Arche war ein Düsenjet der PanAm, und ich kehrte darin zurück in die Vereinigten Staaten. Der Jet war in Johannesburg gestartet und nahm bei seiner Zwischenlandung in Accra, Ghana, weitere Fluggäste auf.

In traditioneller westafrikanischer Kleidung ging ich an Bord und fühlte mich sofort und zum ersten Mal seit Jahren deplatziert. Mich beschlich ein Unbehagen, noch bevor ich meinen Sitz ganz hinten im Flugzeug erreichte. Die ersten paar Minuten vertrieb ich mir damit, meine Taschen, Souvenirs, Geschenke zu sortieren. Als ich endlich auf dem schmalen Sitz Platz nahm, sah ich mich um und wusste sofort, woher dieses Unbehagen kam. Ich war von mehr Weißen umgeben, als ich in den letzten vier Jahren zusammengenommen gesehen hatte. Es war mir in dieser Zeit nicht weiter aufgefallen, schließlich gab es an meinem Arbeitsplatz, der Universität, durchaus europäische, kanadische und weiße amerikanische Dozenten. Roger und Jean Denoud, die für die Vereinten Nationen arbeiteten, waren enge Freunde von mir geworden und hatten mir dabei geholfen, meinen jugendlichen Sohn großzuziehen - oder vielmehr zu bändigen. Meine Verstörung rührte also nicht daher, weiße Gesichter zu sehen, sondern daher, so viele davon auf einmal zu sehen.

Die nächsten sieben Stunden dachte ich nach über das Leben, das ich hinter mir ließ, und die Verhältnisse, in die ich zurückkehrte. Mir ging durch den Kopf, wie unterschiedlich sie waren, die Gesichter, von denen ich mich gerade mit Umarmung verabschiedet hatte, und jene hier an Bord, die mich und andere in Accra zugestiegene Schwarze verächtlich oder regelrecht angewidert ansahen. Ich dachte an meinen wilden neunzehnjährigen Sohn, den ich nun einer befreundeten ghanaischen Familie überließ. Genau wie dem wachsamen Auge und, so hoffte ich, der liebevollen Fürsorge Gottes, der einzigen Macht, die meinen Sohn in Schach halten konnte.

Ich dachte auch nach über das politische Klima, das ich verließ. Alle wussten, dass sich in diesen Tagen regierungsfeindliche Kräfte zusammenschlossen, um das Regime von Kwame Nkrumah, Ghanas kontroversem, hoch verehrtem, aber auch zutiefst verhasstem Präsidenten zu stürzen. Die Atmosphäre war schwanger von Beschuldigungen, Bedrohungen, Angst, Schuld, Gier und Willkür. Immerhin waren hier alle sichtbaren Beteiligten Schwarz, im Gegensatz zu der Bevölkerung des Landes, in das ich zurückkehrte. Mir war klar, dass es in den Vereinigten Staaten nicht weniger turbulent zuging als in Ghana. Wenn ich Briefen und Zeitungen aus der ganzen Welt glauben durfte, dann tobten überall Unruhen und Chaos. Überall im Land riefen Schwarze »Burn, Baby, Burn« - »Brenn, Baby, brenn!« - und veranstalteten keine Sitzstreiks und Demos mehr, sondern plünderten Läden und zündeten sie an.

Malcolm X hatte bei seinem letzten Besuch in Accra von seinem Wunsch erzählt, eine Organisation namens African-American Unity zu gründen. Er wollte die Not der Afroamerikaner den Vereinten Nationen vortragen und den Weltrat bitten, sich für die Schwarzen in Bedrängnis einzusetzen. Die Idee war bei der afroamerikanischen Community in Accra so gut angekommen, dass ich zu dem Schluss kam, in die Staaten zurückzukehren, um beim Aufbau dieser Organisation zu helfen. Auch andere in Ghana lebende und arbeitende Afroamerikaner wie Alice Windom und Vickie Garvin, Sylvia Boone und Julian Mayfield erklärten sich sofort bereit, die Sache zu unterstützen. Kaum hatte ich meine Freunde, Kumpels, Kameraden über meinen Plan informiert, nach Amerika zurückzukehren, um mit Malcolm zusammenzuarbeiten, behandelten sie mich auf einmal, als sei ich etwas ganz Besonderes. Sie redeten nicht mehr so laut, wenn ich in der Nähe war, klopften mir nicht mehr auf den Rücken, wenn sie lachten, und wiesen mich nicht auf meine Schwächen hin. Ich war in ihrem Ansehen ein ganzes Stück gewachsen.

Wir alle lasen Malcolms letzten Brief an mich.

Liebe Maya,

ich war richtig schockiert und gleichzeitig überrascht, als dein Brief kam, aber ich habe mich auch gefreut, weil ich nur zwei Monate auf ihn warten musste, statt wie beim letzten fast ein Jahr. Wie du siehst, habe ich meinen Humor nicht verloren. (grins)

Du hast sicher Recht, wenn du sagst, dass wir uns zu oft einer Sprache bedienen, die den meisten zu hoch ist und die sie darum nicht erreicht, und dass wir über die Köpfe der Massen hinwegreden. Du kannst kommunizieren, weil du so viel (Seele) hast und immer mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehst.

Anbei ein paar Artikel, mit deren Hilfe du dir eine Vorstellung davon machen kannst, was ich hier täglich erlebe, dann wirst du besser verstehen, warum es manchmal so lange dauert, bis ich dir schreibe. Es freut mich zu hören, dass du dieses Jahr womöglich herkommst. Du schreibst wunderbare Texte und bist eine wunderbare Frau. Du weißt, dass ich jederzeit alles in meiner Macht Stehende tun werde, um dir behilflich zu sein, also bitte keine falsche Bescheidenheit.

Gezeichnet

Dein Bruder Malcolm

Ich sah mich unter den südafrikanischen Gesichtern im Flugzeug um und dachte an Vus Make, meinen letzten Ehemann, von dem ich mich getrennt hatte. Er und die Mitglieder des Pan-Afrikanischen Kongresses sowie Oliver Tambo, der stellvertretende Präsident des African National Congress, glaubten wirklich, dass sie bei den apartheidsverliebten Buren einen Sinneswandel herbeiführen könnten, auf den eine Verhaltensänderung folgen würde. In den frühen Sechzigern nannte ich sie Phantasten. Wenn ich an Robert Sobukwe dachte, den Leiter des Pan-Afrikanischen Kongresses, der mehrere Jahre im Gefängnis verbracht hatte, und Nelson Mandela, der vor Kurzem festgenommen worden war, dann konnte ich mir nichts anderes vorstellen, als dass sie den Rest ihres Lebens von der Welt isoliert hinter Schloss und Riegel verbringen würden. Ich dachte, diese beiden Männer würden trotz der Leidenschaft, mit der sie ihre vollkommen berechtigte Sache betrieben, nichts weiter werden als Fußnoten auf einer Seite im Geschichtsbuch der Welt.

Angesichts der sich nun abzeichnenden Entwicklungen hatte ich ein klein wenig Mitleid mit den Buren und gratulierte mir und allen anderen Afroamerikanern zu unserer Courage. Die Begeisterung, die mein Volk unter Malcolms Führung zeigte, würde uns dabei helfen, unser Land ein für alle Mal vom Rassismus zu befreien. Die Afrikaner in Südafrika sagten oft, Martin Luther King jr. und der Busboykott von Montgomery 1958 hätten sie inspiriert. Wir aber wollten ihnen etwas Neues liefern, etwas Visionäres, zu dem sie aufsehen konnten. Wenn wir uns selbst und unser Land erst vom Hass befreit hätten, würden sie sich anschauen können, wie wir das gemacht haben, sich ein Beispiel an uns nehmen und in ihrem Land genauso die Glocken der Freiheit läuten lassen wie wir in unserem.

Süße Zukunftsträume dämpften den heftigen Schmerz darüber, sowohl meinen Sohn als auch den anderen wichtigen Mann in meinem Leben zu verlassen. Guy würde im Laufe der Zeit schon erwachsen und zu einem anständigen Kerl werden, aber mein Romeo würde nie in meine Welt passen und ich nie in seine.

Er war ein mächtiger Westafrikaner, wie ein Hurrikan kam er in mein Leben getobt. Er entwurzelte meine sorgsam gehegten Ansichten und warf meine tiefsten Überzeugungen in Sachen Anstand über den Haufen.

Ich war schon oft verliebt gewesen, bevor ich ihn kennenlernte, aber ich hatte mich noch nie jemandem vollkommen ergeben. Ich hatte mein Wort und meinen Körper gegeben, aber nie meine Seele. Der Afrikaner war es gewohnt, dass man ihm gehorchte, und er bestand darauf, mich komplett für...
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Autor

Maya Angelou, geboren 1928, war Tänzerin, Calypso-Sängerin, erste schwarze Straßenbahnschaffnerin San Franciscos, alleinerziehende Mutter, Pimp, Schauspielerin, Theaterregisseurin, Filmregisseurin, Journalistin, Prosaschriftstellerin, Lyrikerin, Bürgerrechtlerin, engste Vertraute von Martin Luther King und Malcolm X, und das alles vor ihrem vierzigsten Geburtstag. Als sie 2014 verstarb, trauerte ganz Amerika. Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt erschien erstmals 1969.