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Miss Winter lässt nicht locker

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
467 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am12.02.20241. Auflage
Rosie Winter ist auf dem Weg in die Südsee. Zusammen mit ihrer Freundin Jayne und einer Gruppe Tänzerinnen soll sie in diesem Juni 1943 bei den Soldaten an der Front für gute Laune sorgen. Doch das erweist sich als gar nicht so einfach: Die Überfahrt ist turbulent, das Essen schlecht, und die Feldbetten sind hart. Außerdem stiehlt der Hollywood-Star Gilda DeVane den anderen Frauen die Show, und Rosies große Liebe Jack gilt seit Wochen als vermisst. Während Rosie zwischen Tanzeinlagen und Luftangriffen versucht, mehr über Jacks Verschwinden herauszufinden, wird Gilda bei einem ihrer Auftritte erschossen ...

Rosie Winter bricht in die Südsee auf, um ihre große Liebe wiederzufinden. Seekrankheit, Kugelhagel, ein unliebsamer Verehrer und eine mörderische Verschwörung - nichts kann sie in diesem Juni 1943 aufhalten, denn Miss Winter lässt nicht locker.



Kathryn Miller Haines, aufgewachsen in San Antonio, Texas, studierte Englische Literatur und Theaterwissenschaft. Sie ist Dramatikerin, Schauspielerin und Krimiautorin (Mitglied der US-amerikanischen Sisters in Crime). Mit Mann und Hunden lebt sie in Western Pennsylvania.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextRosie Winter ist auf dem Weg in die Südsee. Zusammen mit ihrer Freundin Jayne und einer Gruppe Tänzerinnen soll sie in diesem Juni 1943 bei den Soldaten an der Front für gute Laune sorgen. Doch das erweist sich als gar nicht so einfach: Die Überfahrt ist turbulent, das Essen schlecht, und die Feldbetten sind hart. Außerdem stiehlt der Hollywood-Star Gilda DeVane den anderen Frauen die Show, und Rosies große Liebe Jack gilt seit Wochen als vermisst. Während Rosie zwischen Tanzeinlagen und Luftangriffen versucht, mehr über Jacks Verschwinden herauszufinden, wird Gilda bei einem ihrer Auftritte erschossen ...

Rosie Winter bricht in die Südsee auf, um ihre große Liebe wiederzufinden. Seekrankheit, Kugelhagel, ein unliebsamer Verehrer und eine mörderische Verschwörung - nichts kann sie in diesem Juni 1943 aufhalten, denn Miss Winter lässt nicht locker.



Kathryn Miller Haines, aufgewachsen in San Antonio, Texas, studierte Englische Literatur und Theaterwissenschaft. Sie ist Dramatikerin, Schauspielerin und Krimiautorin (Mitglied der US-amerikanischen Sisters in Crime). Mit Mann und Hunden lebt sie in Western Pennsylvania.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458778196
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum12.02.2024
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten467 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11379637
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1  Eine kleine Reise

Mai 1943

Ich hatte gehofft, wir würden einen Bon-Voyage-Champagner bekommen. Stattdessen bekamen wir eine Leiche.

Was nicht das erste Problem war, das uns auf unserer Reise begegnete. Im Vorfeld war ich von der Regierung gepiesackt und vom Passamt gedemütigt worden, und man hatte mir so viele Schutzimpfungen verpasst, dass ich schon kein Wasser mehr zu trinken wagte - aus Angst davor, leck zu schlagen.

»Gehen Sie bitte zur Seite.«

Und jetzt standen meine beste Freundin Jayne und ich am Hafen von San Francisco in einer kilometerlangen Schlange, um an Bord der Queen of the Ocean zu gehen, einem ehemaligen Kreuzfahrtschiff, das die Navy einem neuen Verwendungszweck zugeführt hatte: uns zu den Kriegsschauplätzen im Pazifik zu bringen.

»Gehen Sie zur Seite, Miss.«

Ein Hafenwachtmeister, der sich über den Kai einen Weg in Richtung Schiff zu bahnen versuchte, stieß mit mir zusammen.

»Was schubsen Sie denn so?« Mir taten die Füße weh, ich hatte schlechte Laune und jetzt schon die Nase voll davon, wie die Militärs vorgaben, wer gut behandelt wurde und wer nicht. Der Wachmann machte sich gar nicht erst die Mühe, mir zu antworten. Er war bereits der Dritte, der mit versteinerter Miene an uns vorbeigerauscht war. Die Sonne brannte auf uns herunter, aber die Luft war kühl, es blies eine frische Brise. Dummerweise hatten wir uns im Zug umgezogen und Sommerkleider übergestreift, und ich stellte fest, dass ich mich nach meiner wollenen Strickjacke sehnte.

»Wie lange stehen wir jetzt schon hier?«, fragte Jayne. Seit fast einer Stunde waren wir keinen Zentimeter vorangekommen. Ich fragte mich bereits, ob das Ganze vielleicht eine militärische Übung war, die unsere Fähigkeit, stundenlang auf einem Fleck zu stehen, auf die Probe stellen sollte - sicher eine nützliche Fertigkeit, falls der Feind sich entschließen sollte, unsere Truppen mit attraktiven Krediten zu bombardieren. »Wenn ich mich nicht bald hinsetzen kann, kippe ich um, das versprech´ ich dir«, sagte Jayne.

Weitere Soldaten und Matrosen reihten sich hinter uns in die Schlange ein. Ich kann nicht behaupten, dass mir gefiel, was ich sah. Diese Jungs waren so jung, dass mindestens die Hälfte von ihnen sich noch nicht zu rasieren brauchte - darauf hätte ich meinen rechten Arm verwettet. Sie ließen Kaugummiblasen platzen, erzählten Witze und blätterten ihre Comics mit einer Hand um, weil sie mit der anderen ihre Taschen schleppen mussten. Vielleicht versuchten sie, sich von den kriegerischen Heldentaten von Mandrake dem Zauberer und Joe Palooka inspirieren zu lassen. Immerhin hatte man den beiden Geschichten auf den Leib geschrieben, in denen sie zur Armee gingen, um gegen die Nazis zu kämpfen, was nur recht und billig war. Oder waren solche Storys für die Soldaten doch zu nah dran am echten Leben? Vielleicht mochten sie Superman lieber, der nie die Möglichkeit bekommen würde, die amerikanische Uniform anzulegen. Er war wegen mangelnder Sehkraft ausgemustert worden - wahrscheinlich wusste der Verlag, wie unfair es wäre, den Mann aus Stahl im Kampfeinsatz zu zeigen, während die Jungs, die ihn verehrten, nicht über dieselben Superkräfte verfügten.

Jemand tippte mir auf die Schulter. Als ich mich umdrehte, sah ich einen hübschen Jungen, der erwartungsvoll auf mich herunterblickte. Die weiße Matrosenmütze hatte er so weit zurückgeschoben, dass er gegen die Sonne anblinzeln musste. »Stimmt es, dass sie eine Leiche gefunden haben?«

»Was?« Wenn das seine Art war, mit mir anzubandeln, musste er noch viel lernen.

»Es hört sich so an, als hätten sie eine tote Frau im Wasser gefunden.«

»Ja, das stimmt«, sagte ein Kamerad, der nicht zur Gruppe des Ersten gehörte. Er trug eine Marineuniform und hatte ein Milchgesicht. »Sie ist immer noch da unten. Sie versuchen, sie unterm Pier herauszufischen.«

»Ja«, sagte ein Freund von ihm, der mit seinem hellblonden Bürstenhaarschnitt in der Sonne fast glatzköpfig aussah. »Sie soll erschossen worden sein. Die Hafenpolizei durchkämmt in dieser Minute das ganze Schiff.«

Ich trat aus der Schlange, ließ meinen Blick über den Hafen schweifen und suchte nach einem Beleg für das, was sie gesagt hatten. Überall waren Menschen - insgesamt vielleicht zwanzigtausend, und alle mit dem Ausdruck im Gesicht, als seien sie gerade unabkömmlich. Neben den tausenden auf dem Kai herumwuselnden Männern und Frauen, die von hier in ihnen unbekannte Gefilde aufbrechen würden, standen tonnenweise Lebensmittel, Verpflegung und Munition - alles »Made in America« für die Truppen in Übersee. Auf riesigen Paletten warteten Milch- und Eipulver auf die Verladung. In eilig aufgebauten Kabinen wurden Soldaten in letzter Sekunde geimpft. Diejenigen, die noch keinen Einberufungsbefehl erhalten hatten und die Zeit bis zur Order absitzen mussten, wurden an Informationsständen in örtliche Hotels oder andere Vergnügungsetablissements dirigiert.

Und dann sah ich sie. Mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Ihre Kleidung, die um ihre Aufgabe gebracht war, blähte sich um sie herum auf und sah aus, als wollte sie jeden Augenblick die Flucht ergreifen. Wenn ich nicht gewusst hätte, wonach ich suchte, hätte ich sie wahrscheinlich für eine im Hafenbecken dümpelnde, weggeworfene Puppe gehalten. Neben ihr schaukelte ein Motorboot, und der von ihm verursachte Wellengang erweckte für einen Augenblick den Anschein, sie wäre noch am Leben. Der Mann im Boot versuchte, ihren Rock mit etwas, das nach einem großen Haken aussah, zu fassen zu kriegen und sie zu sich heranzuziehen.

»Oh Gott«, sagte Jayne, »wie schrecklich.«

Als ihr Körper zum Boot gezogen wurde, drehte sich die tote Frau auf den Rücken. Lange blonde Ringellocken lagen wie ein Strahlenkranz um ihren Kopf - so würde ein Kind die Sonne malen. Obwohl wir weit weg standen, konnte ich sehen, dass ihre Augen geöffnet waren und immer noch Zeugnis ablegten von ihren entsetzlichen letzten Augenblicken.

Jayne griff meinen Arm und versuchte, mich zurück in die Schlange zu ziehen. »Guck nicht hin«, sagte sie. »Und denk nicht weiter dran.«

Ich versuchte, ihr zu gehorchen, aber die Frau im Wasser hatte mich in ihren Bann geschlagen. Sie kam mir bekannt vor. Vielleicht war mir das Antlitz des Todes aber auch derart vertraut, dass ich sie nur zu kennen glaubte. Der Tod schaffte es ja immer ganz gut, in meiner Nähe zu bleiben.

Der Junge mit dem blonden Bürstenhaarschnitt kam zu uns, schaute ebenfalls hinab und stieß einen leisen Pfiff aus. »Jetzt ist aber genug - so etwas sollten sich Damen doch nicht ansehen.« Er griff nach unseren Händen und zog uns zurück in die Reihe. Beim Loslassen musterte er uns von Kopf bis Fuß. Zweifelsohne versuchte er sich einen Reim darauf zu machen, warum wir uns anstellten, um an Bord eines Kriegsschiffs zu gehen, ohne eine Uniform zu tragen. »Sie sind nicht beim Women´s Army Corps, oder?«

»Nein«, sagte Jayne, »wir sind Schauspielerinnen.«

Er runzelte die Stirn. Unsere Rolle im Krieg war ihm offensichtlich nicht sofort klar.

»Wir machen bei den USO-Camp-Shows mit«, sagte Jayne.

»Wohin soll´s denn gehen?«

»Auf die Salomonen«, erläuterte ich. »Wir machen die Fronttournee.«

Er wandte sich wieder an seine Freunde. »Wow, Leute, die Mädels hier sind von der USO.«

Sofort schob uns einer seinen Koffer hin und drehte ihn so, dass wir eine Bank zum Sitzen hatten. Unser eigenes Gepäck - auf Anordnung der United Service Organizations nur vierundzwanzig Kilo schwer - war bei einem Gepäckträger, der versprochen hatte, es aufs Schiff zu bringen, bevor wir den Hafen verließen.

Die Männer bombardierten Jayne mit Fragen, wollten wissen, wen wir kannten, wo wir schon aufgetreten waren und ob sie uns schon mal irgendwo gesehen haben könnten. Jayne zählte eine ganze Reihe unbedeutender Theaterstücke, C-Prominenter und New Yorker Bezirke auf, von denen die meisten noch nie gehört hatten. Ich mischte mich nicht ein. In Gedanken war ich im Wasser und paddelte wie ein Hund, um bei der Leiche zu bleiben.

Warum kam sie mir so bekannt vor? Ich trat erneut aus der Schlange ans Hafengeländer, um das im Wasser treibende Mädchen zu betrachten. Sie war nicht mehr da. Obgleich es nicht mehr zu sehen war, konnte ich noch das Tuckern des Motorboots hören, das zum Anleger zurückfuhr. Schon ließ sich auch eine jammernde Sirene vernehmen, die schnell lauter wurde, als ein Krankenwagen in einer Kakophonie aus Lärm und Blaulicht auf den Kai gefahren kam. Die Sanitäter sprangen aus dem Führerhaus und zogen eine Bahre hinten aus dem Wagen. Sie bewegten sich zu schnell. Vielleicht wussten sie noch nicht, dass sie bereits tot war. Oder sie hatten Anweisung bekommen, den Leichnam zu bergen, bevor er noch mehr Aufsehen erregte. Schließlich wollte niemand, dass Soldaten an den Tod denken mussten.

Irgendwann ging den Jungs der Gesprächsstoff aus, und Jayne ersetzte die angelegentliche Plauderei durch die Zeitschriften, die sie als Reiselektüre eingepackt hatte. Während ich nach der Bahre auf dem Rückweg Ausschau hielt, blätterte sie durch eine Ausgabe der Photoplay.

»Unglaublich!« Ihre Stimme riss mich aus den Gedanken. Ich ging zurück zur Schlange und fand sie mit gerunzelter Stirn über dem Foto einer Frau in einem derart eng sitzenden schwarzen Samtkleid, dass ihre Vorderfront auf eine zweite Seite überquoll.

»Was ist?«, fragte ich.
...
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