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Das erfüllte Leben. Optimismus als Lebenskraft

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
96 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am15.11.2023
Seinen Grundsatz, den Glauben im Handeln zu verwirklichen, lebte der Theologe Dietrich Bonhoeffer mutig und konsequent. Nach Hitlers »Machtergreifung« verurteilte er öffentlich die Judenverfolgung und arbeitete engagiert für die Bekennende Kirche. Bonhoeffers Nähe zum wehrmachtsinternen Widerstand führte 1943 zu seiner Inhaftierung. Wenige Monate vor seiner Hinrichtung im KZ Flossenbürg 1945 schrieb er die bekannten Zeilen »Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag«. Der vorliegende Band versammelt Texte von und über Bonhoeffer, den sein Gottvertrauen bis zum Ende stärkte.

Dietrich Bonhoeffer wird am 4. Februar 1906 in Breslau geboren. Als er sechs Jahre alt ist, übersiedelt die Familie Bonhoeffer nach Berlin. Er studiert in Tübingen und Berlin Theologie und promoviert 1927 mit 21 Jahren. Nach einem Auslandsvikariat in der deutschen Gemeinde in Barcelona kehrt Bonhoeffer 1929 nach Berlin zurück, legt sein zweites Theologisches Examen ab und habilitiert sich im Alter von nur 24 Jahren. Nach Auslandsaufenthalten lehrt er ab 1931 an der Berliner Universität. Bald nach der 'Machtergreifung' schließt sich Bonhoeffer dem kirchlichen Widerstand an. Am 5. April 1943 wird er verhaftet. Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 spitzt sich die Lage auch für ihn dramatisch zu. Bonhoeffer kann die amerikanischen Geschütze schon hören - im KZ Flossenbürg, wohin man ihn unterdessen gebracht hat, als ihn ein Standgericht zum Tode verurteilt. Am 9. April 1945 wird er zusammen mit Oster und Canaris erhängt.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR4,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR2,99

Produkt

KlappentextSeinen Grundsatz, den Glauben im Handeln zu verwirklichen, lebte der Theologe Dietrich Bonhoeffer mutig und konsequent. Nach Hitlers »Machtergreifung« verurteilte er öffentlich die Judenverfolgung und arbeitete engagiert für die Bekennende Kirche. Bonhoeffers Nähe zum wehrmachtsinternen Widerstand führte 1943 zu seiner Inhaftierung. Wenige Monate vor seiner Hinrichtung im KZ Flossenbürg 1945 schrieb er die bekannten Zeilen »Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag«. Der vorliegende Band versammelt Texte von und über Bonhoeffer, den sein Gottvertrauen bis zum Ende stärkte.

Dietrich Bonhoeffer wird am 4. Februar 1906 in Breslau geboren. Als er sechs Jahre alt ist, übersiedelt die Familie Bonhoeffer nach Berlin. Er studiert in Tübingen und Berlin Theologie und promoviert 1927 mit 21 Jahren. Nach einem Auslandsvikariat in der deutschen Gemeinde in Barcelona kehrt Bonhoeffer 1929 nach Berlin zurück, legt sein zweites Theologisches Examen ab und habilitiert sich im Alter von nur 24 Jahren. Nach Auslandsaufenthalten lehrt er ab 1931 an der Berliner Universität. Bald nach der 'Machtergreifung' schließt sich Bonhoeffer dem kirchlichen Widerstand an. Am 5. April 1943 wird er verhaftet. Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 spitzt sich die Lage auch für ihn dramatisch zu. Bonhoeffer kann die amerikanischen Geschütze schon hören - im KZ Flossenbürg, wohin man ihn unterdessen gebracht hat, als ihn ein Standgericht zum Tode verurteilt. Am 9. April 1945 wird er zusammen mit Oster und Canaris erhängt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641311414
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.11.2023
Seiten96 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2173 Kbytes
Artikel-Nr.11383220
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



»Einer trage des anderen Last« -

Gemeinsam leben und handeln in
der Nachfolge Christi

Jesus von Nazareth ist für Dietrich Bonhoeffer das lebendige, immer gegenwärtige Zentrum, an dem er all sein Denken und Handeln ausrichtet. Das mag zunächst nicht verwundern bei einem evangelischen Pfarrer und Theologen. Doch die Kompromisslosigkeit, mit der Bonhoeffer an der bedingungslosen Nachfolge Christi festhält - und die ihn letztlich in den aktiven Widerstand gegen Hitler führt - ist bis heute eines der beeindruckendsten Zeugnisse für konsequent gelebtes Christentum.

Betrachtet man Bonhoeffers Lebens- und Leidensweg, fragt man sich immer wieder, woher ein Mensch die Kraft nimmt für so viel Mut, Nächstenliebe und die Bereitschaft, Verantwortung für sich und andere zu tragen. Einen nicht zu unterschätzenden Beitrag leisteten hier sicher Elternhaus und Erziehung. Als sechstes von acht Kindern wird Dietrich Bonhoeffer 1904 in eine wohl­habende, bildungsbürgerliche Familie hineingeboren, in der eine für die damalige Zeit offene und warme Atmosphäre herrscht. Vor allem anderen ist es den Eltern wichtig, ihre Kinder zu verantwortungsbewussten Menschen zu erziehen.3 Für den Vater, einen angesehenen Psychiater und Neurologen, ist dies ein humanistisches Ideal; Bonhoeffers Mutter, die aus einer preußischen Theologendynastie stammte, handelt durchaus nach christlichen Prinzipien.4 »So wurde«, schreibt Bonhoeffers langjähriger Freund Eberhard Bethge, »früh von den Geschwistern erwartet, immer die Gefühle und Bedürfnisse der anderen mitzubedenken. Lob und Tadel bezogen sich fast ausschließlich auf diesen Bereich. Dies Bedenken-der-anderen wurde eine wichtige Komponente in Bonhoeffers Theologie.«5 Wie seine Geschwister profitiert Bonhoeffer zudem von einem Haus voller Bücher. Früh liest er nicht nur die Klassiker, sondern auch philosophische, sozialwissenschaftliche und theologische Literatur. In einem Werk des evangelischen Theologen und liberalen Politikers Friedrich Naumann stößt Bonhoeffer als Primaner auf einen Widerspruch des christlichen Lebens: »Viele sind praktisch mit der rechten Hand Kaufleute und mit der linken Hand Wohltäter der Armen. [...] Alle Stimmungen des Evangeliums schweben nur wie ferne, weiße Sehnsuchtswolken über allem wirklichen Tun unserer Zeit.«6 Mit seiner vehementen Forderung der Nachfolge Christi, die er 1937 nach Dissertations- und Habilitationsschrift in seinem ersten theologischen Werk7 ausformuliert, wird Bonhoeffer sich später gegen »diese saubere Trennung eines relevanten von einem irrelevanten Raum - Welt und Evangelium - [...] leidenschaftlich auflehnen.«8 Als gemeinsamen Ort, in der Christen ihr Leben in der Nachfolge führen können, bestimmt Bonhoeffer die Kirche, die damit eine zentrale Stellung innerhalb seines Lebens und theologischen Wirkens einnimmt: »Der menschgewordene, der gekreuzigte und der verklärte Christus nimmt Gestalt an in den Einzelnen, weil sie Glieder seines Leibes, der Kirche sind. Die Kirche trägt die Menschengestalt, die Todesgestalt und die Auferstehungsgestalt Jesu Christi. Sie ist zuerst sein Ebenbild (Eph 4;24; Kol 3,10), und durch sie sind es alle ihre Glieder. Im Leibe Christi sind wir wie Christus geworden.«9 Dabei betont Bonhoeffer, wie wichtig für Christen die Gemeinschaft und wie essenziell es ist, dass nicht jeder für sich allein das Wagnis der Nachfolge eingeht: »Der Christ braucht den Christen, der ihm Gottes Wort sagt, er braucht ihn immer wieder, wenn er ungewiss und verzagt wird; denn aus sich selbst kann er sich nicht helfen, ohne sich um die Wahrheit zu betrügen.«10

Bonhoeffer versucht zeitlebens, im Sinne des Paulus-Worts »Einer trage des anderen Last« (Galater 6,2) zu handeln und Verantwortung für andere zu übernehmen. So entscheidet er sich etwa in dem Moment, als ihm die ­Türen für eine akademische Karriere weit offenstehen, zunächst für die kirchliche Ausbildung in der Gemeinde, für den Weg in die praktische Arbeit bei den Menschen.11 Und so lässt er, als er Anfang der 1930er-Jahre doch eine Dozentur annimmt, Vorlesungen und Seminare ausfallen, um sich im proletarischen Berliner Wedding um eine »verwilderte Konfirmandenklasse«12 zu kümmern. Dabei tut er für die teilweise verwahrlosten und vernachlässigten Kinder viel mehr, als ihnen den Katechismus zu predigen: Er spielt mit ihnen Schach, bringt ihnen Englisch bei, packt für jeden ein Weihnachtsgeschenk und sorgt dafür, dass alle Stoff für ihre Konfirmationsanzüge bekommen.13 Das mögen im Gesamten gesehen eher kleine Gesten sein, doch für die Weddinger Jungs bedeutet es unendlich viel. Als später christliche Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft lebensgefährlich werden, ändert das für Bonhoeffer nichts. Er hilft Juden bei der Flucht aus Nazideutschland und baut 1935 ein Predigerseminar für junge Männer der »Bekennenden Kirche« auf, obwohl dies längst illegal ist. In seiner Gefängniszeit in Tegel setzt er sich auch dort für die Menschen ein; für Mitgefangene ebenso wie für Wächter. Er versucht eigene Vergünstigungen für andere zu nutzen, verfasst Beschwerden für Mithäftlinge über die Haftbedingungen, versorgt Kranke oder bei Luftangriffen Verletzte als Sanitäter.14

Dietrich Bonhoeffer predigt und lebt die Nachfolge Christi. Die Gesetzte des Hitler-Regimes gelten ihm nichts, er sieht sich allein Jesus Christus und vor allem der Bergpredigt verpflichtet: »Die Bergpredigt gilt als Wort der weltversöhnenden Liebe Gottes entweder überall und jederzeit, oder sie geht uns ernstlich überhaupt nichts an.«15 Wie unendlich mutig und absolut lebens­gefährlich das in Bonhoeffers Lebenszeit im nationalsozialistischen Deutschland ist, wissen wir - theoretisch. Es wirklich zu begreifen, ohne es erfahren zu haben, fällt schwer.

*****

Die Kirche hat nicht zweierlei Gebot zu ihrer Verfügung, eines für die Welt, ein anderes für die christliche Gemeinde, sondern ihr Gebot ist das in Jesus Christus offenbarte eine Gebot Gottes, das sie aller Welt verkündigt.

DBW 6, S. 403

Der Raum der Kirche ist nicht dazu da, um der Welt ein Stück ihres Bereiches streitig zu machen, sondern gerade um der Welt zu bezeugen, dass sie Welt bleibe, nämlich die von Gott geliebte und versöhnte Welt.

DBW 6, S. 49

Kirche ist nicht die Gemeinschaft von Gleichartigen, sondern eben gerade von Fremden, die durch das Wort berufen sind. Das Volk Gottes ist eine Ordnung über alle Ordnungen hinaus. »Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mein Bruder, Schwester und Mutter.« Die Rasse, das Blut ist eine unter den Ordnungen, in die die Kirche eintritt, aber sie darf nie Kriterium für die Zugehörigkeit zur Kirche sein, dies ist allein das Wort Gottes und der Glaube.

DBW 12, S. 408 f.

In der Kirche sein, heißt den Mut haben, mit Gott als dem Herrn allein zu sein, heißt nicht Menschendiener, sondern Gottesdiener zu sein. Und dazu gehört Mut. Das größte Hindernis des Menschen, Gott den Herrn sein zu lassen, d. h. zu glauben, ist unsere Feigheit.

DBW 12, S. 447 f.

Jesus hat alle Autorität in der Gemeinschaft an den brüderlichen Dienst gebunden. Echte geistliche Autorität gibt es nur, wo der Dienst des Hörens, Helfens, Tragens und Verkündigens erfüllt wird. Jeder Personenkult, der sich auf bedeutende Eigenschaften, auf hervorragende Fähigkeiten, Kräfte, Begabungen eines Andern - und seien sie durchaus geistlicher Art - erstreckt, ist weltlich und hat in der christlichen Gemeinde keinen Raum, ja er vergiftet sie.

DBW 5, S. 91 f.

Der Einzelne handelt nicht für sich allein, sondern er vereinigt in seinem Ich das Ich mehrerer Menschen, gegebenenfalls sogar einer sehr großen Zahl.

DBW 6, S. 219

In dem Augenblick, in dem ein Mensch Verantwortung für andere Menschen auf sich nimmt, entsteht die echte ethische Situation, die sich von der Abstraktion, in der der Mensch sonst das Ethische zu bewältigen sucht, allerdings wesentlich unterscheidet.

DBW 6, S. 220

Für mich ist es oft eine große Hilfe gewesen, am Abend an alle zu denken, deren Fürbitte ich gewiss bin, von den Kindern bis zu den Erwachsenen. Ich glaube, dass ich viel Bewahrung in meinem Leben der Fürbitte Bekannter und Unbekannter zu danken habe.

Aus einem Brief an Eberhard Bethge,

Tegel, 21. August 1944; WE, S. 210

Die Last des Andern tragen heißt, die geschöpfliche Wirklichkeit des Andern ertragen, sie bejahen und in ihrem Erleiden zur Freude an ihr durchdringen.

DBW 5, S. 86

Es gibt kaum ein beglückenderes Gefühl als zu spüren, dass man für andere Menschen etwas sein kann. Dabei kommt es gar nicht auf die Zahl, sondern auf die Intensität an. Schließlich sind eben die menschlichen Beziehungen doch einfach das Wichtigste im Leben; daran kann auch der moderne »Leistungsmensch« nichts ändern, aber auch nicht die Halbgötter oder die Irrsinnigen, die von menschlichen Beziehungen nichts...

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