Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Übertragungsfehler

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.01.2024
Für den zu einer - wenn auch wortkargen - Sicherheitseinheit umfunktionierten Killerbot droht die schlimmste Aufgabe, die man sich vorstellen kann. Sie muss (a) einen Mord auf Preservation Station aufklären (nicht so schlimm), dafür (b) mit der Stations-KI zusammenarbeiten (suboptimal, aber okay) und vor allem (c) mit Menschen reden (sehr schlimm). Als Killerbot bleibt einem auch nichts erspart ...

Martha Wells ist »New York Times«-Bestsellerautorin und hat eine Vielzahl an Science-Fiction- und Fantasy-Romanen und -Kurzgeschichten sowie Jugendbücher, Film- und TV-Tie-ins wie »Star Wars«, »Stargate: Atlantis« und Essays geschrieben. Ihr Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. »Tagebuch eines Killerbots« wurde für den Philip K. Dick Award nominiert und gewann den Nebula Award, Hugo Award, ALA/YALSA Alex Award und Locus Award. Martha Wells lebt mit ihrer Familie in College Station, Texas.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextFür den zu einer - wenn auch wortkargen - Sicherheitseinheit umfunktionierten Killerbot droht die schlimmste Aufgabe, die man sich vorstellen kann. Sie muss (a) einen Mord auf Preservation Station aufklären (nicht so schlimm), dafür (b) mit der Stations-KI zusammenarbeiten (suboptimal, aber okay) und vor allem (c) mit Menschen reden (sehr schlimm). Als Killerbot bleibt einem auch nichts erspart ...

Martha Wells ist »New York Times«-Bestsellerautorin und hat eine Vielzahl an Science-Fiction- und Fantasy-Romanen und -Kurzgeschichten sowie Jugendbücher, Film- und TV-Tie-ins wie »Star Wars«, »Stargate: Atlantis« und Essays geschrieben. Ihr Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. »Tagebuch eines Killerbots« wurde für den Philip K. Dick Award nominiert und gewann den Nebula Award, Hugo Award, ALA/YALSA Alex Award und Locus Award. Martha Wells lebt mit ihrer Familie in College Station, Texas.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641309305
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum11.01.2024
Reihen-Nr.3
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3914 Kbytes
Artikel-Nr.11383306
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Der tote Mensch lag an Deck auf der Seite, halb zusammengekrümmt, unter der rechten Hand die verstreuten Bruchstücke eines Feed-Interfaces. Ich hatte schon viele tote Menschen gesehen (richtig viele), also führte ich einen ersten Scan durch und glich die Ergebnisse mit archivierten Datensätzen ab, etwa menschliche Körpertemperatur versus Umgebungstemperatur, Grad der Leichenblässe sowie diverse andere echt abstoßende Sterbeprozesse im Zusammenhang mit Flüssigkeiten. Alle diese Daten hatte ich nach wie vor im Langzeitspeicher. Der Abgleich ermöglichte mir, den Zeitpunkt des Todes einzuschätzen. »Vor ungefähr vier Stunden«, sagte ich.

Dr. Mensah wechselte einen Blick mit Senior Officer Indah von der Station Security. Dr. Mensahs Miene war ausdruckslos. Indah wirkte genervt, aber so schaute sie in meiner Gegenwart eigentlich immer drein. »Woher willst du das wissen?«, fragte sie.

Ich konvertierte Scan-Daten, Abfrage- und Vergleichsergebnisse in einen für Menschen lesbaren Bericht und schickte ihn an ihre Feed-Adresse, dazu eine Kopie an Mensah. Indah blinzelte und setzte während des Lesens nach und nach einen geistesabwesenden Blick auf. Mensah markierte den Bericht als empfangen, sah aber weiterhin Indah an, eine Augenbraue hochgezogen. (Ich untersuchte wieder mit Scan und Optik den Fundort, doch die über meinem Kopf kreisende Arbeitsgruppe neuer Aufklärungsdrohnen versorgte mich mit Video.)

Wir befanden uns an einer Kreuzung in der Passage von Preservation Station, einem kreisrunden Raum, an dem drei kleine Korridore aufeinandertrafen, von denen der eine als kurzer Durchgang zu einem Hauptkorridor zweiter Ordnung führte: dem Trans Lateral Bypass. (In Preservation trugen alle Korridore Namen, eine hiesige Tradition, die durchaus ein bisschen nervte.) Wie immer die Kreuzung hieß, viel Verkehr gab es nicht; sie wurde vor allem als Abkürzung zwischen einem Wohn- und einem Arbeitsviertel benutzt. (Man unterschied hier nicht, anders als auf Stationen in Corporation Rim, zwischen Transitreisenden und Langzeitbewohnenden, aber das war noch lange nicht das Seltsamste an Preservation.)

Seltsam war auch, dass ein Mensch ausgerechnet an dieser Kreuzung oder überhaupt in Preservation Station ums Leben kam; die Gefahrenbewertung sowohl für Transitreisende als auch Stationsbewohnende lag niedrig und betraf zumeist Unfälle sowie Ereignisse im Zusammenhang mit substanzbedingter Dummheit/Aggression im Hafenbereich. Auf dieser konkreten Kreuzung lag die Gefahrenbewertung für Unfalltod sogar noch niedriger, fast bei null. Hier gab es nichts außer den Lampen in der hohen Decke und den üblichen silbrig-blau strukturierten Wandpaneelen, auf denen alte Graffiti und Bilder prangten, die ernsthaft als Teil einer stationsweiten historischen Ausstellung geschützt waren. Soll heißen, wenn man es wirklich darauf anlegte, ließ sich durchaus ein Weg finden, ums Leben zu kommen, indem man etwa die Stromanschlüsse unter den Paneelen und Abschirmungen freilegte und, keine Ahnung, daran leckte oder so, aber das hatte dieser tote Mensch eindeutig nicht getan.

Die Gefahrenbewertung für Mord lag auf der Station insgesamt stabil beim Minimalwert von sieben Prozent. (Für einen noch tieferen Wert hätten wir uns auf einem unbewohnten Planeten befinden müssen.) (Und ich hatte noch nie einen Kontrakt auf einem unbewohnten Planeten gehabt, denn wenn ich erst mal auf diesem Planeten war, bewohnten ja wir ihn.) Hier lagen nicht einfach tote Menschen auf dem Boden herum.

»Tja«, begann Indah, die endlich den Bericht durchgelesen hatte. (Schon klar, Menschen brauchen dafür immer ewig.) »Keine Ahnung, wie akkurat diese Einschätzung ist ...«

Weitere Security kam herein, eine Person aus der Technikabteilung, die eigentlich Schiffsfracht auf Biogefahrenstoffe untersuchte, Feed-ID Tural, und erklärte: »Laut unserer Scan-Analyse ist das Opfer seit ungefähr vier Stunden tot.«

Indah seufzte. Tural von der Technik hatte offensichtlich erwartet, dass diese Info mit mehr Begeisterung aufgenommen werden würde, und zog ein verwirrtes Gesicht.

»ID?«, fragte ich. Das Interface des toten Menschen war kaputt und ließ sich nicht mehr auslesen. Falls damit seine Identität hatte verschleiert werden sollen, fiel das wohl unter naiver Optimismus. Preservation Station speicherte Personendaten und Körperscan von Dauerbewohnenden sowie von Transitreisenden, die ihr Schiff verließen, da konnte eine Identitätsfeststellung kein großes Problem darstellen. »Bekannte Kontakte?«

Tural sah zu Indah, und die nickte zustimmend. »Wir haben keinen subkutanen Marker und auch sonst nichts mit ID gefunden, weder am Körper noch augmentiert. Ein erster Abgleich der körperlichen Merkmale mit den Boardinglisten der zuletzt angekommenen Schiffe ergab keine Treffer.« Auf Indahs unzufriedene Miene hin fügte sier hinzu: »Ohne Interface müssen wir warten, bis jemand von der Klinik kommt und den Körperscan macht, dann können wir ihn mit den Einreisedaten abgleichen.«

Indah fragte: »Und von dort ist noch niemand hier, weil ...?«

Tural verzog vorwegnehmend das Gesicht. »Weil heute Gesundheitstag in der Schule ist, und der Bot, der normalerweise die mobilen Körperscans übernimmt, dort mit den Check-ups zu tun hat? Und er die mobile Medostation, die sie dafür verwenden, erst mal hierherschaffen muss?«

Menschen formulieren Unerfreuliches gern als Frage, nur klingt es dann immer noch unerfreulich.

Indah wirkte auch nicht erfreut. Mensahs Mund zuckte à la Dazu würde ich ja etwas sagen, aber ich verkneife es mir lieber. Indah fragte: »Haben Sie denen erzählt, dass es sich um einen Notfall handelt?«

»Ja, aber die meinten, ein Notfall war es, bis eine Fachkraft vor Ort den Tod festgestellt und eine mögliche Wiederbelebung ausgeschlossen hat. Danach ist es ans Ende der Liste von Nichtnotfällen gerutscht, die sie abzuarbeiten haben.«

Preservation muss immer alles kompliziert machen. Und das ist keine Metapher für meine Erfahrungen hier. Okay, doch, es ist eine Metapher.

Indah schob den Unterkiefer vor. »Hier handelt es sich um Mord. Wenn die Person, die das getan hat, noch jemanden ermordet ...«

Mensah unterbrach sie. »Ich rufe dort an und erkläre, dass es sich nicht um einen Unfalltod handelt, sondern durchaus um einen Notfall, und dass sie sofort kommen müssen.« Sie sah wieder zu der Leiche und runzelte die Stirn. »Der Rat hat gleich nach Meldung den Hafen gesperrt und das Einsatzschiff zurückbeordert, aber sind Sie sicher, dass diese Person zu Besuch hier ist ... war ... und nicht hier gelebt hat?«

Das bewaffnete Einsatzschiff sicherte normalerweise die Umgebung der Station, um Plünderer abzuschrecken, und begleitete auf Anforderung örtliche und durchreisende Schiffe. Bei gesperrtem Hafen sollte es den Start von angedockten wie nicht angedockten Schiffen bis auf Weiteres verhindern.

»Eigentlich nicht«, gab Tural zu. »Wir vermuten nur, dass sie auf Besuch hier war.«

»Ich verstehe.« Mensah hatte zwar keine kritische Miene aufgesetzt, guckte aber auch nicht so, als fände sie, dass Tural oder Indah oder sonst jemand hier gerade gute Arbeit leistete. Die Station Security war mit diesem Fall eindeutig überfordert. (Also eindeutig jedenfalls für mich.)

Indah wusste das wohl auch, denn sie rieb sich die Stelle zwischen den Augenbrauen, als hätte sie Kopfschmerzen. Sie war klein für einen Menschen in Preservation, einen Tick heller als Mensah und vielleicht ein paar Jahre älter, doch ihr stämmiger Körperbau deutete darauf hin, dass sie ziemlich effektiv boxen konnte. Aber wahrscheinlich leitete sie nicht deshalb die Security, das war eher ein Verwaltungsjob. »Kümmern Sie sich einfach nur weiter um die Identitätsfeststellung.«

Tural wirkte heilfroh, sich absetzen zu können, bevor es richtig Ärger gab. Mensahs Augenbraue zielte nach wie vor auf Indah und formte langsam eine Spitze. (Nicht wirklich. Es ist schwer zu beschreiben, man muss es selbst sehen.) Indah machte eine Geste mit den Händen und sagte: »Na schön, gehen wir und reden.«

Mensah führte uns vom Fundort weg und zum Trans Lateral Bypass. Er war breit, mit einer hohen Gewölbedecke, auf die eine Reihe von Holoansichten der Planetenoberfläche projiziert wurden, als sähe man durch transparente Luken nach draußen. Dieser Seitenarm der eigentlichen Stationspassage führte in einen Abschnitt mit Servicestellen und von dort aus weiter in Versorgungsbereiche. Im Moment herrschte wenig Verkehr, trotzdem hinderte ein Bot Menschen, augmentierte Menschen und Lieferdrohnen mit seinem Leuchtstab daran, sich der Kreuzung und den Geräten der Station Security zu nähern. Die Sicherheitsleute taten so, als würden sie uns nicht beachten. Die beiden Ratsangestellten in Mensahs Begleitung musterten die Sicherheitsleute kritisch.

Der Bot hätte einen Sichtschutz aktivieren können, aber Mensah und Indah traten einfach hinter ein großes Pflanzen-Biom mit riesigen paddelförmigen Blättern, das den Eingang zu einem Speiselokal verdeckte. (Eine Feedwerbung in mehreren Sprachen und ein buntes Schild in der Standardsprache von Preservation wiesen darauf hin, dass es »Futter satt!!!« hieß und für seine Ruheperiode geschlossen war.)

Es lag relativ abgeschirmt, trotzdem ließ ich meine Drohnen auf jeden Versuch scannen, ein Abhörgerät auf uns zu richten. Indah wandte sich zu mir und fragte: »Hast du Erfahrung mit so etwas?«

Ich musterte sie über die Drohnen und betrachtete weiter das Futter-satt!!!-Schild mit seinen ringsherum tanzenden kleinen Figuren, die wohl nahrhafte Speisen...

mehr