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Intimleben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Eisele eBookserschienen am27.07.2023Auflage
Der Nummer 1-Bestseller aus Italien Ein blendend unterhaltender Roman über unsere narzisstische Gegenwart Maria Cristina Palma führt ein scheinbar perfektes Leben, sie ist schön, reich, berühmt, die Welt dreht sich um sie.  Dann bekommt sie eines Tages ein Video auf ihr Handy, das alles verändert. Es gibt ein Geheimnis in ihrer Vergangenheit, das keinesfalls an die Öffentlichkeit dringen darf.  In dem Versuch, dieses Video geheim zu halten, dreht Maria Cristina fast durch. Und setzt in ihrer Panik eine Kette von Ereignissen in Gang, die sie selbst am allermeisten überraschen ... Der gefürchtete Blick der anderen auf uns, die Inszenierung unseres Lebens, die Heuchelei des Ganzen, unsere Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Liebe - mit Ironie, Scharfsicht und überraschenden Plot-Twists inszeniert Ammaniti den Menschen in seiner ganzen Lächerlichkeit und Grandiosität und entwirft dabei ein ebenso sezierendes wie brillant unterhaltendes Portrait unserer heutigen Welt. 'Eine göttliche Komödie über Rom, la grande bellezza und die waschechte Vita.' Berliner Morgenpost

NICCOLÒ AMMANITI, geboren 1966 in Rom, ist einer der erfolgreichsten und international renommiertesten Autoren italienischer Sprache. Der wohl bekannteste seiner bisher acht Romane, der Weltbestseller Ich habe keine Angst gewann den Premio Viareggio, sein Roman Wie es Gott gefällt den Premio Strega. All seine Bücher wurden von international herausragenden Regisseuren für das Kino verfilmt, darunter Gabriele Salvatores und Bernardo Bertolucci. Auch Ammaniti selbst ist als Regisseur tätig. Er machte Furore mit der internationalen TV-Serie Ein Wunder, für die er auch das Drehbuch schrieb. Auch seinen dystopischen Roman Anna verfilmte er als Mehrteiler fürs Fernsehen. Nach längerer Schreibpause erscheint nun endlich sein neuer Roman Intimleben. Niccolò Ammanitis Werke wurden in 44 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Frau in Rom.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextDer Nummer 1-Bestseller aus Italien Ein blendend unterhaltender Roman über unsere narzisstische Gegenwart Maria Cristina Palma führt ein scheinbar perfektes Leben, sie ist schön, reich, berühmt, die Welt dreht sich um sie.  Dann bekommt sie eines Tages ein Video auf ihr Handy, das alles verändert. Es gibt ein Geheimnis in ihrer Vergangenheit, das keinesfalls an die Öffentlichkeit dringen darf.  In dem Versuch, dieses Video geheim zu halten, dreht Maria Cristina fast durch. Und setzt in ihrer Panik eine Kette von Ereignissen in Gang, die sie selbst am allermeisten überraschen ... Der gefürchtete Blick der anderen auf uns, die Inszenierung unseres Lebens, die Heuchelei des Ganzen, unsere Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Liebe - mit Ironie, Scharfsicht und überraschenden Plot-Twists inszeniert Ammaniti den Menschen in seiner ganzen Lächerlichkeit und Grandiosität und entwirft dabei ein ebenso sezierendes wie brillant unterhaltendes Portrait unserer heutigen Welt. 'Eine göttliche Komödie über Rom, la grande bellezza und die waschechte Vita.' Berliner Morgenpost

NICCOLÒ AMMANITI, geboren 1966 in Rom, ist einer der erfolgreichsten und international renommiertesten Autoren italienischer Sprache. Der wohl bekannteste seiner bisher acht Romane, der Weltbestseller Ich habe keine Angst gewann den Premio Viareggio, sein Roman Wie es Gott gefällt den Premio Strega. All seine Bücher wurden von international herausragenden Regisseuren für das Kino verfilmt, darunter Gabriele Salvatores und Bernardo Bertolucci. Auch Ammaniti selbst ist als Regisseur tätig. Er machte Furore mit der internationalen TV-Serie Ein Wunder, für die er auch das Drehbuch schrieb. Auch seinen dystopischen Roman Anna verfilmte er als Mehrteiler fürs Fernsehen. Nach längerer Schreibpause erscheint nun endlich sein neuer Roman Intimleben. Niccolò Ammanitis Werke wurden in 44 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Frau in Rom.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961611812
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum27.07.2023
AuflageAuflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3109 Kbytes
Artikel-Nr.11420890
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


I.
Mittwoch, 21. Februar
1.

Diese Geschichte beginnt an einem Mittwoch des vergangenen Jahrzehnts, es ist morgens um Viertel nach neun, und Maria Cristina Palma macht gerade Gymnastik. Sie ist beim bulgarischen Squat, einer Übung zur Stärkung der Oberschenkel und Gesäßmuskeln. Das eine Bein zurückgelegt, das andere nach vorn gestellt, beugt sie das Knie und starrt durch die Verandafenster in die trübe Wolkendecke. Der Feinstaub, der die Römer wochenlang zu eingeschränkten Fahrverboten mit alternierenden Nummernschildern zwang, hat sich mit dem Regen gelegt. Es ist warm in der Wohnung, doch jenseits der Doppelfenster zur Terrasse hat die nächtliche Kälte die Palmfarne und die kahle Pergola mit Raureif bedeckt. Durch die Geländerstreben ist der von Autos verstopfte Lungotevere zu erahnen, und dahinter, verschwommen im ungesunden Hauptstadtdunst, die plumpe Silhouette der Engelsburg. Das Penthouse, das Maria Cristina bewohnt, ist eines jener unerreichbaren Paradiese, von dem die meisten Menschen nicht einmal zu träumen wagen. Über dreihundert Quadratmeter in einem neoklassizistischen Wohnhaus ganz in der Nähe der Piazza Navona, vor der Tür ein Mannschaftswagen der Polizei, der Tag und Nacht Wache schiebt.

Ihr Personal Trainer, Mirco Tonik, ein Riesenbaby aus Francavilla al Mare, erzählt ihr gerade, dass er den Geburtstag seines irischen Verlobten Michael Carmichael, der Gebrauchsanweisungen für Drucker und Router übersetzt, in einem veganen Restaurant in seinem Stadtviertel Pigneto gefeiert hat. Während der Trainer von einer göttlichen Auberginen-Parmigiana schwärmt, zieht er eine Scheibe von der Langhantel, wodurch das Gegengewicht auf der anderen Seite, fünf Kilo reinstes Gusseisen, von der Stange rutscht und auf dem rechten großen Zeh der Frau landet, die einen so heftigen Schmerzensschrei ausstößt, dass das Pärchen Unzertrennliche im Emaillekäfig über den Zimmerfarnen verstummt. Der Wintergarten samt den Pfeilblättern in ihren azurblauen Töpfen, der Kentiapalme und den hängenden Trieben der Efeutute auf den Regalen wummert ihr entgegen wie ein Spezialeffekt eines schlechten Films.

Mirco Tonik, dem dämmert, welchen Bockmist er gebaut hat, schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, tänzelt von einem Fuß auf den anderen und ruft seinen Schöpfer an: »Oh Gott! Oh Gott! Oh Gott, oh Gott. Was habe ich getan.«

Maria Cristina zittert vor Schmerz. Sie muss ihn einfach nur wegatmen.

Im Gegensatz zu seelischen Schmerzen neigt die Erinnerung an körperliche Blessuren dazu, mit der Zeit zu verblassen, und nach ein paar Jahren sind die Qualen eines gezogenen Zahns oder einer Blinddarmentzündung so gut wie vergessen. Fünfzehn Jahre sind vergangen, seit Maria Cristinas Ex-Mann, der bekannte Schriftsteller Andrea Cerri, ihr vor dem Hotel Locarno einen Finger in der Tür eines Golf Cabrio einklemmte. Damals war sie in die Notaufnahme des Fatebenefratelli-Krankenhauses gefahren, wo man ihr den letzten Hautfetzen durchtrennt hatte, an dem ein blutiger Klumpen aus Fleisch und Fingernagel hing. Glücklicherweise wurde der heutige Aufprall durch das Oberleder des Schuhs gedämpft.

»Wie geht es dir? Tut es weh?«, stammelt der Personal Trainer und presst sich eine Hand an die Brust.

Mit angehaltenem Atem macht Maria Cristina ihm ein Zeichen, sich zu beruhigen.

In diesem Augenblick gibt es auf der ganzen Welt oder zumindest im ersten Bezirk Roms wohl niemanden, dem Beruhigung ferner läge als Mirco Tonik. Von den sechzehn Milliarden großen Zehen, die über die Erde wandeln, ist der von ihm gequetschte einer der Kostbarsten.

Maria Cristina Palmas Füße, Schuhgröße neununddreißig, im Ayurveda das Maß der Harmonie, sind griechische Füße, deren zweiter Zeh wie bei der Venus von Milo eine Spur länger ist als der große. In der Medizin wird dieses Phänomen zu Ehren des amerikanischen Orthopäden Dudley J. Morton, der es zum ersten Mal beschrieb, »Morton-Zeh« genannt. Nur zehn Prozent der Weltbevölkerung haben ihn, und seine Verbreitung ist uneinheitlich. In den skandinavischen Ländern kommt er gar nicht vor, während er es beim japanischen Inselvolk der Ainu auf fast neunzig Prozent bringt. Wie bei der Barbie ist Maria Cristinas Fußgewölbe so perfekt, dass es nie den Boden berührt und seine Haut daher glatt und zart bleibt. Laut der Podomantie genannten Fußlesekunst deuten die anmutig schlanken Zehen auf Ehrgeiz und Entschlossenheit hin. Tippt man bei Google »Maria Cristina Palma Füße« ein, erscheinen unzählige Fotos. Teilansichten und Großaufnahmen, mit Schuhen und ohne. Zusammen mit Selena Gomez ist Maria Cristina die Königin des Fußfetischisten-Portals WikiFeet.

Davon abgesehen weiß Mirco Tonik sehr genau, wer der Ehemann der Frau ist, deren Zeh er lädiert hat: Domenico Mascagni, der italienische Ministerpräsident. Die wenigen Male, die er ihm in der Wohnung begegnet ist, konnte er ihm vor Angst nicht in die Augen sehen. Er ist ein mächtiger Mann und Spross einer alten Anwalts-Dynastie, die Industrien gerettet, ganze Staaten und internationale Holdings vertreten hat. Es heißt, einer seiner Vorfahren, ein gewisser Tancredi Mascagni, habe auf Durchreise in England an der Abfassung der Magna Carta mitgewirkt.

Schon sieht sich der Personal Trainer notleidend vor den Pizzerien im Stadtzentrum stehen und für ein bisschen Klimpergeld die Panflöte spielen (das Einzige, was er außer Fitnesstraining beherrscht). Michael hat es ihm hundertmal gesagt. »Nimm jetzt ein bisschen Geld in die Hand, dann musst du später keins rausschmeißen. Schließ eine Versicherung ab.« Aber er ist nun mal knauserig, und nun wird er seinen kärglichen Besitz (eine Einzimmerwohnung im Pigneto, seinen Anteil an einem Dammuso auf Pantelleria und einen klapprigen Motorroller) verkaufen müssen, um die Rekonstruktion des sublimen Zehengliedes zu bezahlen. Mirco »Tonik« Belluccio wird als der Mann in Erinnerung bleiben, der Maria Cristina Palmas großem Onkel den Garaus machte. Er braucht Luft. Er reißt die Fenstertür auf, stürzt an die Brüstung und haspelt in seinem ungeschliffenen abruzzesischen Zungenschlag: »Jetzt bring ich mich um. Jetzt bring ich mich um.«

Unter der Terrasse der Mascagnis befindet sich eine weitere, und dort läuft ein nicht besonders freundlich aussehender Deutscher Schäferhund herum. Mirco dreht um, steckt den Kopf in das von Papyrusgras bewachsene Wasserbecken, klatscht sich das Haar an den Schädel und kehrt in die Wohnung zurück.

Maria Cristina hat sich den Schuh ausgezogen, kauert auf der Bank und betrachtet ihren geschwollenen roten Zeh.

Der Trainer fällt auf der Matte vor seiner Königin auf die Knie. »Ich bin zu jedweder Strafe bereit. Körperlich, wenn möglich. Letzter Wunsch, ein paar Tropfen Xanax.«

»Im Bad.«

Der Flehende blickt auf. »Du verschonst mich? Wenn du mir verzeihst, trainiere ich dich das ganze Jahr umsonst.«

»Auf dem Bord unter dem Spiegel.«

Ungläubig ob der zuteil gewordenen Gnade, hastet Mirco Tonik davon, um sich eine ordentliche Dosis Alprazolam reinzupfeifen.

Professor Angelo Zurlo, der von Maria Cristina Palmas persönlicher Assistentin Caterina Gamberini telefonisch konsultierte Chefchirurg der Orthopädie am Gemelli-Krankenhaus, versichert, neuesten klinischen Erkenntnissen zufolge sei es ratsam, den verletzten Zeh weiter zu belasten, da »die angeregte Durchblutung des Nagelbettes Hämatomen vorbeugt, die zum Ausfall des Nagels führen«. Also kein Krankenhaus, eine gehörige Dosis Entzündungshemmer und, wenn möglich, offene und möglichst flache Schuhe.

Die Nachricht macht die Frau des Premiers wieder munter, die bereits fürchtete, das Fest im Ruderklub Circolo Canottieri Aniene sausen lassen zu müssen. Dior hat ihr ein neues Kleid zugeschickt, das sie zum Geburtstag von Igor Rossi Brogi, dem Präsidenten des Nationalverbandes italienischer Hoteliers Anai, zur Schau tragen will.

Hätte der Professor Maria Cristina verordnet, den Fuß ruhigzustellen und zu Hause zu bleiben, könnte ich diese Geschichte nicht erzählen. Ganz sicher bin ich mir da allerdings nicht. Denn Geschichten, erst recht die bedeutenden, schicksalsverändernden, sind reißende Ströme, die schwer zu bändigen sind. Lässt man sie auf ein Hindernis stoßen, umfließen sie es und suchen sich einen neuen Weg. Außerdem gefällt mir die Idee, dass diese Geschichte mit einem Schmerzensschrei beginnt.

Der just geschehene Unfall hilft jedenfalls anschaulich dabei, sich von Maria Cristina Palma, der Hauptfigur dieses Romans, ein genaueres Bild zu machen.

Wenn ihr ein Leid geschieht, sorgt sie sich um diejenigen, die es ihr zugefügt haben. Alles Schlimme, das ihr vom Leben auferlegt wird, kleinzureden und so ihre Mitmenschen zu beschwichtigen, ist eine ihrer hervorstechendsten Eigenschaften. Mit elf Jahren hatte sie einmal in der Villa in Mondello eine Rauferei zwischen der hauseigenen Tigerkatze Nello und Tante Vittorias Pudel Tolo zu schlichten versucht. Die Katze war wie ein getigerter Dämon durchs Zimmer gesprungen, hatte ihr die Krallen ins kindliche Fleisch geschlagen, sich an ihr hochgehangelt wie an einem Baumstamm und war dann im Flur verschwunden. Das Mädchen war in den Garten gegangen. Dort befanden sich ihre Mutter, die Tante, die weiß livrierten Diener, die Cousins mit den Schwimmflügeln, ihr Bruder auf dem Sprungbrett. Der Pool zuckte in gleißendem Azur, in den Pinien zirpten die Zikaden, und sie hatte, ungelenk auf ihren langen Fohlenbeinen, zerschunden wie der Heilige Bartholomäus und mit zwei nutzlosen blauen Stoffdreiecken auf der knochigen Brust, vor ihrem Teller mit den gefüllten Zucchini Platz genommen, die Serviette auf die...

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Autor

NICCOLÒ AMMANITI, geboren 1966 in Rom, ist einer der erfolgreichsten und international renommiertesten Autoren italienischer Sprache. Der wohl bekannteste seiner bisher acht Romane, der Weltbestseller Ich habe keine Angst gewann den Premio Viareggio, sein Roman Wie es Gott gefällt den Premio Strega. All seine Bücher wurden von international herausragenden Regisseuren für das Kino verfilmt, darunter Gabriele Salvatores und Bernardo Bertolucci. Auch Ammaniti selbst ist als Regisseur tätig. Er machte Furore mit der internationalen TV-Serie Ein Wunder, für die er auch das Drehbuch schrieb. Auch seinen dystopischen Roman Anna verfilmte er als Mehrteiler fürs Fernsehen. Nach längerer Schreibpause erscheint nun endlich sein neuer Roman Intimleben. Niccolò Ammanitis Werke wurden in 44 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Frau in Rom.